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Wie einem Alkoholiker die Augen öffnen?

387 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Alkohol, Helfen, Alkoholiker ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wie einem Alkoholiker die Augen öffnen?

03.08.2018 um 09:59
Stimmt, Belehrungen sind selten hilfreich. Nur dann war's per Definition keine Motivation.

Natürlich kann der Grund von außen kommen. Der Startgrund ist wahrscheinlich auch von außen gekommen.

Die Entscheidung, es ab jetzt anders zu machen, die kommt von innen. Die Basis für diese Entscheidung, die kann wunderbar von außen kommen. Belehrungen sind wirklich nicht die Hochwassermarke.

Wetten, daß ich einen Trinker dazu bringen kann, mehr zu trinken? Ganz von außen? Erstaunlich, daß das Verschlechtern von außen wesentlich glaubwürdiger klingt, oder?


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Wie einem Alkoholiker die Augen öffnen?

03.08.2018 um 12:39
Oder um es mit einem Beispiel zu verdeutlichen:

Fast jeder kann seine Unterarme auf eine Klaviatur knallen und mit dem Klavier Krach machen.
Die meisten können mit wenig Aufwand den Flohwalzer spielen.

Jetzt gibt es aber auch die Leute, die sich gesagt haben: Das will ich können. Und die üben und üben und lernen von Leuten, die's können und dann können sie Dinge mit dem Klavier tun, die der Alltagsmensch nicht schafft. Wissen und Training.

Die Frage, wie gut ein Klavier klingen kann, mißt sich nicht am untrainierten Durchschnitt.

Was Kommunikation angeht, kenne ich persönlich nur Amateure, die die Hochwassermarke der Kommunikation bei guten Ratschlägen oder sauberer Argumentation sehen.

Ich behaupte, daß man für gute Kommunikation sehr viel mehr können muß und sei es auch nur, Tonalität, Körpersprache, Muskelspannung und Mimik des Betroffenen sauber zu lesen, damit man weiß, was man überhaupt tut.


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Wie einem Alkoholiker die Augen öffnen?

04.08.2018 um 09:49
Zitat von MUArchivistMUArchivist schrieb am 31.07.2018:Mein Vater war ein sehr stolzer Mann, der an die Prinzipien und Ideale seines "alten" Heimatlandes geglaubt hat. Komplett, tiefgehend und ideologisch - fast schon religiös.
Jeder Mensch muss lernen, sich an das Leben anzupassen. Man kann nicht immer die gleiche Schiene wie die Vorfahren leben.

Auch Dein Vater hätte sich Deiner Mutter öffnen müssen. Wenn ein Mann schon nicht in der Öffentlichkeit als Weichei rüberkommen will (wobei für mich das schon unverständlich ist), hat er sich wenigstens seiner Frau zu öffnen.

Ich würde es nie akzeptieren, wenn mein Partner vor mir immer nur den harten, gefühlskalten, starken Kerl spielt.

Auch mein Partner stammt aus einer streng religiösen Bauernfamilie. Der Sinn deren Leben war, den ganzen Tag hart in der Landwirtschaft zu arbeiten. Dort gab es typische Frauen- und Männertätigkeiten. Ein Mann hätte niemals etwas im Haushalt oder bei den Kindern mitgeholfen. Die Frauen hatten kein Mitspracherecht bei Anschaffungen.

Ich habe ihm von Anfang an klar und deutlich gesagt, dass ich das niemals so mache. Ich habe ihm die Augen geöffnet und gezeigt, dass es keine typischen weiblichen bzw. typischen männlichen Aufgaben gibt und dass Religion nichts anderes als Bevormundung ist.
Ebenso habe ich ihm gezeigt, dass das Leben nicht nur aus Arbeit besteht, sondern dass man auch Spaß haben muss.
Er hat es eingesehen.

Du kannst Dir nicht vorstellen, wie seine Familie reagiert hat, weil er bei uns die meiste Hausarbeit macht und das Sahnehäubchen war, als er in Karenz ging. „Waschlappen" war noch das Harmloseste, was sie ihm zuriefen.
Er war aber schon so weit, dass es ihm nichts mehr ausmachte und er darüber lächeln konnte. Das ist wahre Stärke!

Deshalb lass ich diese Ausrede bei Deinem Vater nicht ganz durchgehen.


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Wie einem Alkoholiker die Augen öffnen?

