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Mordfall Hinterkaifeck

51.979 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

31.10.2018 um 13:41
@pensionär
@alle Interessierten zum Thema Blutflecken und mögliche Ableitungen zur Tat

Wenn es korrekt ist, dass im Futtergang und Kellervorraum keine Blutspuren/-flecken gdokumentiert sind, bedeutet dies zunächst nicht zwangsläufig, dass es sie nicht gab. Sie könnten übersehen worden sein o.ä. Aber ich unterstelle jetzt mal für die folgende Überlegung, dass die Dokumentation dazu korrekt ist.

Die Spurenlage lässt zu, dass der Täter wie angenommen in den Ermittlungsberichten den Weg mit der Reuthaue über den Futtergang und Kellervorraum nahm und dann die beiden anderen Opfer tötete. Dabei zunächst die Magd, dann das Kind. Voraussetzung: er bewegte sich schnell und ohne Halt durch diese Räume, wo es keine Spuren gab, denn andernfalls lässt sich nicht schlüssig erklären, weshalb es dort keine Spuren gab, in Küche und Hausflur aber schon, wo wir- unterstellen wir das einmal- vermuten, dass der Täter aus welchem Grund auch immer nicht sofort weiter voran schritt. Abweichend dazu fallen mir ein:

Option A: es wurden unterschiedliche Waffen verwendet. Dann würde dies bedeuten, dass der Täter gar nicht mit der Reuthaue aus dem Stall in den Wohnbereich ging, sondern zur Tötung der Magd und des Kindes eine zweite Waffe benutzte. Diese Waffe verursachte dann das Spurenbild beim Verlassen des Mägdezimmers hin zum Kinderzimmer. Ich weiß nicht, ob dies eine zulässige Überlegung bzgl. der Tötungsspuren an Magd und Kind ist.

Option B: der Täter säuberte die Reuthaue nach der Mordtat im Stall und lief mit einer halbwegs sauberen Waffe in den Wohnbereich, daher keine Spuren. Die vorgefundene Spuren in Küche und Hausflur rühren dann von den Opfern 5 und 6 (Magd und Kind).

Option C. Der Täter ist nicht über den Futtergang in den Wohnbereich sondern von außen und durch die Haustür gelangt. Die Waffe hatte er nach der tat im Stall nicht gereinigt. Die Spurenlage ist dann auf das Blut der Opfer im Stall zurückzuführen und zeichnet seinen Weg ins Haus nach. Der Täter konnte, da er im Besitz des von AG als vermisst gemeldeten Schlüssels war, sich selbst Zutritt zum Haus verschaffen.

Option D: es waren mehrere Täter. Der Täter mit der Mordwaffe verließ den Stall wie unter C und gelangte durch den Hof zur Haustür, der (oder ein) zweiter Täter öffnete die Tür von innen mit dem entweder schon wieder von den Hausbewohnern in der Zwischenzeit gefundenen und steckendem Schlüssel oder weil die Täter den Schlüssel Tage vorher bereits wie unter C beschrieben in ihren besitz gebracht hatten.

Das alles reine Thesen, ohne dafür Wahrscheinlichkeiten ausdrücken zu wollen. Aber als Überlegung zu einem alternativen Tatablauf einmal dahin gestellt.


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Mordfall Hinterkaifeck

31.10.2018 um 14:25
Die Reuthaue wurde defintiv benutzt um das Kleinkind umzubringen. Bei der Magd könnte auch eine andere Waffe oder zwei verschiedene Waffen benutzt worden sein. Also möglicherweise ging ein Täter ins Zimmer von Viktoria C. und ermordete das Kleinkind, ein zweiter Täter ging derweil ins Magdzimmer und ermordete die Magd.


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31.10.2018 um 15:54
@EdgarH

Du hast die bisher zu erkennenden Varianten m. E. sauber argumentativ ausgearbeitet und aufgelistet. Klare Prävalenzen sehe ich derzeit nicht, aber kann ja noch kommen.

Jetzt kein Witz:

1. Ich würde in dieser konkreten Situation eine Nacht darüber schlafen !

2. Wenn dann bis morgen spätestens 16 Uhr eine Einwendung gepostet wurde, die eine oder mehrere der Varianten - wozu auch die erste - von Dir nicht numerisch erfasste Variante - dazugehört, in hoher Qualität faktisch oder logisch überzeugend ausscheiden kann - wäre(n) diese dann aus der Aufzählung auszuscheiden.

