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Mordfall Hinterkaifeck

51.979 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 07:16
@SomertonMan
Nix. Der Pastor glaubt nicht, dass LS ihn angelogen hat. Was will man da jetzt diskutieren?


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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 07:26
@abberline

Was der Pastor glaubt oder nicht glaubt, ist irrelevant!

Glauben ist nicht Wissen!

Das sollte bekannt sein.


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15.09.2021 um 07:35
@Kuno426
Zitat von Kuno426Kuno426 schrieb:Eben weil die gesamte Familie schon in der Kirche gefehlt hatte
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Schlittenbauer sonntags eine Messe besuchte. In unserem Dorf gab es solange ich denken kann 2 Messen am Sonntag. Eine sehr früh (7.00?) und das Hauptamt dann um 9.00 oder 9.30. Mir ist nicht bekannt, ob es sich in Waidhofen auch so verhielt. Bei uns jedenfalls hätte es die Möglichkeit durchaus gegeben, aneinander vorbei zu kommen bzw. sich aus dem Weg zu gehen.
Will sagen: dass Schlittenbauer sonntags schon vom Fehlen der Familie wusste ist nicht sicher. Schon gar nicht, dass er auf Basis dieses Wissens alarmiert war und bei Sauwetter zum Nachbarhof wanderte.
Ich glaube da wird zu viel Sorge und Zeit reininterpretiert.

Wir haben im Wiki Vergleichsfälle gesammelt und in 3 von 15 aufgeführten Fällen fand die Entdeckung der Tat sehr verspätet statt. Das waren mitnichten nur Einöden, zu denen man extra hinwandern musste, sondern bei 2 Fällen lag der Tatort innerhalb eines Ortes.
Ich glaube man muss schon die damalige Zeit berücksichtigen, um den Ablauf der Auffindung in Hinterkaifeck nicht überzuinterpretieren. Wenn man weiß, dass gegenseitige Hausbesuche nicht üblich waren, ein Bauer nicht spazieren lief sondern sich nützlich machte, die Gruber-Gabriels nicht vor Gastfreundlichkeit glänzten, Kinder schon früh für alles eingespannt wurden, wozu sie fähig waren - warum sollte man dann bei Schlittenbauer Auffälliges vermuten?


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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 07:51
@SomertonMan
Es ist durchaus wichtig, auch die Meinung von Zeitzeugen mit einzubeziehen, gerade bei so alten Fällen. Und es war ja nun wirklich nicht der Kern des Artikels.

Für mich eine der besten Dokus zum Thema:

Youtube: Auf den Spuren eines Mörders - Hinterkaifeck
Auf den Spuren eines Mörders - Hinterkaifeck
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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 08:01
Zitat von SomertonManSomertonMan schrieb:Ist das ein Naturgesetz, dass Sterbende nicht lügen? Aber er glaubte es ja nur.
Ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass der Pastor darüber einen Artikel für die Kirchenzeitung geschrieben hat- Stichwort Beichtgeheimnis. Kein Pfarrer würde die Aussage eines Sterbenden in einem Zeitungsartikel niederschreiben, selbst wenn dieser ihn darum bittet.

Und überhaupt kommt man mit solchen "Der-und-der hat gesagt..." Aussagen HEUTE nicht mehr weiter. Das sind doch mittlerweile Dinge aus Dritter oder gar Vierter Hand. Jemand der heute 70 ist, hat die damaligen Beteiligten doch höchstens noch als kleines Kind kennengelernt. Solche Aussagen sind ja vielleicht interessant zu hören, aber ich glaube nicht, dass man darüber auf eine Lösung hoffen sollte. Die ganze Sache hat sich doch längst in eine Legende verwandelt die ihr eigenes Leben hat.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 08:34
Der Schlittenbauer wusste, dass der Mord noch seinen Nachfahren nachhängen würde. Deshalb ist beides möglich: Er war so gottesfürchtig, dass er es nicht gewagt hätte, den Pastor anzulügen. Oder er dachte, wenn er am Totenbett sagt, dass er unschuldig ist, glaubt man es und man läßt die Familie in Ruhe. Oder das ganze ist eh nur ein Gerücht und hat gar nicht so stattgefunden.


