@traces Ausgangsgrundlage der Betrachtung bilden ausschließlich die gesicherten, d.h. objektiven, realen und weitgehend verifizierten Informationen
@Noella Noella schrieb: alle gesicherten Fakten rund um den Fall Peggy zusammenzutragen
Wenn man nur die absolut sicheren Fakten nehmen will, dann stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien man ein Faktum als sicher bezeichnen will.
Wenn man mal davon ausgeht, dass ordentlich ermittelt wurde, dann wird man wohl davon ausgehen, dass Peggy in der Schule war und irgendwann im Laufe des Tages verschwunden ist.
Zum Verlauf nach der Schule gibt es lediglich Zeugenaussagen, die zwar insgesamt ein rundes Bild ergeben, allerdings - je nach vorgefasster Meinung - in das ein oder andere Szenario nicht hinein passen. Das Problem ist: es gab und gibt nur eine rudimentäre objektive Spurenlage, somit ist praktisch so gut wie nichts in diesem Fall "verifiziert".
Das Interessante ist, dass Zeugenaussagen mit einem Handwisch hin- und weggewischt werden, wie es der jeweilig Argumentierende gerade braucht. Realistisch hinsichtlich der tatsächlichen Abfolge des Tages ist das nicht.
Zeugenaussagen sind ein anfälliges Beweismittel, dass Zeugenaussagen aber entweder komplett falsch oder komplett richtig sind, ist in der Realität eher selten der Fall.
Ebenfalls interessant ist in diesem Fall die Änderung der Ermittlungstaktiken von Soko I bis IV.
Das hat offenbar viel mit personellen und politischen Hintergründen zu tun, insbesondere bei Soko II. Deren Ergebnisse bzw. Analysen sind inzwischen nicht mehr aktuell.
Das war schon 2013 so, als - obwohl einer verurteilt war - man gegen drei Personen intensive Ermittlungen fuhr. Nach dem Wiederaufnahmeverfahren ist alles offen und mit dem Leichenfund ist es noch offener, denn das ist die einzig neue objektive Spurenlagen und seitdem halten sich die Ermittler bedeckter als je zuvor, es wird nur noch nach dem Ranzen gesucht (einschließlich Diddl-Maus), alles andere gerät komplett in den Hintergrund, abgesehen davon, dass man gezielt den Leichenfundort nebst der vermuteten Ablagezeit (eher: dem vermuteten Ablagezeitraum) im Fokus hat.
Die Polizei meint, der Verbringer sei in Eile gewesen.
Das deutet darauf hin, dass die Ablage doch etwas rudimentär erfolgte.
Das ist gut möglich, die Bepflanzung wurde - auch hier - schon ausgiebig besprochen.
Was die mit den Leichenteilen gefundenen Gegenstände sprechen, das bleibt derzeit das Geheimnis der Ermittlungsbehörden, offenbar gehen sie aber davon aus, dass der Leichnam im Jahre 2001 dorthin verbracht wurde.
Dass die Ablage zumindest nicht vor Kurzem erfolgt sein konnte, ergibt sich einerseits aus dem Zustand und andererseits aus Erkenntnissen, die derzeit nicht öffentlich gemacht werden.
Herausgesickert ist die Sache mit der Uhr, auch das spricht eher für eine zeitnahe Ablage, aber eine sichere Erkenntnis ist das nicht.
Der Ablageort befindet sich im Umkreis des Verschwindeorts.
Das kann bedeuten, dass der Verbringer aus Lichtenberg kam, es muss es aber nicht, denn jeder Ortskundige des Ablageorts kommt so gesehen in Frage, namentlich sind das auch Bewohner der anderen Gemeinden in dieser Gegend, für eine Fixierung auf Lichtenberg sehe ich keinen zwingenden Grund, zumal es sich schon bei dem ehemaligen Verdächtigenkreis offensichtlich um keine Urbewohner handelte, die aber allesamt in der Gegend eine gewisse - wenn auch nicht tiefe - Verwurzelung aufweisen, namentlich Kontakte in der Gegend hatten bzw. haben. Somit kommen einige Szenarien in Betracht, wo der Täter nicht der Verbringer ist, sondern der Täter einen Verbringer aus seinem Netzwerk beauftragt hat.