3. Schätze, das ist dann ein Fall für Ockham !

Bei allen morgen bis 16 Uhr nicht abgeräumten Varianten würde ich dann bei diesem Dilemma das Ockham´sche Rasiermesser empfehlen (durchaus auch im Forum bekannt):

"Ockhams Rasiermesser – auch Prinzip der Parsimonie, lex parsimoniae oder Sparsamkeitsprinzip – ist ein heuristisches Forschungsprinzip aus der Scholastik, das bei der Bildung von erklärenden Hypothesen und Theorien höchstmögliche Sparsamkeit gebietet. Das nach Wilhelm von Ockham (1288–1347) benannte Prinzip findet seine Anwendung in der Wissenschaftstheorie und der wissenschaftlichen Methodik. Vereinfacht ausgedrückt besagt es:

a) Von mehreren möglichen Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.

b) Eine Theorie ist einfach, wenn sie möglichst wenige Variablen und Hypothesen enthält und wenn diese in klaren logischen Beziehungen zueinander stehen, aus denen der zu erklärende Sachverhalt logisch folgt."....


Wikipedia: Ockhams Rasiermesser

Das gefundene Ergebnis läßt man dann bis auf weiteres solange als Arbeitshypothese gelten, bis eine neue Faktenlage zur Erhaltung intellektueller Redlichkeit erfordert, es zu korrigieren.


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31.10.2018 um 16:48
@EdgarH
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb: Voraussetzung: er bewegte sich schnell und ohne Halt durch diese Räume, wo es keine Spuren gab, denn andernfalls lässt sich nicht schlüssig erklären, weshalb es dort keine Spuren gab, in Küche und Hausflur aber schon, wo wir- unterstellen wir das einmal- vermuten, dass der Täter aus welchem Grund auch immer nicht sofort weiter voran schritt.
Wäre das Blut nicht unabhängig von seiner Laufgeschwindigkeit trotzdem runter getropft vorrausgesetzt das Ding war zu dem Zeitpunkt als er vom Stadel in den Wohntrakt lief noch frisch besuddelt?
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Option B: der Täter säuberte die Reuthaue nach der Mordtat im Stall und lief mit einer halbwegs sauberen Waffe in den Wohnbereich, daher keine Spuren. Die vorgefundene Spuren in Küche und Hausflur rühren dann von den Opfern 5 und 6 (Magd und Kind).
B1: der Täter sammelte sich nach diesen ersten vier Morden, „schnaufte durch“ und legte dabei die Reuthaue auf das Heu ab welches das Blut aufsaugte...
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Option A: es wurden unterschiedliche Waffen verwendet.
Ich zitiere mal aud dem Bericht des Staatsanwalts Renner an die Oberstaatsanwaltschaft Augsburg vom 20.10.1923:
Etwas neues haben nur insofern gebracht, als Ende Februar 1923 bei Abbrucharbeiten auf dem Hinterkaifeckerhofe das Mordwerkzeug gefunden wurde. Es ist dies eine alte blutbefleckte Reuthaue, bei der die Haue in ganz merkwürdiger Weise an dem Stiel mittels einer Schraube befestigt ist. Die Schraube steht etwa 1 cm über die Schraubenmutter hervor. Durch diese Schraube wurden bei den Schlägen mit der Haue offenbar die bisher so rätselhaften Verletzungen, bleistiftgroße, runde Löcher an den Schädeln der Ermordeten, beigebracht.
Ich interpretiere das so, daß die Tatwaffe bei allen gleich war!
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Option C. Der Täter ist nicht über den Futtergang in den Wohnbereich sondern von außen und durch die Haustür gelangt. Die Waffe hatte er nach der tat im Stall nicht gereinigt. Die Spurenlage ist dann auf das Blut der Opfer im Stall zurückzuführen und zeichnet seinen Weg ins Haus nach. Der Täter konnte, da er im Besitz des von AG als vermisst gemeldeten Schlüssels war, sich selbst Zutritt zum Haus verschaffen.
Das ist eine interessante Option, da kannst Du evtl. sogar die Passage mit dem Schlüssel streichen weil möglicherweise die Haustüre noch gar nicht abgeschlossen und von außen zu öffnen war!


