@fluff Wie sehr hängst du denn an deiner Wohnung?
Mal abgesehen davon, dass mir meine letzte Wohnung, die eigentlich auch nur als Übergang, bis ich was besseres finde, gedacht war, in der ich dann aber doch jahrelang gewohnt habe, irgendwann räumlich zu klein wurde, haben meine Nachbarn eine sehr große Rolle beim Umzug gespielt.
Nachbar 1 hat zum Glück irgendwann eingesehen, dass ich seinen Lärm nicht mehr höre, wenn er seine Wohnungstür schließt (die regelmäßig offen war, um zu lüften, weil das in den Einzimmerbuden die simpelste Möglichkeit war, Durchzug zu erzeugen) und meistens entsprechend reagiert, wenn ich ihn in Situationen, in denen er das doch vergessen hatte, drauf angesprochen habe.
Nachbar 2 war eine Plage. Kooperation gleich null. Nachdem ich die Hausverwaltung eingeschaltet hatte, hat wenigstens das laute Radiogedudel um 5 Uhr morgens nach dem Aufstehen aufgehört. Aber gerade nachmittags/abends hat sich dieser Nachbar gerne mal 2-4 Kumpel aufs Zimmer eingeladen, was auf die Wohnungsgröße gesehen eh schon problematisch war. Dass sie dabei gerne noch laut Musik aufgedreht haben, hat es nicht besser gemacht. So alle halbe Jahre hat die Hausverwaltung mal mit ihm gesprochen, dann war für ein paar Wochen Ruhe und dann ging das Spiel stetig von neuem los.
Das richtige Problem hat jedoch Nachbar 3 dargestellt. Der hatte massive psychische Probleme und wenn es ihm schlecht ging - und das war leider häufiger mal der Fall - dann hat er seine Musik so laut aufgedreht, dass ich mich in meiner Bude nur noch schreiend hätte verständigen können. Manchmal wurde es leiser, wenn ich dann gegen seine Wohnungstür gehämmert habe, geöffnet hat er sie jedoch nie (und ansonsten habe ich ihn in all der Zeit nur 1-2 mal ganz kurz zu Gesicht gekriegt ).
Nun könnte man meinen, dass zumindest Nachbar 3 ein Kandidat gewesen wäre, den sich die Hausverwaltung mal zur Brust hätte nehmen sollen, zumal diese das Problem auch nie geleugnet hat - und in der Tat wurde ihm irgendwann gekündigt. Allerdings nicht wegen des Lärms - da war der Hausverwaltung nach eigenem Bekunden wegen der bekannten psychischen Probleme die Hände gebunden - sondern weil der Typ es geschafft hat, die Wohnung zum Sanierungsfall zu machen. Hat wohl in all den Jahren nie gelüftet, auch nicht nach einem Wasserrohrbruch an der Decke und den Müll höchst selten rausgebracht. In der Folge hats da drin so geschimmelt, das die Tapete von den Wänden kam und diverse Schädlinge haben sich auch breit gemacht.
Aber obwohl diese Probleme bekannt waren und schon ziemlich früh ihren Anfang genommen haben dürften (bei uns auf dem Flur hat es z.B. auch hin und wieder nach Kloake gerochen, obwohl mir keine Probleme mit der Abwasserleitung bekannt waren - im Nachhinein war mir klar, aus welcher Richtung der Gestank kam), hat es über vier Jahre gedauert, bis dem Typen gekündigt wurde.
Heutzutage frag ich mich, warum ich den "Spaß" so lange mitgemacht habe. Klar, die Kosten für Miete und Nebenkosten waren unschlagbar, als ich eingezogen bin, konnte ich das Ganze noch nicht absehen und zudem hatte ich das dringende Bedürfnis, mit einer unbefristeten Stelle erst mal finanziell abgesichert zu sein, ehe ich mir was Neues suche. Aber eigentlich wiegt das nicht den Stress auf, den ich gehabt habe.
Ruhe war demnach für mich auch ein ganz wichtiger Faktor, als ich mich nach was Neuem umgeguckt habe. Beziehungsweise die Art von Ruhe, die ich suche. Denn totenstill ist es hier natürlich auch nicht. Ich persönlich komme aber mit lärmenden Kindern oder den leisen Fernsehgeräuschen meiner Nachbarin von obendrüber am Abend z.B. viel besser klar, als mit lärmendem Partyvolk an fünf Tagen in der Woche, wenn ich nach der Arbeit einfach nur entspannen oder rechtzeitig schlafen gehen möchte.