@ThoFra@Niederbayern23@schnuffon Thema Kleidung, Nässe, Blut- und Schmutzspuren im Bezug auf den Täter bzw. den Zopfmann: Interessante Gedanken und im Bereich des möglichen. Bei dieser Tat ist es nahezu unmöglich, dass die Kleidung des Täters trocken geblieben ist und vor allem keine Schmutz- bzw. Blutspuren hatte. Neben einem bedacht ausgewählten Fluchtort könnte ebenso eine mögliche Tarnkleidung erklären, warum der Täter nicht mit nasser bzw. verdreckter Kleidung aufgefallen ist. Dies gilt jedoch ohnehin nur, sofern sich dieser bei seiner Flucht auch länger in der Öffentlichkeit aufgehalten hat und an Mitmenschen vorbei gehen musste (wovon ich jedoch aufgrund des von @Schuffon genannten und in Frage kommenden Fluchtweges gar nicht mehr ausgehe).
Eine mögliche Tarnbekleidung deckt sich dann aber weniger mit der Zeugensichtung des 12-jährigen Mädchens, welche von Kopf bis (Fuß?) zur Hose dunkle Bekleidung angegeben hatte. Ich denke, dass es bei dieser Art der Bekleidung ebenfalls schwer wäre, derartige Spuren auf den ersten Blick zu deuten. Zudem könnte der Täter in der Tat das kalte Wasser ausgenutzt haben, um das Blut leichter zu entfernen.
Wie ihr aber erwähnt habt ist es ohnehin fragwürdig, ob es sich bei der Sichtung des Mädchens um 15:50 Uhr um den (über den Trampelpfad aus dem Gebüsch kommenden?) Täter handelte oder doch nur um eine Person, die zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Fakt ist, dass am Tattag keine Person gesehen wurde, die nasse bzw. blutverschmierte Kleider hatte. Und Fakt ist auch, dass nur eine Person am Tattag gesehen wurde, welcher als Täter in Frage käme. Und diese Person hatte einen Zopf, eine Baseballcap, eine schwarze Lederjacke und eine dunkle Hose. War breitschultrig, hatte eine sportliche Figur (was bei einem „Junkie“ wohl weniger wahrscheinlich wäre) und kam um 15:50 aus dem Gebüsch. Genau diese Sichtung ist es auch, die den Täter zum ersten Mal als Zopfmann deklariert. Im Laufe der Zeit sind es dann die Aussagen der Nachhilfelehrerin und vllt. sonstiger (uns unbekannter) Bekannter, die Tristan mehrere Male mit einem Zopfmann gesehen haben.
An dieser Stelle kann festgehalten werden, dass die Sichtung des 12-jährigen Mädchens + die Sichtungen der Nachhilfelehrerin von großer Bedeutung sein könnten. Das sind zwei Aussagen, die wirklich nicht ignoriert werden dürfen und natürlich auch nicht wurden. Mich stört es jedoch, dass das Phantombild ebenfalls Aspekte aufweist, die seitens unbeteiligter und von Tristan entfernter Personen angegeben wurden. Und dass hier eventuell Merkmale eingeflossen sind, die womöglich gar nichts mit dem wahren Täter zu tun haben. Allen voran die Hasenscharte, die von weit entfernten Zeugen (in der Kanzlei oder aus Hofheim) angegeben wurden. Das kam immerhin nicht von der 12-jährigen, die den möglichen Mörder am Tunnel gesehen hat. Und auch nicht von der Nachhilfelehrerin.
Das alles bedeutet zusammengefasst, dass weder die Kleidung, noch mögliche Nässe bzw. Blut- und Schmutzspuren zum Täter führen werden. Eure Ansätze sind jedoch durchaus eine gute Erklärung dafür, warum diese niemandem am Tattag aufgefallen sein dürften, sofern sich der Täter nicht zwischen Bäumen und weniger besiedelten Orten durchgeschlichen hat. Das fragwürdige Phantombild bleibt...
Thema Finger-, Schuh- bzw. Fußabdrücke am Tatort:@ThoFra@stauffi@Niederbayern23Schuhüberzieher oder Ähnliches könnten ebenfalls die fehlenden Fußabdrücke am Tatort erklären und würden auch zu einem planenden Täter passen. Diese Möglichkeit kommt neben der Annahme in Frage, dass die Ermittler es damals versäumt haben, nach Spuren dieser Art zu suchen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass Infos über eventuell gefundene Abdrücke zurückgehalten werden. Es scheint viel mehr so, als ob einfach keinerlei Fußspuren vorliegen.
stauffi schrieb:Er lief zurück zum Tunneleingang, um einen von Tristans Schuhen zu holen, den dieser dort verloren hatte.
Quelle: https://mordfall-tristan.de/tathergang/
Vermutlich wurden da doch Fußspuren oder Schuhabdrücke gefunden?
Einer der fragwürdigsten Punkte in diesem Fall. Mich würde brennend interessieren, wie das festgestellt werden konnte. Geht man davon aus, dass Fußspuren fehlen (was sie auch scheinbar tun), fällt mir ansonsten keine Möglichkeit ein, um dies zu rekonstruieren.
ThoFra schrieb:Aber warum wird dann in keinem Zeitungsartikel / Doku / Aktenzeichen / Interview mit den Ermittlern*innen etc pp mal genauer darauf eingegangen?
Weil dies als Täterwissen gilt?
Da der Mord an Tristan nach fast 23 Jahren jedoch immer noch ungelöst ist, könnten die EB vll diesbzgl mal etwas mehr bekanntgeben - in anderen Fällen wurde ja auch darüber berichtet, wenn der Täter z B Schuhabdrücke von Nike - Turnschuhen Größe 45 am Tatort hinterlassen hat.
Und das ist auch der Grund dafür, warum ich davon ausgehe, dass es keine Fußspuren gibt. Hätten diese vorgelegen, müsste man genau diese Abfrage machen. Es wäre damals nicht verkehrt gewesen, mindestens danach am Tatort zu suchen, denn über die Fußabdrücke könnte man mehrere Informationen zur Statur und evtl. auch bzgl. des Alters ableiten. Schade. Unvorstellbar, dass genau dieser Punkt aufgrund möglichen Täterwissens zurückgehalten wurde. Gerade dies wäre ein Aspekt, welchen man neben dem Fingerabdruck hätte heranziehen können.
Niederbayern23 schrieb:Hab mir schon oft die Frage gestellt, warum nur ein Fingerabdruck? Ich komme immer wieder auf den Schluss, dass dem Täter ein Finger eines Latexhandschuhs abgerissen sein muss.
Ein sehr guter Punkt! Neben dem fragwürdigen Phantombild und den fehlenden Schuhabdrücken eines der Mysterien, die es in diesem Fall gibt. Sollte der Fingerabdruck tatsächlich dem Täter gehören, wären die von dir beschriebenen Aspekte nahezu die einzige Möglichkeit. Der Fingerabdruck lässt immerhin den Schluss zu, dass der Täter zumindest kurzzeitig ohne Handschuhe gewesen sein muss. Die Umstände der Tat weisen wiederum daraufhin, dass während der Tat nahezu durchgängig Handschuhe verwendet wurden. Wie kann es also beim temporären Entfernen von Handschuhen sein, dass es nur einen (verwischten) Fingerabdruck gibt? Kommt nahezu nur in Frage, unter den von dir beschriebenen Möglichkeiten.