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31.10.2018 um 20:38
Zitat von pensionärpensionär schrieb:Ich würde in dieser konkreten Situation eine Nacht darüber schlafen !
Gute Idee- und Ockham kenne ich.


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01.11.2018 um 08:30
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Dabei zunächst die Magd, dann das Kind. Voraussetzung: er bewegte sich schnell und ohne Halt durch diese Räume, wo es keine Spuren gab, denn andernfalls lässt sich nicht schlüssig erklären, weshalb es dort keine Spuren gab, in Küche und Hausflur aber schon, wo wir- unterstellen wir das einmal- vermuten, dass der Täter aus welchem Grund auch immer nicht sofort weiter voran schritt. Abweichend dazu fallen mir ein:
Kann es sich bei den Blutspuren auch um Blut des Täters handeln? Könnte er sich verletzt haben?



Das Blut muss nicht zwangsläufig von der/den Mordwaffen abgetropft sein.
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Option C. Der Täter ist nicht über den Futtergang in den Wohnbereich sondern von außen und durch die Haustür gelangt. Die Waffe hatte er nach der tat im Stall nicht gereinigt. Die Spurenlage ist dann auf das Blut der Opfer im Stall zurückzuführen und zeichnet seinen Weg ins Haus nach. Der Täter konnte, da er im Besitz des von AG als vermisst gemeldeten Schlüssels war, sich selbst Zutritt zum Haus verschaffen.
Dann müsste der Täter entweder beim eintreten ins Haus den Schlüssel außen abgezogen haben und innen ins Schloss gesteckt haben, oder der Täter hat den Schlüssen nach den Morden 5 und 6 innen ins Schlüsselloch gesteckt.


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02.11.2018 um 15:27
Zitat von pensionärpensionär schrieb am 30.10.2018:Deine Vermutung könnte zutreffend sein, ich habe mir bei der Betrachtung der Skizze sogar einen Moment gedacht, es könnte ein mit der räumlichen Situation nicht (oder nicht sonderlich) vertrauter Täter sein, der stehenbleibt weil er sich erst in der Situation auf dem Flur zurecht finden und orientieren muß.
@pensionär
Angenommen, der Täter verharrte kurz
Ein Orientieren könnte der Grund gewesen sein.
Es könnte aber auch einen anderen Grund gegeben haben. Einen, der genau das Gegenteil bedeuten würde: dass der Täter mit den Gegebenheiten auf HK sogar sehr vertraut gewesen ist.

Dass eine neue Magd am Tag angekommen ist, war im Dorf sicher schnell rum. So etwas ist auf dem Land Tagesgespräch.
Vielleicht hat der Täter auf Geräusche der Magd gelauscht. Da sie nicht unter den Opfern war, musste sie irgendwo in Hause sein.


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02.11.2018 um 17:24
@frauZimt
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Dass eine neue Magd am Tag angekommen ist, war im Dorf sicher schnell rum. So etwas ist auf dem Land Tagesgespräch.
Interessanter Gedanke.
Aber soweit ich mich erinnere, gingen die HK´ler schon mit der amtlichen Anmeldung von Personal nicht immer korrekt um.
Die Magd ist mit ihrer Schwester erst auch relativ spät am Tag in HK angekommen, so daß das "Lauffeuer" vielleicht bis am Abend -wenn überhaupt- doch noch nicht so intensiv umgegangen sein konnte.
Ferner müßte der Täter zumindest aus oder durch das Dorf gekommen sein, damit ihm die Neuigkeit der Ankunft einer Magd in HK auch rechtzeitig zugetragen worden sein könnte.

Ich halte deshalb sowohl das "lauschen", was @EdgarH eingeführt hat wie auch mein "orientieren" für möglich - aber das "lauschen" ist wohl wahrscheinlicher, da hast Du Recht.

Ein kaum merklicher Unterschied liegt in der Beobachtung Reingrubers :

"Von dem zuletzt erwähnten Vorplatz aus gelangten wir in die Küche. Dort waren auf dem Steinpflaster einzelne Blutflecken sichtbar, jedoch keinerlei Abdrücke – Fußspuren -.
.....
Von der Küche aus führt in östlicher Richtung eine Türe in den Hausgang. Auch dort fand sich am Boden ein Blutfleck vor. ...
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1922-04-06_Reingruber_Georg

Bekanntlich führt der Weg zur Magdkammer über die Küche und dort waren mehr Blutflecken als im Hausgang.

