Seit einiger Zeit lese ich hier im Forum verschiedene mich interessierende Threads mit. Meist im Bereich der Kriminalfälle, habe auch selbst Freude am kreativen Hypothesenerstellen und bin (wie wahrscheinlich viele hier) ein fleißiger Krimileser.
Ich arbeite beruflich auch mit misshandelten und/ oder sexuell missbrauchten Kindern und deren Familien. In diesem Bereich arbeiten wir auch mit Fallanamnesen und Analysen, die wir im fachlichen Austausch mit Kollegen und auch im Rahmen von Supervisionen erstellen. Hierbei spielt ebenfalls das Entwickeln von Hypothesen und Erkennen von Gefährdungspotentialen für Kinder eine große Rolle.
Der Thread den ich hier zu lesen bekam, hat mich dazu bewogen mich anzumelden um einen Beitrag schreiben zu können. Während in den meisten anderen Kriminalfällethreads ein tolerantes und fruchtbares Miteinander beim Austausch mehr oder weniger realistischer Überlegungen herrscht, bei dem ein weitgehend respektvoller Umgang untereinander herrscht und rechtsstaatliche Instrumente respektiert werden, bin ich hier auf das vollständige Gegenteil gestoßen. Ein Zitat kennzeichnet die Zustände hier entlarvend zutreffend:
@HathoraSoSo123 schrieb:Text
Was für eine Dynamik! Einige Protagonisten hier arbeiten mit Zynismus, Rechthaberei, Herablassung, plakativen Begriffen wie "Kinderschänder" als alles "Schlaginstrument", Beleidigungen und Zurechtweisungen sowie beständiger Bestätigung untereinander für ihre "Fraktion" und unter der Vorgabe Andersdenkende nicht verstehen zu können, ihnen die Berechtigung abzusprechen etc. Dementsprechend haben sich viele hier aus der Diskussion bereits verabschiedet.
Eine Diskussion in der spielerisch Hypothesen erstellt werden können und andere Meinungen und Wahrnehmungen toleriert werden, entsteht nicht im Ansatz. Dabei ist doch ein Forum wie dieses genau dafür da. Oder irre ich mich hier???
Fälle von Kindesmissbrauch verursachen immer auch unter Helfern schädliche Dynamiken der Verleugnung, der Ängste und der Wahrnahme von großem Druck und der vorschnellen Parteinahme. Aus diesem Grund gibt es das Regulativ des fachlichen Austauschs unter Verwendung verschiedener Methoden und der Supervision. Hier fehlt dieses Regulativ vollständig, bzw. wird nicht im Ansatz zugelassen.
Im vorliegenden Fall steht ein Kind im Mittelpunkt, welches deutliche Anzeichen emotionaler Belastungen zeigte und Verhaltensauffälligkeiten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in Richtung sexuellen Missbrauchs zeigen. Dazu handelte es sich um ein Kind welches durch die mangelhafte Betreuungssituation im Elternhaus extrem exponiert war - sowohl im Bereich der Dorfgesellschaft als auch im familiären Bereich. Hilferufe des Kindes wurden von der Mutter nicht adäquat beantwortet, es erfolgte kein adäquater Schutz dieses Kindes. Diese Situation und das Vorhandensein verschiedener weiterer Gefährdungspotentiale in Person verschiedener bekannter (und unbekannter?) Dorfbewohner, lassen die Lösung dieses Kriminalfalles so schwierig werden.
Das damalige Geständnis von Ulvi K. kam nachweislich (bestätigt durch das WAV) unter Bedingungen zustande, die die Glaubwürdigkeit des Mordgeständnisses stark einschränken. Dies nicht berücksichtigen zu wollen, empfinde ich als wenig hilfreich. Ich bin froh, in einem Staat zu leben, in dem Geständnisse unter rechtsstaatlichen Bedingungen zustande kommen sollen.
Spätestens mit dem Ergebnis des WAV hätte sich hier in der Diskussion der Fokus öffnen sollen, um ein tolerantes Diskutieren verschiedener Hypothesen und Wahrnehmungen einsetzen lassen zu können. Dazu gehört auch, dass nicht jeder jede Überlegung mit Zitaten, Quellen belegen muss und auch nicht darauf verwiesen wird, doch mal von Seite 1 an hier zu lesen - wenn er denn zukünftig noch mitreden will.
Fruchbares und kreatives Brainstorming geht anders! Ich würde mich sehr freuen, wenn dieser Thread dort hin fände.