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15.09.2021 um 09:17
@FritzPhantom
Zitat von FritzPhantomFritzPhantom schrieb:Interessant, dass in Deinem Link zwar Beispiele genannt wurden, wann und wo der alte Gruber rumgeballert hatte ( genauso hatte ich mir das vorgestellt und Füchse eventuell Wölfe gab es sicher auch rund um den Hof), dass aber nach dem Mord keine Waffen gefunden wurden auf dem Hof. Aber wer weiß, wielange danach man gesucht hat, ob sich die schon jemand mitgenommen hatte.

Hervorhebung
von mir.

Schön, dass Du dem link gefolgt bist. Hast Du nur die Auszüge gelesen oder die kompletten Texte, aus denen die Hinweise stammten?

Ich finde, das lohnt sich ungemein.

Zum Einen findet sich dort der Nachweis, dass A.Gr. in der Einwohnerwehr war. Für mich ein weiterer Hinweis darauf, dass die Familie nicht so isoliert bzw. allgemein schlecht angesehen war, wie man es mitunter gerne sehen möchte. Bei Zweifeln an seiner vaterländischen Gesinnung oder wenn man ihm sonstwie misstraut hätte, hätte er kein Gewehr bekommen.

Wann genau ( oder ob? ) dieses Gewehr wieder eingezogen wurde, ist nirgends erwähnt.

Das zweite Gewehr, nämlich die Perkussionsflinte, hätte der A.Gr. nicht hergegeben. Und die Bley-Aussage weist darauf hin, dass er sie auch unmittelbar vor den Morden noch gehabt hat.
Die Scheppach-Aussage zeigt, dass er das Ding instandhalten und sich mit Munitionsbestandteilen beliefern ließ.

Deswegen konnte er auch auf den Browning ( ganz klar ist hier eine Selbstladepistole gemeint ) verzichten. Man könnte hier sogar so weit gehen, dass er den L.S. nicht seines eigenen Schutzes für seine Familie berauben wollte, falls die Eindringlinge es als nächstes dort versuchen würden.

Und nach der Tat? Beides weg. Da ich nicht annehme, dass die Täter sich mit einer zu dieser Zeit schon veralteten Flinte belasteten ( und, für den Fall, dass das Gewehr 98 noch da gewesen wäre, wäre auch dieses sehr auffällig gewesen ), hat da jemand sehr gründlich aufgeräumt.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 10:24
@Dew
Spannende Überlegung und interessanter Aspekt!

Man kann also festhalten:

im Hause Gr. fehlt/ fehlen Waffe(n), wovon wenigsten eine (Perkussionsflinte) mit hoher Wahrscheinlichkeit vor dem Mord noch im Hause waren. Die Morde selbst wurden aber nicht mit dieser Waffe begangen, weswegen ein Verschwinden der Waffe, um Spuren bzgl. des verwendeten Tatwerkzeuges zu verwischen, als Grund für das Verschwinden dieser Waffen ausfällt. Der Täter hat nicht die (mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Mordzeitpunkt im Hause verfügbare) Waffe zur Tat verwendet, er verwendet eine Reuthaue, die von Zeugen später als zum Hofe gehörig identifiziert wird, und die er sorgsam im Fehlboden versteckt. Sie ist so gut versteckt, dass sie erst bei Abbruch des Hauses wieder entdeckt wird.

Fragen:
1. wer hat die Waffe mitgenommen, die gar nicht die Tatwaffe war und, sollte sie der Täter mitgenommen haben, ihn eindeutig mit dem HK Hof (und damit zumindest stark mit der Tat) in Verbindung bringen würde?