Interessant ist die weiterführende zusätzliche Frage, ob sich die Frau Baumgartner nicht noch hätte retten können, indem sie
a) aus dem Fensterchen der Magdkammer gesprungen wäre;
b) zur hinteren Türe
c) oder zur vorderen Türe hinaus geflüchtet wäre.
d) Sie sich in der Kammer eingeschlossen hätte.

Das Fensterchen der Magdkammer wäre kaum zum Fensterln geeignet gewesen aber nicht für die Flucht der leicht korpulent zu sein scheinenden Magd, die zudem noch gehbehindert war.
Bei den Türen müßte man wissen, ob sie ggf. verschlossen waren, ohne das ein Schlüssel steckte oder greifbar war.
Zur Kammertüre meine ich mich zu erinnern, daß jemand mal gesagt hat, daß sie nicht abschließbar war. Dieses Hindernis wäre aber für den Täter nicht schwer zu überwinden gewesen.

Ich möchte für sie hoffen, daß sie bis zum letzten Moment nichts davon mitbekommen hat, was in dem Haus los war. Als einziger noch lebender erwachsener Mensch dürfte sie als potentiell Probleme verursachende Person noch vor dem kleinen Josef umgebracht worden sein.


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02.11.2018 um 18:03
@Kailahki
Danke, auch durch Ihre Hinweise habe ich in den letzten Jahren viele wichtige Quellen erschlossen, die eine staats -und rechtspolitisch kritische Phase der bayrischen Geschichte beleuchten.

Ich habe mich in letzter Zeit auch mit der Frage beschäftigt, in welcher Weise diese Kreise bei der Spendeneinwerbung "für den guten Zweck" vorgegangen sind. Mein vorläufiges Ergebnis war, daß man intensiv und ideenreich die Werbetrommel gerührt hat.

Ich habe in der "Schlittenbauerchronik" gelesen (unter Erinnerungen von Alois), daß von N. [das ist vermutlich der Informant für die sog. Kommandotheorie - von der ich, wie Sie wissen nichts halte] die Mitteilung stamme, daß es in der Waidhofener Pfarrkirche, (die ich seit meinem Besuch in Waidhofen für ein ländliches Juwel halte) -so wie ich es verstehe- damals einen speziellen Opferstock gegeben haben soll, welcher (in meinen Worten) der Nachrichtenübermittlung zum Adressaten "Reichswehr" diente.

Wissen Sie etwas davon - halten sie etwas davon ? Wenn Sie Lust und Zeit haben, würde mich Ihre Meinung interessieren.
[Ich habe halt wahrscheinlich müßige Gedankenspiele zur Vertauschung der Begriffe Beichtstuhl - Opferstock angestellt - um aus dem Dilemma Meiendres einen Ausweg oder Ausschluß zu finden...]


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02.11.2018 um 20:22
Zitat von pensionärpensionär schrieb:Die Magd ist mit ihrer Schwester erst auch relativ spät am Tag in HK angekommen, so daß das "Lauffeuer" vielleicht bis am Abend -wenn überhaupt- doch noch nicht so intensiv umgegangen sein konnte.
Dem Stimme ich zu. Das wäre ja dann auch ein plausibler Grund fürs „Lauschen“.

Spekulativ:
Der Angreifer wusste evtl. nichts von der Existenz einer Magd, er vernahm aber Geräusche aus dem Magdzimmer, er hielt inne und entschied sich dann für einen Angriff.

