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Der innere Drang zum weitermachen
27.07.2013 um 01:38Einen schönen guten Abend an die Damen und Herren dieses Forums.
Es wurde mir von einem guten Freund empfohlen, der meinte, dass ich hier einige helfende Auskünfte erhalten kann.
Kurz zu meiner Person:
Ich bin 23 Jahre alt, habe einen 3 Jahre jüngeren Bruder und wohne in einer ländlichen Gegend im schönen Rheinland-Pfalz. Nach der Mittleren Reife habe ich eine Ausbildung zum Bürokaufmann in einem mittelständischen Unternehmen in der Nähe absolviert und arbeite dort seit 2011 als Buchhalter.
Um zu meinem eigentlichen Problem zu kommen, muss ich entschuldigenderweise auch noch etwas weiter ausholen (der Verständlichkeit halber?)
Mein Vater war Winzer, was hier ein verbreiteter Beruf ist. Bis zu meinem 8. Lebensjahr war meine Kindheit so schön wie man sie sich nur wünschen kann, bis ich irgendwann zu realisieren begann, dass mein Vater gewisse Probleme hat.
Schon am frühen Vormittag lag er schlafend im Hinterhof/Scheune, wie Ich später realisiert habe wegen exzessiven Alkoholkonsums.
Aufgrund seines Alkoholproblems wurde er entweder handgreiflich meiner Mutter gegenüber oder stellte uns Kinder in verschiedenen Weisen bloß (ohne körperliche Gewalt anzuwenden).
Wenn er eine seiner 'Attacken' hatte, habe ich mich immer in unserem Kinderzimmer unter dem Bett versteckt, aus purer Panik, wie ich heute nachvollziehen kann. Er mutierte dann zum absoluten Peiniger.
Dann gab es noch die Variante, bei der er sich selbst in peinliche Situationen brachte. (Beispiel: Aus 10.000 Liter Tank mit windmühlenartigen Klingen [Rührwerktank] nicht mehr von alleine herausgekommen).
Jene Form der 'Demütigung' musste ich dann an meinem 9ten Geburtstag erleiden:
Einige Schulfreund/innen waren zu Gast und wir wollten eigentlich eine Schnitzeljagd veranstalten. Dieses hätte auch ohne weitere Vorkommnisse funktionert, hätte mein Vater nicht einen über den Durst getrunken. Mitten auf dem Weg an den Start fiel er eine Böschung hinunter in einen Dornenbusch. Ihr könnt euch sicher vorstellen wie mir als Kind in diesem Moment zu Mute war... Ich wollte vor Scham vor meinen Freunden im Boden versinken, während er so tat als wäre es das normalste der Welt...
Weitere Vorkommnisse dieser Art folgten, und im Jahre 2000 entschloss sich meine Mutter, die damals nur nebenher im Betrieb die Buchhaltung führte, sich scheiden zu lassen.
Ich weiß noch genau, wie ich Mittags aus der Schulde nach Hause kam, und die gepackten Sachen vorfand.
Mit 10 meinte ich also, von allem erlöst zu sein. Niemals hätte ich falscher liegen können!
Zuerst sollte mein Leben in ruhigeren Bahnen verlaufen, da sich meine Mutter entschied, zu unserem Opa zu ziehen, der ein großes Haus hatte. Ich bekam mein eigenens Zimmer und alles schien gut.
Wären da nicht die zweiwöchigen Besuch bei meinem Vater gewesen.
Anfangs haben mein Bruder und ich es genossen, seiner Tyrannei entronnen zu sein und ihn nur alle 2 Wochen sehen zu müssen, was wir nicht wussten war, dass er sich da noch beherrschte.
Zwischendurch besuchten wir ihn in 2 Therapien (Abstand einige Jahre), die natürlich nichts brachten.
Er fing nach wenigen Wochen immer wieder an zu trinken, schlussendlich auch wenn wir Kinder zu Besuch waren.
Ausschlaggebend war für mich das Erlebnis im Frühjahr 2006. Ein normaler Sonntag mit meinem Bruder bei meinem Vater mit Kniffel und einigen Flachwitzen...
