Der Mensch Jens Söring
23.02.2022 um 14:50@blorgempire
@dwt
Danke, daß ihr so intensiv auf meinen Beitrag eingegangen seid.
meine Aussage auffasst. Er erschien mir unangenehm und borniert, weil er schon bevor der Film kam, immer so dargestellt wurde aus der Sicht der Seite Sörings. "Borniert" habe ich eben mal nachgeschlagen und es
bedeutet soviel wie "stur von sich, seiner Meinung und Position überzeugt und alle anderen Standpunkte ignorierend". So war es mir dargestellt worden, daß das virginianische Rechtssystem alle Hinweise, die gegen
Sörings Schuld sprechen und die doch eine Menge waren, ignorierte, weil es nicht zugeben wollte, daß es da
einen Fehler gemacht hatte, und daß Gardner ein Vertreter dieses Rechtsystems war und natürlich auch nicht
zugeben wollte, daß er voreingenommen gewesen war , und damit borniert. Nachdem ich mehr und mehr mich davon überzeugen ließ, daß wahrscheinlich J.Söring der Lügner ist, sehe ich auch die Person R.Gardners
ganz anders, er erscheint mir einfach als jemand, der sich wahrscheinlich einfach im guten und richtigen Sinn für das Recht
einsetzt und möglicherweise gar nicht der bornierte "Law und Order" Polizist, der für mich als Söring-Unterstützerin schon ein richtiges Feindbild war, ist. Bezeichnend ist da ja besonders die Sache mit dem Overlay mit dem Sockenabdruck. Gardner wurde ja in mehreren deutschen Fernsehberichten in seinem Büro interviewt. Einmal kommt ein Journalist, der ihn darauf anspricht, daß Gail Marshall gesagt hat, daß
der Sockenabdruck nicht Sörings sein muss. Da gibt Gardner einfach zu, ja natürlich, das habe er auch
niemals behauptet, es sei nur behauptet worden, daß er seinem Sockenabdruck ähnlich sehe. Der Interviewer fragte "Is that not tricky" und Gardner hat gesagt, nein, das ist so, wie die Dinge laufen. Der
Sockenabdruck sei ja auch nur eine Sache unter vielen gewesen, nicht ein alleiniger Beweis. Durch die
Behauptung Sörings, dieser Sockenabdruck, der fälschlicherweise gegen ihn verwendet worden sei vor
Gericht, fälschlicherweise den Geschworenen als seiner dargestellt worden sei, wodurch diese sich hauptsächlich aufgrund des Sockenabdrucks für seine Schuld entschieden hätten, wirkt die Äußerung Gardners so, daß es ihm egal ist, ob dadurch, daß fälschlicherweise dieser Sockenabdruck den Geschworenen als Beweis für Sörings Schuld dargestellt worden ist, ein Unschuldiger verurteilt wurde. Daß uns Terry Wright erklärt hat, daß in Wirklichkeit die Täterschaft von J.S. durch viele Dinge, das
Geständnis, die zutreffenden Tatortbeschreibungen, in dem Geständnis auch die Aussage von Söring, auf
Socken noch einmal in das Haus gegangen zu sein, wobei dann der Sockenabdruck wirklich ungefähr zu seinem Fuß passt, bewiesen wird, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Dann ist der Sockenabdruck
wirklich nur ein Indiz unter mehreren und steht nicht alleine da. Das hat mich zum ersten Mal anfangen lassen, Gardner als Person in einem anderen Licht zu sehen und nicht als den geradezu Bösewicht (borniert; es ist ihm egal, ob ein Unschuldiger verurteilt worden ist; Hauptsache, seine eigene Karriere hat
durch den Fall Söring einen Sprung nach vorn gemacht), als den ich ihn die ganze Zeit gesehen hatte.
Vielleicht könnt ihr verstehen, was ich meine, auch wenn es etwas verworren klingt.
