@blorgempireNett, dass du dich interessierst.
Ich weiss es nicht genau, wie ich jetzt denke, aber so langsam erscheint mir J.S. immer unglaubwürdiger in
seinen Interviews, die er gibt.
Vor zwei Tagen habe ich mich darüber aufgeregt, daß H.Hammel in seinem Blog einen Artikel veröffentlicht hat, in dem Ausschnitte aus den Briefen der Familienmitglieder der Haysoms zitiert wurden, im Jahre 2010 geschrieben , als J.S. nach Dtld. überstellt werden sollte. Ich fand es
gar nicht gut, daß die Überstellung durch den nächsten Gouverneur gestoppt wurde, und ich fand es auch nicht
gut, dass Menschen dagegen Briefe schreiben oder dass sich Parlamentarier dagegen ausgesprochen haben. Das war für mich ein Ausdruck des Bösen, der Rachsucht, die einen Menschen für immer im Gefängnis behalten
will. Ein inzwischen verstorbener kath. Bischof aus Virginia hatte damals den Gouverneur zur Zustimmung zu
dieser Überstellung bewegt. Ich hätte es gut gefunden, wenn er nach Dtld. überstellt und dann eher freigelassen worden wäre, und ich habe sehr mitgefühlt mit seiner großen Enttäuschung. Daher wollte ich
A.Hammel eigentlich einen Kommentar schreiben, daß ich das nicht so gut fände, diesen Brief zu posten. Aber
dann habe ich es mir anders überlegt. Ich glaube, daß hier einfach zwei sehr verschiedene Rechtsverständnisse
aufeinanderstossen. Von unserer Sicht aus hat ein Mensch mit 23 Jahren, so lange war J.S. damals im Gefängnis, genug gebüsst für so eine Tat. Es ist ja auch so, daß der Täter in Norwegen, A.Breivik, nur 22 Jahre Gefängnis bekommen hat für seine Tat, danach kommt er in Sicherheitsverwahrung. Auch die Anwälte
seiner Bonner Anwaltspraxis haben im Lauf der Jahre immer wieder gesagt, es gehe inzwischen gar nicht mehr um Schuld oder Unschuld von J.S., sondern darum, daß er jetzt ja schon sehr lange einsitzt und daß
sie deswegen eine Überstellung nach Dtld. erreichen wollen. Nun ist das Strafverständnis in den USA ein
anderes und daher klingt es nur verständlich und logisch, daß die Menschen und gerade die Verwandten der
Ermordeten sich dagegen auflehnen. Was Howard Haysom gesagt hat, "This murderer has turned himself into a cottage industry of falsehood, criminal celebrity and evil", das habe ich damals unmöglich gefunden, falls ich es damals gelesen habe. "cottage industry" heißt übrigens "Heimarbeit",was sich wohl darauf beziehen soll, daß J.S. im Gefängnis seine Bücher geschrieben hat. Aber wenn es so sein sollte, daß jetzt
alles, was J.S. erzählt wirklich nicht stimmt, daß er ein Hochstapler ist, dann kann man H.Haysoms Aussage
ja verstehen.
Es ist unglaublich, wie unterschiedlich etwas aussieht, wenn man es von einer verschiedenen Sicht her betrachtet. Es ist mir auch schwer glaubhaft, daß es solche Hochstapler gibt, für einen welchen ich J.S. jetzt
fast schon halte. Ich habe einmal ohne Zusammenhang mit J.S. den Satz gehört, daß wirkliche Betrüger so gut im Sinne von geschickt seien, daß jeder, auch der intelligenteste Mensch, auf sie hereinfiele. Daß ich das einmal im Fall von J.S. erleben würde, daß ich ihn für einen solchen halte - bis jetzt noch mit Vorbehalt -
hätte ich nie gedacht. Inzwischen kann ich die Skepsis, die manche Menschen, die mehr zur Skepsis neigen, haben,
durchaus besser verstehen. Ich hatte bisher noch nie die Erfahrung gemacht, daß es so etwas gibt. Trotzdem,auch wenn er jetzt ein Betrüger sein sollte, bereue ich es auf keinen Fall, daß ich meinem Herzen
und Gefühl gefolgt bin und ihn in einem Rahmen, der nicht über das für mich machbare hinausging, unterstützt habe. Wie einmal jemand auf seiner Facebookseite schrieb, war er "unser Jens", und, obwohl ich nicht mit anderen dort kommuniziert habe, hat es mir ein unheimlich gutes Gefühl gegeben, ihn auch zu unterstützen.