Frage: war gesichert für einen auf HK - Kundigen dass in dem Zimmer immer eine Magd weilte, sofern dort jemand weilte? Das Zimmer wird immer als Mägdezimmer/- kammer bezeichnet. Dies legt das nahe. Aber ist das nur umgangssprachlich oder waren da z.B. auch die gelegentlich auf HK befindlichen Knechte untergebracht? Hintergrund meiner Frage: konnte ein HK- kundiger Täter annehmen, dass in dem Zimmer eine Frau war? Das könnte seinen Entschluss zur Tat evtl. beeinflusst haben. Bei einem Mann wäre auch im Überraschungsangriff ggf. mehr Gegenwehr zu erwarten. Dies wiederum könnte dann ein Zaudern/ Innehalten erst recht erklären- neben der Tatsache ganz allgemein, dass die Geräusche ihn zum Aufhorchen bewegt haben könnten.
Zitat von pensionärpensionär schrieb:Bekanntlich führt der Weg zur Magdkammer über die Küche und dort waren mehr Blutflecken als im Hausgang.
Darf ich hier nachfragen, was Du daraus schließt?
Sind die Blutflecken deiner Ansicht nach eher vor dem Hineingehen entstanden oder beim Verlassen? Das wäre ja ganz wichtig. War es das Blut der MB oder das der Opfer im Stall?
Zitat von pensionärpensionär schrieb:Als einziger noch lebender erwachsener Mensch dürfte sie als potentiell Probleme verursachende Person noch vor dem kleinen Josef umgebracht worden sein.
Sem stimme ich zu. Das bedeutet aber dann definitiv, dass der Täter zumindest zu einem bestimmten Zeitpunkt gewusst haben muss, dass dort eine weitere erwachsene Person ist.

Spekulation:
der Täter stand erst kurz vor dem VG Zimmer, er wollte J. töten, da hört er Geräusche aus dem Mägdezimmer. Er svhreitet voran, bleibt wieder stehen, lauscht, bleibt länger stehen als vor dem VG Zimmer- daher mehr Blutflecken.


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02.11.2018 um 20:27
@pensionär
Wäre auch denkbar, dass Victoria G. mit ihrer „Spende für die Mission“ (wohl ca. zwei Wochen vor den Morden) einen nach ihrem Wissen im Opferstock befindlichen Kassiber wieder herausgegeben wissen wollte, was wohl nur mit Hilfe des Haas möglich gewesen wäre. Auch sie - ggf. im Verbund mit ihrem Vater - hätte mit ‚Geheimnisverrat‘ gedroht haben und damit das Unheil heraufbeschworen können. Das die ganze Familie gefühlt hat, dass sie in Gefahr war, scheinen die Ereignisse (Gespräch Gruber mit LS über Fußspuren, Revolver-Angebot LS, Geräusche auf dem Dachboden, Beobachtung des Hofes aus der Ferne, Streit und Flucht von Victoria oder ihrer Mutter in den Wald,...) zu belegen.


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02.11.2018 um 22:36
@EdgarH
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Spekulativ:
Der Angreifer wusste evtl. nichts von der Existenz einer Magd, er vernahm aber Geräusche aus dem Magdzimmer, er hielt inne und entschied sich dann für einen Angriff.

Frage: war gesichert für einen auf HK - Kundigen dass in dem Zimmer immer eine Magd weilte, sofern dort jemand weilte? Das Zimmer wird immer als Mägdezimmer/- kammer bezeichnet. Dies legt das nahe. Aber ist das nur umgangssprachlich oder waren da z.B. auch die gelegentlich auf HK befindlichen Knechte untergebracht? Hintergrund meiner Frage: konnte ein HK- kundiger Täter annehmen, dass in dem Zimmer eine Frau war? Das könnte seinen Entschluss zur Tat evtl. beeinflusst haben. Bei einem Mann wäre auch im Überraschungsangriff ggf. mehr Gegenwehr zu erwarten. Dies wiederum könnte dann ein Zaudern/ Innehalten erst recht erklären- neben der Tatsache ganz allgemein, dass die Geräusche ihn zum Aufhorchen bewegt haben könnten
@EdgarH
Gute Frage. Auch bei einem Überraschungsangriff könnten da noch Unterschiede im Risiko liegen. Fremde Raubmörder müssen aber immer mit so einem Szenario rechnen. Beziehungstäter allerdings kennen ja wohl, je nach Dauer und Aktualität der Beziehung, die Interna.
Ich weiß das nicht.
Ich kenne zwei Knechte mit Namen, Georg Siegl und einen Hartl, aber ob die da je gewohnt haben ? In dem Zimmer glaub ich eher nicht. Mehr kann ich Dir auf die Nacht dazu nicht liefern. Da kannst Du vielleicht im WiKi zu den beiden Knechten schauen, ob sich da was ergibt.
(Im übrigen würde mich natürlich freuen, wenn insbesondere @margaretha da eine Einschätzung dazu hätte, die kennt auch solche bäuerlichen Gepflogenheiten in Bayern - ich nicht.)

