Altenpflege - Drecksjob oder Traumberuf?

@SunnyBeatz

SunnyBeatz schrieb:Das ist ein Knochenjob! Körperlich als auch psychisch! Wenn man diesen Job nicht mit Leib und Seele macht, ist man verloren...

seh ich auch so jetzt in nachhinein da fällt mir noch dazu ein, dass ich einige wochen lang jedesmal völlig fertig heimkam wg einer dementen frau, ich war drauf u. dran mir selbst hilfe zu holen, um mit jmd der sich besser auskennt zu unterhalten... (ja, nicht jeder fall ist krass u. es war "nur" eine frau in meiner Betreuung... )
daher sag ich entweder/oder_job ; also für mich auf dauer nicht machbar...

Drecksjob, wenn man viel zu weich und sensibel ist also so wie ich :)

Außerdem lästern die Pflegerinnen gerne mal über ihre Patienten und Patientinen :)

melaina schrieb:seh ich auch so jetzt in nachhinein da fällt mir noch dazu ein, dass ich einige wochen lang jedesmal völlig fertig heimkam wg einer dementen frau, ich war drauf u. dran mir selbst hilfe zu holen, um mit jmd der sich besser auskennt zu unterhalten... (ja, nicht jeder fall ist krass u. es war "nur" eine frau in meiner Betreuung... )
daher sag ich entweder/oder_job ; also für mich auf dauer nicht machbar...

Das kann ich sehr gut verstehen. Ich habe mich psychisch auch oft an Grenzwegen befunden.
Besonders, wenn Bewohner dich z.B. immer und immer wieder um eine Möglichkeit des Sterbens oder aktive Sterbehilfe anbetteln. Sich vor Schmerzen winden und schreien. Warum auch immer Weinen. Keine Kontakte / Besuch haben.
Oder einfach, weil es schwer ist sie so wie soe ihr Lebensende verbringen (müssen) mit anzusehen ist.
Es gibt so viele Beispiele dafür...

Extrem schlimm finde ich auch, die Lästereien / Streitereien / Mobbereien der Kollegen/Kolleginnen. Aber wasdie über mich dachten, ging mir schon immer am Ar*** vorbei.
Viel schlimmer fand ich es, dass Menschen, die schon über 25 (oder mehr) Jahre in der AP arbeiten, ihren Frust etc. an den Bewohnern ausgelassen haben! Das war nicht nur unprofessionell, sondern STRAFBAR!
Fixieren beim tägl. Waschen, Blinde schubsen & schlagen, das sogenannte "Ausräumen", medikamentös ruhig stellen........DAS alles musste ich ertragen in diesem Beruf und letztendlich war es ein (mitunter SEHR großer) Grund für meine Depressionen und Angstzustände!!!
Ich kann heute (wer weiss für wie lange und ob überhaupt wieder) nicht innerhalb dieses Berufes arbeiten deswegen. Nur der Gedanke daran, wieder all das Leid und die Not, Verzweiflung, Hilfegesuche und Misshandlungen zu sehen, lassen mir den Schweiß ausbrechen!
Dabei hab ich immer geliebt was ich tue.
😢😢😢

@xfairyx
kommt drauf an, tlw. gehört es irgendwo in die Psychohygiene, sollte aber im richtigem Rahmen gemacht werden und auf die richtige Art und Weise.

@SunnyBeatz
solches Verhalten sollte unbedingt angesprochen werden und dafür brauchts auch Konsequenzen. Es ist für mich das eine, wenn man nen schlechten Tag hat, nicht soviele Nerven und evtl. etwas bissiger im Ton ist, dies aber ebenfalls anmerken kann "Frau XY, ich habe Kopfschmerzen, da es hier so laut ist.. " und ggf. Abwechslung durch andere Person in solchen Situationen. Aber jemanden rumzuschubsen oder unnötig zu fixieren, weil man wütend ist auf diese Person weil man selber gefrustet ist, geht garnicht.

