@Mark_Smith Kein Problem, das verstehe ich gut!
Falls du dich zu einem späteren Zeitpunkt äußern willst, schreibe ich nochmal genauer, wo ich Widersprüche sehe.
In der Urteilsbegründung fasst das Gericht die von ihm angenommene Handlungsfolge (
nach der Tötung von CB) wie folgt zusammen:
"Der Angeklagte begab sich vom Eingangsbereich der Wohnung über die Treppe nach oben und betrat das Büro seiner Tante. Er suchte nach einem Testament, um Sicherheit hinsichtlich einer möglichen Erbeinsetzung zu haben. Er fand in einem auf dem Schreibtisch in einem Briefhalter stehenden Kuvert ein auf den 20.10.2002 datiertes Testament, das neben seinem Bruder und dem Zeugen R. auch ihn selbst als Erben bedachte. Er fand auch ein früheres Testament, das ausschliesslich ihn und seinen Bruder als Erben einsetzte, ohne den Zeugen R. zu berücksichtigen.
Um keinen Hinweis auf seine Täterschaft zu geben, nahm der Angeklagte davon Abstand, das spätere Testament vom 20.11.2002 zu vernichten, da er nicht sicher sein konnte, wer von der Existenz dieses Testaments tatsächlich Kenntnis hatte."
Es wird hier also davon ausgegangen, dass BT erst seine Tante erschlägt, dann die Handschuhe auszieht und das Testament liest. Er findet zwar im jüngsten Testament eine weitere bedachte Person R. vor, vernichtet aber bewusst nicht dieses Testament, da eine möglicherweise existierende Zweitschrift ihn (sowie theoretisch seinen Bruder) sofort ins Zentrum des Tatverdachts rücken würde.
Nun ist meine Frage: Das Gericht geht davon aus, dass BT hatte keine Kenntnis des Testaments hatte, er habe es aus dem Kuvert genommen und gelesen um die Nachlassregelung zu erfahren. Zuvor hat er seine Tante getötet.
Es wäre aber ebenso gut möglich gewesen, dass BT das Testament öffnet und feststellt, dass er in Folge der Streitereien der letzten Zeit tatsächlich enterbt ist. Auch hier muss jedoch die Logik des Gerichts gelten, dass BT in diesem Fall keinesfalls das Testament (mit seiner Enterbung) vernichtet hätte, da er sonst bei einer möglichen hinterlegten Zweitschrift unmittelbar verdächtig wäre.
In diesem Fall hätte er folglich seine Tante völlig umsonst erschlagen.
Bevor jetzt zustimmendes "Ja genau, dann hätte er es einfach im Zorn getan!" ertönt - Im Hintergrund steht natürlich das angenommene Motiv von BT: Er sah sich vor dem finanziell-existenziellen Niedergang und wollte vor dem drohenden Untergang seine Zukunft als Erbe sichern.
Es wird nicht davon ausgegangen, dass er im Affekt seine Tante erschlägt und dann "einfach mal kuckt, ob er eigentlich noch der Haupterbe ist".