(Herr Gruber wird sich wohl kaum gerne Konkurrenz im passenden Alter ins Haus genommen haben. Und ob ein Knecht das Magdzimmer bekommen hätte, das man über die Küche erreicht ?)
Männliche Familienangehörige ja. Ich passe.


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02.11.2018 um 23:33
Zitat von pensionärpensionär schrieb:(Herr Gruber wird sich wohl kaum gerne Konkurrenz im passenden Alter ins Haus genommen haben. Und ob ein Knecht das Magdzimmer bekommen hätte, das man über die Küche erreicht ?)
Ein Gedanke, den ich diesbzgl. auch hatte.


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02.11.2018 um 23:43
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Wäre das Blut nicht unabhängig von seiner Laufgeschwindigkeit trotzdem runter getropft vorrausgesetzt das Ding war zu dem Zeitpunkt als er vom Stadel in den Wohntrakt lief noch frisch besuddelt?
Das stimmt. Wenn „besudelt“, dann müsste es zumindest kleine „Kleckse“ durch die natürliche Gehbewegung vermutlich geben (mit der Haue in der Habd). Die gab es ja evtl. und sie waren so fein, dass man die im dunkleren Bereich (Futtergang, Kellervorplatz) nicht sehen konnte (man hatte damals ja kein Luminol und ich denke die Ausleuchtungsmöglichkeiten der Polizei waren eingeschränkt). Auch muss man da überhaupt nach Blutspuren gesucht haben, wenn man eh der Ansicht war, der Täter kann ja nur so fortgeschritten sein, dann hat man evtl. gar nicht nach Spuren in diesen Räumen gesucht.
Zitat von margarethamargaretha schrieb:B1: der Täter sammelte sich nach diesen ersten vier Morden, „schnaufte durch“ und legte dabei die Reuthaue auf das Heu ab welches das Blut aufsaugte...
Sehr gut denkbar.
Zitat von margarethamargaretha schrieb:Das ist eine interessante Option, da kannst Du evtl. sogar die Passage mit dem Schlüssel streichen weil möglicherweise die Haustüre noch gar nicht abgeschlossen und von außen zu öffnen war!
Dann müsste der Täter danach von innen wieder verschlossen und den Schlüssel stecken lassen haben. Denkbar. Aber wie kam er dann aus dem Haus?


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02.11.2018 um 23:51
Zitat von olli14olli14 schrieb:Kann es sich bei den Blutspuren auch um Blut des Täters handeln? Könnte er sich verletzt haben?
Das wäre denkbar. Aber wie? Wenn dann wäre wohl der AG noch der „gefährlichste“ Gegner gewesen. Blut vom Stall wo der AG erschlagen wurde zur Wohnung hin gab es aber nicht. Eine Verletzung nach Ermordung der Magd? Aufgrund der körperlichen Eingeschränktheit der MB denke ich eher nicht, dass eine wie auch immer geartete Zuwehrsetzung ihrerseits starke Verletzungen, die Blutverlust beim Täter hervorgerufen hätten, wahrscheinlich ist.
Zitat von olli14olli14 schrieb:Dann müsste der Täter entweder beim eintreten ins Haus den Schlüssel außen abgezogen haben und innen ins Schloss gesteckt haben, oder der Täter hat den Schlüssen nach den Morden 5 und 6 innen ins Schlüsselloch gesteckt.
Da gebe ich Dir Recht. Ist das wahrscheinlich und sinvoll? Wie schon erwähnt bleibt dann die Frage wie kam der Täter aus dem Hof? Es gibt das berühmte Seil. Aber warum? Warum nicht einfach von außen des Nachts absoerren und wegfehen und den Schlüssel einfach im Hexenhölzl vergraben oder in den nächsten Fluss werfen? Das Innensteckenlassen ergibt für mich wenig Sinn.


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03.11.2018 um 15:05
Ist eigentlich mittlerweile geklärt, ob das sog. "neue Hoffoto" Andreas Gruber zeigt oder doch von nach der Tat stammt und evtl. seinen Bruder Bernhard zeigt?