Ich sehe auch das Problem in der Pflege, dass die MA's sich vieles gefallen lassen, aus Angst, dass es schlimmer wird für die Patienten massive Zustände zulassen, auch nie streiken würden (weil wer arbeitet dann??). Ein moralisch/ethisches Dilemma in diesem Sinne. Mir tut es leid um alle, die sich kaputtarbeiten in diesem Beruf, irgendwann am Ende sind und umsatteln müssen und all ihre Energie verbraucht haben und ggf. körperliche Konsequenzen davontragen.

Aber solange es Manager gibt, die 3 Millionen Boni zu Weihnachten bekommen, ist dieses Problem nicht gelöst. Solange jeder denkt "mich gehts ja nicht an, ich bin fit und bleibe es auch". Jeden Menschen kann es treffen, ob jung ob alt, Schlaganfall, vom Auto erfasst werden, binnen Sekunden ein anderes Leben. Da würde ICH mir würdige Pflege wünschen. Ich versuche täglich so zu denken, und behandle demnach mein Gegenüber. Fange ich an zu "entgleisen" von dieser Einstellung, berufe ich mich aktiv zurück. Dies erfordert aber viel Selbstreflexion, kritische Einstellung sich und anderen gegenüber und Disziplin. Dies sind aber nur die inneren Regeln, von Aussen könnte es auch welche geben, aber da sind wir wieder beim Anfang meines Absatzes hier.

darkylein schrieb:solches Verhalten sollte unbedingt angesprochen werden und dafür brauchts auch Konsequenzen

Das habe ich! MEHRFACH! Und neben 2 Abmahnungen, eine Kündigung dafür bekommen.
Wenn die betroffenen Bewohner auf die geäußerten Vorkommnisse angesprochen werden, sagen diese oftmals nichts...aus ANGST! Wie eine Bew. mir persönlich immer wieder sagte: "Nein, ich beschwere mich nicht, wenn XY böse auf mich ist, haut sie mich wieder oder kommt morgens viel später zu mir und dann schaffe ich es nicht rechtzeitig zur Dialyse."
Die Bew. sind trotz Misshandlungen auf das Personal angewiesen. Das ist ein Teufelskreis!
Ich alleine KONNTE alle 42 Bew. meiner Station aber nicht 24/7 vor diesen Übergriffen beschützen. Auch wenn ich es versucht habe. Und das hat mich kaputt gemacht. 😞

ICH war die Jenige, welche morgens anstatt um 6 uhr, schon um 5 uhr da war, um der oben bechriebenen Bew. die morgentliche Anlaufzeit zu ermöglichen, die sie benötigte, weil sie Angst hatte, nicht rechtzeitig fertig zu sein bis das Taxi kommt. Sie konnte in Ruhe ihren Kaffee trinken und oft hab ich ihr sogr noch die Haare mit dem Lockenstab "verschönert".
ICH war die Jenige, welche nicht um 13 uhr, sondern um 15 oder 17 uhr Heim ging, weil ich bettlägrigen Frauen ALLEINE was Gutes tun wollte und das in meiner Arbeitszeit nicht möglich war! Frauen, die immer Wert auf ihr Äußeres gelegt haben, dass gesamte Bett mit blauen müllsäcken ausgelegt und ihnen die Haare gewaschen und frisiert habe, damit sie sich wenigstens EIN BISSCHEN wohl(er) fühlen.
Und noch viel mehr:
Kuchen gebacken (für o. mit Bew.), Adventsplätzchen, Spatziergänge, Tanzen, Malen, Puzzeln, Vorlesen, Biografiearbeit, Rasieren, Frisieren, Zuhören, persönl. Wünsche erfüllt wie bestimmte Crems, Zeitschriften etc. einkaufen....uuund und und!

