brigittsche schrieb am 20.06.2024:Und genau das meinte ich, dass ein Ritual einen irgendwie gearteten geistigen Hintergrund voraussetzt, den mehrere Leute teilen.
Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, was Du geschrieben hast.
Gemäß Ritualforschung kann jeder Mensch für sich Rituale erfinden, die ihm selbst viel Sinn geben.
Im Sinne eines Kultes gehören mehrere Menschen dazu. Ich sehe Deinen Punkt ein, dass Du für einen Kult mehrere Menschen voraussetzt.
Ich habe für diesen widerwärtigen Täter Null Empathie.
Aber ich möchte verstehen, was ihn treibt, damit ich mit diesen schrecklichen Taten abschließen kann, ein für allemal.
Um einem Kult anzugehören, muss man nicht wissen, was der Kult beinhaltet. Mann muss nur äußerlich mitmachen. Das ist wichtig für das Verständnis des Kultes dieses Mörders.
Dieser Mörder vollzog ein Greuel. Wenn er hier mitliest, und das kann niemand ausschließen, dann freut er sich möglicherweise, dass wir Aufmerksamkeit in sein Thema stecken, auch wenn wir nicht verstehen, was ihn getrieben hat. Der Rucksack und seine Ablage am Strommast, samt potenziellem Feuer im Sack in Form eines Gaskochers, gehören meiner Meinung nach zu der Tat dazu. Aber wir verstehen nichts.
Das Nichtverstehen tut einem Kult keinen Abbruch:
Das war lange Zeit im Christentum so, als die Menschen nach der Zwangschristianisierung dem neuen Kult angehörten, streng getrennt von den hinter einem Gitter vorm Volk geschützten Priestern, die die Wandlung der Hostie in den Leib Christi vollzogen. Angehören bedeutet: Die Menschen hörten, ohne zu verstehen, denn zum Kult gehörte die lateinische Sprache, in der alles vollzogen wurde.
Ich sehe es ganz pragmatisch: ich kann nichts zur Aufklärung des Falls beitragen. Und ich meine verstanden zu haben, um was es dem Täter ging: um gesehen werden! Deshalb bahrte er die Leiche von Tristan auf, er wollte gesehen werden in seinem „Undoing“ mit den Schuhen auf Tristans Wundflächen. Seine ganze Tat sollte gesehen werden mit Tristan auf dem Sockel, so dass es nicht zu übersehen ist.
Und man kann noch einen Schritt weitergehen und sagen, ohne dass es gelöscht wurde:
GonzoX schrieb am 08.01.2012:Ich denke mal der Täter hat ganz bewusst mit der Öffentlichkeit gespielt. Ich sehe hier nicht eine "Wiedergutmachung" sondern eher eine Inszenierung und Zurschaustellung.
Ein nicht sadistischer Mensch ist sicher nicht in der Lage so einen Mord auszuführen. Aber neben dem Sadismus muss es noch eine weitere Komponente geben. Deswegen bin ich eben für diese Kult-Variante offen.
Genauso sehe ich es auch. Und ich vergesse ab jetzt nie, dass der Täter mit der Öffentlichkeit gespielt hat. Wann hörte die Öffentlichkeit auf? Bis jetzt gibt es anhaltende Öffentlichkeit. Und deshalb gehören wir auch dazu mMn!
Ich will nicht länger Energie in das Thema des Mörders stecken und zu seinem möglicherweise äußeren Kultkreis dazugehören, der sich dadurch auszeichnet, dass man Energie hineinsteckt, ohne den ganzen Sinn vollumfänglich zu verstehen. Je mehr Beiträge sich hier ansammeln, desto größer die möglicherweise positive Energiebilanz des Täters. Man macht sich um ihn Gedanken, Gedanken um den von ihm gewählten Tatort, um den Tathergang! Es ist nur meine Phantasie, aber vielleicht guckt er ab und zu, wie hoch die Beitragszahl hier im Thread ist und zehrt von der Aufmerksamkeit der Foristen.
Ich habe für diesen widerwärtigen Täter Null Empathie.
Aber ich wollte
verstehen, was ihn treibt, damit ich mit diesen schrecklichen Taten abschließen kann, ein für allemal. Vielleicht geht dem einen oder der anderen hier im Thread ja auch noch ein Licht auf.
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Das ist mein letzter Beitrag zu dem Thema. Mögen die Ermittler Erfolg haben!
Ich kann Tristan gedenken, wenn ich die Seite www.mordfall-tristan.de anschaue.