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Krankheit oder doch nur Mode?

89 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Krankheit, Psychische Krankheit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Krankheit oder doch nur Mode?

27.05.2013 um 12:36
@Mockingjay

Es sollte unterschieden werden zwischen dem Verhalten während der Schulstunde und dem Verhalten im Kindergarten bzw "after school". In der Schule müssen die Kinder mitunter auch Sachen machen die ihnen nicht gefallen.


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Krankheit oder doch nur Mode?

27.05.2013 um 12:39
@Tussinelda
Lies die Eingangspost, es geht um ein Kind
Zitat aus der eingangspost
:
Eine Sache aus meiner Gesichte. Ich habe einen Sohn (7 Jahre).


Das lese ich, wenn ich auf einen Deiner links klicke

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/degs1-gesundheit-und-gesundheitsverhalten-der-deutschen-a-901324.html

Rund 8000 Deutsche haben drei Jahre lang unzählige Fragebögen ausgefüllt und sich von Ärzten des Robert Koch-Instituts auf Herz und Nieren untersuchen lassen. Das Ergebnis ist eine der umfassendsten Studien ihrer Art. Sie offenbart, welche Krankheiten uns plagen - und wie viel uns unsere Gesundheit wert ist.

Drei Jahre lang, von Herbst 2008 bis Herbst 2011, hat ein Team aus Ärzten und Wissenschaftlern des Robert Koch-Instituts (RKI) Tausende Deutsche befragt, medizinisch untersucht und abermals befragt. Das Ergebnis ist ein riesiger Datenschatz: Die "Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland", kurz DEGS, ist das umfassendste Werk über den Gesundheitszustand und das Gesundheitsverhalten der 18- bis 79-Jährigen seit 1998. Am Montag hat das RKI die Ergebnisse der jahrelangen Untersuchungen und Datenanalysen vorgestellt.

Wie gesund ernähren sich die Deutschen? Wie sehr werden sie von Allergien geplagt? Wie viel Sport treiben sie? Leiden immer mehr an Volkskrankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes? Welche Faktoren beeinflussen ihre Gesundheit und Lebensqualität? Welche Rolle spielt dabei ihr Sozial- und Versichertenstatus? Wie hoch ist ihr BMI, wie ihr Blutdruck?


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Krankheit oder doch nur Mode?

27.05.2013 um 12:42
@.lucy.
aus dem Eingangspost:
Eine Freundin von mir hatte mal einen Nervenzusammenbruch, ein anderer Freund sagte das er sich nicht traut in die Stadt zu gehen, weil er große Menschenmenge vermeiden will.
Ein anderer Bekannter, hat an dem Tag wo er zur Berufschule gehen sollte Brechreiz bekommen und musste seine Ausbildung abbrechen.

Und dann mach ich mir dann so meine Gedanken, gibt es das wirklich? Oder ist das etwas wo man sich drauf ausruht?



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Krankheit oder doch nur Mode?

27.05.2013 um 12:43
Na ein Schulkind sollte sich sehr wohl eine Unterrichtseinheit lang konzentrieren können.

Nun ja.. es kommt immer darauf an in welcher Klasse nicht wahr ? Ehrlich gesagt kann ich mich nicht mehr an die erste und zweite Klasse erinnern.

Ich habe aber mal die Beaufsichtigung in der ersten Klasse übernommen.

:D

Auch hatte ich viel Einblick als Elternbeirat, bzw war oft dort.. sah den Unterricht. Es sind kleine Babys.
Da läuft ständig mal jemand rum. Natürlich werden se auch ne Stunde sitzen müssen, aber ob sie sich da die ganze Zeit lang konzentrieren halte ich für sehr übertrieben.^^... ein guter Lehrer weiß schon wann er was verlangt.

@Duffine

Gerade bei einer wirklichen AD(H)S Erkrankung ist eine richtige Diagnose besser früher als später!

Jo.. wenn eine Krankheit vorhanden ist.. aber gewiss nicht wenn ein Kind mal bockt, einfach keinen Bock hat.


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Krankheit oder doch nur Mode?

27.05.2013 um 12:52
@Hornisse

Ja, die Rede war von 7 - 8jährigen. Das wird wohl möglich sein.


