Mordfall Tristan

Ja @Stern90 ich gehe von 2 verschiedenen Männern aus. Einer, der herunter gekommen aussieht und einer, der ordentlich aussieht.

Weiß einer, ob der Mann in der Kanzlei eher schmutzig, verwahrlost wirkte oder eben ganz normal?

Der Bericht von @Anevay macht mich sprachlos. Dieser Junge kann doch den Mann prima identifizieren. Er weiß evtl wo er wohnte und hat doch bestimmt einen Namen gesagt bekommen. Natürlich kann der Name gelogen sein, aber ich glaube, dass der Junge einiges zu erzählen hatte. Warum wurde darüber nie was bekannt?

@Dumas
Danke für den Einblick in die Sprache. Ich hätte das nicht gewusst.

@Dumas
:-)
Wenn beim Sudetendeutsch (lese ich gerade zum ersten Mal) das R gerollt wird, würde diese Möglichkeit wegfallen, denn das machen wir in Hessen nicht.

Vielleicht wirkte es für die Kinder damals nur "akzentfrei", da sie den hessischen Dialekt gewohnt sind und es für sie einfach normal war? Anders als wenn jemand sächsischen Dialekt hat.

Wobei wir jetzt bei Akzent/Dialekt angekommen sind, was wir unterscheiden sollten.
Um dem mal vorweg zu greifen: wahrscheinlich wollte man darauf hinaus, dass es sich um einen Deutschen handeln könnte.

@vielefragen
Vorsicht, hier darfst du nicht Hasenscharte sagen... Sowas sagt man heutzutage nicht mehr. Es heißt ja auch nicht Negerkuss oder Mohrenkopf sondern Schaumwaffel. Das Gleiche wie mit der Zigeunersauce. Hier haben sich schon einige wegen diesem Begriff echauffiert :-)
Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist jetzt politisch korrekt....

Guter Ansatz von dir. Das könnte tatsächlich eine große Narbe über der Oberlippe sein.
Diese Mann hatte damals so viele Auffälligkeiten und trotzdem konnte er nicht ermittelt werden.

Wenn der Täter sich nach der Tat einen Bart/Schnäutzer hat wachsen lassen, würde die Narbe/Verformung dann noch groß auffallen?

@Feelee
Ich denke, dass es nur auffallen würde, wenn man ganz genau hinsieht.

Feelee schrieb:Danke für den Einblick in die Sprache. Ich hätte das nicht gewusst.

Gern @Feelee :)

Stern90 schrieb:Wobei wir jetzt bei Akzent/Dialekt angekommen sind, was wir unterscheiden sollten.
Um dem mal vorweg zu greifen: wahrscheinlich wollte man darauf hinaus, dass es sich um einen Deutschen handeln könnte.

Stimmt @Stern90 , hast recht. Ich bezog mich halt nur auf das "astreine Hochdeutsch". Ich schreibe zwar astrein Hochdeutsch wie der Teufel, aber wenn ich spreche hört man mir meine Herkunft an. Obwohl ich schon seit über 40 Jahren in Deutschland lebe!

Gruß, Dumas

Stern90 schrieb:Vorsicht, hier darfst du nicht Hasenscharte sagen... Sowas sagt man heutzutage nicht mehr. Es heißt ja auch nicht Negerkuss oder Mohrenkopf sondern Schaumwaffel. Das Gleiche wie mit der Zigeunersauce. Hier haben sich schon einige wegen diesem Begriff echauffiert :-)
Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist jetzt politisch korrekt....

deine ironische abhandlung könnte auf eine spur führen.

hasenscharte bezeichnete eine optische abweichung an der oberlippe, dafür war vielleicht im allerbesten fall ein plastischer chirurg zuständig.

eine lippen-kiefer-gaumenspalte erinnert an die mögliche arbeit eines kieferchirurgen.