2. wieso versteckt der Täter stattdessen aber die Reuthaue im Fehlboden und lässt nicht ebendiese in einem Tümpel, Waldstück, sonstwo verschwinden? Erweiterte Frage: Wieso versteckt der Täter die Reuthaue überhaupt, sie soll ja zum Inventar des Hofes gehören? Aus Angst vor Fingerspuren? Aus Angst, das Tatwerkzeug würde Rückschlüsse auf den Täter zulassen?

Thesen (Feuer frei, wenn nicht einverstanden- nur so ein paar Gedanken):

ad 1) der Täter hat die Waffe als Art Trophäe trotz hohen Risikos mitgenommen und konnte sie sorgsam verstecken bzw. entsorgte sie zu einem späteren Zeitpunkt unbemerkt. Alternativ kann dann nur sein: die Waffe war vor dem Mord gar nicht mehr im Haus. Sie ist auf ungeklärte Weise anders verschwunden.

ad 2) der Täter wusste, dass ein Mitnehmen des Tatwerkzeuges auffällig gewesen wäre, da er dieses nicht sicher/ schnell genug anderweitig entsorgen konnte. Daher versteckte er es in der Annahme, dass der Hof noch länger stehen würde und das Tatwerkzeug erst sehr viel später gefunden werden würde und ggf. dann gar nicht mehr Tat zugeordnet werden würde, oder er selbst die Gelegenheit gehabt hätte, dieses beizeiten noch zu entsorgen, weil er sich weiterhin Zugang zum Hof hätte verschaffen können. In jedem Fall hat es für den Täter Bedeutung, die Waffe zu verstecken. Neben der Sorge, die Waffe ließe Rückschlüsse auf ihn zu, kann auch ein psychologisches Motiv greifen. Ähnlich der Verdeckung der Leichen kann das Verstecken der Tatwaffe eine Art der Widergutmachung der Tat sein. Wenn die Leichen verdeckt und die Tatwaffe versteckt ist, sieht sich der Täter nicht mehr mit seiner Tat konfrontiert (gewagt, aber gerne mal zur Diskussion gestellt)?


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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 10:40
Zitat von Kuno426Kuno426 schrieb:Zitat von white_rabbitwhite_rabbit schrieb:
absolut eigenartig, daß LS plötzlich nach der Rückkehr der Kinder Alarmstufe
Rot auslöste. Das Ausbleiben von Reaktionen bei Klopfen an den Fenstern, Rütteln an der Tür, Rufen kann nicht der Auslöser gewesen sein,

Eben weil die gesamte Familie schon in der Kirche gefehlt hatte, könnte ich mir vorstellen, dass LS schon vor Dienstag heimlich auf den Hof ging, um nach dem Rechten zu sehen. Ob die Türen unverschlossen waren oder ob er aus der Zeit, als er Viktoria besuchte, eine andere Möglichkeit kannte, ins Haus zu gelangen, sei dahingestellt. Dabei könnte er schon die Leichen entdeckt haben, wollte sie aber von jemand anderem "offiziell" finden lassen bzw zB vom Briefträger den "offiziellen" Auftrag bekommen, nachzuschauen.
Dieser "Auftrag" kam aber erst am Dienstag vom Monteur. Und wurde an die Buben weitergegeben, weil LS davon ausgehen konnte, dass keine Gefahr mehr bestand.
Wenn er die Leichen quasi schon vorher entdeckte, fallen mir 2 Gründe für die anschließende Inszenierung ein, wobei ich den ersten Grund für wenig wahrscheinlich halte.

1. Er hatte Angst, daß man ihn verdächtigt, wenn er die Leichen alleine auffindet. Aber weshalb sollte man ihn verdächtigen?
Es ist doch normal, daß gerade ein Ortsvorsteher nachschaut, wenn etwas sehr merkwürdig rund um die HKler erscheint.