Man hört auch immer wieder, es gäbe im Gröbener Umfeld noch Fotografien der Beteiligten, immerhin dürften solche nach der Tat sorgfältig aufbewahrt worden sein, war doch die Tat seit jeher eine berühmte Berüchtigtheit. Ist da was dran?


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03.11.2018 um 18:11
@olli14
Ja , warum ausgerechnet der 31.3.

Der 31.3. kann für die Tat bedeutungslos gewesen sein.

Aber das Datum ist als Monats-und Quartalsschluß auffällig und das wurde hier oft diskutiert.

Es kann ein Fälligkeitsdatum gewesen sein für Gruber/Gabriel als Gläubiger und der Schuldner hat sie umgebracht und diesbezügliche Dokumente beiseite geschafft.

Oder Gruber/Gabriel waren die Schuldner (ggf. einer Erpressung) zum Ablauf des 31.3.
Mit zynischer Symbolkraft, die von manchen ja auch auch für die Leichenstapelung vermutet wird könnten der/die Täter den Abreißkalender nach vollendeter Tat auf den 1.4. gestellt haben - Ihr hattet Eure Chance - die Frist ist abgelaufen. Das sollte man in Punkto Abreißkalender m. E. ruhig auch mal in Erwägung ziehen.

Aber auch das Eintreffen von Frau Baumgartner ausgerechnet am 31.3. könnte eine noch unbekannte Rolle gespielt haben und wurde vielfach diskutiert.

Zwar hoch spekulativ aber m. E. dennoch auch bedenkenswert sollte man zusätzlich folgende Variante einmal erwägen:
Viktoria war bekanntlich zweimal, zuletzt am 30.3. bei der Schwester der Magd - sicher um sie vor ihrem projektierten Dienstantritt zum 1.4. wenigstens einmal gesehen zu haben und ob sie ihr überhaupt passend erscheint. "Tatsächlich kam dann die junge Bäuerin von Hinterkaifeck am Donnerstag, den 30 März 1922, zu mir, nachdem sie schon kurz vorher einmal nachgefragt hatte. Da sie auch am 30.3.22 die Maria bei mir nicht antraf, vereinbarte ich mit ihr, dass ich meine Schwester zu ihr hinbringen würde. Am nächsten Tag kam dann die Maria mit ihrem Rucksack und ihren Sachen und ich habe sie noch am selben Nachmittag nach Hinterkaifeck begleitet."
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1932-05-02_Sch%C3%A4fer_Franziska

Ihren Einstand aufgrund zumindest mündlicher Vereinbarung hatte sie m. E. aber sicher erst am 1.April - sonst wäre sie am 31. 3. nicht erst gegen 17 Uhr eingetroffen.

Ich weiß bisher nicht, ob es etwa eine Gesindeverordnung o. ä. gibt, wonach gerade Mägde schon am Vortag vor dem eigentlichen Arbeitsbeginn anreisen oder durch die Nacht müssen, um am nächsten Morgen um 4 Uhr mit dem Kühemelken beginnen zu können. Das ist ja eine halbe Nachtschicht.
@Frau Zimt hat mich auf den Gedanken gebracht, dass sich das Kommen der neuen Magd im Dorf rumgesprochen haben könnte.
Und wenn da nicht das tatsächliche Eintreffen vermittelt wurde sondern ggf. sogar schon Tage zuvor über Rockesmüller oder Schäfer oder gar Viktoria selbst der 1.4. als Einstand einer neuen Magd verbreitet wurde, könnten ggf. bereits prinzipiell entschlossene Täter, die nur noch auf einen passenden Termin warteten unter Druck geraten sein, die Tat noch jedenfalls vor dem 1.4. - spätestens damit am 31.3. zu vollbringen. Es wäre also vielleicht lohnend, sich mit den Regelungen und damaligen Gepflogenheiten beim Dienstantritt neuen Personals auseinanderzusetzen.


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Mordfall Hinterkaifeck

03.11.2018 um 18:33
Zitat von pensionärpensionär schrieb:Oder Gruber/Gabriel waren die Schuldner (ggf. einer Erpressung) zum Ablauf des 31.3.
Mit zynischer Symbolkraft, die von manchen ja auch auch für die Leichenstapelung vermutet wird könnten der/die Täter den Abreißkalender nach vollendeter Tat auf den 1.4. gestellt haben - Ihr hattet Eure Chance - die Frist ist abgelaufen. Das sollte man in Punkto Abreißkalender m. E. ruhig auch mal in Erwägung ziehen.
Dass mit den Abreißkalender wurde ja schon oft Diskutiert. Die einen reißen beim Bettgehen das Blatt ab, andere wiederum am Morgen nach dem Aufstehen.