wurde das bild des mannes schon in einer internationalen zeitschrift für zahnärzte und kieferchirurgen publiziert? (muss gucken, ob das schon wer geschrieben hat).
denn nicht nur der operateur, auch jeder zahnarzt, und besonders kieferchirurgische stationen könnten ein röntgenbild von der mundhöhle des patienten besitzen.


die zeichnung und die erwähnung des kaputten gesamteindrucks lassen interpretationen offen, der mann könnte an einer stoffwechselkrankheit mit geschwürbildung im gesicht, oder an einem tumor gelitten haben.

zu ersterem: ist ein porphyriker mit ähnlichem gesicht auf spezialstationen bekannt?
ein unentdeckter extrem hoher kupfergehalt in der leber eines "morbus wilson" könnte zu wahnsinnstaten geführt haben. schloss man das aus? sahen ärzte von onkolgischen stationen das bild?

Wow @vielefragen, dass sind gute Überlegungen. Ich denke, wir kamen auf den einfachen Typ ohne Berücksichtigung einer Erkrankung, da im Bereich des nahe gelegenen Bahnhofes es nur so von "kaputten" Typen tümmelt. Dabei dürfen wir tatsächlich die Möglichkeit einer Erkrankung nicht außer acht lassen.

@vielefragen
Gut, dass du darin etwas positives gefunden hast :-)

Vermutlich wird den Polizisten nicht möglich sein, in irgendwelche Krankenakten zu sehen, da Schweigepflicht etc.
Du kennst dich auf diesem Gebiet sehr gut aus. Beruflich bedingt?

Stern90 schrieb:Du kennst dich auf diesem Gebiet sehr gut aus. Beruflich bedingt?

nein, aus optischen gründen.
geschwürbildung kann dutrch stoffwechselschäden verursacht sein.

aus einem selbshilfegruppenblatt weiss ich, dass es eine dunkelziffer undiagnosizierter morbus wilson geben muss, gerade unter perversen schwerstverbrechern, wiewohl ein normaler, rechtzeitig entdeckter morbus wilson natürlich völlig ohne gehirnschäden abläuft.

wenn man die scharte als rest eines geschwürs annähme, und in betracht zöge, der mann könnte sich wegen einer lichtscheu gerne im tunnel oder in dunklen wäldern aufgehalten haben, dürfte man einige mängelfolgen andenken, voran die draculas, neros und caesars, eine form nahe der porphyrie, bzw. etwas anderes ernährungsbedingtes, bei dem es vorübergehend zur drastischen erhöhung von porhyrinen kommt., in dem fall in sehr extremer form, bei der das gehirn angegriffen gewesen wäre.

kieferchirurgen und zahnärzte waren früher die besten helfer zur identifizierung von unbekannten toten, manchmal wurden gesichter oder zahnbilder von opfern international in ihren fachzeitungen publiziert.

noch ein grund, warum mir die pophyrie einfiel. der rötliche anflug am fahndungsbild war es.

viele rötlichblonde oder blonde haben eine rötliche gesichtsfärbung, viele blonde wiederum nicht.


wenn menschen mit normal weisser haut plötzlich völlig kaputt aussehen, einen rötlichen gesichtston bekommen, licht meiden, keller, unterführungen, dunkle wälder und tunnels suchen, sich völlig anders als sonst verhalten, kann das der erhöhung der porhyrine geschuldet sein.

Dann irgendetwas im medizinischen Bereich. Oder du hast dir dein Wissen selbst angelesen.
Ich lese hier zum ersten Mal von Morbus Wilson. Das muss ich mal googeln...