04.08.2018 um 18:10
@Thaddeus
Oh, Psychologen sind nicht alle schlecht. Aber viele leiden an Berufskrankheiten. Und einige davon sind nicht in den Job gegangen, um Menschen wirklich zu heilen, so wie manche Lehrer Lehrer werden, weil sie die Sicherheit genießen, die schlauesten und mächtigsten der Klasse zu sein.

Es gibt ja wenigstens einen Therapeuten, der sagt: "Wenn nach 10 Terminen keine Besserung da ist, macht man was falsch."
Natürlich gibt es in jedem Beruf verschiedene Arbeitseinstellungen, manche davon suboptimal.
Da sind die Leute, die ihre Berufung zum Beruf gemacht haben ... die Leute, die aus Spass oder Leidenschaft verspätet reingerutscht sind ... und die Leute, die einen (gut) bezahlten Arbeitsolatz haben.
Trotzdem kann ich, bei jeder Gehaltsklasse erwarten, dass die Arbeit zumindest professionell ausgeführt wird. Gerade wenn es um die Gesundheit, Bildung oder soziale Dienste geht.

Generell nervt mich einfach, dass es immer gleich heisst "Psychologen nutzen nichts." Ich werde in den nächsten Monaten auch zu einem Psychologen wandern, um zu sehen, ob die ich Traumas und Schocks der letzten Monate gut verarbeitet habe. Wenn die Gespräche gegen die Wand laufen, werde ich mich beim Medizinischen Dienst oder der Kassenärztlichen Vereinigung melden.
Genau wie es meine Kunden tun, wenn sie mit meiner Arbeit oder der meiner Kollegen/Kolleginnen nicht einverstanden sind.
Ich hab' das Spiel auch mit einem Zahnart gemaht, der sich als völlig inkompatibel mit Angstpatienten herausgestellt hat, aber mit "Profi für Angstpatienten" geworben hat. Die Praxis gibt's inzwischen nicht mehr, also scheine ich nicht alleine gewesen zu sein.
Will heissen: nicht übergreifend schimpfen, sondern bei Bedarf reagieren.

Leider gibt es eben noch immer zu viele Menschen, die nicht in Behandlung sein wollen, weil es "komisch" wirkt und man gleich als "bekloppt" eingestuft wird. Das sorgt dann dafür, dss die Leute die wirklich Hilfe brauchen keine annehmen wollen (oder nicht mehr können).
@Thaddeus
Es gibt auch einen Therapeuten, der mir von einem Kollegen folgenden Satz erzählt hat: "Patienten sind wie Freunde, die einen für's Zuhören bezahlen" Der Therapeut als passiver Kummerkasten, als Überdruckventil. Als Sitzsack. DAS meine ich mit Berufskrankheit.
Das ist dann hoffentlich ein Psychoanalytiker - die machen ja genau das ... die anderen einfach reden lassen und dann Ratschläge geben. Idealer Weise begreift der Patient selbst, was falsch läuft.
Man kann Sachen aber auch überanalysieren ...
@Thaddeus
Mit Metaphysik haben meine Fragen nie etwas zu tun. Ich interessiere mich für die erfahrbare, meßbare Realität. Die Reaktion von Gehirnen auf Input X.
Ok, Danke für die Info. Ich war mir bei Deinen posts manchmal eben nicht sicher, ob es Zynismus, Metaphysik oder etwas anderes war.
@Thaddeus
Ich kenne 16 Videos von Tony Robbins und der verhält sich im Gegensatz zu allen Therapeuten, die ich kenne (ca. ein Dutzend, einmal Couch, der Rest nebenbei ohne lange Quälerei) nunmal anders. Er fragt zielgerichtet, er scheint Menschen wirklich gut zu durchschauen, es sieht mir definitiv nicht nach Schauspielerei oder Fernsehpredigergeschichten aus und es ergibt auch rational Sinn.

Aber ich habe es persönlich eben nicht erlebt. Das ist also der Zwiespalt, warum ich so vorsichtig bin.
In anderen Worten: Du beschäftigst Dich mit NLP - das hättest Du auch gleich sagen könnnen :)

