Mordfall Charlotte Böhringer

Aberacadabera schrieb:Die Partnerin sagte selbst, es war geplant zu heiraten und Kinder zu bekommen. Welche Frau heiratet denn einen Mann, bei dem schon der Verdacht besteht, dass er nicht offen und ehrlich ist. Alleine die Geldabhebung vom Konto

Eben. Das darf man komisch finden. Wenn der Verdacht im Raum steht, dass mein Verlobter mir nicht die ganze Wahrheit, würde ich solche Planungen erstmal auf Eis legen. Ich möchte ihr nicht unterstellen, dass sie auf Tantchens Millionen geschielt hat. Aber seltsam ist diese ganze Konstellation der Verlobung und der Freundschaften in meinen Augen schon.
Aber vermutlich bin ich wieder nur zu altmodisch, aber von Aufrichtigkeit und Freundschaft habe ich andere Vorstellungen. ;)

Aberacadabera schrieb:Auch den Freunden und vor allem der Partnerin hätte einiges auffallen können und bei gezielter Nachfrage wäre die Unstimmigkeiten heraus gekommen. Es gab so viele unstimmige Situationen, egal ob er Geld vom Konto der Partnerin abgehoben hat oder die Storys, was er beruflich alles macht/in Aussicht hat, Weißwurstessen usw.

Das abgehobene Geld, das mag Anlass für Fragen gegeben haben. Aber was ist denn bitte an dem Weißwurstessen unstimmig?

Aberacadabera schrieb:emz schrieb:
Aber mit einem grundsätzlich zugrundliegenden Misstrauen im Hintergrund kann man mit anderen nicht umgehen

Und hat die Tante mit ihrem Misstrauen nicht letztlich Recht gehabt?

Die Tante hatte kein grundsätzliches Misstrauen, es resultierte aus einem ganz konkreten Vorfall, nämlich der Krankenkassenanmeldung.

Aberacadabera schrieb:Ich glaube der Partnerin nicht, dass sie ihn auch als ganz armen, ungelernten , arbeitslosen Schlucker geheiratet hätte und mit ihm Kinder bekommen hätte.

Du glaubst ihr nicht, hat sie denn etwas derartiges gesagt? Wann denn?
Dass eine Akademikerin einen solchen ungelernten Arbeitslosen heiraten würde, kann ich mir nicht vorstellen.

Quellen Themen Wiki:

Der Angeklagte, der am 16.05.06 nach seinen Angaben den Geschäftsführer im Büro der Parkgarage vertreten sollte, erschien unangemessen gekleidet zur Arbeit. Der Zeuge S. gab glaubhaft an, der Angeklagte sei zur Arbeit normalerweise immer korrekt gekleidet erschienen. Am Tag nach der Tat sei der Angeklagte aber in kurzer Hose und Hawaii Hemd in der Parkgarage erschienen.

Das fasziniert mich am meisten: Dummheit pur!
Der Kluge kann sich dumm stellen, der Dumme aber nicht klug.

Nach den Angaben des Angeklagten sollte er am 16.05.06, dem Auffindetag der Leiche, den Geschäftsführer R. im Auftrag seiner Tante vertreten. Auffällig ist, dass sein Verhalten an diesem Tag eine tatsächliche Vertretungstätigkeit des Geschäftsführers nicht erkennen lässt. Der Angeklagte verhielt sich nicht so, als ob er damit rechnete, als Vertreter des Geschäftsführers auf seine Tante zu treffen.

Dieses Verhalten des Angeklagten ist vor dem Hintergrund der geradezu im Hinblick auf die Aufgabenerfüllung durch ihre Mitarbeiter pedantischen Tante nicht nachvollziehbar. Es würde sich aber zwanglos erklären, wenn dem Angeklagten bereits am Morgen des 16.05.06 bekannt war, dass er seine Tante nicht treffen würde, weil sie nämlich zu diesem Zeitpunkt bereits tot war.
In der skizzierten Hinsicht sind eine ganze Reihe von Einzelaspekten im Verhalten des Angeklagten auffällig.

