Mord an Heike Wiatrowski (12) in Sickte 1977
30.11.2023 um 20:07
Ist es denn damals üblich gewesen, dass sich 12Jährige schon heimlich mit Jungen treffen? Würde das eher ab 14 J. aufwärts vermuten.
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Mord an Heike Wiatrowski (12) in Sickte 1977
30.11.2023 um 20:30
Ich hatte gestern schon 2 längere Texte im alte Fälle-Thread geschrieben und kopiere sie rüber. Einmal nach dem ersten Sehen von XY, dann nach weiteren Recherchen.
Erster Eindruck nach XY (viele Fragen lösen sich in Post 2)
Meine Gedanken wechselten zwischen ist doch zu lösen und ist eben deswegen nicht einfach zu lösen. Denn da für das Dorf der Täter feststeht, wird es irre schwer, nachzuweisen, was jetzt echtes Wissen ist und was (auch unabsichtlich) sich im Kopf verfestigte Gerüchte sind. Nach über 40 Jahren verwächst das ineinander. Genau dort liegt die Chance und die Gefahr.
Spannend ist die Teil-DNA. Es wurde nicht gesagt, wie sie sich zum Hauptverdächtigen verhält. Es wurde gesagt, dass der XY-Beitrag auch der Entlastung dienen könnte und dem damaligen Nachbarsjungen heute gesagt, dass seine Aussage unsicher ist. Andererseits wurde explizit nicht gesagt, dass die Teil-DNA sich widerspricht. Es ist aber ja auch nicht bekannt, wie groß die Teilspur ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Polizei selber beide Richtungen für möglich hält, oder es nur für den Beitrag so gestaltet wird. Zudem fällt auf, dass Täterwissen über die Tatausführung zurückgehalten wird.
Auch weiß ich nicht einzuschätzen, ob das auf die damalige Zeit zurückzuführen ist, dass man den Jungen als Zeugen nicht so ganz für voll genommen hat nach dem Motto ein Halbstarker ist nur ein halber Zeuge. Es wurde vermutlich absichtlich nicht gesagt oder gezeigt, warum der Junge diese Person genannt hat. Hat er ihn vorher gesehen? Hat er ihn weglaufen sehen? Hat er ihn gehört? Hat er ihn wegen etwas anderem vermutet?
In der Nachbesprechung werden ein nur wenig älterer Junge und ein Mann als Möglichkeit genannt. Hier kommen wir zur Schlüsselfrage, warum Heike ihn reingelassen hat. Waren sie sogar verabredet und sie hat (aus welchem Grund?) ihre Freundin angelogen? Hatte sie Interesse an einem Jungen? Wenn es ein Erwachsener war, wieso war er dann da und eventuell sogar verabredet? Welchen guten Grund hat er vorgegeben? Das Übertöten spricht für eine eskalierte, emotionale Angelegenheit.
Nach Anhören des Podcasts und Zeitungsberichten:
Die operative Fallanalyse geht von 2 möglichen Theorien aus:
1. Jugendlicher mit persönlichen Motiv, zum Beispiel einem Konflikt, den er klären wollte
2. Erwachsener mit sexuellem Motiv
Ein Jugendlicher mit sexuellem Motiv oder ein Erwachsener mit persönlichem Motiv werden nicht als Tathypothese angenommen.
Bei beiden Theorien wird davon ausgegangen, dass etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Das heißt, der Täter hatte beim Betreten des Hauses keine Tötungsabsicht. Daher wollen die Ermittler den Täter "entmonstern", also betonen, dass es jemand sein kann, dem man es niemals zutrauen würde.
Der Nachbarsjunge hörte einen Schrei, sah einen Schatten im Haus und hörte eine Stimme, die sagte "Ich höre jetzt auf". Diese Stimme glaubt er erkannt zu haben.
Die Spuren am Tatort konnten das nicht beweisen. Auch die gefundene DNA passt NICHT zur Person, die eben nur anhand der Stimme genannt wurde. Passend dazu sind auch die Schreitests in XY und die Aussage dem Zeugen gegenüber, dass es keine einzige Spur gibt, die auf die genannte Person hinweist.
Es handelt sich übrigens um den Ort Niedersickte in der Gemeinde Sickte. Die Gemeinde hat 6.000 Einwohner, Obersickte und Niedersickte wurden vereint zum Ort Sickte mit 3.700 Einwohnern, wobei ich nicht weiß, wie viel davon auf welchen Teil entfällt beziehungsweise ob das alles als geographisches Umfeld zu sehen ist. 3.700 Einwohner finde ich für das im Podcast beschriebene "jeder kennt im Ort jeden" zu viel.
Man geht sowohl geographisch als auch persönlich von einem Täter aus dem Umfeld von Heike aus, wobei geographisch auch Arbeitsstelle oder andere Beziehungen zum Ort bedeuten kann. So groß kann der Kreis der potenziellen Täter dennoch doch gar nicht sein.
Gehen wir mal von 2.000 Einwohnern im betreffenden Bereich aus (Niedersickte nur und damals vermutlich weniger Einwohner als heute). Die Hälfte davon sind Frauen. Ich gehe jetzt mal von einem Täter zwischen 14 und 40 aus. Dann bleiben vielleicht 400 Personen über plus die, die einen geographischen Bezug, aber anderen Wohnort haben. Es wird eine persönliche Beziehung als gegeben angenommen, wobei die natürlich für Außenstehende unbekannt gewesen sein kann. Es gibt eine Teil-DNA und es wird neben Verletzungen durch die Tat ein auffälliges Nachtatverhalten vermutet, gerade weil die Szenerie Zitat der Ermittler "aus dem Ruder gelaufen ist" und der Täter es nicht geplant hatte. Das müsste doch lösbar sein.