2..Er ahnte oder wusste, daß jemand aus seiner Familie ein Verbrechen begangen haben könnte und er wollte sich ein Bild von der tatsächlichen Lage machen. Danach inszenierte er das Auffindungsszenario.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 10:54
@white_rabbit
@Kuno426
Zitat von white_rabbitwhite_rabbit schrieb:1. Er hatte Angst, daß man ihn verdächtigt, wenn er die Leichen alleine auffindet. Aber weshalb sollte man ihn verdächtigen?
Es ist doch normal, daß gerade ein Ortsvorsteher nachschaut, wenn etwas sehr merkwürdig rund um die HKler erscheint.
ich würde zu bedenken geben, dass er vielleicht wusste, dass er durchaus ein veritables Motiv gehabt hätte. Unterhalt, ggf. untergeschobenes Kind, versprochene Heirat nicht stattgefunden, Gefühl von Demütigung, Streit mit VG, der öffentlich beobachtet wurde.
Zitat von white_rabbitwhite_rabbit schrieb:2..Er ahnte oder wusste, daß jemand aus seiner Familie ein Verbrechen begangen haben könnte und er wollte sich ein Bild von der tatsächlichen Lage machen. Danach inszenierte er das Auffindungsszenario.
für mich ist sehr gut vorstellbar, dass LS definitiv vor Auffindung den Tatort längst kannte und aus den hier genannten Gründen die Auffindung nicht unmittelbar kommunizierte. Eine Deckung des Täters ist auch denkbar bzw. einer Person, die LS decken wollte und von der annahm, sie sei der Täter. Er muss in diesem Kontext nicht zwangsläufig definitives Wissen um den wahren Täter gehabt haben.

Die Tatsache, dass LS (aus welchem Grund nun auch immer, neben den o.g. wäre ja auch ein anderer triftiger Grund denkbar weshalb), den Tatort längst kannte, würde sich zumindest mit seinem Verhalten bei (in diesem Kontext dann "inszenierter") Auffindung decken. Schnurstracks hinein ins Stadl, die Auffindesituation an sich, der sofortige Rückschluss und Gedanke an den Sohn, das Verlassen der Auffindesituation und sehr ortskundige Bewegung in Richtung Haus, die Verwendung des vermeintlich verlorenen Hausschlüssels, der wieder im Schloss steckte.


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15.09.2021 um 10:56
Zitat von abberlineabberline schrieb:Für mich eine der besten Dokus zum Thema:
Stimme zu. Ist super gemacht, man bekommt auch einen Eindruck über die Atmosphäre vor Ort.


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15.09.2021 um 11:17
Zitat von jaskajaska schrieb:Will sagen: dass Schlittenbauer sonntags schon vom Fehlen der Familie wusste ist nicht sicher. Schon gar nicht, dass er auf Basis dieses Wissens alarmiert war und bei Sauwetter zum Nachbarhof wanderte.
Ich glaube da wird zu viel Sorge und Zeit reininterpretiert.
Gut denkbar, dass wäre natürlich eine Möglichkeit, die ich noch nicht bedacht habe!

Ergänzend/ alternativ: Ich möchte zu Bedenken geben, dass ich glaube (kein Wissen! Gerne korrigieren), dass in einem so kleinen Ort wie Waidhofen keine zwei Messen stattgefunden haben. Der Ort hatte meines Wissens nach damals 8 -9 Höfe, das sind vielleicht 70/80 Einwohner? Natürlich kann ich mich irren und Deine Beispiele bzgl. frühere und spätere Messe sind natürlich zutreffend. War und ist heute noch so sehr oft, trotz schindender Besucherzahlen ;-)