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Doors ehemaliges Mitglied

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Krankheit oder doch nur Mode?

27.05.2013 um 13:04
Das Thema haben wir hier auf Allmy schon oft in den verschiedensten Variationen durchgekaut. Ich habe nachstehend mal meinen gesammelten Senf aus älteren Threads kopiert. Einiges mag sich wiederholen - aber ich habe dem nichts hinzuzufügen.


1.) Dass nun "der Fortschritt", der böse, schuld sei an psychischen Leiden, wäre ein These.
Waren die Menschen früher geistig gesünder? Die Geschichte der Medizin kennt aus früheren Zeiten andere psychische Probleme, die heute nahezu ausgestorben oder aber auch erschreckend modern erscheinen, von der dämonischen Bessesenheit, religiösen Wahnvorstellungen, Essstörungen und Hysterie bis hin zu so seltsamen Dingen wie Klaviersucht,. Depressionen, Angstneurosen und Suchtverhalten sind aus vergangenen Jahrhunderten, fast Jahrtausenden, immer wieder in Dokumenten erwähnt worden, sind also nicht neu und durch den Zeitgeist bedingt.

Neu ist vielleicht nur, dass Angehörige der Mittelschicht in westlichen Dienstleistungsnationen mehr Zeit haben und weniger materielle existentielle Sorgen. Sie können ihre individuellen Wehwehchen individell analysieren, wenn nicht anders, dann mit Hilfe meterweiser Ratgeber-Regale in der Buchhandlung, vulgärpsychologischer Abhandlungen in der "Bäckerblume" oder Foren wie diesen.

Wo ein Bedarf zu sein scheint, wächst auch das "rettende" Angebot derer, die damit Geld verdienen wollen, was im entwickelten Kapitalismus natürlich auch ganz legitim ist.
Ging man früher zum Schamanen oder zur Weisen Frau, so geht man heute eben zum Psychotherapeuten, zur Selbsthilfegruppe oder eben wieder zum Schamanen, um sich mit allerlei modischen Therapieformen (Nonverbale Gesprächstherapie) wieder ins seelische Gleichgewicht rücken zu lassen.

Früher ging man halt zum Pfarrer und betete 'ne Runde oder wurde von ihm auf den Scheiterhaufen gestellt.

Dann war alles wieder gut.

Heute zahlt die Krankenversicherung.




2.) Was die psychischen Erkrankungen angeht, so muss ich allerdings aus Sicht eines Menschen, der sich beruflich Jahrzehnte lang mit der publizistischen Vermarktung wissenschaftlicher Erkenntnisse beschäftigt hat, hinzufügen:

Wer gesund ist, ist nur nicht gründlich genug untersucht!
Psychotherapie ist ein boomender Markt, neben kosmetischer Chirurgie der einzige Bereich, in dem sich noch grosses Umsatzpotenzial bietet.

Psychische Gesundheit bzw. Krankheit unterliegt diagnostischen Möglichkeiten und vor allem den Gesetzen des Marktes, ist somit auch durchaus "Modewellen" unterworfen.

Spricht heute etwa noch jemand von dämonischer Besessenheit, Veitstanz, Hysterie, Klaviersucht, Wandertrieb, multipler Persönlichkeit. Wohl kaum. Der Psychomarkt hat eben seine eigenen Gesetze.

Dafür hat, wer früher niedergeschlagen war, ein Burnout-Syndrom, möglicherweise Depressionen oder ist gar Borderliner.

Wer schlampig ist, wird flugs zum Messie, und wenn ein Kind sich bewegt, hat es mindestens ADHS. Bewegt es sich nicht, läuft es später Amok.

Und für das alles hat der Onkel Doktor ein paar Pillen, die die boomende Pharma-Branche ihm mit Schmiergeld in die Tasche steckt, und an jeder Strassenecke lauert ein sonst arbeitsloser Psychologe und flüstert: "Pssst, Du wolle Therapie mache?"

Nun gut. Die Leute wollen auch leben. Schliesslich können sie nicht alle Pizza ausfahren.




3.) Auch für die Psyche gilt:

Wer sich gesund fühlt, ist nur nicht gründlich genug untersucht worden.

