@Snart Snart schrieb:Ja, wie ich bereits schrieb, gehen da die Meinungen und auch Studienergebnisse auseinander. Für wichtig halte ich, die Quelle ('wer steckt dahinter') einzubeziehen und die Kritikpunkte zu analysieren.
Ich habe mal versucht, nur die "reinen" Ergebnisse zu finden, vor aller Interpretation.
(Man kann allerdings auch darüber länger diskutieren, ob "reine Daten" nicht eine Illusion sind.)
Hier die Ergebnisse, die ich gefunden habe:
Die Erfolgsrate bei Kniearthrose liegt bei
53,1% für Verumakupunktur
51,0% für Shamakupunktur
29,1% für Standardtherapie
Quelle:
http://annals.org/data/Journals/AIM/20118/0000605-200607040-00005.pdf.png (Archiv-Version vom 11.10.2012)Bei Schmerzen im unteren Rücken:
At 6 Months, Response Rate Was 47.6% In The Verum Acupuncture Group, 44.2% In The Sham Acupuncture Group, And 27.4% In The Conventional Therapy Group. Differences Among Groups Were As Follows: Verum Vs Sham, 3.4% (95% Confidence Interval, −3.7% To 10.3%; P = .39); Verum Vs Conventional Therapy, 20.2% (95% Confidence Interval, 13.4% To 26.7%; P < .001); And Sham Vs Conventional Therapy, 16.8% (95% Confidence Interval, 10.1% To 23.4%; P < .001.
Quelle:
http://archinte.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=413107Die Ergebnisse für Spannungskopfschmerz und Migräne sind komplexer in der Darstellung (ist aber auch nur eine Seite, der link), grundsätzlich kann man sagen, dass Verum-Akupunktur signifikant über Sham-Akupunktur liegt, in einigen Bereich sind Verum- und Sham-Gruppe über der Wirkung der Standardtherapie, hier ist in einem Bereich die Standardtherapie der Sham-Akupunktur aber überlegen, der Verum-Akupunktur jedoch leicht unterlegen. Schau selbst:
Quelle:
http://www.gerac.de/download/5ErgebnisseinZahlen.pdf (Archiv-Version vom 11.10.2017)Diskussion:
Wie weit nun Verum über Sham liegt ist fast nachrangig, wenn man sieht, dass auch Sham-Akupunktur deutlich über Standardtherapie liegt.
Ob nun Sham-Akupunktur ein Placebo ist oder nicht, darüber gehen die Meinungen auseinander.
„Sham-Akupunktur ist die gängigste Form der Kontrolltherapie in Akupunkturstudien. Die Nadeln werden oberflächlich, ohne manuelle Stimulation an Nichtakupunkturpunkten eingestochen. Dennoch ist die Sham-Akupunktur nicht wirkfrei. Sie ist keine Placebotherapie,sondern eine „unspezifische“ Minimalakupunktur. Ein Verumakupunktureffekt fällt damit gegenüber Sham-Akupunktur kleiner aus als gegenüber Placebo, was durch eine höhere Fallzahl (rund 300 Patienten/Therapiearm) ausgeglichen werden muss“
http://www.akupunktur-aktuell.de/aerzte/?/Wissen/Forum-Modellvorhaben/Stolperfalle-bei-Gerac/
Unterstellt, Sham sei nur Placebo, so würde der reine Placeboeffekt deutlich über der Standardtherapie liegen und da auch jeder „normale“ Arzt einen Placeboeffkt evoziert
Heute weiß man, dass die Darreichungsform einer Arznei einen Einfluss auf ihre Wirkung hat. Form, Größe und Farbe von Tabletten entscheiden über die Heilung, je nach Krankheitsbild, unterschiedlich mit. Die großen Weißen, die man kaum schlucken kann, helfen gut bei Schmerzen. Spritzen sind wirksamer als Tabletten, diese sind wirksamer als Tropfen, selbst wenn sie den gleichen Wirkstoff enthalten.
Aber das ist nicht alles: Nicht nur die Darreichungsform der Medizin entscheidet, sondern auch wer sie verabreicht. Der Chefarzt wirkt besser, als die Schwester, bei identischer Medikamentengabe.
Doch auch das deckt den komplexen Placeboeffekt längst noch nicht ganz ab. Gibt ein Arzt Patienten ein unspezifisches Vitaminpräparat mit der Botschaft, er wisse auch nicht genau was der Patient hat, aber vielleicht könne das Mittel hier helfen, dann ist die Wirkung signifikant geringer, als wenn der gleiche Arzt dasselbe Mittel mit den selbstsicheren Worten verabreicht: “Ich weiß, was sie haben. Nehmen sie das hier, das wird ihnen schnell helfen.”
http://www.psyheu.de/4695/der-placeboeffekt/
wirft das Fragen auf.
Der geringe Unterschied zwischen Verum- und Sham-Akupunktur (im Vergleich zum großen gegenüber der Standardtherapie) ist auch evtl. mit der Güte der Ärzte zu erklären, die über Zusatzqualifitkationen verfügen. Ich möchte dezent formulieren. Nicht bei allen Arten von Weiterbildungen und Zertifikationen im Bereich des medinischen Systems entspricht das Ideal der Realität.
Ich denke, das ist erst einmal genug Stoff zum Nachdenken, für diejenigen, die ein Interesse daran haben.