Laut Wikipedia:
"Zentrales Nervensystem
Das Hauptkrankheitsanzeichen (Kardinalsymptom) am zentralen Nervensystem ist eine Bewegungsstörung, die auch als flapping tremor bezeichnet wird: die Erkrankung verursacht sehr variable, teilweise parkinsonähnliche oder auch Chorea-artige Symptome wie unwillkürliche ruckartige Zuckungen oder Zittern der Extremitäten. Der Tonus der Muskulatur kann erniedrigt oder erhöht (Rigor) sein. Ebenso kann sie sich in einer verwaschenen Sprache äußern.[4] Auch können Koordinationsstörungen, Störungen der Feinmotorik, muskuläre Verkrampfungen und Schluckstörungen auftreten. Als mögliche vegetative Störung ist erhöhter Speichelfluss beschrieben. Selten sind Spastiken und epileptische Anfälle. Zu diesen vielgestaltigen neurologischen Symptomen gesellen sich in insgesamt 10 % der Fälle noch eine Vielzahl möglicher psychiatrischer Beeinträchtigungen. Der Morbus Wilson kann hierbei Verminderungen der Intelligenzleistung, einer subkortikalen Demenz,[10][11] Beeinträchtigungen des sozialen Umgangs sowie Depressionen und auch Psychosen auslösen.[7]"

Das würde nicht mit dem Tathergang und den geraden, chirurgischen Schnitten zusammenpassen.

vincent van gogh dürfte sich sein ohr im akuten porphyrieanfall abgeschnitten haben.
man ist sich heute ziemlich sicher.

Sehr interessante Beiträge. Aber wäre ein solch Erkrankter in der Lage, diese präzisen Schnitte zu machen?

Ich habe auch bisher von dieser Erkrankung nichts gehört.

Feelee schrieb:Aber wäre ein solch Erkrankter in der Lage, diese präzisen Schnitte zu machen?

jeder bauernsohn vor eu gesetzeszeiten, konnte schon als junge bei den hausschlachtungen mitschauen, mitprobieren, wie man schnitte setzt.

ein verrückter, von der idee bessener, einem menschen weh zu tun, wird sich mit nichts anderem beschäftigt haben, als mit der perfektion seiner phantasie. vielleicht gab ihm ein film die genaue anleitung.

@vielefragen
Oh, allerdings. Kann mir so einen Tätertyp jetzt auch vorstellen.

@vielefragen

Sudentendeutsch hört man auf jeden Fall heraus, da stimme ich dir zu.

Vokuhila nannte man einen Stufenschnitt, vorne kurz, hinten lang. Das Bild zeigt etwas anderes, nämlich langes, glattes, am Oberkopf schütteres Haar.

Was das Phantombild angeht, gehe ich davon aus, das Kliniken, Ärzte etc. dahingehend befragt wurden. Mir erschließt sich absolut nicht, warum er an Morbus Wilson oder Porhyrine leiden sollte. Gäbe es Hinweise in diese Richtung, hätte man dies sicher veröffentlicht. Ich unterstelle den Ermittlern diesbezüglich keine Unterlassungsfehler.

@stern
@Feelee

Der Bericht über den damals 12jährigen aus Hofheim machte mich ebenfalls sprachlos. Allerdings gehe ich davon aus, das die Kripo mit Sicherheit recherchiert hat, aber um diesen Jungen zu schützen, darüber nichts veröffentlicht hat!

@vielfrager

gestern um 00:16

eine idee hatte ich noch, als ich den ermittlern zuhörte. naheliegend sei, einen metzger oder einen arzt mit sezierkenntnissen zu verdächtigen, letzteres besitzen italiener schon mal nicht. deren ausbildung läuft ohne sezierstunden ab.

anatomische kenntnisse und metzgergleiche kenntnisse besitzen dagegen alle, die noch hausschlachtungen vornehmen.

@vielfrager

Meiner Meinung nach sollte man das Täterprofil der Kripo nicht aus den Augen verlieren!


http://www.kreisblatt.de/lokales/main-taunus-kreis/Tristan-neues-Taeterprofil;art676,689928 (Archiv-Version vom 30.10.2014)

.......Gestern präsentierten Kriminalhauptkommisar Uwe Fey und Staatsanwältin Sandra Dittmann nun ein neues Täterprofil, das aus den bisherigen Erkenntnissen über den Mörder erstellt wurde.

