fassbinder1925 schrieb:Das sind nicht mal ein Dutzend Anträge und die Begründung, auch wenn man ihr nicht nachkommen muss, finde ich eigentlich glaubhaft und nahe liegend.
Vollkommen richtig.
Es ist in einem Verfahren NOTWENDIG, dass Anträge gestellt werden. Wenn das Gericht ständig die Auskunft geben würde, was es denkt, wo es noch Klärungsbedarf sieht etc., dann wäre das nicht notwendig, dann könnte man gezielt bzgl. dieser Punkte noch Beweismittel etc. angeben.
Aber da das nicht vom Gericht erfolgt, muss man fast schon ins Blaue alles Mögliche beantragen.
Man weiß z.B. nicht, wie das Gericht über den Mithäftling denkt. Glaubt das Gericht dem Mitthäftling und muss man noch versuchen den Glauben zu erschüttern? Vor diesem Problem steht im Strafverfahren die Verteidigung (und auch die StA). Was kann sie nur tun? Eben alles, was ihr noch dazu einfällt, beantragen. Anders geht es nicht, hier in D nicht. Niemand ist Hellseher.
Wodurch die Verteidigung etwas erkennen kann, sind in Wirklichkeit die abgelehnten Anträge. Wenn etwas abgelehnt wird und es für die Überzeugungsbildung des Gerichts in eine ganz bestimmte Richtung notwendig wäre, dann kann das darauf hindeuten, dass es sich schon in diese Richtung entschieden hat, oder aber es hält den Antrag aus anderen Gründen für nicht geeignet.
Wenn das Gericht dem Antrag zustimmt, dann erkennt die Verteidigung in dieser Richtung ist noch Klärungsbedarf.
Und man darf nicht vergessen, In D gibt es nur eine einzige Tatsacheninstanz bei einem Mordvorwurf. Der BGH schaut nur auf Rechtsfehler.
Und gerade durch diese Eigenart (die meisten anderen Länder haben auch bei Mord 2 Tatsacheninstanzen) muss sich die Verteidigung absichern. Wenn das Gericht einen Antrag abgelehnt hat, aber es entscheidet sich dann doch in die Richtung, die bei Berücksichtigung des Antrags wahrscheinlich doch nicht gegangen wäre, kann eine Revision begründet sein.
Dass das für die Nebenkläger nicht einfach ist, kann man nicht ändern, aber es ist einfach notwendig. Wenn sich die AZ tierisch wegen jedes abgelehnten Antrages freut, ist das zur Bewertung von Frau Rick vollkommen belanglos und zeigt damit, dass sie nicht im Geringsten wissen, was in Wirklichkeit dahinter steckt.