Brownie1970 schrieb:Und ganz besonders bei Verena dachte ich an eigene Erfahrungen mit "Mädchen" die gerne mal dramatisieren und Geschichten aufhübschen.
Klar, das Messer Richtung Verena war sicher nicht witzig.
Aber ihr Konversationsstil "seh ich so aus, als ob", "Fotos, wie als Beschuldigter in Amerika", "muss jetzt für paar Tage in Haft" - das alles verstehe ich von Weitem nicht so, dass sie nur überfordert war.
Das sehe ich allerdings auch so. Sie mag sich ganz am Anfang durchaus etwas gebauchpinselt gefühlt haben, dass sie da als wichtige Zeugin vorgeladen wird. Aber das ist sehr schnell in Panik und das Gefühl, da in irgendwas reingezogen worden zu sein, umgeschlagen, das kann man doch in den total aufgelösten Sprachnachrichten deutlich raushören.
Ich stelle es mir nicht besonders witzig vor, von der Polizei persönlich zu Hause für eine zweite Vernehmung abgeholt zu werden.
Sie ist zudem nicht gerade die allerhellste, das steht denke ich fest. Die Aussagen, dass die Polizei ihr angedroht habe, sie sei verdächtig und müsse vielleicht für 3 Tage in U-Haft zeigen ja, wie völlig falsch sie dies Aussagen und Fragen der Ermittler in der Vernehmung verstanden hat. Natürlich war das naiv und ihr hat nie U-Haft gedroht, aber für sie war es halt eine reale Bedrohung.
Sie scheint ja auch irgendein Attest beigebracht zu haben, wohl um weiteren Befragungen zu entgehen. Jedenfalls erkläre ich mir diese Aussage von ihr so:
fassbinder1925 schrieb am 11.01.2024:Verena: "Hää, warum solltest du in U-Haft müssen. Mich können sie nicht mehr verdächtigen, weil sie wissen dass ich psychisch labil bin und mir derStress nicht gut tut. Deswegen sagen die das nicht mehr. Und halt jetzt wer sonst noch (irgendwas unverständliches) Das ist deren Taktik."
Und die Situation vor Gericht muss für sie extrem belastend gewesen sein. Sie wird sich da schon extrem durch die Fragen von Richtern, StA und Verteidigern bedrängt gefühlt haben.
In meinen Augen hat sie nicht böswillig Märchen erzählt. Sie konnte sich einfach nicht mehr richtig erinnern und das Gefühl, in die Ecke gedrängt zu werden, hat dann auch nicht gerade geholfen, dass sie klarer denken konnte.
Man darf auch nicht unterschätzen, was mit einem so jungen Menschen, der vielleicht auch noch außergewöhnlich naiv ist, macht, wenn ein enger Vertrauter (sie kannte S. schon sehr lange, seit der gemeinsamen Schulzeit), plötzlich als Mörder verhaftet wird und sie von alledem nichts mitbekommen hat.
Für mich ist Verena in erster Linie auch ein Opfer dieses Falles. Nicht zu vergleichen mit Hanna, die schließlich ihr ganzes Leben verloren hat. Aber ich denke für Verena hat das ganze Geschehen auch sehr weitreichende Folgen und sie wird daran noch lange zu kauen haben.
Insofern finde ich Frau Aßbichlers Hinweis an den Angklagten:
fassbinder1925 schrieb am 03.11.2023:Die Vorsitzende richtete das Wort an den Angeklagten und meinte es sei jetzt wirklich die letzte Chance und Möglichkeit. Er soll sich überlegen, ob er es der Freundin vllt ersparen will, dass sie durch den Fleischwolf gedreht wird.
in erster Linie mal als eine menschliche Geste und nicht wirklich als einen Versuch, S.T. über einen Trick und durch Vedrängen ein Geständnis zu entlocken.