Mordfall Tristan
20.12.2020 um 22:41Niederbayern23 schrieb:Die Kunst ist es, den Täter aus der anonymen Masse herauszufiltern.Genau das ist der Punkt und so sehe ich das auch. Das oberste Ziel ist es, den anonymen Täter aus der Masse herauszufiltern. Ich persönlich denke, dass sich das am besten umsetzen lässt, wenn alle möglichen Bereiche und deren Gegebenheiten zusammengefasst und tiefgreifend analysiert werden. Nur dann ist es anschließend möglich, bestimmte Kreise auszugrenzen und einen Fokus auf die passenden Kreise zu legen. Und bezogen auf die passenden Kreise sollte es dann wiederum darum gehen, Mitwisser bzw. Zeugen zu finden.
Machen wir uns nichts vor - die Todesursache von Tristan weist eine eindeutige Schlachtung vor. Aus diesem Grund spricht hier auf den ersten Blick vieles für einen Ritualmord. Damit ist es vielleicht jedoch noch nicht getan. Es wurde offiziell bestätigt, dass der Täter metzgern konnte und sein Handwerk verstanden hat. Ich bin mir sicher, dass der Täter jährlich an Tierschlachtungen beteiligt war und daher seine Erfahrung hatte. Ist es eventuell möglich, dass diese Person womöglich auch in Drogengeschäfte involviert war und es dadurch zur Begegnung mit Tristan kam? Ist Tristan schon Zeiten zuvor, in dieses Milieu reingeraten? Wurde er hier womöglich als Bote ausgenutzt? Hat er sich so zusätzliches Geld verdient und wurde aus diesem Grund öfters mit „älteren Herren“ gesehen? Wurde er deshalb schon einmal ausgeraubt? War das eventuell schon beim Überfall die erste Begegnung mit dem/n Täter/n?
In diesem Zusammenhang denke ich persönlich, dass vieles für die Drogenszene spricht (Tristans täglicher Aufenthaltsort am Bahnhof, sein „Zigarettenversteck“ oder auch Drogenbunker am Tunnel oder auch der Bezug eines verstorbenen Familienangehörigen in die Drogenszene). Die Brutalität, mit der der Täter vorgegangen ist, spricht aus meiner Sicht dafür. Aus welchem Grund sonst könnte eine Person so einen Hass gegenüber einer 13-jährigen Person empfinden? Könnte es sein, dass es im Tunnel ein Treffen gab, bei dem nicht alles nach Plan bzw. Geschäft verlaufen ist? Woraufhin der Täter genau deshalb in Rage geraten ist und ein Exempel an Tristan statuiert hat, indem er ihn auf die schrecklichste ihm bekannte Weise ermordet hat? Mir ist bewusst, dass das spekulativ ist. Eventuell ist dies jedoch ein weiterer, möglicher Ansatz neben der Annahme, dass Tristan zufällig ausgewählt wurde weil er sich zufällig am Tunnel aufhielt oder dementgegen in Kontakt mit dem Täter war und dadurch einem Kannibal- oder Sexualmord zum Opfer gefallen ist. Wenn die Wahrscheinlichkeit für diese Annahme aufgrund der Gegebenheiten hoch ist, sollte man unbedingt auch einen Schritt in diese Richtung wagen. Das positive an dieser Richtung ist, dass es hier schon eher Mitwisser geben könnte. Diese wären nämlich für die Aufklärung des Falls (neben der einzigen Spur in Form des verwischten Fingerabdrucks und neben einem Geständnis seitens des Täters) die wahrscheinlich aller letzte Hoffnung.
Niederbayern23 schrieb:Was mich noch interessieren würde, was am Tatort zehn oder fünfzehn Jahre vor dem Mord los war.Höchst interessanter Ansatz und eine weitere, sehr wichtige Quelle, um passende Zeugen und Miwisser zu finden. Man muss doch nur die richtigen Fragen stellen, um größere Sprünge nach vorne zu machen! Es wäre höchst interessant zu erfahren, wer z.B zwischen 1975 und 1998 dauerhaft den Tunnel als Aufenthalts- bzw. Rückzugsort genutzt hat. Sollte meiner Meinung nach unkompliziert sein, einfach mal die Bevölkerung danach zu fragen. Vielleicht erinnern sich bestimmte Zeugen an den ein oder anderen, der besonders verbunden zu diesem Tunnel war! Die Person, die Tristan in diese Situation gebracht hat, muss Ortskenntnisse gehabt haben! Daran führt nahezu kein Weg vorbei, er kannte diesen Ort.
Der Täter kannte den Liederbach bzw. den Liederbachtunnel. Er kehrte vielleicht zum Ort seiner Kindheit/ Jugend zurück um seine Phantasien endlich in die Tat umzusetzen.
Interessant wo der Liederbach beginnt und wohin er mündet.
AlteTante schrieb:Aber den Rucksack hatte er doch dabei, weil er vorher in der Schule war und das seine Schultasche war. Es waren ja auch die Schulsachen drin gewesen.Genau und vielleicht waren die Schulsachen nicht die einzigen Inhalte. Es liegt auf der Hand, dass der Täter Interesse am Rucksack hatte. Er hatte diesen ausgeleert, mit Sicherheit reingeschaut, einen Fingerabdruck auf dem Deutschbuch hinterlassen und sein Messer in einem Heft abgewischt. Natürlich spricht vieles dafür, dass er dies nur tat, um die Trophäen zu verstauen. Vielleicht ist das jedoch nicht der einzige Grund. Vielleicht MUSSTE der Täter in den Rucksack schauen und etwas bestimmtes mitnehmen. Gehen wir mal davon aus, dass es um eine Übergabe ging. Der Rest spricht dann denke ich für sich.
AlteTante schrieb:Rauchen mit 13 wäre in unserer Gegend (Kleinstadt, wo selten etwas passiert) schon 10, 20 Jahre früher nichts gewesen, was irgendjemand für außergewöhnlich gehalten hätte. Zumal man früher (auch wohl 1998 noch) noch problemlos ohne Altersnachweis an Zigaretten aus dem Automaten kommen konnte.Da stimme ich dir vollkommen zu. Ich wollte viel mehr damit ausdrücken, dass Tristan sich einige Freiheiten genommen hat. Vielleicht sogar etwas mehr, als wir es damals taten. Gerade das Rauchen hat uns ja damals das Gefühl vermittelt, dass wir dadurch erwachsener wirken. Das war meiner Meinung nach auch die Intension von Tristan. Das ist natürlich normal und jeder durchlebt diese Phase. Der eine jedoch mehr und der andere etwas weniger. Es heißt häufig, dass es mit den Zigaretten anfängt und bei manchen dann doch zu mehr führt. Ich persönlich habe im Leben bemerkt, dass das vor allem für diejenigen gilt, die keinen festen Halt durch die Familie genießen dürfen. Sie suchen sich dann Anerkennung und Bestätigung anderweitig und das beginnt dann häufig mit dem Rauchen. Bier schmeckt da noch nicht wirklich. Sie heben sie dadurch von der Allgemeinheit und den gleichaltrigen ab. Der nächste Schritt ist dann die Bestätigung durch ältere Personen. Was man dann nicht alles macht, um diese von sich zu überzeugen und Respekt zu bekommen? Wie cool ist das, wenn man sich von älteren bestätigt fühlt und das noch mit 13? Ich bin mir nahezu sicher, dass diese Verkettung dazu geführt hat, dass Tristan in derartige Kreise geraten ist. Auf der Suche nach Liebe, Zuneigung, Anerkennung und Bestätigung...