Ich würde umgekehrt nochmal fragen: da ja die Tatsache immer erwähnt wird, dass die Familie G. in der Kirche am Sonntag gefehlt hat, schließe ich daraus, dass dies ein sofort wahrgenommener, von "Normalzustand" abweichender Umstand war, der vermutlich dem sehr gut vernetzten Ortsführer definitiv relativ schnell in irgendeiner Form zugetragen wurde, selbst wenn es zwei Messen gegeben hat. Der Ort ist ja damals wirklich nicht groß gewesen. Umgekehrt würde dieses Indiz vielleicht anders dokumentiert worden, a la " Das Fehlen der Familie G. im Sonntagsgottesdienst fiel nicht weiter auf, da sie den Gottesdienst nicht regelmäßig besuchten" oder "... fiel nicht weiter auf, weil es zwei Messen gab und somit kein Überblick herrschte, wer wann in der Kirche war". (These)
Zitat von jaskajaska schrieb:Ich glaube man muss schon die damalige Zeit berücksichtigen, um den Ablauf der Auffindung in Hinterkaifeck nicht überzuinterpretieren. Wenn man weiß, dass gegenseitige Hausbesuche nicht üblich waren, ein Bauer nicht spazieren lief sondern sich nützlich machte, die Gruber-Gabriels nicht vor Gastfreundlichkeit glänzten, Kinder schon früh für alles eingespannt wurden, wozu sie fähig waren - warum sollte man dann bei Schlittenbauer Auffälliges vermuten?
Zustimmung! Ich würde meine Aussage dahingehend vielleicht präzisieren: entscheidend ist, was LS, bei dem ja alle Informationen zusammenliefen, zu welchem Zeitpunkt wissen konnte. Ich gebe zu, dass das ein reines Konstrukt ist, das abstrakt vielleicht logischer wirkt, als es praktisch war. Aber, und das ist ja mein Punkt, LS wusste, dass AG sich sorgte, LS wusste mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zeitnah um das Fehlen der Familie im Gottesdienst und mit hoher Wahrscheinlichkeit um das Fehlen von CG in der Schule. Ich würde das - da kann man ja unterschiedlicher Auffassung sein- das mal als gesetzt sehen. Die Frage ist nun natürlich, ob LS darin schon einen "Alarmzustand" sah und ob er trotz dieses Wissens darauf nach lokalen und zeithistorischen Gegebenheiten darauf hätte reagieren müssen (also er geht z.B. nachschauen). Hier gebe ich Dir natürlich Recht, dass hier die spezifischen Gegebenheiten (Leben auf dem Lande und besagte nicht bekannte Gastfreundschaft der G.s etc.) ebenso berücksichtigt werden müssen.
Dennoch:
Ich bleibe aber (zunächst) weiter dabei, dass LS ja der Familie G. weit mehr verbunden war, auch emotional, dass ich schon denke, dass er sich wenigstens um VG und den kleinen Sohn gesorgt haben hätte müssen.


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15.09.2021 um 11:52
@EdgarH
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Spannende Überlegung und interessanter Aspekt!

Man kann also festhalten:

im Hause Gr. fehlt/ fehlen Waffe(n), wovon wenigsten eine (Perkussionsflinte) mit hoher Wahrscheinlichkeit vor dem Mord noch im Hause waren. Die Morde selbst wurden aber nicht mit dieser Waffe begangen, weswegen ein Verschwinden der Waffe, um Spuren bzgl. des verwendeten Tatwerkzeuges zu verwischen, als Grund für das Verschwinden dieser Waffen ausfällt.
Die Thaler waren nämlich bekannt, daß sie verschiedene Einbrüche schon verübt hatten. Am nächsten Morgen habe ich mein Erlebnis den Hinterkaifeckern erzählt. Die Viktoria Gabriel sagte damals zu mir, daß ich den Thalers nie aufmachen solle. Außerdem sagte sie auch, daß sie mich wohl nicht fressen werden. Ich erwiderte der Bäuerin, daß ich auf dem Hof nicht mehr bleibe, wei1 es mir so unheimlich wurde.

