@Laura_Maelle Ich lebe. Und ich habe mich von ganz unten wieder dahin gekämpft wo ich jetzt gerade bin. Von nur noch Mini Schritten gehen zu können, im Rollstuhl zu sitzen bis dahin, dass ich zur Zeit wieder gehen kann. Mit Pausen. Aber ich kann es. Spaziergang machen, ein Konzert besuchen. Auch wenn ich immer wieder Pause machen muss, sitzen muss, es mich danach sehr viel Erholung und Schmerz Tage kostet.
So weit ausholen will ich eigentlich nicht, aber um vielleicht zu erklären, dass ich weiß wie es geht aus meinem Leben alles raus zu holen.
Ich bin so dankbar dafür.
Und trotzdem ist es schwer, auch mit den Einschränkungen zu leben. Wenn man jung ist, und eigentlich nur los rennen will. Sich aber bewegt wie 80.
Nicht falsch verstehen, ich weiß es zu schätzen was ich noch erleben darf und kann.
Laura_Maelle schrieb:Wie es ist, Kinder zu haben, weißt Du nicht, also gestehe Dir ein, dass Du nicht verlieren kannst, was Du nie hattest. Das ist alles nur Deine Vorstellung, was hätte sein können. Solche Was-wäre-wenn-Gedanken sind unnütz. Du weißt auch nicht, wie das wirklich kommen würde und wie viel Kummer es Dir auch bringen könnte. Du trauerst über den möglichen schönen Aspekt, aber nicht über das damit verbundene Leid, das Eltern ebenso erleben können.Du könntest genauso gut erleichtert sein, weil Dir all die grauen Haare erspart bleiben, welche heranwachsende Kinder bringen können.
Richtig, ich weiß nicht wie es ist Kinder zu haben. Vielleicht wäre es auch so nie dazu gekommen.
Aber mit Familie meine ich so viel mehr als das. Es geht auch gar nicht darum, dass ich das auf Biegen und Brechen gewollt hätte. Es geht um Möglichkeiten, die mir genommen wurden. Da ist der Wunsch nach Familie auch nur eine von vielen Möglichkeiten. Aber ich hätte es gerne raus finden wollen.
Ich habe Möglichkeiten verloren, Freunde. Aber das ist ein anderes Thema.
Ich würde gerne die Chance haben alt werden dürfen, graue Haare zu bekommen. Es gibt keine Sicherheit, nur Möglichkeiten.
@Syringa Das sagt mein Therapeut auch. Dass es normal ist zu Trauern, und dass ich diese auch nicht unterdrücken soll.
Und vielleicht habe ich ja auch ein Stück Verarbeitung der Trauer begonnen indem ich sie ausspreche.
Und nicht nur für mich behalte um mein Umfeld nicht zu verletzen.
Syringa schrieb:bringt auch nicht immer etwas, sich die Dinge schön zu reden, wenn sie nun mal Schei... sind. Ich finde, dass man das durchaus auch äußern darf und zu diesen Gefühlen stehen kann.
Ich sehe es genauso. Manchmal findet man es sch... Und vielleicht ist das auch ok so.
Syringa schrieb:Ich musste mir selbst bewusst werden, dass es nur einen Menschen gibt, der mir da durch helfen kann und das bin ich selbst, niemand anders. Es kommt auf mich an, auf meine Sicht auf die Dinge, auf meinen Umgang damit.
Ja, ich weiß. Ich muss meinen Umgang damit finden, aber das ist nicht immer leicht und nicht immer gleich.
Ich denke, ich habe für mich einen Weg gefunden, der aber nicht geradeaus geht. Meine Gedanken gehen auch manchmal zurück und nach vorne. Auch wenn ich versuche im Jetzt zu sein. Vielleicht ist das auch schwer, weil wir dieses Bewusstsein haben. Erinnerungen, Wünsche, Vorstellungen, Ziele. Was mal war kann man nicht zurück holen, aber sich neue Ziele stecken. Wenn dann aber nicht mehr viel bleibt, es keine großen mehr geben kann. Es ist schwer.
@klompje1 Ich passe auf mich auf.
Ich danke dir für deine Wünsche.
@Do-X Ich hätte einerseits gerne Liebe an meiner Seite. Aber andererseits ist es ein innerer Konflikt darüber, einen anderen Menschen mit mir all das durchmachen zu lassen.
Do-X schrieb:erst einmal finde ich, dass du dein Leben wie es ist, mit klaren Augen betrachtest, du ,,stehst im Leben"! Du hast sogar die ,,Kraft", darüber zu schreiben. Ich finde, das ist doch mal was.
Danke dafür. Ich versuche mich in Worte zu fassen. Gar nicht so leicht, aber es tut auch gut.
@Graumann Was du schreibst klingt so weise. Das ist auch das was ich weiter oben meinte. Ich finde nicht diese Ruhe oder den Kern in mir um mich erleuchtet zu fühlen. Erwartet man das von sterbenden? Dass sie dort hin kommen? Zur Zeit fühlt es sich so an als wäre es für mich unmöglich.
Ich habe so viele verschiedene Empfindungen und Gefühle über das was ich durchmache. Manchmal kann ich es annehmen wie es ist, manchmal bin ich wütend auf die Krankheit, manchmal habe ich Angst, manchmal Zuversicht. Es ist als würde ich alles abwechselnd und oft auch zusammen durchfühlen.
Manchmal habe ich auch nicht greifbare Gefühle. Die ich nicht mal in Worte fassen kann.
Ich weiß, dass nur ich alleine da durch gehen kann. Egal wer meine Gefährten sind. Aber ich glaube, davon kommt diese Einsamkeit.
Weil ich das weiß und fühle.
Mehr als Leben kann ich nicht. Und das sterben wird kommen. Es ist so viel mehr als das Leben zu verlieren. Es ist ein stetiger Kontrollverlust über sich selbst.
Das Leben verläuft nicht linear, das Sterben aber auch nicht.
Ich möchte wirklich nicht jammern, und hoffe das kommt nicht so bei euch an. Ich möchte aussprechen was ich fühle, und sagen das bin ich.
Ich betrachte die Welt anders als früher, aber finde auch nicht die Ruhe zum in Ruhe gehen. Noch nicht.
Ich bin dankbar für all das was noch geht, und ich kenne meine Grenzen.
Ich übertrete sie oft bewusst um etwas zu erleben. Um alles raus zu holen. Aber ich bin auch manchmal wütend wenn ich eine Hammer Dosis Schmerzmittel nehmen muss, und dann nur noch schlafen kann. Was dann auch von meiner Lebenszeit abgeht. Ich habe Schmerzpflaster, damit ich draußen sein kann. Aber habe mit Nebenwirkungen kämpfen. Zu viel, zu wenig. Alles muss irgendwie abgewägt werden.
Und an allem hängen Gefühle.
Aber vielleicht ist es auch gut wütend zu sein? Trauer zu haben. Solange fühle ich dass ich lebe und da bin.
An euch alle.
Es fällt mir nicht leicht darüber zu schreiben, und ich mache es möglichst vorsichtig. Um auch euch etwas zu schützen, mich selbst auch.
Nicht alles schreibe ich allzu offen aus.
Danke nochmals an euch alle, für eure Mühe mir zu antworten.
Und ja, es tut gut dass ihr bereit seit mir zuzuhören.