Wenn man den gesamten Komplex der oft widersprüchlichen, oft aber auch sehr passenden Aussagen sämtlicher Zeugen (nicht nur die Kinder) nüchtern würdigt ohne Vorbehalte und ohne vorgefertigtes Szenario, dann ist offensichtlich, dass an diesem Tag und in diesem Zeitraum so Einiges zusammenkam, was mit der Sache irgendwie zu tun haben kann oder vielleicht auch damit überhaupt nichts zu tun hat. Dennoch ist es auffällig, dass sehr viele Nahestehende sehr unterschiedliche Meinungen vertreten, teilweise sogar widersprüchliche Aussagen machen.
Dass hier der ein oder andere mehr weiß, drängt sich auf. Ob diese nicht genannten Informationen den Fall lösen können, ist eine andere Frage, aber Schweigen oder auf die falsche Fährte lenken, scheint hier von verschiedenen Seiten geübt worden zu sein, es leuchtet insofern auch ein, dass der ein oder andere ja auch in Verdacht geriet, möglicherweise wegen ganz anderer Taten, wir wissen von einigen, aber vermutlich nicht von allen.
Der Ablageort sagt über den Ableger:
er hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Auto zur Verfügung und kannte sich einigermaßen in der Gegend aus.
Dass der Ranzen nicht mitabgelegt wurde, kann zwei Gründe haben:
a) er wäre an diesem Ort zu auffällig gewesen.
Der Ranzen ist mit Katzenaugen und Reflexstreifen ausgestattet. Geht man mit einer Taschenlampe vor, bemerkt man sofort, dass da etwas leuchtet, das würde auch Hundebesitzer, die von einem toten Tier ausgehen, unnötig aufmerksam machen.
b) er hatte ihn gar nicht dabei.
Das wäre durchaus möglich, wenn beispielsweise ein arbeitsteiliges Vorgehen stattfand.
Passende Szenarien wären, dass das Mädchen vom Täter1 alleine abgegriffen wurde und zur Verschleierung der Sache der Ranzen anschließend von Täter2 versteckt wurde. Natürlich kann auch hier 1 und 2 personenidentisch sein.
Ich persönlich glaube aber eher an Variante a) und daran, dass der Ranzen anschließend woanders entsorgt wurde, ein Gewässer oder eine Mülltonne sind da meine Favoriten, ausgeschlossen ist aber nichts.
Der Ablageort selbst ist nicht sicher.
Es ist natürlich ein bisschen persönliche Geschmackssache, was man als sicher ansieht und was nicht, immerhin geben ja 15 Jahre denjenigen recht, die ihn für sicher halten, aber das war meiner Meinung nach eher Zufall.
Bei diesem Ablageort war es jederzeit möglich, dass vielleicht doch jemand mal genauer hingesehen hätte. Ein sicheres - oder besser: sicherers - Verbringen wären die allseits bekannten anderen Methoden (Gewässer mit Präparation, ordentliches Vergraben nach Bestattermanier, Beton etc.) gewesen. Dazu hatte der Verbringer offenbar keine Zeit oder keine Möglichkeit. Andererseits ist es kein völlig unbemühtes Verbringen wie etwa das Abladen im Straßengraben, das Liegenlassen auf offender Straße, evtl. noch in eine Mülltonne etc.
Diese mittelprächtige Vorgehensweise sagt leider sehr wenig über den Verbringer aus, denn es ist das laienhaft Naheliegendste, darauf wäre fast jeder gekommen. Lediglich Experten und vollkommene Trottel fallen heraus.
@emz emz schrieb:Das Peggy-Buch wird als Taschenbuch erneut aufgelegt
Dann werde ich es mal lesen, es würde mich schon interessieren, was da nun wirklich drin steht und was nicht.
@lawine In einem laufenden Verfahren halte ich den "Mantel des Schweigens" aus Ermittlersicht für wenig hilfreich.
Offenbar haben seinerzeit sogar die Ermittler diverse Spuren - ob zielführend oder nicht - verfolgt, ausschließen kann man doch aktuell leider niemanden, auch wenn die ein oder andere Person hinsichtlich einer direkten Täterschaft eher als sehr unwahrscheinlich angesehen werden kann, aber mangels ausreichender Erkenntnisse kann man leider nichts ausschließen.
Die Idee mit der Verschleppung erscheint mir nach meinem aktuellen Recherchestand auch eher dahingehend begründet zu sein, dass sich der ein oder andere Beteiligte lieber mit diesem schrecklichen Szenario einlassen konnte als mit dem schrecklichen Szenario, dass das Kind tot ist. Es kann sogar sein, dass diese Idee vom tatsächlichen Täter noch befeuert wurde, um von sich abzulenken. Ablenken von sich ist in dem gesamten Fall leider eine weit verbreitete Übung, weshalb man von außen ziemlich dumm dasteht, weil man niemandem glauben kann.