Scarbi schrieb:würde ich solche Planungen erstmal auf Eis legen

Ich möchte behaupten, das würde der überwiegende Teil der Frauen. Kinder zu bekommen und zu erziehen bedeutet eine finanzielle Herausforderung, zumindest in der ersten Zeit bleibt in der Regel einer, meist die Mutter,Zuhause und man ist umso dringender aufs Einkommen des Mannes angewiesen. Was hatte er denn außer den 1000 Euro? Auf mich hat Frauke nicht den Eindruck gemacht, als hätte sie fest mit Hartz 4 geplant oder wäre sich der finanziellen Situation im Falle eines ungelernten und arbeitslosen Partners mit Kindern nicht bewusst gewesen. Was bleibt ist der Gedanke ans grosse Geld im Hintergrund.

emz schrieb:Das abgehobene Geld, das mag Anlass für Fragen gegeben haben. Aber was ist denn bitte an dem Weißwurstessen unstimmig?

Sein bester Freund hat ebenfalls Jura studiert. Lügen hin oder her, aber da gab es keinen Austausch über Noten und Erfahrungen? Gar nix. Da lässt sich der beste Freund abspeisen mit vagen Angaben? Da werden keine Ergebnisse gezeigt, verglichen, diskutiert? Und was war denn noch mit der Situation, wo er ihn von der Prüfung abgeholt hat, wo er ja gar nicht angetreten war oder antreten konnte, auch da gab es keinen Austausch zwischen dem ebenfalls Jura Studierenden besten Freund?

emz schrieb:Die Tante hatte kein grundsätzliches Misstrauen, es resultierte aus einem ganz konkreten Vorfall, nämlich der Krankenkassenanmeldung.

Das stimmt nicht. Mate hat selbst gesagt, sie war nicht eingearbeitet und überfordert mit dem erbe ihres Mannes. Sie war misstrauisch jedem gegenüber und dieses Misstrauen steigerte sich im Laufe der Zeit. Das war schon vor bences Diebstähle n.

emz schrieb:glaubst ihr nicht, hat sie denn etwas derartiges gesagt? Wann denn?

Ich meine, es war in der Doku ein Freund vor Gericht, da sagte Frauke, es wäre egal gewesen, wenn er das Studium abgebrochen hätte, sie hätte ihn auch ohne irgendwas genommen. Ich meine scheißegal war ihre Bezeichnung dafür.

EchoM1 schrieb:Das fasziniert mich am meisten: Dummheit pur!

Er war sich einfach 1000% sicher, dass ihm keiner auf die schlicht kommt und er jetzt der grosse Millionär ist, der in locker flockiger Kleidung, ganz der Lebemann, durchs Leben schlendert.

EchoM1 schrieb:Dummheit pur!

Das hat ja sogar die Verteidigung versucht, zu seinen Gunsten umzudrehen. So dumm kann doch keiner sein, dass er mit dem Geld, welches es bei der Tat erbeutete, zur Polizei marschiert.

Man könnte das auf das Thema Freizeithemd ausweiten oder die Augsburgfahrt oder das Nichtentsorgen der Zeitungen oder das Reinigen des Fahrrades.
Doch, so blöd kann man sein. Das hat er deutlich gezeigt.

Aberacadabera schrieb:Das stimmt nicht. Mate hat selbst gesagt, sie war nicht eingearbeitet und überfordert mit dem erbe ihres Mannes. Sie war misstrauisch jedem gegenüber und dieses Misstrauen steigerte sich im Laufe der Zeit. Das war schon vor bences Diebstähle n.

Ging hierbei aber um das Studium, und an dem schien sie zuvor nicht zu zweifeln.

Aberacadabera schrieb:war sich einfach 1000% sicher, dass ihm keiner auf die schlicht kommt und er jetzt der grosse Millionär ist, der in locker flockiger Kleidung, ganz der Lebemann, durchs Leben schlendert

Falsches Timing. Alexander Stevens sagt im Podcast, dass BT vielleicht davon gekommen wäre, wenn er den Mund gehalten hätte. Hat er aber nicht.
Ich sehe das anders. Das Hausverbot, seine Aussichtslosigkeit, die Schlüsselwegnahme, das in Ungnade fallen, die Augsburgfahrt, das auffällige Benehmen und und und dürften schon gereicht haben für ein Urteil. Wenn ich mir da andere Fälle ansehe, sind die Indizien geradezu üppig.

Scarbi schrieb:Doch, so blöd kann man sein.

Vielleicht steckte dahinter auch der Gedanke, dass ein Millionär Sonderrechte geniesst und schon dreimal nicht verdächtigt wird und wenn kann man es mit Geld regeln.