Wenngleich alle Ermittlungen bislang auch im Sande verlaufen waren, stehe zwischenzeitlich fest,

dass der Tod von Tristan weder einen Drogenhintergrund habe
noch im Strichermilieu angesiedelt sei, sagte Dittmann.

Es sei vielmehr „ein Tötungsdelikt mit eindeutig sexueller Komponente“, dem eine „Störung der sexuellen Präferenz“ beim Täter zugrunde liege.

Dafür sprächen die Schnitte an der Leiche und die Entnahme der Hoden, ein Vorgehen, für das es zuvor in ganz Deutschland keine vergleichbare Tat gegeben habe........

.............Möglich sei auch, dass Tristans Mörder bereits zuvor als Leichenschänder
oder mit Tier- und Sadomaso-Pornografie aufgefallen sei.

Jedenfalls sei er bei der Tat „zielgerichtet und strukturiert“ vorgegangen, so Dittmann: „Der Mann war zum Tatzeitpunkt zwischen 25 und 35 Jahre alt und führte wohl einen sozial zurückgezogenen Lebensstil.

Er hatte aber einen eindeutigen Ortsbezug zum Stadtteil Höchst und zur Umgebung des Bahnhofs“, sagte die Staatsanwältin. Dort hielt sich auch Tristan häufig auf.


Die Ermittlungen beschränken sich mittlerweile aber nicht mehr nur auf Höchst, Unterliederbach und die westlichen Stadtteile, sondern seien auf Hofheim erweitert.


Dort war bereits vor Tristans Tod ein 12-Jähriger in der Nähe des Vinzenzheimes mehrfach von einem Mann mit Pferdeschwanz angesprochen und auch nach Höchst mitgenommen worden, wo er von dem Unbekannten am Bahnhof Süßigkeiten erhielt. „Vielleicht sind in jener Zeit auch noch andere Jungen von dem Mann angesprochen worden, die sich erinnern können“, hofft Fey.........

@vielefragen

vielefragen schrieb:der sehr helle teint,
der rossschwanz (zopf heisst in einigen gebieten nur der geflochtene haarschmuck),
die hellen augen,
die tschechische karte,
der tschechische kocher.

es besteht die möglichkeit, dass der täter auf direktem weg über tschechien nach deutschland kam, oder von polen aus das land durchquerte.

In Hessen ist der Ausdruck Pferdeschwanz geläufig. Der Täter wird sowohl als Pferdeschwanz- bzw. Zopfträger bezeichnet. Der Ausdruck Rosschwanz ist in Hessen nicht geläufig.

Der helle Teint, blaue Augen lassen mich nicht auf ein Herkunftsland schließen.

Die tschechische Karte und der Kocher, der im Rucksack gefunden wurde, ist nicht zweifelsfrei dem Täter zuzuordnen.

Wenn du den Fall aufmerksam beobachtet hast, ist dir sicher nicht entgangen, das ein tschechischer Schäfer, der sich um die Zeit des Rucksackfundes in der Gegend Niedernhausen aufgehalten hat, überprüft wurde? Dieser Mann lag zum Zeitpunkt der Tat in Tschechien in einer Klinik.

Woher dieser tschechische Kocher und die Karte stammt, nicht geklärt. Zum Zeitpunkt der Tat (vor- u. nachher) waren aber umfangreiche Bauarbeiten in der Gegend Niederhausen. Die Karte und der Kocher könnten daher durchaus von einem der Bauarbeiter stammen. Es ist nicht geklärt, in welchem Besitz der Rucksack bis zum Fund war.


Aus diversen Veröffentlichungen:

Anevay schrieb:Er hatte aber einen eindeutigen Ortsbezug zum Stadtteil Höchst und zur Umgebung des Bahnhofs“, sagte die Staatsanwältin. Dort hielt sich auch Tristan häufig auf.

Ich vermute, aber das habe ich schon einige Male erwähnt, dass der Täter den Rucksack weg schmiss und jemand anderer fand ihn und benutzte ihn.

Pferdeschwanz oder Zopfträger sagt man auch in NRW.