totto schrieb:Nicht nur das, sondern auch die Grundlage für einen neuen Abenteuerroman.
Das ist gar nicht nötig, die Zeit war abenteuerlich genug. Sollte Deine Antwort eine Anspielung auf Petrys Buch sein soll, dann kannst Du Dir das sparen. Du hast es nicht gelesen, also kannst Du nicht darüber urteilen.
Ich habe es zwar schon einmal geschrieben, aber empfehle es Dir noch einmal:
"
Graf, Oskar Maria - Einer gegen alle"
Der berühmte Schriftsteller Oskar Maria Graf schilderte in mehreren seiner Bücher die damalige Zeit minutiös, war er doch selbst vom Land gebürtig und nahm an den revolutionären Bewegungen in München teil, wofür er mehrmals verhaftet wurde. Er erlebte also diese Zeit der Umstürze hautnah mit und erzählte, in unnachahmlicher Weise, begabt mit einem untrüglichen Auge, seine Erlebnisse, Eindrücke und Erkenntnisse.
Wie ich es sehe, ist für Dich Lorenz Schlittenbauer der Täter, der Mörder. Du läßt aber außer acht, dass Schlittenbauer Asthma hatte und schon rein körperlich gar nicht in der Lage gewesen wäre, die Tat auszuführen. Außerdem gehört dazu eine beträchtliches Maß an krimineller Energie. Da ich mir nicht vorstellen kann, dass der Täter bei einer solchen Tat nicht selbst Verletzungen davonträgt, seine Kleidung zumindest blutig ist oder zerrissen, wie sollte er dies erklären? Familienzusammenhalt war zwar immer wichtig, aber einen Mörder wollte niemand in der Familie haben.
Den Satz: "Da hat der Herrgott seine Hand am rechten Platz gehabt", wird von Dir völlig überbewertet. Früher drückte man sich eben grob, deutlich und unmißverständlich aus. Verschnörkelte Redewendungen, um nur ja niemanden zu verletzten, wie heute üblich, gab es nicht.
Nebenbei: im ersten Film von Kurt Hieber über Hinterkaifeck kommen auch die zwei Töchter von Lorenz Schlittenbauer zu Wort. Eine der Töchter, Regina Weichselbaumer, sprach in diesem Zusammenhang auch über ihren Vater. Sie berichtete, dass ihr Vater immer gesagt hätte, die Hinterkaifecker seien "Hexenleut" gewesen. "Hexenleut" oder "Hexenleute" ist die Kollektivbezeichnung für angeblich Hexerei übende Personen. Natürlich wußte auch Schlittenbauer, dass es Hexerei nicht gab, aber die Bezeichnung wirft ein schlechtes Licht auf die Familie Gruber-Gabriel. Es waren geizige, unangenehme, zänkische Menschen, die in der ganzen Gegend verachtet und verschrien waren. Die Definition des Verbs "verschrien" ist alles andere als angenehm: anrüchig, bedenklich, berüchtigt, fragwürdig, gefürchtet, nicht anerkannt, übel beleumdet, undurchsichtig, verdächtig, verrufen, von zweifelhaftem Ruf, zweifelhaft, zwielichtig.