Wir wissen viel zu wenig darüber, wie wichtig erbe und Geld innerhalb der Familie war. War das täglich mehrfach Thema oder nur einmal im Jahr? Auffällig ist jedenfalls die fehlende Trauer um die Tante.
Meines Erachtens fing das ganze Drama schon mit der Heirat der Tante an, als bence und mate zu Kinderzeiten schon zu erbprinzen wurden.

@Aberacadabera

Dass er lieb sein muss und brav, um das Erbe antreten zu dürfen, dass wird die Verstorbene ihm schon regelmäßig mitgeteilt haben. Ihr Charakter wurde nicht gerade als sehr schmeichelhaft überliefert. Auch in dem Podcast mit Alexander Stevens. Aber ich werde die Begriffe hier nicht wiederholen.

Scarbi schrieb:Ihr Charakter wurde nicht gerade als sehr schmeichelhaft überliefert

Das käme ja auch blöd, wenn die Tante auch noch ein Engel gewesen wäre, wie würde bence denn dann da stehen?

emz schrieb:u glaubst ihr nicht, hat sie denn etwas derartiges gesagt? Wann denn?
Dass eine Akademikerin einen solchen ungelernten Arbeitslosen heiraten würde, kann ich mir nicht vorstellen.

FS ist mir nicht unbedingt sympathisch, aber ich finde man sollte ihr jetzt nicht unterstellen, dass sie BT nur geheiratet hätte oder bei ihm geblieben wäre, weil er zukünftiger Erbe war. Ein gescheiterter Jurastudent ist ja noch harmlos, im Gegensatz zu manchen anderen Leuten mit den Frauen(auch gebildete) Kinder zeugen. Besonders wenn man schon seit 10 Jahren zusammenlebt.

Wobei, wisst ihr eigentlich mehr darüber was es mit der öfter erwähnten zerbröckelnden Beziehung auf sich hat? Habe das immer nur hier gelesen. Das finde ich dann schon seltsam warum man mit jemand zusammenbleibt über Jahre, der lebenslänglich bekommen hat und einen dermaßen angelogen hat, wenn man ohnehin schon vor der Trennung stand.

fassbinder1925 schrieb:FS ist mir nicht unbedingt sympathisch, aber ich finde man sollte ihr jetzt nicht unterstellen, dass sie BT nur geheiratet hätte oder bei ihm geblieben wäre

Sehe ich auch so.

Zu der Beziehung: zum Zeitpunkt des Mordes gab es offenbar keine Beziehungsprobleme. Dazu passen auch die Äußerungen in der Doku "Ein Freund vor Gericht". Im Urteil war die Rede davon, dass sie vorher einmal getrennt waren. Mutmaßlich vor dem Beziehen einer gemeinsamen Wohnung.

fassbinder1925 schrieb:Wobei, wisst ihr eigentlich mehr darüber was es mit der öfter erwähnten zerbröckelnden Beziehung auf sich hat? Habe das immer nur hier gelesen. Das finde ich dann schon seltsam warum man mit jemand zusammenbleibt über Jahre, der lebenslänglich bekommen hat und einen dermaßen angelogen hat, wenn man ohnehin schon vor der Trennung stand.

Ich weiss auch nur, dass sie ihn beim kennen lernen nicht so toll fand und dass sie Mal getrennt waren. Zum Zeitpunkt des mordes lief es wohl normal in der Beziehung. Auf mich wirkt sie nicht unsympathisch, aber extrem naiv.

Schaut halt einfach ins Urteil, da steht's doch.

Im Juli 1995 ging der Angeklagte eine Beziehung mit seiner jetzigen Verlobten, der Zeugin F.S. ein. Neben einer kurzen Trennung in der Anfangsphase der Beziehung kam es 1999 auch einmal zu einer zweimonatigen Trennung.
Der Angeklagte lebte in den Jahren 1998 bis 2001 zusammen mit seinem Freund L. in einer Wohngemeinschaft in Germering. Anschliessend nahm er sich eine Wohnung in der W. in München. Im Jahr 2005 bezog er zusammen mit seiner Verlobten eine Wohnung in der L. in München.

Sie waren also erst im Jahr vor dem Mord zusammengezogen.

Aberacadabera schrieb:Auf mich wirkt sie nicht unsympathisch, aber extrem naiv.