Aber das die Täter das so gemacht haben ist ein neuer Ansatz. Somit wären in diesen Szenario die Hinterkaifecker die Schuldner. Ist nach der Tat bekannt geworden ob sich irgendwelche Gläubiger bei Verwanden gemeldet haben? Ist Dir was bekannt?@pensionär
Zitat von pensionärpensionär schrieb:Und wenn da nicht das tatsächliche Eintreffen vermittelt wurde sondern ggf. sogar schon Tage zuvor über Rockesmüller oder Schäfer oder gar Viktoria selbst der 1.4. als Einstand einer neuen Magd verbreitet wurde, könnten ggf. bereits prinzipiell entschlossene Täter, die nur noch auf einen passenden Termin warteten unter Druck geraten sein, die Tat noch jedenfalls vor dem 1.4. - spätestens damit am 31.3. zu vollbringen. Es wäre also vielleicht lohnend, sich mit den Regelungen und damaligen Gepflogenheiten beim Dienstantritt neuen Personals auseinanderzusetzen.
Eigentlich begann das Dienstjahr an Lichtmess am 2. Februar. Ist bekannt warum die neue Magd am 1.4. anfing? Wollte man 2 Monate Lohn und Kost sparen?

@pensionär
Vielleicht mussten ja die Täter wie Du schreibst schnell handeln weil sie davon ausgingen das die Magd am 1.4. ihren Dienst antreten soll. Gibt es eine Quelle außer ihrer Schwester die sich dazu äußert?


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Mordfall Hinterkaifeck

03.11.2018 um 18:56
@olli14
Danke für Dein Interesse.

Zu Deiner ersten Frage kann ich Dir nur sagen, daß mir von Nachlaßverbindlichkeiten der Verlebten Gruber/Gabriel nichts bekannt ist. Ich hatte aber auch keine Veranlassung bisher, das -soweit überhaupt möglich - zu überprüfen.

Deine weitere Frage will ich mit einem Zitat von @Kailahki beantworten.
Zitat von KailahkiKailahki schrieb:Das die ganze Familie gefühlt hat, dass sie in Gefahr war, scheinen die Ereignisse (Gespräch Gruber mit LS über Fußspuren, Revolver-Angebot LS, Geräusche auf dem Dachboden, Beobachtung des Hofes aus der Ferne, Streit und Flucht von Victoria oder ihrer Mutter in den Wald,...) zu belegen.
Ich habe mich lange gegen diese Bewertung innerlich gewehrt, weil ich sie mit Ausnahme der Paartalflucht für mögliche fingierte Spuren gehalten habe, um eine Bedrohungssituation nur vorzutäuschen. Heute sehe ich das in diesem Punkt auch so wie @Kailahki.

Deine dritte Frage - nein, ich kenne als primäre Quelle nur die zitierte.


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Mordfall Hinterkaifeck

03.11.2018 um 19:24
@pensionär
Lass mich mal laut denken. Das neue Gesindejahr geht am 2.2. zu Lichtmess an. Da brauchte man auf Hinterkaifeck noch keine Magd oder Knecht.

Dann kommen die ganzen Szenarien wie Fußspuren im Schnee, Geräusche am Dachboden,.....

Vielleicht wollten die Hinterkaifecker einfach schnellstmöglich noch eine weitere Person auf dem Hof haben. Weil sie Angst vor jemanden hatten und dachten das eine weitere Person mehr Sicherheit gibt.

Leider bekamen sie auf die Schnelle nur die Maria.
Deswegen eventuell der Streit am Vorabend der Tat. Vielleicht regte sich der Gruber auf das es „nur“ die Maria als neuer Hofbewohner wurde. Zur zusätzlichen Sicherheit trug sie bestimmt nicht bei.
Deswegen der Streit Andreas - Viktoria. Vielleicht machte er ihr Vorwürfe das sie keinen Knecht eingestellt hat.
Was meinst du zu diesen Szenario @pensionär?


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