Ich denke auch, die Annahme, dass es keine Papiere, echt oder gefälscht, auf den Namen Jennifer Fer/fairgate gab ist wohl richtig. Sonst würde wohl eine Passnummer auf dem Anmeldezettel stehen.
Ob sie überhaupt Papiere, gefälscht oder echt, mit sich führte, darüber können wir nur spekulieren, auch über die Frage: bis wann?
Im Prinzip wissen wir ja nur drei Dinge:
1. Sie hat im Plaza keinen Pass beim einchecken vorgelegt (ich schreibe jetzt immer Pass, meine damit aber jegliches amtliches Ausweisdokument).
2. Die auf dem Anmeldezettel angegebene Adresse ist falsch.
3. Sie hat versucht, durch Entfernen nahezu aller Ettiketten aus ihrer Kleidung auch eine intensivere Nachsuche nach ihrer Herkunft zu erschweren.
Daraus ergeben sich ein paar Schlussfolgerungen:
1. Sie hat mit der Möglichkeit gerechnet, dass ihre Herkunft hinterfragt wird. Das ist ein sehr spannendes Indiz, denn normalerweise reist nicht mal ein Ganove mit Kleidung, die sorgfältig herkunftsneutral gemacht wurde.
2. Ihre Fingerabdrücke sind Behörden unbekannt. Das schliesse ich daraus, dass sie die Kleidung so mühsam anonymisiert hat. Wenn sie damit rechnen musste, dass irgendjemand, vermutlich eine Polizeibehörde, einmal ihre Kleidung nach Indizien ihrer Herkunft untersuchen könnte, dann macht das nur Sinn, wenn sie weiss, dass die naheliegenderen Identifikationsweisen nichts erbringen werden.
3. Sie hatte kein "professionelles" Set falscher Papiere bei sich, sonst hätte sie es im Plaza eingesetzt und sich Belästigungen seitens der Rezeption erspart.
4. Daraus kann man schliessen, dass sie nicht "geheimdienstlich" unterwegs war, denn diesen wäre es ein Leichtes, sie für eine "Dienstreise" mit entsprechenden Papieren auszustatten.
5. Schwieriger ist die Frage, ob sie in Olso oder überhaupt auf ihrer angenommenen Reise irgendwo Papiere hatte, echte oder falsche.
Hier kann man nur Wahrscheinlichkeiten und Möglichkeiten beleuchten:
A. Sie hatte ihre eigenen Papiere bei sich und kam damit nach Oslo. Es ist oben schon dargestellt worden, dass sie durchaus ohne eine Kontrolle und sehr wahrscheinlich ohne jede Registrierung, zumindest aus West- und Mitteleuropa nach Oslo gelangen konnte. Mit echten Papieren freilich wäre sie kein Risiko eingegangen, es sei denn, sie wäre zur Fahndung ausgeschrieben gewesen.
Der Grund, in Oslo dann auf einmal falsche Angaben zu machen etc. müsste dann ebenfalls in Oslo liegen.
Die Frage wäre: was musste sie befürchten, wenn sie z.B. an der Rezeption ihre echten Daten angibt und Papiere vorzeigt? Was hat sie befürchtet, das so bedrohlich schien, dass sie sogar alle Etiketten entfernte?
B. Ist die gleiche Version wie A., aber weil sie unbedingt in Oslo anonym bleiben wollte/musste, hat sie sich vor Erreichen des Plazas ihrer echten Papiere entledigt. Wieder wäre das Problem, das sie in Angst versetzte in Oslo und nicht generell in Europa.
C. Sie hatte gefälschte oder illegal beschaffte Papiere bei sich. Hier gibt es wieder mehrere Möglichkeiten: sie benutzte diese um über die bestehenden Grenzen zu gelangen, wollte aber vermeiden, dass vom Plaza aus ihr Reiseweg rückverfolgt werden konnte. Deshalb nutzte sie diese Papiere nicht im Plaza. Vielleicht hatte sie auch welche, traute der Qualität aber nicht viel zu und vermied daher wann immer es ging sie einzusetzen.
Wenn es ihr darum ging, besonders in Oslo anonym aufzutreten, kann es auch sein, dass sie sich wie in B. ihrer illegalen Papiere vor Erreichen des Plazas entledigte. Vielleicht waren diese auch "verbrannt," vielleicht tatsächlich bereits einmal kontrolliert worden und sie empfand das Risiko, sie noch einmal zu benutzen zu gross. Vielleicht, weil es ihr vor allem um Oslo ging und sie keine nachvollziehbare Spur zu vorigen Aufenthaltsorten legen wollte.
D. Sie besass gar keine Papiere, weder echt noch gefälscht, weder auf der Reise noch in Oslo. Sie war mit einer Portion Glück und Chuzpe bis ins Plaza gekommen.
Welche der vier Optionen die zutreffende ist, wissen wir nicht. Ich tendiere eher zu D. aber die von mir angenommene Tatsache, dass sie im Plaza ermordet wurde, könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass sie vielleicht vor dem Aufenthalt im Plaza irgendwo Papiere verwendet hat, und damit eine Spur für den Täter gelegt hatte. Dann hätte sie im Plaza zu spät versucht, das zu vermeiden.
@Hathora Dein Zeit-Szenario ist sehr plausibel. Aber leider eben nicht das einzig mögliche. Ich halte es aber für recht wahrscheinlich, dass es sich so abgespielt hat.