jaska schrieb:Das ist doch eine ziemlich romantische Vorstellung vom moralisch reinherzigen und freiwillig darbenden Juristen, der nicht schlafen kann, solange ein unschuldiger Mörder hinter Gittern sitzt...
Du sagst es. Aber einige wenige wird es noch vermutlich noch geben, welche aus Idealismus so handeln. Du hättest meinen Beitrag aber im Kontext lesen sollen. Denn dann hättest Du verstanden, dass ich damit begründen wollte, dass Wiederaufnahmeanträge nur auf Basis eines solchen Systems - insbesondere für Mittellose - eben höchst selten sein dürfte.
Wie gesagt, Amerika ist da mit dem Innocence-Projekt deutlich weiter. Sicherlich müssen diese auch filtern und werden den Fall erst mal prüfen, und einen Vorab-Check durchführen. Da werden dann genauer die Indizien des Urteils betrachtet und wenn es dabei welche gibt, die man nicht wirklich wegdiskutieren kann, dann wird man sich dem nächsten Fall widmen und den Antragsteller entsprechend informieren. Dieses Projekt steht auch nicht - wie das Nicht-System hier - vor der Schwierigkeit, wenn es um notwendige Gutachten geht. Es ist interdisziplinär aufgestellt und wird sowohl von privater als auch von staatlicher Seite unterstützt.
Im übrigen, etwa 25% der Fälle, die erfolgreich revidiert wurden, handelte sich um Fälle, bei denen der Verurteilte ein falsches Geständnis abgelegt hatte.
Ich denke, dass wird das Thema jetzt hier aber abschließen sollten. Es war sicherlich für den Fall schon interessant, weil das WAV erfolgreich war.
Aber die neuen Erkenntnisse zeigen auch, dass man vom damaligen Geständnis wohl kaum mehr von einem wahren mehr sprechen kann
jaska schrieb am 07.12.2018:Magst nicht mal in sich stimmig die Manipulationen und die Geständnisse bis hin zum Widerruf erläutern, wie sie sich Dir darstellen?
Ich denke, dass brauch ich jetzt wohl nicht mehr. Der dringende Tatverdacht gegen MS ist mit dem ursprünglichen Geständnis von Kulac nun wirklich nicht mehr vereinbar, Kröbers von ihm als wenig wahrscheinlich angesehene Möglichkeit trifft wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit zu. Sein Geständnis, das zur Verurteilung geführt hat, sollte spätestens ab heute nur noch Makulatur sein. Eigentlich war es in Wirklichkeit schon seit der PK im September schon.
Sicherlich ist aktuell Kulac noch nicht ganz raus, rein theoretisch könnte er doch noch beteiligt gewesen sein. Nur muss man dann sinnvoll erklären können, warum da Kulac eine komplexe Geschichte erfunden hat (offenbar mit Hilfe der Ermittler), obgleich es für ihn viel leichter gewesen wäre, die Wahrheit zu sagen.
Sicherlich wird MS versucht auf diese Möglichkeit zu setzen, aber ich bezweifle aber, dass sie der Wahrheit entspricht und er damit Erfolg haben wird, der erste Versuch ist ja offenbar njicht so ganz gelungen.
Primavera schrieb:kann manuels mutter für das falsche Alibi, das sie ihrem sohn gab und die absichtliche falschverdächtigung von Ulvi (wenn ich mich recht entsinne, war sie sogar die hauptbelastungszeugin) noch bestraft werden?
Ich persönlich glaube nicht - zumindest wird es nicht nachweisbar sein, dass von MS Mutter bewusst eine falsches Zeugenaussage erfolgt ist. Es ist durchaus möglich, dass MS Mutter Kulac dort hat sitzen sehen, aber ob es an diesem Tage war, ist die Frage, dass menschliche Gedächtnis spielt da einem häufig einen Streich. Auch weiß man nicht, wie damals bei der Befragung die Ermittler einen Einfluss auf eine möglicherweise falsche zeitliche Zuordnung bewirkt haben könnten. Wieder mal ein Grund, auch Zeugenaussagen aufzuzeichnen.
Es ist eher so - wie ich es schon vor mehr als 3 Jahren gesagt hatte, dass ein Gericht eine solche späte Zeugenaussage nicht überbewerten sollte und offenbar hat. Zeitnahe Zeugenaussagen sind da meist glaubwürdiger und nach einer solchen war Peggy schon weiter in Richtung ihrem Zuhause, vermutlich kurz vor dem Haus von MS noch gesehen worden.