@dwt
Danke, daß ihr so intensiv auf meinen Beitrag eingegangen seid.
dwt schrieb:Ob borniert das richtige Wort ist...
blorgempire schrieb:Wie auch immer: Man sollte auch zu Gardner fair bleiben. Er wirkt wohl auch deshalb in "Das Versprechen" borniert, weil er der einzige ist, der sich für Sörings Schuld ausspricht - alle anderen im Film preisen hingegen Sörings Unschuld.Ich wollte damit, daß ich Gardner borniert gefunden habe, eigentlich das Gegenteil von dem sagen, wie ihr
meine Aussage auffasst. Er erschien mir unangenehm und borniert, weil er schon bevor der Film kam, immer so dargestellt wurde aus der Sicht der Seite Sörings. "Borniert" habe ich eben mal nachgeschlagen und es
bedeutet soviel wie "stur von sich, seiner Meinung und Position überzeugt und alle anderen Standpunkte ignorierend". So war es mir dargestellt worden, daß das virginianische Rechtssystem alle Hinweise, die gegen
Sörings Schuld sprechen und die doch eine Menge waren, ignorierte, weil es nicht zugeben wollte, daß es da
einen Fehler gemacht hatte, und daß Gardner ein Vertreter dieses Rechtsystems war und natürlich auch nicht
zugeben wollte, daß er voreingenommen gewesen war , und damit borniert. Nachdem ich mehr und mehr mich davon überzeugen ließ, daß wahrscheinlich J.Söring der Lügner ist, sehe ich auch die Person R.Gardners
ganz anders, er erscheint mir einfach als jemand, der sich wahrscheinlich einfach im guten und richtigen Sinn für das Recht
einsetzt und möglicherweise gar nicht der bornierte "Law und Order" Polizist, der für mich als Söring-Unterstützerin schon ein richtiges Feindbild war, ist. Bezeichnend ist da ja besonders die Sache mit dem Overlay mit dem Sockenabdruck. Gardner wurde ja in mehreren deutschen Fernsehberichten in seinem Büro interviewt. Einmal kommt ein Journalist, der ihn darauf anspricht, daß Gail Marshall gesagt hat, daß
der Sockenabdruck nicht Sörings sein muss. Da gibt Gardner einfach zu, ja natürlich, das habe er auch
niemals behauptet, es sei nur behauptet worden, daß er seinem Sockenabdruck ähnlich sehe. Der Interviewer fragte "Is that not tricky" und Gardner hat gesagt, nein, das ist so, wie die Dinge laufen. Der
Sockenabdruck sei ja auch nur eine Sache unter vielen gewesen, nicht ein alleiniger Beweis. Durch die
Behauptung Sörings, dieser Sockenabdruck, der fälschlicherweise gegen ihn verwendet worden sei vor
Gericht, fälschlicherweise den Geschworenen als seiner dargestellt worden sei, wodurch diese sich hauptsächlich aufgrund des Sockenabdrucks für seine Schuld entschieden hätten, wirkt die Äußerung Gardners so, daß es ihm egal ist, ob dadurch, daß fälschlicherweise dieser Sockenabdruck den Geschworenen als Beweis für Sörings Schuld dargestellt worden ist, ein Unschuldiger verurteilt wurde. Daß uns Terry Wright erklärt hat, daß in Wirklichkeit die Täterschaft von J.S. durch viele Dinge, das
Geständnis, die zutreffenden Tatortbeschreibungen, in dem Geständnis auch die Aussage von Söring, auf
Socken noch einmal in das Haus gegangen zu sein, wobei dann der Sockenabdruck wirklich ungefähr zu seinem Fuß passt, bewiesen wird, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Dann ist der Sockenabdruck
wirklich nur ein Indiz unter mehreren und steht nicht alleine da. Das hat mich zum ersten Mal anfangen lassen, Gardner als Person in einem anderen Licht zu sehen und nicht als den geradezu Bösewicht (borniert; es ist ihm egal, ob ein Unschuldiger verurteilt worden ist; Hauptsache, seine eigene Karriere hat
durch den Fall Söring einen Sprung nach vorn gemacht), als den ich ihn die ganze Zeit gesehen hatte.
Vielleicht könnt ihr verstehen, was ich meine, auch wenn es etwas verworren klingt.
blorgempire schrieb:Ich glaube, wir sind gar nicht soooo sehr anderer Meinung. Ich habe damals auch den Film gesehen, war begeistert von der Story und dachte auch kurz: "Krass, ein Unschuldiger im Gefängnis." Auch wenn ich sofort gleich die Einseitigkeit des Films erkannte und ein paar Sachen extrem merkwürdig fand.