In erster Linie ist der Psycho-Markt, wie jeder andere Teilbereich der Gesundheitsversorgung auch, ein Markt, der den Gesetzen eben dieses Marktes gehorcht: Neue Märkte erschliessen, Bedarfsweckung, PR, Profitmaximierung - um nur einige der Aspekte zu erwähnen.

Da gilt es dann, neue Störungen zu "entdecken", sie im Rahmen von Auftragsforschung zu beschreiben, sie in Kriterien zu fassen, der Fachwelt in wissenschaftlichen Zeitschriften und dem künftigen Kunden in BILD & Co. nahezubringen, um anschliessend Handlungsbedarf bei Politik und Kassen anzumahnen. Stimmt die Bezahlung, dann wird munter darauf los diagnostiziert, publiziert und therapiert. Irgendwann ist dann das Marktsegment abgegrast und dann heisst es: Auf zu neuen Ufern - und der Kreislauf geht von vorne los.

Erinnert jemand das Krankheitsbild "Hysterie", "Klaviersucht" oder "Wandertrieb"? Was wurde eigentlich aus der guten alten "vegetativen Dystonie", dem "Gammler-Syndrom" oder den "multiplen Persönlichkeiten"? Wurden die umgeschult auf Borderliner, Messies, ADS und/oder ADHS? Machen die jetzt in Burnout oder, ganz neu, Posttraumatischem Stress-Syndrom?
Ist ja auch völlig Banane, was in der Birne nicht richtig tickt. Hauptsache, es bringt GELD!




4.) Je besser ich diagnostizieren kann (positiv gesehen) oder je mehr Medikamente und Therapien ich vermarkten will (negativ gesehen), desto mehr psychische Erkrankungen will ich finden und finde ich auch.

Üblicherweise geht man davon aus, dass etwa jeder 10.Mensch behandlungsbedürftig psychisch krank ist. Daran hat sich im Laufe von etwa 100 Jahren Psychiatriegeschichte nichts geändert, sieht man mal von den politisch odergesellschaftlich bedingten "Modediagnosen" ab.

Es hängt ja auch in diesem Falle immer davon ab, was man davon machen kann, welches Kapital sich daraus schlagen lässt.

Bevor es Ritalin auf dem Markt gab, war die Diagnose AHDS eine eher seltene. Bevor es jede Menge Geld für Beratungsstellen gab, waren Kindesmissbrauch, Gewalt in der Ehe ,Suchterkrankungen zwar vorhanden, aber kein Thema.

War früher jemand depressiv, so hieß es "reiß' dich zusammen und geh' arbeiten", bis man feststellte, dass der Kranke nur deshalb nicht aufstand, weil er sich schon mit 'ner Handvoll Pillen ins Jenseits gekickt hatte. War früherjemand suchtkrank, dann galt er als willensschwach und asozial und fertig, maximal Arbeitslager statt Therapiekette. Dies soll nicht heissen, dass ich diese früheren "Behandlungsweisen" gut heisse. Mitnichten. Es ist halt nur immer so, dass in dem Moment,in dem ein Thema, und sei es noch so marginal, von den Medien aus wirtschaftlichen Interessen hochgepusht und von der Bevölkerung aus voyeuristischer Lust hochgehalten wird, dieses als "irre wichtiges Riesenproblem" angesehen wird, bis es dann wieder in der Versenkung verschwindet, weil eine neue Psycho-Sau durchs Dorf getrieben wird.

Wer spricht denn heute noch von weiblicher Hysterie durch zu wenig Sex, von dämonischer Besessenheit, von Klaviersucht, multiplen Persönlichkeiten, Schützengrabenkoller, Poriomanie etc. Alles zu ihren jeweiligen "Hochzeiten" Top-Themen in der Psychiatrie.




5.) Was glaubt Ihr denn, warum die Zahl der Ritalin-Verordnungen in den letzten 5 Jahren so sprunghaft zugenommen hat? Meint jemand, das liegt allein daran, dass immer mehr Kinder so genannten "körperlichen Nachteile" haben?

In der Tat unterliegen medizinische Diagnosen bestimmten "Modetrends", das weiss jeder, der sich mal mit Medizingeschichte befasst hat.