Vom NLP Prinzip (das ja an sich auf verschiedenen Ideen aus der Psychologie, Selbstmotivation und Willensstärke) basiert, bin ich anteilig überzeugt. Anteilig, weil es soooo viele verschiedene Richtungen gibt ...
Nach meinem Verständnis geht es darum, z.B. im Verkauf von sich selbst und dem Produkt überzeugt zu sein. Eine ordentliche Portion Menschenkenntnis, Erfahrungswerte und Empathie gehören auch dazu. Wenn das alles zusammenkommt und Du (selbst)sicher vor Deinem Kunden stehst, hast Du eigentlich schon gewonnen.
Die Herausforderung ist eigentlich nur, dass Du erstmal auf der Stufe der Motivatoren wie Tony sein musst, bevor Du Dich mit anderen anlegen kannst.
Vor allem bei Verkäufern ist der Unterschied zwischen Überzeugungskraft und Überredungskraft oft nur gering. Ein erfolgreicher Verkauf bedeutet nicht zwangsweise die NLP Methodik benutzt hat ...
In anderen Worten: das beste Überzeugungsmittel ist immernoch echte Selbstsichererheit und Überzeugung. Sonst wird's nichts mit der Motivation (nicht: Beeinflussung) der anderen.

Leider habe ich solche "SuperMotivatoren" bisher nur bei Tourneen, in Kirchen (Evangelicals) oder auf politischen Veranstaltungen gesehen. Ob so ein Vorgehen auch bei der Entwöhnung von Suchtverhalten möglich ist, kann ich daher nicht beurteilen.
Eine Reportage über ein solches "Experiment" mit den AA oder einer anderen Suchtgruppe bringt wahrscheinlich einfach nicht so viel Geld, wie der verkauf von Büchern und DVDs :(


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Wie einem Alkoholiker die Augen öffnen?

04.08.2018 um 18:49
FerneZukunft
Man kann nicht immer die gleiche Schiene wie die Vorfahren leben.
Worauf beziehst Du Dich hier genau?
FerneZukunft
Auch Dein Vater hätte sich Deiner Mutter öffnen müssen. Wenn ein Mann schon nicht in der Öffentlichkeit als Weichei rüberkommen will (wobei für mich das schon unverständlich ist), hat er sich wenigstens seiner Frau zu öffnen.

Ich würde es nie akzeptieren, wenn mein Partner vor mir immer nur den harten, gefühlskalten, starken Kerl spielt.
Von "Weichei" oder einem "harten, gefühlskalten, starken Kerl" hat hier ja auch niemand gesprochen.
Gerne nochmal zum Mitschreiben: mein Vater hatte mehr als 40 Jahre in der DDR gelebt und an den Staat, das System und die Prinzipien so geglaubt, wie der Erzkatholik an den Papst.
Der Mauerfall hat ihm wortwörtlich den Boden unter den Füssen weggerissen: seine Karriere, sein soziales Umfeld, seine Position innerhalb der Gesellschaft. Alles weg, von heute auf morgen.
Nun hiess es, sich einem neuen Staat, einer neuen Gesellschaft, einer anderen Ideologie und anderen Normen zu stellen. Den alten Feind als eigenen Staat anzusehen und irgendwie Arbeit zu finden.
Unser Erspartes wurde halbiert, die Miete verzehnfacht (wegen der unterschiedlichen Wertung der jeweiligen Währungen) und alle Lebensmittel waren innerhalb eines Jahres mindestens doppelt so teuer - eine indirekte Inflation ...
Den ganzen Stress hatte meine Mum genauso am Hals ... die gleichen Sorgen, Zukunftsängst und Unsicherheiten.
Natürlich haben sich beide darüber unterhalten. Natürlich haben sie gemeinsam gekämoft und überlebt.
Aber für ihn war die tägliche Realität als Wäscher bei ReWaTex einfach nicht ohne Alkohol ertragbar.
FerneZukunft
Auch mein Partner stammt aus einer streng religiösen Bauernfamilie. Der Sinn deren Leben war, den ganzen Tag hart in der Landwirtschaft zu arbeiten. Dort gab es typische Frauen- und Männertätigkeiten. Ein Mann hätte niemals etwas im Haushalt oder bei den Kindern mitgeholfen. Die Frauen hatten kein Mitspracherecht bei Anschaffungen.

