CharliesEngel schrieb:Da sind bei mir eben Zweifel: Würden tatsächlich beide Personen gesucht, wenn schon die erste Person, die gefunden wird, anhand vieler Indizien, in Frage käme?
Nein, so arbeitet doch die Polizei nicht.
Sie sagt ja nicht: "Wir haben ein Teil-DNA-Profil, das zu einer von 100.000 Personen passt, also müssen in einer Stadt mit 200.000 Einwohnern 2 Personen rumlaufen, die dazu passen. Dann untersuchen wir mal alle 200.000, damit wir diese finden und die schauen wir uns dann mal genauer an, einer muss ja der Täter sein.
Man arbeitet ja bei einer DNA-Reihenuntersuchung umgekehrt: man definiert zuerst mal alle Personen, die als Täter in Frage kommt. Das kann z.B. anhand des angenommenen Tatgeschehens passieren. In diesem Fall ist eine Hypothese, dass der Täter Heike vorher gekannt haben muss, weil sei einen Fremden nicht in die Wohnung gelassen hat. Also könnte man in einem ersten Durchgang alle Personen aus ihrem näheren Bekanntenkreis untersuchen.
Wenn es keinen Treffer gibt, arbeitet man sich weiter von innen nach außen, z. B. als nächstes alle Personen im erweiterten Bekanntenkreis, dann alle Personen, die in der weiteren Nachbarschaft wohnen, dann alle Personen, die in einem bestimmten Stadtteil wohnen.
In anderen Fällen, z.B. alle Personen die einen roten Porsche mit einem Münchner Kennzeichen besitzen oder gefahren haben (weil an einem Tatort ein Zeuge so ein Fahrzeug gesehen hat) oder alle männlichen Personen zwischen 20 und 40, die bei einem bestimmten Umkreis um einen bestimmten Aldi-Markt wohnen (weil eine Zeuge den Täter als Mann zwischen 20 und 40 beschrieben hat und der Täter am Tatort einen Kassenbon aus diesem Aldi-Markt verloren hat.
Das sind jetzt fiktive Beispiele, welche Personen man auswählt, hängt immer vom konkreten Fall ab.
schluesselbund schrieb:So verstehe ich zumindest deine Darstellung. So komm ich wieder zum Schlüssel mit halbem Bahrt. Der passt wohl ins Schoss. Nur öffnen lässt es sich nicht. Weil die Richtigkeit des Schüssels geringer ist. Aber der Schüssel ist es trotzdem.
Du kannst Dir diese DNA-Marker einfach wie Merkmale einer Person vorstellen, die man halt mit bloßem Auge nicht sehen kann.
Wenn in einem Land 50% der Personen blonde Haare haben, 30% braune Haare, 15% schwarze und 5% rote dann kannst Du eine Gruppe von 100 Leuten nach ihrer Haarfarbe in Untergruppen einteilen. Du bekommst dann 4 Untergruppen mit unterschiedlich vielen Personen. Wenn Dir jemand sagt: "Peter hat braune Haare." Dann kannst Du Peter unter den 100 Personen nicht sicher erkennen sondern nur sagen, dass er einer von den ca. 30 Personen in der Braunhaargruppe ist. Wenn Du Dir aus der Braunhaargruppe eine beliebige Person rausgreifen würdest, wär das mit eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 29 Peter, von den 100 Personen stimmen 30 in dem einen Merkmal "braune Haare" überein.
Wenn der Fragesteller jetzt noch sagt, dass Peter männlich ist, kannst Du die Anzahl der Personen, die Peter sein können, noch besser eingrenzen. Wenn statistisch gesehen 45% der Einwohner männlich und 45% weiblich udn 10% divers sind und das in etwa auch auf die 100 ausgewählten Personen zutrifft, dann sind in der Braunhaargruppe ca. 13 bis 14 Personen, die beide Merkmale, die du von Peter kennst (Mann, braune Haare), aufweisen. Du kannst eine dieser Personen auswählen, und es ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:13 Peter. Auf alle 100 bezogen hast Du jetzt schon eine Quote von 14 von 100 (14 der 100 Personen besitzen diese beiden Merkmale).
Wenn Dir der Fragesteller jetzt noch weitere Merkmale von Peter nennt, z.B. hat braune Augen, wiegt 75 kg und trägt eine blaue Strickjacke, dann kannst Du immer genauer sagen, wer von den 100 Personen Peter ist. Irgendwann ist es eben unwahrscheinlich, dass unter den 100 Personen mehr als 1 ist, auf die alle dir bekannten Merkmale zutreffen. Und wenn Du genug Merkmale kennst, könntest Du Peter mit hoher Treffsicherheit auch aus 1000, 10.000, 100.000 oder eben 8 Milliarden Menschen herausfinden.
Bei der DNA-Analyse benutzt man wie gesagt 21 Marker. Jeder dieser Marker kommt in jeder Person 2 x vor (also sind das eigentlich schon mal 42 Merkmale) und kann mehr als eine Ausprägung haben. Je mehr Marker Du in einem Teilprofil hast, desto sicherer kannst Du sagen, dass eine Person, die in allen vorhandenen Markern übereinstimmt, auch diejenige Person ist, die die gefundene DNA hinterlassen hat.