fortylicks schrieb:Und scheinen auch daran zu glauben, es noch beweisen zu können?!
Ja. Wobei: Wenn der Glaube Berge versetzt...
Hier ist es aber nicht mehr so, dass der Prophet zum Berg kommen könnte. Also die Ermittler durch aufwändige Arbeit die Schuld des Tatverdächtigen nachweisen könnten.
Hier muss schon der Berg zum Propheten kommen. Also die Zeit, den Zufall und eine gewisse Beharrlichkeit der Ermittler, irgendwie und irgendwann den Beweis zu liefern, der für eine solide Verurteilung notwendig ist.
Ich weiß nicht, wie viele vergleichbare Fälle es gibt. Die, die ich kenne, unterscheiden sich zumeist in wesentlichen Punkten.
"Maria Baumer", da gab es eine Leiche und einen Tatverdächtigen, der als Typ gewisse Parallelen zu unserem F. aufweisen könnte. Allerdings konnte jahrelang keine Todesursache ermittelt werden. Erst acht Jahre nach ihrem Tod wurde Anklage erhoben, weil man nun Medikamente in den Knochen nachweisen konnte. Zum Glück sitzt der Typ sehr sehr lange hinter Gittern. Vielleicht tatsächlich bis zum Lebensende. Der ist nicht nur Mörder seiner Verlobten, sonder auch ansonsten ein sehr gefährlicher (Sexual-)Straftäter.
Zeitlich sind wir also bei R. noch relativ früh dran. Kein Grund zur Sorge.
Die Fälle ohne Leiche wie "Peggy" und "Bauer Rupp" habe ich schon mal erwähnt. "Peggy" ist m.E. bis heute nicht wirklich geklärt, obwohl auch erst nach Jahren und ersten Verurteilungen und Wiederaufnahmeverfahren irgendwann ihre sterblichen Überreste weitab vom Wohnort gefunden wurden. Es gibt dazu einen ellenlangen eigenen Thread.
Der vermeintlich ermordete Rupp wurde nach Jahren zufällig in seinem Mercedes sitzend aus der Donau gezogen. Er war also nicht an die Schweine verfüttert worden, wie StA und Gericht aufgrund eines falschen, von den Ermittlern suggestiv initiierten (und widerrufenen) Geständnisses seiner Familie angenommen hatten. Trotzdem wehrten sie sich mit Händen und Füßen gegen eine Wiederaufnahme. Das war peinlich.
Dann gibt es noch den Fall "Meike Thiel", ebenfalls im brandenburgischen Wald verbuddelt und nie wieder gefunden. Aber es gab Zeugenaussagen vom Hörensagen, nach denen einer der Hauptverdächtigen die Tat gestanden haben soll. Und noch ein paar andere wackelige Zeugenaussagen, die aber sehr detailreich waren, was das WARUM und WIE anbelangte. Soweit ich weiß, auch erst nach Jahren und mit allerlei Haken und Ösen. Und bei Meike war der Rahmen des Todes, also der Zeitpunkt und der Ort, den das Opfer nicht lebend verlassen haben kann, weitaus offener (im Wald - und es gab noch keine Smartphones...). Letztlich tragen die Zeugenaussagen und das deutlichere Motiv (das Opfer war minderjährig, schwanger und der Vater bzw. auch dessen Mutter wollten das Kind nicht) die Verurteilung, aber Zeugen sind halt keine besonders zuverlässigen Beweismittel.
Ein handfester forensischer Durchbruch wäre mir lieber als ein spätes Geständnis des Tatverdächtigen.