Und was kam von den kollegen/kolleginnen und sogar meiner CHEFIN:
- "hast du ne feuchte wohnung?"
- "hast du kein zuhause?"
- "dein verhalten ist unangebracht!"
Da frage ich mich allen Ernstes wer hier UNANGEBRACHT ist! Ich finde es furchtbar was da abgeht. 😓

Genau so aber auch diese "Übermütter"-Kolleginnen, die schwerst kranke Bew. komme was wolle aus dem Bett zergeln - ob sie wollen oder nicht - und dann Feierabend machen und die nächste Schicht sich von eben diesem Schlagen lassen müssen, weil der Frust so groß ist...! Die die Bew. bevorzugen, ihre Lieblingsmenschen haben, denen sie jeden Wunsch von den Augen ablesen und dafür andere vernachlässigen.

*ARGH* Das ist für mich ein so emotionales und schlimmes Thema...
😩😩😩

Der Beruf ist wichtig...doch er wird zu gering entlohnt und die Betreiber verdienen sich einen goldene Nase mit dem Leid der anderen.

@SunnyBeatz
ja es gibt allerlei in der Pflege zu finden.. traurig sowas, vorallem die die hingucken und was unternehmen werden als unbequem erlebt und "entsorgt". Die die unprofessionell sind, bleiben oft jahrelang dort.. gibt leider auch zuviel Vitamin B in der Pflege aus meiner Ansicht.

Wenn du dich zur Altenpflegerin umschulst, solltest du keine Probleme haben, arbeitslos zu sein.
Mir haben die vier Wochen Praktikum während der Sozialassistenz aber bei weitem geschickt.

Das Altenzentrum im dem ich Praktikum gemacht hatte, hatte viel zu wenig Pflegekräfte, sodass auf eine Stadion mit 20 Klienten 2-3 Pfleger + Praktikantin kamen. An Tag 2 wollte man mir schon die komplette Verantwortung für einzelne, ''pflegeleichte'' Bewohner abdrücken. Aber das habe ich nicht mit mir machen lassen.
Um 6.30 Uhr hieß es für die Bewohner aufstehen, weil sonst nicht alle zum Frühstück fertig sein würde. Dann saßen die meisten von den alten Menschen den ganzen Tag nur im Esssaal herum und haben gewartet, dass der Tag vorbei ist Das tat mir richtig leid. Kein Wunder, dass die Meisten da nonstop schlechte Laune hatten.

Altenpfleger ist ein harter Job und ich bewundere Menschen, die das packen.

@SunnyBeatz
Ich finde es bewundernswert, was du alles gemacht hast. Gäbe es mehr von deiner Sorte wär das Elend in den Heimen nur halb so groß !!!


Ich bekomme das als MFA auch live mit und eins weiss ich sicher.... wenn ich ein Pflegegfall werde , dann hoffe ich , es nicht lange miterleben zu müssen , denn das ich jemanden wie dir begegne , ist so was wie ein sechser im Lotto !!!

@Maunzelchen

VIELEN, VIELEN Dank für deine - mein - Herz erwärmenden Worte!!! ❤️

@SunnyBeatz

Gerne, mir geht das Thema halt auch ziemlich nahe....

Danke Dir !!!

@LuneLunatic
und dieses rumsitzen ging mir so auf den Wecker, habe die Leute gepackt, raus spazieren, Kaffee trinken, Sprichwörter vorgelesen/ergänzen lassen, Dosen bemalt, gekocht mit ihnen, gebacken, Spiele gemacht etc.. ich verstehs, es ist schwer wenn man unterbesetzt ist! Aber wenn das Team dann noch aus solchen besteht, die Punkt Feierabend alles stehen und liegen lassen, ist es unmöglich.

Praktikanten ne Verantwortung am 2. Tag zu geben ist ein absolutes Nogo, ich wurde gestern im privatem Rahmen gefragt, ob es normal sei, dass man Praktikanten bei ner Bewohnerin - die auf dem Klo ist - danebenstehen lässt.. ne definitiv nicht - aus meiner Sicht.