PrivateEye schrieb:Womit wir wieder da wären, dass es durchaus genug Leute mit eindeutigem Fachwissen gibt, die sich und dieses aber nicht mehr in Staatsdienste stellen, sondern gewinnbringend anderweitig veräußern.
Das ist eben eine der Möglichkeiten. So kann man den offiziellen Weg gehen und ein Sicherheitsunternehmen oder eine entspr. Beratungsfirma gründen. Dann ist man legal unterwegs und kann möglicherweise illegale Aktivitäten abschatten. Adler Research in den USA war so ein Unternehmen, dass als Tarnfirma der CIA für selbige auch und gerade die "schmutzigen Aufträge", auch Auftragsmorde übernahm. Die Firma war überigens auch ein Refugium für Ex-Agenten, die so wieder in Lohn und Brot kamen, ohne den gelernten Job aufgeben zu müssen. Nur das sie dabei noch viel mehr Geld verdienten als zuvor.
;)Eine andere Möglichkeit ist, direkt illegal zu arbeiten und seine Dienste anzubieten, ggf. auch im organisierten Verbrechen.
PrivateEye schrieb:Wäre es denkbar, das auch eine private Firma o.ä. sich damit ähnlicher Strukturen und Organisation nicht nur bedient, sondern gegebenfalls auch selbst "vermittelt" oder "ausbildet"? Wobei diese Art gewiss nicht bei einer IHK auftauchen dürfte.
Ja, das ist möglich. Wie ich oben erläutert habe. Die Einschränkung ist jedoch das Land in dem ich aktiv werden möchte. In Israel z.B. ist der andauernde Kampf gegen Terrorismus allgegenwertig und Sicherheit (auch die private) hat dort viel mehr Raum und Möglichkeiten. In den USA ist die Gesetzeslage ebenfalls recht locker. In der BRD ist das anders. Schon die Gesetze erlauben es Unternehmen eigentlich nicht, wirklich wie ein Geheimdienst zu agieren oder entspr. auszubilden. Die Möglichkeiten sind viel eingeschränkter. Es kommt also auf das Land an und was der konkrete Geschäftszweck sein soll.
PrivateEye schrieb:Und könnte, besonders unsere Plaza-Frau, mit so etwas zu tun gehabt haben?
Theoretisch ja. Praktisch waren solche Unternehmen in West/Nordeuropa in den 90ern noch nicht wirklich präsent. Diese neue "Söldnerkultur" kam viel mehr als Trend aus den USA und Israel gerade erst zu uns herüber. Nach der "Wende" und dem Zerfall des sog. Ostblocks, war der kalte Krieg ersteinmal vorbei und das Sicherheitsbedürfnis entspr. gering. Es kommt also auf die tatsächliche Identität der JF an. Welche Nationalität hatte sie ? Woher stammte sie ? Was war ihr Beruf ? Welches Umfeld hatte sie ? Ohne diese Basisinformationen wird es schwierig für Ermittlungen.
PrivateEye schrieb:Aus einem Staatsdienst kann man ja regulär austreten. Wäre dies aber auch bei einer solchen privaten Organisation gegeben?!
Warum nicht ? Ein Problem gibt es eher bei einer Tätigkeit für das organisierte Verbrechen. Da ist der Eintritt in gewisse Organisationen auf Lebenszeit, ein Ausstieg nur durch das eigene Ableben möglich.
musikengel schrieb:ist denen allen ein Menschenleben (so ein junger Mensch) dann - sorry - "scheiß egal " ?
Die Sichtweise eines Agenten ist oft weitgehend militärisch geprägt. Er sieht sich als getarnter Soldat hinter feindlichen Linien, der tut was getan werden muß, um einen noch viel größeren Schaden von den eigenen Leuten zu abzuwenden. Die Motive sind Abenteuerlust, Patriotismus, die extreme Herausforderung/Grenzerfahrung und manchmal auch der schnöde Mammon oder eine Kombination daraus. Diese Agenten schrecken dann auch vor einer gezielten Tötung nicht zurück. Warum auch ? Es dient einem edlen Motiv, alle Gefahren von "seinem Land" abzuwenden und/oder sich selbst ein luxuriöses und abenteuerliches Leben zu ermöglichen. Die moralischen Bedenken hängen von der Begründung des Auftrages ab und daher nicht in der Hand des Agenten. Er ist genug konditioniert, als Waffe zu fungieren und den Auftrag nicht zu hinterfragen. Zweifel, Skrupel und Unsicherheit sind in diesem Business schnell tödlich. Diese Menschen funktionieren einfach. Privat können sie nette Familienmenschen sein, haben Emotion und ggf. eine "weiche Seite". Im Job erledigen sie das was verlangt wird.
PrivateEye schrieb:Eine Nachfolge gab es ja nicht, dem BND etc waren sie nie unterstellt. Zudem ihr Diensteid auch auf einen Dienstherren geschworen war, der nicht mehr existent ist.
Manche sehen sich tatsächlich noch an den Diensteid gebunden und kooperieren daher nicht. Andere sehen sich nicht daran gebunden, reden aber nur, wenn sie große Vorteile daraus ziehen können oder aus Enttäuschung/Scham/Reue/Schuldgefühlen/Wut darüber, einem Unrechtsstaat gedient zu haben. Letztere sind aber eher selten anzutreffen.