Hanna W. tot aus der Prien geborgen
14.03.2024 um 21:28XluX schrieb:Sei mir nicht böse, aber langsam wird es auch unglaubwürdig. Dich hat es bisher nirgends interessiert, wie sich der Angeklagte fühlt - im Gegenteil, Du hast keine Gelegenheit ausgelassen, um Deine persönliche Meinung über ihn als "Täter" auszubreiten und sein aus Deiner Sicht pathologisches Verhalten vollumfänglich zu analysieren.Dir ist aber schon bewusst, dass es einer der Grundpfeiler unseres Rechtsstaates ist, dass einem Angeklagten die Möglichkeit gewährt werden muss sich effektiv zu verteidigen. Egal wie schlimm der Tatvorwurf oder sogar die Tat ist, die er begangen hat, hat er das Recht auf Verteidigung.
Und jetzt bringst Du seine Gefühle ins Spiel, nur um eine Rechtfertigung dafür zu haben, auch Frau Rick anprangern?
Die meisten Anwälte sagen sogar, dass je belastender die Beweise gegen einen Täter sind, desto dringender braucht er einen Verteidiger.
Eine effektive Verteidigung bedeutet eben nicht nur, dass "der Anwalt einen raushaut", man also frei gesprochen wird, sondern es muss immer darum gehen das bestmögliche für den Mandanten herauszuholen. Wenn es für einen Freispruch nicht reicht, geht es z.B. darum, ob er wegen Köperverletzung mit Todesfolge, wegen Todschlags oder wegen Mordes verurteilt wird.
Dieses Recht auf Verteidigung als rechtsstaatliches Grundprinzip anzuerkennen, hat nichts damit zu tun, ob man eine Person für schuldig hält oder nicht. Als Bürger dieses Landes kann man sich auch für schuldige Personen einen fairen Prozess und damit eine gerechte Strafe wünschen. Für mich ist das kein Widerspruch.
Und bevor Du jetzt gleich bei Wort "fairer Prozess" aufspringst: ich habe diesen Prozess bisher als sehr fair von der staatlichen Seite aus, also vom StA und der Kammer, erlebt.
Das Gericht hat sich mit allen Indizien sehr viel Mühe gegeben, die zu verstehen, sie sich erläutern zu lassen und notfalls auch weitergehende und ergänzende Untersuchungen und Meinungen einzuholen. Da gilt zum Beispiel zu den widersprüchlichen Aussagen von Verena, zu der Frage, ob und mit welcher Sicherheit ein Unfall ausgeschlossen werden kann und in meinen Augen auch für die Aussage des Zeugen M.
Bei der Verteidigung hatte ich dagegen oft den Eindruck, dass man auf Taschenspielertricks setzt, weil man sonst nicht viel in der Hand hat und versucht, durch eine Bombardierung des Gerichts mit Beweisanträgen, sich die Hintertür der Revision offen zu halten.
XluX schrieb:Sie konnte ihrem Mandanten wenig Hoffnung machen, und so hat sie letztendlich auch agiert.Die Frage ist doch aber, mit welche Begründung sie dem Mandanten Deiner Meinung nach wenig Hoffnung machen konnte. Eine erdrückende Beweislast gibt es ja nun nicht gerade. Und selbst wenn sie aus ihrer Sicht Grund haben mag anzunehmen, dass drei von 5 Richtern voreingenommen sind und ihr Urteil schon längst gefällt haben, besteht immer noch die Chance, bei den zwei Schöffen mit Hilfe einer stringenten und überzeugenden Argumentation im Plädoyer genug Zweifel an der Schuld des Angeklagten zu wecken, dass S.T. freigesprochen werden muss.