Wo sind sie hin, die einstmals "wissenschaftlich gesicherten Krankheitsbilder" der dämonischen Besessenheit, der Opfer des Bösen Blicks,der weiblichen Hysterie, gegen die Klitorismassage half, die grassierende Klaviersucht, die Imoptenz durch Blue-Jeans, die Phosphat-Kinder, die multiple Persönlichkeit...?

Auch und gerade in der Wissenschaft gibt es diese Modetrends - was keinesfalls heisst, dass es bestimmte Krankheitsbilder nicht gibt. Aber in dieser kurzfristig auftretenden Häufung des genretypischen "immer mehr, immer schneller, immer jünger, immer schlimmer"?

Sonst glaubt doch hier jeder an alle möglichen und unmöglichen Weltverschwörungen - wie wäre es denn mal mit einer der Pharma-Branche?




6.) Nicht alles ist Sucht, was von den Medien dazu erklärt oder von den Betroffenen dazu ernannt wird.

Im Augenblick erleben wir beispielsweise das Gespenst der "Internet-Sucht", auch eher so eine Medienerfindung. Es gibt keine seriösen Untersuchungen, keine harten Zahlen, wie auch für andere sogenannte "Süchte", wie Handy-, Solariums-, Fitness-, Sex-, oder Gummibärchensucht. Das unterscheidet diese von so realen Suchterkrankungen wie Alkoholabhängigkeit oder Medikamentenabhängigkeit.

Anfang des 20. Jahrhunderts sprachen "seriöse Wissenschaftler" von der Fahrradsucht, davor von der Klaviersucht, der Romansucht etc.

In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts kamen Kinosucht, Tanzsucht, später dann Comicsucht, Groschenheftsucht, TV-Sucht, Videosucht, Computersucht, Joggingsucht etc. pp.hinzu.
Alle immer schlimmer, immer bedrohlicher und immer therapiebedürftiger. Natürlich betraf es immer "die anderen", Frauen, Kinder, Jugendliche, und es wurde ein immenser Bedarf an Therapien, Vorschriften und Strafen suggeriert.

So, das sollte erst mal als persönliches Kurzstatement reichen. :D


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Krankheit oder doch nur Mode?

27.05.2013 um 13:17
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Krankheit oder doch nur Mode?
Weder Krankheit noch Mode, sondern einfach Gewinnmaximierung der Pharmaindustrie. Wenn man dadurch mehr Geld verdient, wieso sollte man dann nicht jedes zweite Kind als krank abstempeln?

Ist doch ne nette Sache und außerdem sind die Eltern selbst daran schuld, wenn sie ihren Kindern Medikamente geben, schließlich liegt die Entscheidung bei ihnen, aber wenn sie darauf vertrauen, dass der Arzt, der an den Medikamenten und Behandlungen verdient, nur Gutes für das Kind will, dann sollen sie das weiterhin glauben.


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Krankheit oder doch nur Mode?

27.05.2013 um 13:21
Interessant, gleich im zweiten Beitrag wird das Problem den Medizinern in die Schuhe geschoben, obwohl die TE explizit daraufhin weist, dass ihr Kind den Stempel nicht ärztlicherseits, sondern durch das Umfeld aufgedrückt bekam.


@zukunftsdenker
Zitat von zukunftsdenkerzukunftsdenker schrieb:Ist doch ne nette Sache und außerdem sind die Eltern selbst daran schuld, wenn sie ihren Kindern Medikamente geben, schließlich liegt die Entscheidung bei ihnen, aber wenn sie darauf vertrauen, dass der Arzt, der an den Medikamenten und Behandlungen verdient, nur Gutes für das Kind will, dann sollen sie das weiterhin glauben.
Ich habe noch keinen Pädiater getroffen, dem das Wohl des Kindes nicht wichtig war. Und hält er sich an das Berufsrecht, verdient er auch nichts extra an Medis oder Behandlungen.


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Krankheit oder doch nur Mode?

27.05.2013 um 13:21
Manche Eltern sind wohl auch etwas überfordert, in erster Linie mit sich selbst, haben wenig Zeit fürs Kind und wenn dieses dann etwas mehr Aufmerksamkeit möchte oder grad keine Lust auf zusammenräumen hat, geht man gleich zum Arzt und macht nen Test? Hallo? Solche Eltern sollten vom Arzt zuerst gecheckt werden.


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