blorgempire schrieb:kennt jemand diesen alten 3Sat-Beitrag von 2016 anlässlich der Filmpremiere von "Killing vor Love" in in Virginia? Ich finde es ganz spannend, weil dort zum ersten Mal Steinberger und Vetter ganz enthusiastisch über ihren Film und den Helden sprechen. Hm, sagte
@blorgempire und auch alle anderen
Entschuldige, auch hier bin ich etwas anderer Meinung. Ich stehe geradezu dazu, daß auch ich dem Film
sehr viel Begeisterung entgegen gebracht habe. Ich habe es gut gefunden, daß sich gerade Karin Steinberger
sehr begeistert hat dafür, für Jens Söring, für seine Freilassung, einen Film zu machen. Ob sie damit ihre
journalistische Verpflichtung zur Neutralität verletzt hat, weiß ich nicht. Es interessiert mich auch nicht so sehr,
weil ich finde, daß es auf jeden Fall sehr viel unneutralen Journalismus überall gibt, überall, wo man hinguckt.
Ich finde das auch im Nachhinein nicht gut, nachdem ich gehört habe, was da alles manipuliert wurde.
Ich glaube aber auch, daß gerade Frau Steinberger, die ja persönlich mit J.Söring in Kontakt stand, tatsächlich
an die ganze Sache für ihn geglaubt hat, zuletzt zumindest, als die allerdings falsch interpretierten DNA Analysen eindeutig für seine Unschuld zu sprechen schienen, auch an seine Unschuld. Daß sie dann in
Interviews sagt, daß sie nicht weiß, ob er unschuldig ist oder nicht, finde ich auch richtig im Sinn von
taktischer Klugheit, sie kann ja nicht als Dokumentarfilmerin sagen, daß sie von seiner Unschuld überzeugt sei. Das wird ihr ja dann ausgesprochen vorgeworfen, aber für mich ist das okay.
Das einzige, was mich bei dem Film bedenklich gestimmt hat, war die Szene mit Ned B., wobei ich mich gefragt habe, ob man jemanden so bloßstellen darf, obwohl man doch gar nicht wissen kann, ob er etwas mit der Sache zu tun hat, obwohl ich die Szene natürlich spannend gemacht fand. Die Sache mit dem mutmaßlichen Drogenhändler Jim Farmer habe ich aber so geglaubt und das richtig gefunden, daß da nachgeforscht wurde.
Jens Söring wirkt für mich auch heute noch in der ersten Aufnahme in dem Filmausschnitt wie ein sauberer
Mensch, dem man glauben kann.
In der Sache mit Tim Kane und Robert McDonnel war ich der Meinung, daß J.S. hätte überstellt werden sollen, und bin das auch heute noch. Aber da sprechen logische Dinge dagegen, es spricht ja auch einiges
dafür, daß das nicht so einfach gegangen sei, vor allem, da er auf amerikanischem Boden ein Verbrechen
begangen hat, daß es nicht ginge, daß E.H. als Anstifterin länger im Gefängnis bliebe als er usw. Herr Hammel meinte ja auch, daß 33 Jahre aus seiner Sicht eine angemessenen Bestrafung gewesen seien und
daß er jetzt die Entlassung Sörings gut finde. Vielleicht wären dann 24 Jahre zu kurz gewesen (wenn man
davon ausginge, daß er schuldig war, aber davon bin ich damals nicht ausgegangen).
Major Ricky Gardner ist mir auch als ein bornierter und unangenehmer Mensch erschienen.
Da kann man mal sehen, wie sehr die Bilder, die wir uns machen, uns beeinflussen. Das ist überall so, finde ich.
Ich schätze auch Journalismus, der sich bemüht, objektiv zu sein, und ich werde Medienbeiträge vielleicht
in Zukunft noch besser unterscheiden können.
Trotzdem ist das gut, daß ich das mal im Fall Jens Söring selbst gesehen habe, wie das sein kann, daß etwas ganz anders ist, als es dargestellt wird.