kegelschnitt schrieb:Die Frage stellt sich für mich nicht, falls er damit konfrontiert wurde. Und wenn er nicht konfrontiert wurde, könnte man genauso gut sagen, dass ihm eingefallen ist, dass man das sowieso rausfinden würde (das ist genauso um die Ecke gedacht wie die obige Spekulation von Scarbi).
Es gibt zwei mögliche vorauszusetzende Annahmen für die Ausgangslage.
Möglichkeit 1Er ist unschuldig und wollte, so wie er sagte, beim Hausarzt die Nummer des Pflegedienstes erfragen, weil sowohl er als auch Frau Kortüm die Nummer nicht parat hatten und nicht an die Mappe gedacht haben. Beide Male hörte er innerhalb einer Sekunde den Anrufbeantworter und legte unverrichteter Dinge wieder auf. Er verabschiedete sich von Frau Kortüm und rief von der Tiefgarage aus die Auskunft und dann den Pflegedienst an. Frau Kortüm informierte er über die nun erfolgte Benachrichtigung des Pflegedienstes nicht mehr.
Halte ich für äußerst unglaubhaft.
Möglichkeit 2Er ist schuldig und rief zweimal beim Hausarzt an, die Verbindung dauerte jeweils eine Sekunde.
Warum tat er das? Es hat mit dem Tatgeschehen zu tun, das ist wohl unstrittig.
Version 1Es war ein nicht vollendeter Hilferuf, dergestalt:
Palio schrieb:"Ich hole Hilfe" - "nein doch nicht" - "ach doch, ich rufe Hilfe" "ach ne doch nicht" im Bruchteil von Sekunden
Version 2Er inszenierte einen häuslichen Unfall. Er wollte eine Frau Kortüm suggerieren, der es schlecht ging.
Wenn er schuldig war, hat er keine harmlose Erklärung für die Anrufe. Am besten sagt er dann, er habe nicht angerufen.
Deine Frage lautet nun bei Möglichkeit 2 bereits
vor und unabhängig von der Interpretation der Anrufe:
Warum gab er zu, dass er angerufen hat? Er konnte weder sagen, dass er erst Hilfe rufen wollte für die Frau, die er bewusstlos geschlagen hatte, noch, dass er die Ermittler auf eine falsche Fährte bringen wollte.
Warum also gab er die Anrufe zu? Da kann ich nur spekulieren, dass er gezwungen war, dies einzugestehen. Nochmal: Diese Erklärung wird in der Schuldversion unabhängig von dem Grund seiner Anrufe benötigt.
kegelschnitt schrieb:Ich kann mir nicht vorstellen, dass man auf so eine komplizierte und nicht naheliegende Idee kommt. Wäre ich in dieser Situation
Das ist das Problem des Hineinversetzenkönnens in den Täter und dessen Situation. Wir haben Fakten, die unterschiedlich interpretiert werden können und je nach eigener Erfahrung, eigenen Fähigkeiten und auch dem, was man anderen zutraut, gewertet werden.
Ich habe meine Wertung begründet. Ich kann mir das sehr gut vorstellen und traue ihm diese Täuschungen auch zu. Ich glaube, er konnte gut praktisch denken.
Die Interpretation der Kammer ist auch möglich, ich sehe hier aber Schwächen.