Die DNA-Spur auf dem Blazer halte ich immer noch für ein gewichtiges und keinesfalls ausgeräumtes Indiz.
SirMarvel schrieb:Nach Beschreibung des von Bence mit seiner Tante gepflegten sozialen Kontakts und nach Anhörung einer Sachverständigen konnte das aus der DNA-Spur Bences auf dem Sakko an der Leiche vom Strafgericht abgeleitete ‚Indiz‘ nicht mehr aufrecht erhalten werden.
Ma_Ve schrieb:Die DNA Spur am Sakko wurde wohl im Zivilprozess als nicht zu halten eingestuft.
Das halte ich aber für eine sehr voreilige Feststellung.
SirMarvel schrieb:Da bist Du falsch informiert. Frag am besten mal Marc_Smith dazu oder les Dich tiefer ein.
Die DNA-Spur am Sakko ist eine Mischspur aus der DNA des Opfers und einem Teil-Profil, das auf BT zutrifft. Das fremde Teil-Profil trifft hingegen nicht zu auf das DNA-Muster des Vaters, der Mutter und des Bruders, so die humanbiologische Sachverständige PD Dr. A.
Verschiedene harmlose Übertragungswege hat das Gericht ausgeschlossen bzw. als höchst unwahrscheinlich eingestuft und dies
ausführlich begründet. Wie wird diese Spur nun von BT bestritten?
"Entsprechend gab die 4. Zivilkammer des Landgerichts München I hierauf mit Hinweisbeschluss vom 07. Juni 2011 bekannt, dass nicht nachgewiesen werden könne, „dass die auf dem Rücken des sog. Sakkos der Getöteten festgestellte DNA des Beklagten in einer verfänglichen Situation angetragen worden ist."
Es ist also weiterhin nicht auszuschließen oder gar unwahrscheinlich! Im Gegenteil, es ist weiterhin hochwahrscheinlich, dass diese Spur von BT stammt, als er seine Tante erschlug. Ausgeräumt wurde da gar nichts.
Es ging angeblich bei dem Zivilprozess darum, vorab Argumente für ein Wiederaufnahmeverfahren zu installieren. Wenn nun das Zivilgericht dieses DNA-Argument nach Ansicht von BT entkräftet hat, wird es selbstverständlich Gegenstand des nachfolgenden Wideraufnahmeantrags vom 01.10.2012 gewesen sein, der dann aber vom Landgericht Augsburg am 5. Dezember 2014 abgewiesen und vom OLG bestätigt wurde. Warum wohl? Weil die "Indizienkette gebrochen" ist, wie verlautbart wurde? Wohl eher nicht.
Warum werden diese Entscheidungen auf der Unterstützerseite eigentlich nicht veröffentlicht? Mutet diese selektive Transparenz nicht seltsam an, wo doch sonst ansprechendes Anschauungsmaterial in Form von Graphiken veröffentlicht wird, damit der Betrachter auch alles versteht?
Das Opfer lag beim Auffinden auf dem Bauch. Am Sakko befanden sich hinten und rechts oberhalb des Taschenbereichs Blut vom Opfer. In dieses Blut hatte der Täter gefasst. Im Bereich der Abdruckspuren wurde die DNA gefunden, die
BT zugeordnet werden kann, nicht jedoch Vater, Mutter oder Bruder.
Ein Antragen beim Auffinden der Leiche ist unwahrscheinlich. Das gilt auch immer noch. Diesbezüglich gibt es meines Wissens keinen anderslautenden Vortrag der Verteidigung.
Ich habe mich eingelesen. Ich finde nichts. Wo wird behauptet, dass die Auffindesituation entgegen der gerichtlichen Feststellungen vermutlich zur DNA-Antragung führte?
Die Argumente des Gerichts:
-Es passt überhaupt nicht zu dem beschriebenen Kontakt zur Leiche beim Auffinden.
-Andere, die sich viel intensiver und lange mit der Leiche beschäftigt haben, haben keine DNA hinterlassen (Gerichtsmediziner, Dr. B., zwei Bestatter)
-Nach Angaben des Zeugen M. fand sich die Spur des Angeklagten ausschließlich in dem Bereich der Handschuhspuren, der insgesamt eine Fläche von 288 qcm ausmachte. Auf einer Gesamtfläche von 9 DIN-A-.5 Blättern hätte die DNA-Spur lediglich auf einer Fläche von weniger als einem DIN-A-5 Blatt konzentriert und gerade in diesem relativ begrenzten Bereich und auch nur dort hätte dann auch der Täter die Handschuhspuren in Blut gesetzt.
Das DNA-Material wurde VOM TÄTER durch das frische Blut zuverlässig und dauerhaft in den Stoff gedrückt und blieb dort haften. Das ist die naheliegende Erklärung.
Nun wird diese Feststellung allein damit in Zweifel gezogen, dass DNA-Teil-Profile an anderen Kleidungsstücken in der Wohnung von CB gefunden wurden, die BT nicht ausschließen (aber auch nicht bestätigen). Das ist alles. Wenig überzeugend, wie ich finde.
DNA von Bence Toth aus Hautzellen ist sicherlich eher auf den Handschuhen, die er dabei hatte und überzog, zu finden, als auf den Sakkos von CB im Bereich der Jackentasche. DNA mit oder in Flüssigkeit (hier Blut) überträgt sich gut und haftet besser. Natürlich hat der Täter diese Spur hinterlassen, alles passt dazu. Sonst wundert man sich ja oft, wie ein Täter keine DNA-Spuren hinterlassen konnte. Jetzt hat man eine DNA-Spur AM OPFER, IN DESSEN BLUT und dann muss es aber irgendeine harmlose Erklärung dafür geben?
Da nun diese Diskussion bereits Gegenstand des früheren WA-Verfahrens war, werden hierzu auch kaum neue Beweise vorliegen.