So naiv wie alle anderen auch. Ich zitier mal aus dem Urteil:

In gleicher Art und Weise belog er seine Verlobte, seinen Bruder, seine Eltern, seine Tante und ausnahmslos alle seine Freunde und Bekannten.

emz schrieb:Schaut halt einfach ins Urteil, da steht's doch.
Im Juli 1995 ging der Angeklagte eine Beziehung mit seiner jetzigen Verlobten, der Zeugin F.S. ein. Neben einer kurzen Trennung in der Anfangsphase der Beziehung kam es 1999 auch einmal zu einer zweimonatigen Trennung.
Der Angeklagte lebte in den Jahren 1998 bis 2001 zusammen mit seinem Freund L. in einer Wohngemeinschaft in Germering. Anschliessend nahm er sich eine Wohnung in der W. in München. Im Jahr 2005 bezog er zusammen mit seiner Verlobten eine Wohnung in der L. in München.
Sie waren also erst im Jahr vor dem Mord zusammengezogen.

Ich denke, das ist den meisten schon bekannt. Aber habe auch in dem Thread öfter Bemerkungen gelesen, dass die Beziehung wohl in der Doku besser und mit ernsteren Plänen dargestellt wurde als sie war und es Trennungsüberlegungen gab, ob was dran ist, weiß ich nicht.

fassbinder1925 schrieb:Ich denke, das ist den meisten schon bekannt. Aber habe auch in dem Thread öfter Bemerkungen gelesen, dass die Beziehung wohl in der Doku besser und mit ernsteren Plänen dargestellt wurde als sie war und es Trennungsüberlegungen gab, ob was dran ist, weiß ich nicht.

Das können wohl letztlich nur die beteiligten selber sagen.

Aberacadabera schrieb:Da lässt sich der beste Freund abspeisen mit vagen Angaben? Da werden keine Ergebnisse gezeigt, verglichen, diskutiert? Und was war denn noch mit der Situation, wo er ihn von der Prüfung abgeholt hat, wo er ja gar nicht angetreten war oder antreten konnte, auch da gab es keinen Austausch zwischen dem ebenfalls Jura Studierenden besten Freund?

Vielleicht bin ich naiv, aber wenn ich einen Kumpel von der Uni abhole, weil er angeblich gerade eine wichtige Klausur geschrieben hat, dann gehe ich davon aus, dass das stimmt. Wenn er dann auch noch erzählt, dass er das Abstraktionsprinzip missachtet hätte, würde ich noch weniger annehmen, dass alles von vorne bis hinten erlogen ist. Ich finde es außerdem nicht unüblich, dass man einen Kumpel direkt nach der Klausur eben nicht nach Aufgaben und Themen der Klausur fragt, denn viele wollen erstmal abschalten und nicht mehr an die Klausur denken. Zudem war der Kumpel ja bereits mit dem Studium fertig, d.h. es gab keine Ergebnisse oder Ansätze zu vergleichen.

Erstaunlicher finde ich allerdings, dass z.B. Eltern oder Verlobte nie eine Urkunde bzw. Zeugnis sehen wollten. Eltern oder Partner(innen) wollen sowas ja meistens vor lauter Stolz sehen...

Scarbi schrieb:Alexander Stevens sagt im Podcast, dass BT vielleicht davon gekommen wäre, wenn er den Mund gehalten hätte. Hat er aber nicht.
Ich sehe das anders. Das Hausverbot, seine Aussichtslosigkeit, die Schlüsselwegnahme, das in Ungnade fallen, die Augsburgfahrt, das auffällige Benehmen und und und dürften schon gereicht haben für ein Urteil. Wenn ich mir da andere Fälle ansehe, sind die Indizien geradezu üppig.

Sehe ich ganz genauso. Dazu kommen noch die ganzen objektiven Indizien:
- DNA-Spuren auf dem Sakko des Opfers
- DNA-Spuren auf den Testamenten und Umschlägen
- Die Zeitungen, die er mitgenommen haben muss
- Die 500-Euro-Scheine

Wenn man darüber nachdenkt, fällt mir kaum ein Fall ein, wo die Indizienlast erdrückender war.

kegelschnitt schrieb:Wenn man darüber nachdenkt, fällt mir kaum ein Fall ein, wo die Indizienlast erdrückender war.

Sehe ich genauso und trotzdem hielten alle zu ihm bzw waren von der Unschuld überzeugt. Eltern könnte ich ja noch nachvollziehen, aber Partnerin und der gesamte Freundeskreis?

EchoM1 schrieb:Der Kluge kann sich dumm stellen, der Dumme aber nicht klug.

Da habe ich noch so einen: Wer ist dümmer? Der Dumme oder derjenige der ihn folgt?