@blorgempire
Hier muss ich wirklich darauf hinweisen, daß ich den Film "Das Versprechen" nicht unvoreingenommen gesehen habe. Der Film war schon seit mehreren Jahren angekündigt, wurde anfangs nochmal verschoben, kam dann zuerst als Premiere auf einem Filmfestival, dann auf weiteren Filmfestivals, das war alles 2016,
und es war 2017, als man ihn endlich allgemein zugänglich sehen konnte. Ich hatte ihm richtig entgegengefiebert und war begeistert. Wenn man von einer Sache schon überzeugt und begeistert ist, dann nimmt man nicht alles so genau. Und an den grundliegenden Behauptungen (Jens Unschuld) habe ich
sowieso nicht gezweifelt.
(Hier kommt der von mir geschriebene Text auch schräg gedruckt wie ein Zitat und ich kann es nicht ändern.)higan7 schrieb:Ob sie damit ihre journalistische Verpflichtung zur Neutralität verletzt hat, weiß ich nicht.blorgempire schrieb:Das finde ich eben schon, wenn man den 3Sat-Beitrag ansieht. Denn da wird deutlich, dass Steinberger und Vetter sich völlig auf das "Press Pack" von Söring verlassen haben.Da hast du wahrscheinlich objektiv recht. Aber ich kann mich nicht so gegen K.Steinberger stellen, weil ich da auch auf derselben Seite war wie sie und ihren Einsatz als Journalistin für J.Söring geschätzt habe. M.Vetter ist ja erst später, durch sie, dazugestossen. Ich weiß, daß der katholische Pfarrer Bernd Kaut, der
ja auch in dem Film "Jens Söring - der lange Weg zur Freiheit" spricht, der J.S. im Gefängnis besucht hat,
als er Pfarrer der deutschen Gemeinde in Washington war, und ein guter Freund von J.S. geworden war, Karin Steinberger angesprochen hat, als er nach Dtld. zurück kam, ob sie nicht über J.S. im Gefängnis in Virginia berichten wolle. Der war damals von den deutschen Medien so gut wie vergessen. K. Steinberger wird sich auch nur von J.S. überzeugt haben lassen. Er wird ihr sympathisch gewesen sein. Es ging ihr zunächst einmal darum, über einen Deutschen im Gefängnis in Virginia, für dessen Unschuld einiges spricht, zu berichten, Sympathien zu wecken in Dtld. Daran finde ich überhaupt nichts Verwerfliches. Ich glaube nicht, daß Journalisten ganz unparteiisch sein müssten. Ich glaube zumindestens daran, daß sie das
auch alles geglaubt hat. ーーーÜbrigens, das mit den DNA Analysen kam erst, nachdem der Film schon
fertiggestellt war. Das war wohl im Juli 2016, und da war der Film schon vorgeführt worden und im Film selbst kommt auch nichts von den DNA Analysen vor. Karin Steinberger sagt auch, ich weiß nicht ob in dem
von dir verlinkten Filmbeitrag oder in einem anderen, daß sie auch nicht unbedingt von der Unschuld Sörings überzeugt gewesen sei, aber jetzt, wo es ja diese neuen DNA Erkenntnisse gäbe, sei es ja klar ( daß
er es gar nicht gewesen sein könnte). Also bitte entschuldigt, daß ich da einfach parteiisch war und bin
und deshalb dem Filmteam keinen Vorwurf machen will.
Daß der Film parteiisch und einseitig war, fand ich auch. Aber ich fand auch, daß man einen objektiven Film
gar nicht drehen kann.