In meinen Augen wäre der Fall bei vorhandener vollständiger DNA auch etwas für einen freiwilligen Massengentest, da der Kreis der möglichen Täter geographisch sehr begrenzt ist. Leider gibt es nur eine Teil-DNA und soweit ich weiß, gilt diese nicht als Beweis vor Gericht. Ein Massentest würde also nur den Täterkreis sehr stark eingrenzen, vielleicht wären sich die Ermittler auch sicher, aber ohne gerichtsfesten Beweis nützt das nichts und daher wird so ein Test gar nicht erst stattfinden. Vielleicht bessert sich die Technik und es kann eine ganze DNA-Spur gefunden werden, aber leider rennt hier die Zeit weg.
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Mord an Heike Wiatrowski (12) in Sickte 1977
30.11.2023 um 21:04
Nach dem Lesen des Threads möchte ich noch einige Gedanken und Infos teilen.
Schatten: Der Junge sah einen Schatten im Haus. Da wir auch bei einem Jugendlichen von 14 Jahren aufwärts ausgehen, denke ich nicht, dass die Schattengröße aussagekräftig ist. In dem Alter sind 1,70m aufwärts normal und als Schatten wohl kaum von 1,80m zu unterscheiden.
Stimme: aufschlussreicher ist die Stimme. Aus den Ermittlungsansätzen schließe ich, dass der Junge eine Stimme gehört hat nach dem Stimmbruch.
Dargestellter Täter in XY: Jemand schrieb hier, dass in XY ein erwachsener Täter gezeigt wurde. Das sehe ich nicht so. Es wurde in meinen Augen offengelassen. Man sieht nur einen Teil des Rückens des Täters. Wenn wir von einem Jugendlichen reden, reden wir von vielleicht 15 Jahren, nicht 10.
Sackgasse: Das Haus liegt in einer Sackgasse. Wenn ich die Bilder richtig interpretiere, am Ende der Sackgasse. Nach hinten raus aus der Terassentür ist nichts beziehungsweise eine Landstraße in einiger Entfernung. (Infos aus dem Podcast)
Fingerabdrücke: In den 70ern wurden doch Fingerabdrücke gesichert, oder etwa nicht? Bei dem Tatgeschehen und anderen Dingen (eventuell Geschenke, Schallplatte auflegen) oder allein den blutigen Spuren an der Terassentür MUSS der Täter doch eigentlich Fingerabdrücke hinterlassen haben. Aber davon wird nie gesprochen, nur von der Teil-DNA.
Filmfall: Ich fand das Stilmittel mit der Freundin super. Ob es das Gespräch wirklich so gegeben hat, weiß ich nicht. Aber mit diesem filmerischen Mittel konnten in kurzer Zeit viel mehr Informationen vermittelt werden als mit einer Verfilmung.
Auffällige Personenerwähnung im Filmfall: 2 Situationen sind mir aufgefallen, in denen Personen erwähnt werden.
Einmal im Gespräch mit der Mutter möchte Heike nicht, dass ein Junge zu Besuch kommt. Die Freundin erwähnt außerdem, dass Heike Angst vor gewissen Lehrern hatte.
Bei dem Jungen denke ich mir allerdings, dass es den Anschein macht, dass Heike gelogen hat, um sich gezielt mit jemandem zu treffen. Wieso sollte sie lügen, um jemanden zu treffen, den sie in der Aussage zur Mutter nicht treffen will?
Bei dem Lehrer wurde ich hellhörig, als explizit genannt wurde, dass es jemand sein kann, der nur beruflich eine Verbindung zu Sickte hat, aber gleichzeitig eine persönliche zu Heike. Im Gespräch mit der Freundin wurde auch erwähnt, dass die Schule im Ort war. Außerdem muss man bei der Aussage des Jungen bedenken, dass er eine Stimme gut kennen muss, um zu glauben, dass er sie erkennt. Die Stimmen seiner Lehrer dürften ihm sehr gut im Ohr sein.
Die Teil-DNA: Das Problem an all diesen Dingen ist, dass eine Teil-DNA gibt, die nach meinem Verständnis NICHT zum Hauptverdächtigen passt. Also suchen wir eigentlich den großen Unbekannten, denn der nähere Verdächtigenkreis wird vermutlich verglichen worden sein.
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Mord an Heike Wiatrowski (12) in Sickte 1977
30.11.2023 um 21:42
Dass Heike nicht in ihrem Zimmer (oben) sondern im Wohnzimmer unten getötet und aufgefunden wurde, spricht imho eher gegen ein heimliches Date mit einem paar Jahre älteren Jugendlichen.
Und für jemanden, der vorgab, dort mit ihr auf die Eltern warten zu wollen.
Die LP war ja auch dort. Und die Terassentür.
Oder Heike selbst bestand darauf, dass sie im Wohnzimmer blieben, weil sie sich dort sicherer fühlte.
Nee, ich denke eher, der Täter wollte es so, damit er auch schneller, durch Terassentür, wieder abhauen konnte.
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