@AnNevis Es ist die Frage, was man von Gerichtsreportern erwarten kann. Dass sie die Fakten eines Falles einschließlich bisheriger Prozessgeschichte richtig wiedergeben, ist für mich das Mindeste. Jenseits davon wird es schwierig.
Manche Leser/Zuschauer erwarten eine soweit wie möglich neutrale Berichterstattung über das, was sich am betreffenden Prozesstag ereignet hat, also was jeweils Staatsanwalt, Verteidiger, Angeklagter, Anwalt des Nebenklägers, Zeugen, Gutachter gesagt haben. Sehr gut macht das momentan die hessenschau, was den Lübcke-Prozess betrifft. Dort gibt es jede Menge wörtlicher Zitate von Prozessbeteiligten, die für sich ungeheuer wirken und kaum weiterer Kommentare bedürfen
Andere erwarten eine mehr atmosphärische Berichterstattung, und zwar gefärbt von den momentanen Stimmungen und Eindrücken des Reporters. Da gibt es dann manchmal auch viel Banales zu lesen. Ich will Frau Friedrichsen nicht unrecht tun, sie beschreibt selbst das Problem, das dahinter steckt:
Mittlerweile geht es nur um Effizienz. Wenn man irgendwohin geschickt wird, muss man auch auf Teufel komm raus etwas liefern – selbst wenn nichts passiert ist, was berichtenswert ist. Da werden dann Dinge hochgejazzt, hochgepusht, die keine Relevanz haben und mit der eigentlichen Sache nichts zu tun. Ich finde, man muss die Freiheit haben, einen Termin wahrzunehmen und zu sagen: Das lohnt sich noch nicht, etwas darüber zu schreiben, ich muss dazu erst noch mehr wissen. Früher konnte man einen Prozess von Anfang bis Ende beobachten, die Sachen von allen Seiten beleuchtet bekommen, sich mithilfe von Zeugen und Gutachtern ein möglichst umfassendes Bild machen, wie das Gericht eben auch.
Quelle:
https://www.fachjournalist.de/ich-kann-nur-so-objektiv-sein-wie-es-meine-subjektivitaet-zulaesst/Aber ich finde, das ist dann nicht mehr eine Berichterstattung, die viel Sinn macht, weil sie nur noch Zeilen füllen soll und am Ende wenig wirkliche Informationen mehr enthält.