Ab und zu sind wir Abends noch zum Griechen oder Italiener gegangen.
Lange Rede kurzer Sinn, es passierte folgendes: Wir säuberten gemeinsam das Flachdach (Fehlkonstruktion, die immer mit Wasser vollläuft) und vereinbarten, anschließend zum Italiener zu gehen. Da mein Bruder und ich diese Arbeit kannten und wir wussten, dass dies etwa 1/2 Stunde dauert, machten wir uns keinen Stress und schrubbten gemütlich das Dach, gemeinsam mit unserem Vater. Zu diesem Zeitpunkt war die Welt noch 'in Ordnung'.
Was hingegen ganz und garnicht in Ordnung war war, dass Vater ca. eine halbe Stunde auf dem Klo verschwand (Flasche Schnaps in dieser Zeit getrunken, wie wir dann herausfanden).
Auf dem Weg zum Italiener (ca. 800 Meter) fielen mir dann Schwankungen in der Gehweise meines Vaters auf. Dachte mir zu diesem Zeitpunkt noch: Ok, sobald wir sitzen wird sich das schon wieder geben (war ja nichts wirklich neues für mich). Pustekuchen, es passierte was passieren musste:
Er fiel auf der Stufe zum Restaurant hin und ausnahmslos jeder Gast schaute und zeigte mit dem Finger auf uns.
Ich habe ihn dann gepackt und unter Anstrengung! die 800 Meter wieder nach Hause verfrachtet, inklusive 21 Stufen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, was das in einem 16-jährigen auslöst.
Danach habe ich mich sowohl von meinem sog. Vater als auch von allen anderem Menschen an sich distanziert, einfach weil ich nie wieder verletzt werden wollte.
Dann starb Mitte 2006 meine Oma innerhalb von 6 Wochen nach Diagnose Lungenkrebs, obwohl sie nie geraucht hat (Krebs hat in's Gehirn gestreut).
Trauer habe ich mir damals erlaubt, um es zu verarbeiten.
2008 starb mein Opa meiner Oma hinterher (4. Herzinfarkt).
Wie dem auch sei, mein eigentliches Problem ist folgendes:
Wenn ich anfange Alkohol zu trinken (meistens Weinschorle hier in der Gegend), kann ich nicht mehr aufhören zu trinken.
Es gibt 3 Szenarien:
Entweder ich trinke alles unter den Tisch und bin dann enttäuscht → Depressionen kommen sofort, oder
Jemand hält mit mir mit, ich bin Glücklich, oder
Ich trinke genau einen und bin sofort völlig bedient.
Letzteres Phänomen tritt immer auf, wenn ich sowieso schon seelisch geschädigt bin, egal ob von Intrigen im Büro oder Angelegenheiten zwischen anderen Personen.
In den meisten Fällen jedoch bin ich dann der einzig verbleibende, fühle mich fast noch komplett nüchtern und gehe frustriert nach Hause, wo ich dann meistens noch eine bis zwei Flaschen Köpfe, nur um etwas zu tun zu haben, bevor ich dann unbefriedigt ins Bett steige.
Enttäuscht wurde ich übrigens auch von meinen bisherigen Beziehungen (2), da mich beide nur ausgenutzt haben. Vertrauen fällt mir ohnehin schon schwer, aber nach diesen Aktionen ungleich schwerer.
Was ich nun eigentlich will?
Ich will wissen, warum ich nicht mehr aufhören kann.
Das beschäftigt mich wirklich schon Jahre.
Ich versuche, mit mir selbst einen Frieden zu machen, es funktioniert aber einfach nicht. Ich kann mich selbst zurückhalten, aber das ist noch unbefriedigender.
Besten Dank schonmal für Eure Antworten, ich werde leider nur sporadisch antworten können, da ich unter der Woche das ein oder andere zu tun habe.
Viele Grüße
You Dont Say
Ich entschuldige mich hiermit für den langen Text, der es doch geworden ist, aber es tat gut, mir das mal von der Seele schreiben zu können!
