Wenn wir uns noch einmal die Kernaussagen des vom VG zitierten Waffenexperten anschauen, kann bezüglich der von JF benutzen Handfeuerwaffe Typ Browning HP folgendes zusammengefasst werden:
Die Waffe
- hat alle Eigenschaften einer von der ungarischen Fabrik FEG hergestellten Kopie 1)
- wurde nach 1973 produziert 2)
- verfügte über einen Lauf, der sehr wahrscheinlich 1990/1991 in der Browning-Fabrik in Belgien hergestellt wurde
- wurde sehr wahrscheinlich als Militärwaffe bzw. Dienstwaffe verwendet 3)
- hat deutliche Abnutzungspuren, die auf häufige Bewegungen in einen Lederholster hindeuten
- hat keine einheitlichen Seriennummern
- war möglicherweise eine Wartungspistole
Anmerkungen:
1) Eine originale Bräunung hätte ein anderes blau-schwarzes Finish. Es fehlen Bauteile und Kennzeichnungen, die eine echte Browning-Waffe haben sollte.
2) Das Griffstück hat schwarz lackierte Holzscheiben. Die Fabrik in Belgien verwendete in den 80er Jahren hauptsächlich Gummiplatten.
3) Das mattschwarze Finish ist typisch für eine Militärwaffe.
Ich halte die Aussagen des zitierten Waffenexperten für sehr glaubwürdig, da dieser sicherlich die Möglichkeit hatte, die Waffe persönlich zu prüfen.
Nach Ansicht des Experten könnte die vermutlich militärische Waffe aus dem Ostblock um 1990 auf dem zivilen Markt gekommen sein. Es könnte aber auch eine im Krieg beschlagnahmte Waffe sein. Denkbar ist auch, dass diese Waffe eventuell ohne Lauf für die Entsorgung vorgesehen war und von dort aus als Ersatzteil dem Waffenmarkt angeboten wurde. Eventuell ist es Waffenexperten möglich, anhand der auffälligen äußeren Abnutzungserscheinungen oder Korrosion auf ein bestimmtes militärisches Lederholster zu schließen. Wenn ich es richtig erkannt habe, wurde die Waffe nachträglich auch mit einer Kaltbrünierung behandelt. Eventuell können Waffenexperten hier ebenfalls ihre Rückschlüsse ziehen. Insgesamt dürfte es sehr schwierig bis unmöglich sein, die Herkunft der Waffe zu bestimmen, die zudem in großer Anzahl und Kopien fast überall auf der Welt verwendet wird.
Viel interessanter finde ich die Historie des Laufes. Der noch erkennbare Teil der Seriennummer beginnt mit “245-NZ….“ Das bedeutet, der Lauf wurde 1991 gefertigt. Der Hersteller Browning hat bestätigt, dass dieser Lauf tatsächlich 1990/1991 im Werk hergestellt wurde. Nachfolgend eine Erklärung zur Codierung:
https://www.browning.com/support/date-your-firearm/hi-power-pistol.htmlOffensichtlich war es also aus irgendwelchen Gründen notwendig, den Lauf zu ersetzen. Ich bin kein Waffenexperte, vermute aber, dass ein Lauf bei ausreichender Pflege eigentlich kaum verschleißen kann. Bitte korrigiert mich, wenn hier falsch liegen sollte. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass diese Waffe ohne oder mit stark beschädigten bzw. unbrauchbar gemachten Lauf erworben wurde. Dies spricht mMn eher für den Handel aufbereiteter Ersatzteile von ausgesonderten Waffen. Dies könnte durchaus auch im legalen Rahmen geschehen sein.
Aber warum wird ein fast neuer Lauf manipuliert und wie wurde der Lauf erworben ? Käufer mit einem Waffenschein können Ersatzteile über den Waffenfachhandel legal erwerben. Ich gehe davon aus, dass dieser Weg auch vollständig zurückverfolgt werden kann. Das Werk vermerkt die Seriennummer auf den Lieferschein für den Händler und der Händler wird die Seriennummer und den Waffenschein des Kunden notieren. Ich vermutet also, dass der Lauf zunächst legal gehandelt wurde. Will ein legaler Besitzer diesen Lauf mit gutem Gewinn an illegale Händler veräußern oder selbst krumme Geschäfte machen, ist er gut beraten, die Rückverfolgbarkeit durch die Entfernung der Seriennummer zu vermeiden. Ich glaube nicht, dass sich ein autorisierter Waffenhändler auf illegale Geschäfte einlässt, weil er bei aufgeklärten Fällen den Entzug der Verkaufserlaubnis riskiert. Nachfolgende eine Liste belgischer Waffenhändler, die Browning Waffen oder Ersatzteile verkaufen:
https://browning.eu/dealers/BE/Ich vermute, dass JF oder eine ihr bekannte Person im Besitz einer von der ungarischen Fabrik FEG hergestellten Browning Kopie aus militärischen Beständen des Ostblocks war, diese aber keinen brauchbaren Lauf hatte. Irgendwann Anfang bis Mitte der 90er Jahre muss dieser zwischenzeitlich manipulierte Lauf in diese Waffe eingefügt worden sein. Da JF nachweislich gewisse Detailkenntnisse zur Region um Verlaine / Lüttich hatte, liegt die Vermutung nahe, dass dort der Lauf erworben wurde – zumal Belgien damals auch ein recht liberales Waffengesetz hatte. Eventuell hat sie die Waffe dort auch vollständig erworben.
Möglicherweise hatte JF keine ausreichenden Erfahrungen im Umgang mit Waffen. Es könnte deshalb darüber spekuliert werden, ob der Anruf in Belgien vom Plaza Hotel aus auch eine Rückfrage zur Funktion und Bedienung der Waffe war.
Noch einige Gedanken zur Taucheruhr:
Ich habe mir einige vergleichbare Taucheruhren im Netz angeschaut und festgestellt, dass beim Stellring teilweise deutliche Abnutzungsspuren erkennbar sind, die auf einen häufigen Einsatz im Tauchsport hinweisen. Bei der Uhr von JF sind diese Spuren kaum erkennbar. Ich vermute daher, dass diese Uhr von JF nicht oder nur selten im Tauchsport eingesetzt wurde. Die Uhr könnte auch Ausdruck einer Zugehörigkeit bzw. Identität sein. Ich könnte mir gut vorstellen, dass diese Uhren auch gerne von anderen Wassersportlern getragen werden – bspw. im Segelsport, Windsurfen, Kitesurfen, Wasserski, Rudern, Kanusport etc. Es ist auch denkbar, dass die Uhr in einer maritim geprägten beruflichen Umgebung getragen wurde.