Sein Freundeskreis (nicht gleichzusetzen mit Team Söring, das ja heute die professionellen Berater einschließt oder mehr nur noch aus ihnen besteht) bestand auch heute noch für mich aus ausschließlich
integeren, hervorragenden Leuten, die ehrenamtlich viel Zeit für ihn aufgewandt haben. Es waren auch einige Männer darin, die Homepage und der Blog wurden von Männern gemacht. Die Hauptinitiatorin seines
Freundeskreises, eben die Lehrerin aus der Eifel, hat in dem Film, der von einem jungen Filmteam über ihn
gedreht wurde, gesagt, daß sie ihn ganz sicher für unschuldig hält. Eine andere ihn unterstützende Person
hat in einem Zeitungsinterview gesagt, daß er auch schuldig sein könnte, aber eben wegen der langen Zeit
von ihr unterstützt würde. Ich halte sie alle für gute Leute.
Ich halte auch die Regisseure von "Das Versprechen" für gute Leute und keineswegs für ihre Pflicht zur
Objektivität vergessende Journalisten. Es war mir wohl klar, daß der Film keineswegs so ganz objektiv war,
sondern auf jeden Fall ein Pro-Jens-Söring Film. Aber die Journalistin Karin Steinberger hat für mich auf jeden Fall an das geglaubt, was sie da gemacht hat, und das ist damit für mich in Ordnung. (Was laut dem
englischsprachigen Blog da in mancher Hinsicht gedoktert worden ist, das möchte ich jetzt mal ausser Acht lassen).
Der Zeuge Tony Buchanan war für mich auch nicht sehr überzeugend, vor allem, weil ich auch die Erinnerungsfähigkeit nach so und so viel Jahren anzweifle. Aber man will ja kein advocatis diabolis sein, wenn man jemanden unterstützt, und so habe ich mich auch darüber gefreut, daß er aufgetaucht war.
Trotzdem tut mir J.S. auch dann leid, wenn er die Morde wirklich so begangen hat wie in dem Geständnis
gegenüber den dt.Staatsanwalt beschrieben, weil er dann eben mit fürchterlichen psychischen Defiziten
durch die Gegend gelaufen ist und es dann zu so etwas gekommen ist, falls er dann einfach so ausgerastet
sein sollte, weil er sich angegriffen fühlte von D.Haysom, als der ihn gegen die Wand stieß unter dem Alkoholeinfluß. Ich finde es nicht gut, daß ein Justizsystem jemandem keinerlei Strafmilderung gibt, wenn er
gesteht, so daß er gar keine Möglichkeit hat, als die Todesstrafe zu bekommen und daß er keinerlei mildernde Umstände bekommt, obwohl die engl. Psychiater ihm eine Störung bescheinigt haben und eine Anklage wegen Totschlag empfohlen haben. Leid tun ist vielleicht zuviel gesagt, aber jedenfalls habe ich ihm
die Freiheit gewünscht und die hat er ja nun. Aber ich bin auch nicht damit einverstanden, wenn er gelogen
hat und jetzt seine ganze Geschichte benutzt, um sich damit einen Lebensunterhalt aufzubauen, auf solchen
Lügen. Er wirkt auf mich auch immer unglaubwürdiger, weil ich finde, er müsste viel befreiter (innerlich befreiter, was sich auch im Gesichtsausdruck zeigen würde) wenn er wirklich der unschuldig aus der Haft
Enlassene wäre, und so wirkt er auf mich nicht.
Noch etwas anderes. Ich habe die Matthias Richling Show vom Freitag, dem 8.10. gesehen. In dem Abschnitt mit der blauen Operationkleidung sagt Richling etwas über Hybristophilie (Frauen verlieben sich in Schwerst-
verbrecher,die noch viel mehr getan haben als O.Scholz, dafür sind Einsamkeit ecetera verantwortlich). Diese
Sätze gehen weg vom Thema O.Scholz und sind m.M.nach eindeutig eine Anspielung auf J.Söring. Der andere Kabarettist, Ludger Kusenberg, hat J.S. ja auch sehr hart angefaßt in seinem Artikel, der im Internet
einzusehen ist. Vielleicht soll das eine Warnung sein, wenn J.S. so weitermacht, wird er demnächst von den
Kabarettisten "aufs Korn genommen". Seht Ihr das nicht auch so, wenn Ihr Euch die Sendung einmal in der
Mediathek anseht. Das wäre durchaus gerechtfertigt, wenn J.S. wirklich ein Lügner ist, aber irgendwie würde ich mir wünschen, daß ihn wirklich gutmeinende Mitglieder seines ehemaligen Freundeskreises vorher
noch dazu bewegen, doch lieber auf seine Werbekampagne in den Medien zu vezichten und sich aus der
Öffentlichkeit zurückzuziehen, solange dazu noch Zeit ist. Falls die Freundeskreismitglieder hier mitlesen, wie
blorgempire meint, nehme ich dies als Gelegenheit, sie mit der Nase darauf zu stoßen, denn ich kann wirklich inzwischen auch nicht mehr an seine Unschuld glauben, auch wenn ich mir da noch nicht sicher bin.