Es wurde mir von einem guten Freund empfohlen, der meinte, dass ich hier einige helfende Auskünfte erhalten kann.
Kurz zu meiner Person:
Ich bin 23 Jahre alt, habe einen 3 Jahre jüngeren Bruder und wohne in einer ländlichen Gegend im schönen Rheinland-Pfalz. Nach der Mittleren Reife habe ich eine Ausbildung zum Bürokaufmann in einem mittelständischen Unternehmen in der Nähe absolviert und arbeite dort seit 2011 als Buchhalter.
Um zu meinem eigentlichen Problem zu kommen, muss ich entschuldigenderweise auch noch etwas weiter ausholen (der Verständlichkeit halber?)
Mein Vater war Winzer, was hier ein verbreiteter Beruf ist. Bis zu meinem 8. Lebensjahr war meine Kindheit so schön wie man sie sich nur wünschen kann, bis ich irgendwann zu realisieren begann, dass mein Vater gewisse Probleme hat.
Schon am frühen Vormittag lag er schlafend im Hinterhof/Scheune, wie Ich später realisiert habe wegen exzessiven Alkoholkonsums.
Aufgrund seines Alkoholproblems wurde er entweder handgreiflich meiner Mutter gegenüber oder stellte uns Kinder in verschiedenen Weisen bloß (ohne körperliche Gewalt anzuwenden).
Wenn er eine seiner 'Attacken' hatte, habe ich mich immer in unserem Kinderzimmer unter dem Bett versteckt, aus purer Panik, wie ich heute nachvollziehen kann. Er mutierte dann zum absoluten Peiniger.
Dann gab es noch die Variante, bei der er sich selbst in peinliche Situationen brachte. (Beispiel: Aus 10.000 Liter Tank mit windmühlenartigen Klingen [Rührwerktank] nicht mehr von alleine herausgekommen).
Jene Form der 'Demütigung' musste ich dann an meinem 9ten Geburtstag erleiden:
Einige Schulfreund/innen waren zu Gast und wir wollten eigentlich eine Schnitzeljagd veranstalten. Dieses hätte auch ohne weitere Vorkommnisse funktionert, hätte mein Vater nicht einen über den Durst getrunken. Mitten auf dem Weg an den Start fiel er eine Böschung hinunter in einen Dornenbusch. Ihr könnt euch sicher vorstellen wie mir als Kind in diesem Moment zu Mute war... Ich wollte vor Scham vor meinen Freunden im Boden versinken, während er so tat als wäre es das normalste der Welt...
Weitere Vorkommnisse dieser Art folgten, und im Jahre 2000 entschloss sich meine Mutter, die damals nur nebenher im Betrieb die Buchhaltung führte, sich scheiden zu lassen.
Ich weiß noch genau, wie ich Mittags aus der Schulde nach Hause kam, und die gepackten Sachen vorfand.
Mit 10 meinte ich also, von allem erlöst zu sein. Niemals hätte ich falscher liegen können!
Zuerst sollte mein Leben in ruhigeren Bahnen verlaufen, da sich meine Mutter entschied, zu unserem Opa zu ziehen, der ein großes Haus hatte. Ich bekam mein eigenens Zimmer und alles schien gut.
Wären da nicht die zweiwöchigen Besuch bei meinem Vater gewesen.
Anfangs haben mein Bruder und ich es genossen, seiner Tyrannei entronnen zu sein und ihn nur alle 2 Wochen sehen zu müssen, was wir nicht wussten war, dass er sich da noch beherrschte.
Zwischendurch besuchten wir ihn in 2 Therapien (Abstand einige Jahre), die natürlich nichts brachten.
Er fing nach wenigen Wochen immer wieder an zu trinken, schlussendlich auch wenn wir Kinder zu Besuch waren.
Ausschlaggebend war für mich das Erlebnis im Frühjahr 2006. Ein normaler Sonntag mit meinem Bruder bei meinem Vater mit Kniffel und einigen Flachwitzen...
