Über die Isotopenanalyse ist hier schon oft und kontrovers diskutiert worden. Unstrittig ist, dass die Isotopenanalyse kein Herkunftsbeweis ist. Genau genommen ist noch nicht einmal erwiesen, ob JF überhaupt deutsche Bürgerin war. Die deutsche Sprache muss nicht ihre Muttersprache sein. Auch der Nachlass und die Ausführung der Zahnbehandlung ist kein zweifelsfreier Beweis einer deutschen Herkunft. Selbst die öffentliche Suche durch die Bild-Zeitung konnte nach derzeitigem Informationsstand nicht zur Identifizierung beitragen.
Betrachten wir die genannten Anhaltspunkte, so ergeben sich jedoch mögliche Hinweise einer Herkunft. Die Isotopenanalyse zeigt eine offensichtliche Übereinstimmung des Zahnmaterials in den neuen Bundesländern. Andere Übereinstimmungen jenseits von Deutschland wurden von den Wissenschaftlern als nicht relevant eingestuft – allerdings ohne dieses zu begründen. Bezugnehmend auf die untersuchten Wachstumsschichten des Zahnmaterials und das geschätzte biologische Altern kann ein Zeitfenster bestimmt werden. Diese Zeiten können relativ sicher vor der Grenzöffnung eingeordnet werden und verstärken den Verdacht, dass JF in der damaligen DDR aufgewachsen ist.
Die von VG veröffentlichte Karte zur Isotopenanalyse ist sehr abstrakt und für eine örtliche Zuordnung nur bedingt geeignet. Daher wurden hier bereits Landkarten mit den Isotopenkarten kombiniert. Bei der Herstellung dieser Karten ist mir aufgefallen, dass diese grafisch gedehnt und gestreckt werden mussten, um eine ausreichende Überstimmung mit den Grenzverläufen zu erreichen. Offensichtlich gab es hier deutliche Abweichung bei der Kartenprojektion bzw. kartografischen Methode.
Aus vorgenannten Gründen habe ich die VG Isotopenkarte noch einmal betrachtet und mir verschiedene Punkte ausgesucht. Für einige Punkte konnten Linien erstellt werden, die exakt durch die Mitte des größten Hotspots führten. Diese Punkte und Linien habe ich auf Google Maps übertragen. Somit konnte grob das Zentrum des Hotspots bei der Ortschaft Kötzlin in der Nähe von Kyritz bestimmt werden. Der Hotspot ist eine Ellipse. Die nordwestliche Achse hat eine Länge von ca. 50 km und die südwestliche Achse eine Länge von ca. 35 km. Der Hotspot liegt südlich der Region Prignitz und nördlich der Region Haveland in der Nähe der Landesgrenzen Brandburg und Sachsen-Anhalt. Das überwiegende Gebiet gehört zum Bundesland Brandenburg.
Ob der genannte größte Hotspot tatsächlich etwas mit der Herkunft von JF zu tun hat, kann aus meiner Sicht nicht beurteilt werden. Es ist durchaus möglich, dass es sich lediglich um eine Mehrdeutigkeit handelt - das heißt, die in diesem Gebiet vorkommenden Isotopen stimmen zufälligerweise mit dem Material der Zahnschichten überein.
Trotz erheblicher Zweifel bin ich der Meinung, genau hier einmal näher hinzuschauen. Deshalb habe ich mir die Ortschaften in diesem Gebiet notiert und mit einem Schulverzeichnis verglichen. Bei der Suche war zu berücksichtigen, dass das heutige Schulsystem nicht mehr mit dem der 70/80er Jahre übereinstimmt. Soweit ich richtig informiert bin, besuchten alle Kinder / Jugendlichen der damaligen DDR nach der Einführung des Lehrplanes von 1971 bis zur 10. Klasse eine polytechnische Oberschule. Da ich mich auf die Isotopenanalyse mit dem Lebensalter von 14,9 Jahren beziehe, wurden alle anderen Schulformen ausgefiltert. Sortiert nach dem Abstand von Kötzlin wurden folgende Schulen gefunden:
Breddin: POS Dr.Richard Sorge
Kyritz: POS "Wilhelm Pieck"
Kyritz: POS Goetheschule - Ammerländer Straße
Kyritz: POS Lotte-Pulewka-Schule
Kyritz: POS Teetz - Dossestraße
Neustadt (Dosse): POS "Goethe-Oberschule" Dreetz
Neustadt (Dosse): POS "Hans-Beimler" - Lindenstraße
Neustadt (Dosse): POS Kampehl
Neustadt (Dosse): POS Tornow - Tornower Straße
Plattenburg: POS "Thomas Müntzer" Kleinow
Plattenburg: POS "Willi Sänger" Kletzke
Plattenburg: POS Glöwen - Bahnhofsstr.
Plattenburg: POS Krampfer
Wusterhausen (Dosse): POS Wusterhausen (Dosse)
Rhinow: POS Rhinow
Im näheren Umfeld des Hotspots wurden weitere Schulen gefunden:
Bad Wilsnack: POS Bad Wilsnack
Friesack: POS Friesack
Rathenow: Bruno-H.-Bürgel - Bruno-Baum-Ring
Rathenow: Dr.-Salvador-Allende
Rathenow: Erich Weinert
Rathenow: Geschwister Scholl Schule - Geschwister-Scholl-Straße
Rathenow: POS Hohennauen
Rathenow: Allgemeine Förderschule - Pestalozzischule, Rathenow
Mühlenberge: POS Senzke - Schloßstr.
Nennhausen: POS der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF)
Bezugnehmend auf das Alter von 14,9 Jahren hat JF voraussichtlich in der Zeit von 1985 bis 1988 die 8. Klasse (evtl. auch 7. oder 9. Klasse) besucht.
Da die Nennung und Benutzung diverser sozialer Medien hier nicht erwünscht ist, möchte ich lediglich andeuten, dass anhand dieser Angaben eine zielgerichtete Suche und ggfls. Kontaktaufnahme mit Ehemaligen denkbar ist. Wer über diese Möglichkeiten verfügt, bitte ich um eine PM.
Im Übrigen habe ich in diesem Bereich bisher keine Jugendwerkhöfe und Durchgangsheime finden können.
http://www.ddr-heimerziehung.de/de/heimatlas.html (Archiv-Version vom 19.11.2018)