Die Bäuerin wollte aber von meinem Weggehen nichts wissen. Bekannt wurde mir, daß die Thalerbuben schon ein Jahr zuvor in dem Wagenschupfen nachts von Gruber angetroffen wurden. Damals soll ihnen der alte Gruber mit einem Infanteriegewehr nachgeschossen haben. Ich habe seinerzeit den Schuß gehört. Mir sagte man aber nicht, was die Ursache des Schusses war, damit ich in meinem schwangeren Zustand nicht mehr Schrecken habe. Etwa 3-4 Wochen nach der vorerwähnten Kammerfensterlgeschichte bin ich dann gegen den Willen der Bäuerin weggegangen. Ich trat dann in Schrobenhausen in den Dienst. Nach mir hatten die Hinterkaifecker keine Dienstmagd mehr bis zu dem Tag vor dem Mord.
Quelle:
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1952-07-09_Rieger_Kreszenz_I

Wenn man diese beiden Aspekte mal miteinander verbindet, könnte man zusammen mit dieser Überlegung:
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:ad 1) der Täter hat die Waffe als Art Trophäe trotz hohen Risikos mitgenommen und konnte sie sorgsam verstecken bzw. entsorgte sie zu einem späteren Zeitpunkt unbemerkt.
auf einen kombinierten Rache- und Bereicherungsvorgang kommen. Vielleicht hatte der A.Gr. ja ein paar Schrote ins Ziel gebracht.

Ich würde gerne mal die ererbten Waffen in Gröbern und Umgebung sehen, die Flinte vom A.Gr. würde mir sicher was zu sagen haben. Könnte wetten, dass es die noch gibt, wobei die jetzigen Besitzer das gar nicht wissen müssen, wo sie eigentlich herkommt und natürlich selbst nichts für die Tat können.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 12:28
@Dew
Ein paar Gedanken meinerseits: Der Gruber war sicher integriert in die Dorfgemeinschaft, er hat doch auch mehreren Leuten von den Fußspuren der vermeintlichen Einbrecher erzählt und wenn er bei dieser Wehr war, ist das ja ein weiteres Zeichen. Er mag nicht sonderlich sympathisch gewesen sein, aber die Inzestgeschichte wurde totgeschwiegen, wie in einem der Interviews erzählt wurde. Als reicher Bauer genoss er aber sicher ein gewisses Ansehen, seine Tochter sang im Kirchenchor und man traf sich Sonntags in und vor der Kirche.

Es steht nicht genau da, wann es auffiel, dass mindestens eine Waffe fehlte. Es muss also nicht der Mörder gewesen sein, der sie mitnahm. Vielleicht nahm sie jemand von den Dorfbewohnern mit, die sensationslustig rumschnüffelten. Klar, dass sich niemand gemeldet hat, aber vielleicht dachte jemand, es steht ihm zu, das Gewehr zu behalten.

Weil es vorher diskutiert wurde, ob es dem Schlittenbauer überhaupt aufgefallen war, dass die Familie nicht in der Kirche war: Die Viktoria war doch eine tragende Stimme im Kirchenchor, da ist es sicher allen aufgefallen, dass sie nicht da war, selbst wenn es zwei Messen gegeben haben sollte.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 13:42
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:2. wieso versteckt der Täter stattdessen aber die Reuthaue im Fehlboden und lässt nicht ebendiese in einem Tümpel, Waldstück, sonstwo verschwinden? Erweiterte Frage: Wieso versteckt der Täter die Reuthaue überhaupt, sie soll ja zum Inventar des Hofes gehören? Aus Angst vor Fingerspuren? Aus Angst, das Tatwerkzeug würde Rückschlüsse auf den Täter zulassen?
Warum so kompliziert?

Vielleicht hat der Täter was im Fehlboden gesucht und die Reuthaue als Werkzeug verwendet, um die Bretter abzuheben.
Als er entweder mit der Suche ohne Erfolg fertig war oder gefunden hatte, was er suchte, liess er die Reuthaue im Fehlboden zurück und drückte einfach die Bretter wieder fest.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 16:22
Zitat von arschimedesarschimedes schrieb:Vielleicht hat der Täter was im Fehlboden gesucht und die Reuthaue als Werkzeug verwendet, um die Bretter abzuheben.
Gute Idee! Schließlich kann man das Blatt so einer Haue gut in den Spalt zwischen den Brettern schieben und dann durch den langen Stiel einfach hochhebeln.