Ab und zu sind wir Abends noch zum Griechen oder Italiener gegangen.
Lange Rede kurzer Sinn, es passierte folgendes: Wir säuberten gemeinsam das Flachdach (Fehlkonstruktion, die immer mit Wasser vollläuft) und vereinbarten, anschließend zum Italiener zu gehen. Da mein Bruder und ich diese Arbeit kannten und wir wussten, dass dies etwa 1/2 Stunde dauert, machten wir uns keinen Stress und schrubbten gemütlich das Dach, gemeinsam mit unserem Vater. Zu diesem Zeitpunkt war die Welt noch 'in Ordnung'.
Was hingegen ganz und garnicht in Ordnung war war, dass Vater ca. eine halbe Stunde auf dem Klo verschwand (Flasche Schnaps in dieser Zeit getrunken, wie wir dann herausfanden).
Auf dem Weg zum Italiener (ca. 800 Meter) fielen mir dann Schwankungen in der Gehweise meines Vaters auf. Dachte mir zu diesem Zeitpunkt noch: Ok, sobald wir sitzen wird sich das schon wieder geben (war ja nichts wirklich neues für mich). Pustekuchen, es passierte was passieren musste:
Er fiel auf der Stufe zum Restaurant hin und ausnahmslos jeder Gast schaute und zeigte mit dem Finger auf uns.
Ich habe ihn dann gepackt und unter Anstrengung! die 800 Meter wieder nach Hause verfrachtet, inklusive 21 Stufen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, was das in einem 16-jährigen auslöst.
Danach habe ich mich sowohl von meinem sog. Vater als auch von allen anderem Menschen an sich distanziert, einfach weil ich nie wieder verletzt werden wollte.
Dann starb Mitte 2006 meine Oma innerhalb von 6 Wochen nach Diagnose Lungenkrebs, obwohl sie nie geraucht hat (Krebs hat in's Gehirn gestreut).
Trauer habe ich mir damals erlaubt, um es zu verarbeiten.
2008 starb mein Opa meiner Oma hinterher (4. Herzinfarkt).
Wie dem auch sei, mein eigentliches Problem ist folgendes:
Wenn ich anfange Alkohol zu trinken (meistens Weinschorle hier in der Gegend), kann ich nicht mehr aufhören zu trinken.
Es gibt 3 Szenarien:
Entweder ich trinke alles unter den Tisch und bin dann enttäuscht → Depressionen kommen sofort, oder
Jemand hält mit mir mit, ich bin Glücklich, oder
Ich trinke genau einen und bin sofort völlig bedient.
Letzteres Phänomen tritt immer auf, wenn ich sowieso schon seelisch geschädigt bin, egal ob von Intrigen im Büro oder Angelegenheiten zwischen anderen Personen.
In den meisten Fällen jedoch bin ich dann der einzig verbleibende, fühle mich fast noch komplett nüchtern und gehe frustriert nach Hause, wo ich dann meistens noch eine bis zwei Flaschen Köpfe, nur um etwas zu tun zu haben, bevor ich dann unbefriedigt ins Bett steige.
Enttäuscht wurde ich übrigens auch von meinen bisherigen Beziehungen (2), da mich beide nur ausgenutzt haben. Vertrauen fällt mir ohnehin schon schwer, aber nach diesen Aktionen ungleich schwerer.
Was ich nun eigentlich will?
Ich will wissen, warum ich nicht mehr aufhören kann.
Das beschäftigt mich wirklich schon Jahre.
Ich versuche, mit mir selbst einen Frieden zu machen, es funktioniert aber einfach nicht. Ich kann mich selbst zurückhalten, aber das ist noch unbefriedigender.
Besten Dank schonmal für Eure Antworten, ich werde leider nur sporadisch antworten können, da ich unter der Woche das ein oder andere zu tun habe.
Viele Grüße
You Dont Say
Ich entschuldige mich hiermit für den langen Text, der es doch geworden ist, aber es tat gut, mir das mal von der Seele schreiben zu können!