Ich bin absolut überzeugt, dass BT die Kassenautomaten entleert hat und CB nichts davon wusste. Ich gebe zwar zu, dass mir auch nicht ganz klar ist, welche Schlüssel er dafür verwenden konnte, aber:
(i) Er hatte auch nach dem Mord definitiv mehr Schlüssel verfügbar als anfänglich zugegeben. Vielleicht war darunter ein geeigneter Schlüssel, um diese Diebstähle durchzuführen.
(ii) Wir wissen nicht, wann genau die Tante ihm die Schlüssel abgenommen hat. (Bitte korrigieren, wenn ich falsch liege.)
Ergo: Wir können nicht ausschließen, dass er geeignete Schlüssel hat. Das reicht natürlich nicht für eine Beschuldigung, aber die Angaben von BT zu den Diebstählen sind - mit Verlaub - völlig hanebüchen:
Urteil schrieb:Die Unglaubhaftigkeit der Ausführungen des Angeklagten ergibt sich aus der Widersprüchlichkeit seiner Angaben. In seiner Vernehmung vom 16.05.06 schob er die Initiative für die angeblich gesponnene „Intrige“ gegen Herrn R. noch seiner Tante zu. So führte er aus, sie habe gesagt, sie würde ihn eher der Unterschlagung bezichtigen, bevor sie ihm eine Abfindung zahle. Sie habe diese
Intrige aufgezogen, wobei er darin nur „eine Rolle“ spiele. Sie habe die Mankobeträge R. in die Schuhe schieben wollen. Das habe er nicht richtig gefunden und deshalb habe er die Zwischenentleerung am Faschingsdienstag so eingerichtet, dass R. sie habe bemerken müssen. In seiner zweiten Vernehmung stellte er dar, dass die Tante ihn gefragt habe, wie sie Herrn R. trotz seiner langen Firmenzugehörigkeit entlassen könne. Er – der Angeklagte – sei dann auf die Idee mit der Entleerung der Kassenautomaten gekommen. Auch hinsichtlich der Entdeckung der Tat am Faschingsdienstag durch Herrn R. erwähnte der Angeklagte in seiner zweiten Vernehmung nicht, dass er es auf die Entdeckung angelegt habe. Vielmehr führte er lediglich aus, R. sei die Zwischenentleerung aufgefallen und er habe ihn darauf angesprochen.
Wenn er auf die Idee mit der Entleerung kommt, halte ich es für völlig fernliegend, dass er sich bei den Entleerungen erwischen lassen will. Außerdem hat er ja laut Urteil erfolgreich mindestens 5-6 Entleerungen vorgenommen. Schlüssel hin oder her, aber bei diesen Widersprüchen halte ich seine Version mit der Intrige für ausgesprochen abwegig.
Wahrscheinlich brauchte er einfach Geld, schließlich "arbeitete" er ja auch als Referendar und bei einem Finanzberater. Er dachte vermutlich, dass er das Geld einfach entnehmen könnte, weil alle außer ihm dämlich seien und beim Auffliegen er im Zweifel auch den Geschäftsführer R. beschuldigen könne. Vielleicht dachte er auch, dass seine Tante sich schon vor ihn stellen würde, sollte es auffliegen. Deswegen ist ihm bei der Polizei wahrscheinlich spontan die Idee mit der Intrige gegen R gekommen, weil er sich im Vorfeld schon überlegt hat, dass er es notfalls auf ihn schieben könnte.
Er brauchte einfach dringend Geld. Er hat ja dann auch einfach 1000 Euro vom Konto seiner Verlobten abgehoben, um die entdeckten Fehlbeträge auszugleichen. Er hat mindestens vier 500 Euro Scheine von der Tante geraubt. Sorry, es passt einfach alles zusammen.
Weiß jemand, ob R der Tante von den Fehlbeträgen erzählt hat? Einerseits wäre das ja naheliegend. Andererseits hat BT dem R erzählt, dass die CB Steuern hinterziehen wolle, sodass man von einer Berichterstattung vielleicht absieht, solange man den Wahrheitsgehalt der Aussage nicht sicher kennt. Im Urteil steht allerdings auch, dass das Verhältnis zwischen BT und CB ab Faschingsdienstag schlechter geworden sei. Ich habe aber nichts gefunden, ob R mit der Tante gesprochen hat. Dabei wäre das natürlich eine sehr naheliegende Frage...