Und E.H. wollte ja auch gar nicht sich von dem Filmteam interviewen lassen. (Dass Herr Hammel das selbstverständlich findet, weil sie wusste, dass das dt. Filmteam einen einseitigen Film drehen würde, lasse
ich dahin gestellt sein.) Aber was gewesen wäre, wenn sie doch zugestimmt hätte und ein Interview mit ihr
auch im Film vorgekommen wäre, kann ich mir gar nicht vorstellen. Dann hätten die Filmemacher nur noch
sagen können "J.Söring sagt" "Elizabeth H. sagt", gut , das wäre dann objektiver gewesen, aber es wäre
vielleicht auch gar kein Film mehr daraus geworden, jedenfalls kein interessanter. Immerhin haben sie sie
gefragt, was zumindestens wohl nicht gelogen sein wird. Ihr seht, ich bin pro-Söring-voreingenommen,
hoffentlich könnt ihr das irgendwie entschuldigen. Daß Annabel H. durch den Film überzeugt wurde, das stimmt. Aber andere wurden auch vor dem Film überzeugt.
Ich finde es auch nicht gut und nicht zu rechtfertigen, wenn jetzt K.Steinberger und M.Vetter weiter für
Sörings Unschuldstheorie arbeiten, wie sie es vor kurzen wohl in einem Podcast ? getan haben. Die beiden
könnte man wirklich einmal direkt darauf ansprechen, denn sie sind Professionelle und müssen sich solche
Nachfragen gefallen lassen.blorgempire schrieb:Hier hätte man aber schon als Journalist fragen sollen: Woher kommt die Behauptung, Jim Farmer hätte etwas mit dem Fall zu tun? Ach, nur von Söring selbst? Ist dies ausreichend, um einen Mann telefonisch und persönlich so unter Druck zu setzen? Und ihn im Film nach dem Motto "Irgendwas wird schon dran sein" bloßzustellen?@blorgempire
Ich finde eher, wenn man J.Sörings Version der Geschichte eins zu eins glaubt, ist es nicht zu verwerflich, da bei Jim Farmer nachforschen zu wollen.dwt schrieb:Wie kann sich ein Tony Buchanan ca. 40 Jahre später genau erinnern das es der Sommer/Herbst 1985 war.... Dazu ist er nachdem er die Dame im Tv gesehen hat nicht zur Polizei gegangen..... Aber 40 Jahre kommt er mit der Story....@dwt
Wenn man so sehr von einer Sache (der Unschuld J.Sörings) überzeugt ist, dann klammert man sich an jeden Stohhalm. Deshalb habe ich mich auch gefreut darüber, daß dieser neue Zeuge aufgetaucht ist,
auch wenn ich wirklich die ganzen Bedenken auch hatte. Ich glaubte auch nicht, daß sich jemand nach so
vielen Jahren genau erinnern konnte. Eine Erklärung dazu, warum er erst so spät sich gemeldet hat, hat er
ja abgegeben. Das erschien nicht sehr überzeugend. 1990 hatte er den Prozess nicht so recht mitgekriegt, er hatte andere Dinge um die Ohren, aber beim Habeas Corpus Verfahren von 1995 habe er Gail Marshall
angerufen, aber nur auf den Anrufbeantworter sprechen können (von J.S.' Seite wird ein Nicht-Abgehört-worden-sein des Anrufbeantworters vermutet als einzig mögliche Erklärung). Bei R.Gardner habe er sich
gemeldet, dieser habe ihn einfach abgewimmelt. Es stellte sich mir auch die Frage, warum er es, wenn es sich doch um so eine wichtige Sache handelte, nicht noch einmal versucht hatte. Aber dafür könnte ich mir
als Erklärung denken, daß Buchanan, ein älterer Mann, der auch nicht besonders erfahren ist im Umgang mit Justiz, Rechtsanwälten und Polizei, meint, seine Pflicht getan zu haben, wenn er seine Information einem Polizisten mitgeteilt und einer Anwältin auf den Anrufbeantworter gesprochen hat. Nicht sehr überzeugend,
zugegebenderweise. Aber immerhin gut, noch einen Zeugen zu haben, der noch etwas für die Unschuld
J.S.’ aussagen kann. Besser er ist irgendwann gekommen mit seiner Aussage als gar nicht. (So habe ich es
jedenfalls gesehen).dwt schrieb:Ja der Film zeigt wie subjektiv man den Fall interpretiert hat.... Daher braucht es zwingend eine KorrigendumDa stimme ich dir völlig zu.
Wisst ihr vielleicht, was ich falsch mache, dass da immer unter den Zitaten mein eigener Text auch kursiv
erscheint ?Dann brauche ich nicht extra die Verwaltung zu fragen.