Interessant wäre zu wissen, ob man die Bretter schon öfter losgehebelt und dann wieder festgemacht hat, was ja immerhin darauf hindeuten würde, dass dort zumindest irgendwann einmal etwas versteckt war. Das hätte man eigentlich an den Brettern sehen müssen.

Nur nebenbei sei gesagt, dass der Raum zwischen den Deckenbalken (länglich und eher schmal) gut geeignet ist, darin einen längeren und schmalen, eher flachen Gegenstand zu verstecken. Z. B. ein Gewehr, wie das, von dem oben die Rede war.
(Ist aber natürlich Spekulation)


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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 19:32
Bestimmt wurde darüber in diesem über 2400 Seiten langen Thema schon oft geschrieben, aber ich wollte nicht alles durchlesen.

Deshalb meine Frage: mir schien die Theorie, daß Anna Schlittenbauer zusammen mit ihrem Bruder die Mörder waren am plausibelsten.
Sie glaubte wohl, daß, wenn sie ihren Mann überleben würde (wovon sie wahrscheinlich ausging, denn der war ja recht kränklich) der kleine Joseph (und wahrscheinlich dann auch seine Mutter) einen Erbanspruch auf den Schlittenbauer Hof hatten und sie dann ziemlich alt ausgesehen hätte.
Das schien mir ein recht starkes Motiv zu sein.
Ich weiß nicht, ob die Rechtslage das überhaupt hergegeben hätte, aber möglicherweise hat Anna das angenommen und wollte diesen Supergau verhindern.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 19:45
@rankenheimer
Ich hänge ja mehr der Theorie nach, mittlerweile, dass die 2 Geschwister vom Karl mit der Tat zu tun haben können
Die waren gerade Anfang 20, haben ihren Bruder im WK I verloren, mit den HKFler hatte man eher Zoff als friedliche Nachbarschaft.

Vielleicht, hat der L. Schlittenbauer noch mit seiner um-worbenen diskutiert im Stadl und die 2 Geschwister haben das Gespräch belauscht/ beobachtet. Jung genug und agil waren sie um im Gebälk rumzuturnen.
Zu zweit, waren sie auch.
Ein Hass, könnten sie auch auf HKFler gehabt haben, nach der ganzen Inzestgeschichte und das ihr Bruder betrogen wurde, zudem auch der L. Schlittenbauer.
Hätten die Jungs aber auch 1 2 jähriges Kind getötet?,


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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 20:12
Zitat von tomkyletomkyle schrieb:Ich hänge ja mehr der Theorie nach, mittlerweile, dass die 2 Geschwister vom Karl mit der Tat zu tun haben können
Die waren gerade Anfang 20, haben ihren Bruder im WK I verloren, mit den HKFler hatte man eher Zoff als friedliche Nachbarschaft.

Vielleicht, hat der L. Schlittenbauer noch mit seiner um-worbenen diskutiert im Stadl und die 2 Geschwister haben das Gespräch belauscht/ beobachtet. Jung genug und agil waren sie um im Gebälk rumzuturnen.
Zu zweit, waren sie auch.
Ein Hass, könnten sie auch auf HKFler gehabt haben, nach der ganzen Inzestgeschichte und das ihr Bruder betrogen wurde, zudem auch der L. Schlittenbauer.
Hätten die Jungs aber auch 1 2 jähriges Kind getötet?,
Inwiefern wurde der Bruder betrogen? Er fiel doch offiziell Ende 1914.


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Mordfall Hinterkaifeck

15.09.2021 um 20:27
Ja, gerade daß der Kleine umgebracht wurde, macht für mich die Anna und Bruder Theorie recht nachvollziehbar - der mußte ja in diesem Falle unbedingt beseitigt werden, oder.


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