Ich habe ihm von Anfang an klar und deutlich gesagt, dass ich das niemals so mache. Ich habe ihm die Augen geöffnet und gezeigt, dass es keine typischen weiblichen bzw. typischen männlichen Aufgaben gibt und dass Religion nichts anderes als Bevormundung ist.
Ebenso habe ich ihm gezeigt, dass das Leben nicht nur aus Arbeit besteht, sondern dass man auch Spaß haben muss.
Er hat es eingesehen.
Witzig, mein Vater stammt aus der gleichen Umgebung. 1946 im ländlichen Thüringen geboren, als mittleres von drei Kindern. Seine Mutter wurde mehr oder minder an den Nachbarsjungen verheiratet, weil sie "gut kochen und den Haushalt führen konnte".
Ihre Rolle als Hausmütterchen hat sie nie verloren, sicherlich auch weil mein Großvater hart gearbeitet hat, um ihr und den Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen.
Rollen im Haushalt wurden nie diskutiert, und Du magst es nicht glauben: mein vater war in der Lage sich selbst zu versorgen.
Er hat uns bekocht, war derjenige der die Einkäufe gemacht hat und den Papierkram bekämoft hat.
Meine Mum war (genau wie er) Vollzeit angestellt und hat nur in meiner Kitazeit und im ersten Schuljahr halbtags gearbeitet. Dafür hat sie sich im Garten und im Haushalt ausgetobt.
FerneZukunft
Du kannst Dir nicht vorstellen, wie seine Familie reagiert hat, weil er bei uns die meiste Hausarbeit macht und das Sahnehäubchen war, als er in Karenz ging. „Waschlappen" war noch das Harmloseste, was sie ihm zuriefen.
Er war aber schon so weit, dass es ihm nichts mehr ausmachte und er darüber lächeln konnte. Das ist wahre Stärke!
Ach doch, das kann ich ... sehr gut sogar. In meinem Freundeskreis werden Väter heute noch gedisst, weil sie ein Babyjahr einlegen.
Ich habe einen Freund der seinen transsexuellen Partner (jetzt: seine Verlobte) durch die Zeit der Umwandlung begleitet hat.
Mein Mann ist freischaffender Künstler der "nur mit mir zusammen ist, damit er nicht selber richtig arbeiten muss".
FerneZukunft
Deshalb lass ich diese Ausrede bei Deinem Vater nicht ganz durchgehen.
Die Aussage "nicht ganz" negierst Du mit dem Vermerk "Ausrede" komplett.
Bitte versteh mich nicht falsch: ich dachte wir sind hier um [A] Erfahrungen und Tipps auszutauschen und anderen mit unseren Ideen zu helfen.
Aktuell habe ich eher das Gefühl, dass ich hier das Verhalten von Verstorben nicht erläutern, sondern verteidigen muss.
Oder ging es jtzt nur darum Dir zu bestätigen, wie grossartig Du selbst alles geregelt hast und das Du fest im Leben stehst?
(Ich habe nämlich keine Ahnung, warum sich Deine Antwort so sehr nach "so geht's aber nicht" und irgendwie vorwufsvoll liest ...)



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Wie einem Alkoholiker die Augen öffnen?

04.08.2018 um 20:24
@MUArchivist
Wenn es mir nur um NLP ginge, hätte ich das gesagt. Tony = NLP, die Rechnung geht schon ein paar Jahrzehnte nicht mehr auf.

Mir geht es um die Frage, wie kann man effektiv einen Menschen dazu ermächtigen, die richtige Richtung einzuschlagen? Und da habe ich von den paar Videos eben mehr mitgenommen als aus 104 Sitzungen vor 20 Jahren, die mich mit dem Verlust des wichtigsten Menschen meines Lebens belohnt haben.

Du hast vollkommen Recht. Der Begriff "NLP" sagt nichts aus, weil es von Scharlatan bis Könner alles abdeckt. Ähnlich wie bei Therapeuten. Ich bin nicht per se gegen Therapie. Ich bin dafür, 200 intelligente Briefe an 200 Therapeuten zu senden und die zu testen, die intelligent und nicht apologetisch antworten. Entweder ich habe alle 12 Drecktherapeuten Deutschlands kennengelernt oder die Standesmoral ist schlichtweg niedrig und man muß sieben. um nicht seine Zeit zu verschwenden.

Absolut richtig. Überzeugung ist der Transfer von Gefühlen, wie auch Selbstsicherheit, auf Dein Gegenüber. Ähnlich stärkt man auch einen Ex-Alkoholiker in spe. Man muß sich selbst heilen, bevor man andere heilt.

Tony hat, laut eigener Aussage (nun ja), auch mit Süchtigen und mit Selbstmördern gearbeitet. Und wenn er da die gleiche Qualität an den tag legt, wie in Videos, dann wahrscheinlich erfolgreich. Erfahrung, Wissen, Training und Anspruch.


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Wie einem Alkoholiker die Augen öffnen?

