Seps13 schrieb:Ein Sturzgeschehen wurde in erster Linie ausgeschlossen, weil Endposition der Leiche, Hämatome und sinnvolle Ausgangsposition (und mMn auch die konsequent verschwiegenen Schuhe und Teppiche) nicht plausibel in Einklang zu bringen sind, übrigens auch mit den verschiedenen Computersimulation nicht. Zusätzlich gab es für Frau K. keinen erkennbaren Grund, den Wasserhahn aufzudrehen. Zusätzlich gab es für Frau K. keinen erkennbaren Grund, den Abfluss zu verschließen. Zusätzlich gab es keine besonderen Anzeichen für eine Sturzneigung in letzter Zeit, obwohl sie in der Vergangenheit schon gestürzt ist. Zusätzlich gab es bei der Obduktion keine morphologischen Befunde, die aus medizinischer Sicht ein sturzauslösendes Moment belegen.
Der gerichtsmedizinisch ungebildete Beobachter, der die Tatortfotos - soweit öffentlich gemacht - zur Kenntnis genommen hat, kann erst mal nicht verstehen, warum das kein Sturz gewesen sein soll. Der Stock der Dame liegt auch noch neben der Badewanne am Boden.
Auch Simulationen helfen nicht wirklich weiter, weil ich mich frage, ob die individuellen pysischen und somatischen Gegebenheiten hierbei wirklichkeitsnah berücksichtigt werden können. Das Opfer ist nicht irgendein Mensch, der stürtzt, sondern es ist genau diese Person mit ihren spezifischen Einschränkungen und Fähigkeiten.
Und dann kommen wir zu den zusätzlichen Gegebenheiten:
Wenn ich in meiner Wohnung den Wasserhahn aufdrehe und den Abfluss verschließe, muss es keinen erkennbaren Grund geben, warum ich das tue. Ich halte die Möglichkeit, einen erkennbaren Grund rekonstruieren zu können, eher für die Ausnahme (regelmäßiges Bad, Schutzwäsche). Die Gründe, Wasser in die Wanne einzulassen, können sehr vielfältig sein. Z.B. das Einweichen von Hand- oder Fußnägeln, das Durchwaschen besonders empfindlicher (oder verschmutzter) Wäsche, das Aufwärmen von Extremitäten.
Oder ein kurzer Zustand der Verwirrung.
Aus eigener 18monatig währender pflegerischer Tätigkeit weiß ich: Alte Menschen können stürzen, auch wenn es keine besonderen Zeichen für eine Sturzneigung in der (näheren) Vergangenheit gegeben hat. In diesem Alter ist es jedenfalls nicht ungewöhnlich, wenn es Stürze gibt. Irgendwann gibt es immer den ersten Sturz. Dem folgen weitere, mit kleineren oder größeren zeitlichen Abschnitten. Das gilt hier umso mehr, weil es so ein Sturzgeschehen schon gegeben hat. Das altersabhängige allgemeine Risiko steigt dann individuell erheblich an.
Einem Sturz kann eine kurze Kreislaufschwäche, Schwindel, Sehstörungen, Verwirrtheit usw. vorausgehen, das muss nicht Herzinfarkt oder Schlaganfall sein. Aus gleichem Grund können ältere Personen auch scheinbar sinnlose Dinge tun - wie Wasser in eine Wanne lassen. All diese gerontologischen Besonderheiten in Psyche und Physis einer alten Person werden bei der Argumentation hier doch ziemlich ausgeblendet.
Bleiben also noch die Hämatome. Warum die NICHT beim Sturz entstanden sein können, sondern durch "stumpfe Gewalt", hat sich mir bisher nicht erschlossen.