05.08.2018 um 06:19
Zitat von MUArchivistMUArchivist schrieb:Aktuell habe ich eher das Gefühl, dass ich hier das Verhalten von Verstorben nicht erläutern, sondern verteidigen muss.
Hier muss ich eines sofort klar stellen: ich wollte Deinen Vater nicht schlecht machen.
Dieses Recht habe ich nicht, weil ich ihn nicht kannte. Es tut mir leid, dass es so rübergekommen ist.
Zitat von MUArchivistMUArchivist schrieb: ging es jtzt nur darum Dir zu bestätigen, wie grossartig Du selbst alles geregelt hast
Nein, ich komme mir nicht großartig vor. Mir ist sehr wohl bewusst, dass es etliche Menschen gibt, die wesentlich mehr geleistet haben als ich.
Ich gebe offen zu, dass ich etwas eingebildet bin, aber solange es vor meiner eigenen Tür genug zu kehren gibt, werde ich mich nie von mir behaupten, alles richtig gemacht zu haben.
Zitat von MUArchivistMUArchivist schrieb: mein Vater hatte mehr als 40 Jahre in der DDR gelebt und an den Staat, das System und die Prinzipien so geglaubt, wie der Erzkatholik an den Papst.Der Mauerfall hat ihm wortwörtlich den Boden unter den Füssen weggerissen: seine Karriere, sein soziales Umfeld, seine Position innerhalb der Gesellschaft. Alles weg, von heute auf morgen.Nun hiess es, sich einem neuen Staat, einer neuen Gesellschaft, einer anderen Ideologie und anderen Normen zu stellen. Den alten Feind als eigenen Staat anzusehen und irgendwie Arbeit zu finden.Unser Erspartes wurde halbiert, die Miete verzehnfacht (wegen der unterschiedlichen Wertung der jeweiligen Währungen) und alle Lebensmittel waren innerhalb eines Jahres mindestens doppelt so teuer - eine indirekte Inflation ...Den ganzen Stress hatte meine Mum genauso am Hals ... die gleichen Sorgen, Zukunftsängst und Unsicherheiten. Natürlich haben sich beide darüber unterhalten. Natürlich haben sie gemeinsam gekämoft und überlebt.Aber für ihn war die tägliche Realität als Wäscher bei ReWaTex einfach nicht ohne Alkohol ertragbar.
Ich mag auch die Menschen der ehemaligen DDR recht gerne, weil sie irgendwie gemütlich und gelassen sind.
Der Mauerfall brachte neben der ersehnten Freiheiten auch enorme Schwierigkeiten mit sich – das hast Du am Beispiel Deiner Eltern schön geschrieben.
Zitat von MUArchivistMUArchivist schrieb:1946 im ländlichen Thüringen geboren, als mittleres von drei Kindern. Seine Mutter wurde mehr oder minder an den Nachbarsjungen verheiratet, weil sie "gut kochen und den Haushalt führen konnte". Ihre Rolle als Hausmütterchen hat sie nie verloren, sicherlich auch weil mein Großvater hart gearbeitet hat, um ihr und den Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen.Rollen im Haushalt wurden nie diskutiert, und Du magst es nicht glauben: mein vater war in der Lage sich selbst zu versorgen.Er hat uns bekocht, war derjenige der die Einkäufe gemacht hat und den Papierkram bekämoft hat.Meine Mum war (genau wie er) Vollzeit angestellt und hat nur in meiner Kitazeit und im ersten Schuljahr halbtags gearbeitet. Dafür hat sie sich im Garten und im Haushalt ausgetobt.
So etwas lese ich gerne: Deine Eltern waren für die damalige Zeit sehr fortschrittlich. (bei Geburtsjahr 1946 sind sie deutlich mehr als eine Generation älter als ich). Das bewundere ich!
Zitat von MUArchivistMUArchivist schrieb: In meinem Freundeskreis werden Väter heute noch gedisst, weil sie ein Babyjahr einlegen.Ich habe einen Freund der seinen transsexuellen Partner (jetzt: seine Verlobte) durch die Zeit der Umwandlung begleitet hat.Mein Mann ist freischaffender Künstler der "nur mit mir zusammen ist, damit er nicht selber richtig arbeiten muss".
Mir ist es komplett egal wie und mit wem jemand lebt.
Nur frustrierte und unzufriedene Menschen lästern über andere. Über so etwas muss man lächelnd hinweg sehen, dann hören sie von selbst auf damit.

Zum Schluss möchte ich Dir nochmals sagen: Deine Eltern haben viel durchgemacht und enormes geleistet – das sehe ich ehrlich so!
Ich finde es nur schade und traurig, dass Dein Vater keinen Weg gefunden hat, seine Sorgen ohne Alkohol zu ertragen.


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