darkstar69 schrieb:Was ist Dein Interesse, Ziel oder Erkenntnisinteresse oder gar Deine These oder Theorie oder was sind Deine harten Argumente, weshalb KWW an den Morden von BM, den Göhrde-Opfern oder den anderen Opfern nicht beteiligt oder schuldig oder nicht hauptschuldig sein soll usw. ? Was hast Du davon? Was ist Deine Absicht und der Hintergrund?
Weshalb sollte Geld der Dreh- und Angelpunkt sein so viele Menschen zu töten? Weshalb sollten KWW und HJW Opfer sein?
Das Interesse derer, die eine andere Auffassung zur Täterschaft Kurt Werner Wichmanns vertreten, besteht m.E. darin, jedenfalls kann ich das für mich so benennen, dass die Täterschaft Wichmanns bisher nicht zweifelsfrei geklärt, bewiesen und somit belegt ist. Lediglich bei Birgit Meier gibt es eine Reihe an Indizien, die für eine Täterschaft sprechen könnten. Da aber der Ablauf der Nacht ihres Verschwindens im Dunkeln liegt, kein Motiv erkennbar ist, zudem unklar ist wer sie erschoss und Wichmann für die vermeintliche Tatzeit am 14. August 1989 ein Alibi präsentiert hat, darf man an einer Täterschaft durch ihn oder zumindest durch ihn alleine durchaus zweifeln.
Zumindest im Fall von Birgit Meier gibt es Aspekte, die sich bei einer Anklage gegen ihn, wäre er noch am Leben, nicht so einfach entkräften ließen. Bzgl. der Frage wie die Leiche Birgit Meiers auf sein Grundstück gelangen konnte, hätte er m.E.n. sicherlich Schwierigkeiten gehabt dies plausibel zu begründen, also das Gericht zu überzeugen, dass er tatunbeteiligt war. Da bin ich durchaus Deiner Auffassung. Vielleicht ist er nicht der Täter, aber eine Tatbeteiligung ließe sich kaum negieren. Dafür müsste es m.E., also unter heutiger Betrachtungsweise, einen Beweis dafür geben, dass die Leiche Birgit Meiers erst nach seinem Ableben dort vergraben wurde.
Mit den Blutanhaftungen an der Handschelle sieht es da schon problematischer aus, denn die Blutanhaftungen als solche lassen sich ja nicht direkt mit der Tat in Verbindung bringen. Die könnten auch früher entstanden sein. Es wirkt dennoch als ergänzendes Indiz in Verbindung mit dem Auffinden der sterblichen Überreste. Gewichtet ein Gericht bspw. das Indiz 1 "Handschelle" als Ausgangsaktivität und das Indiz 2 "Auffindung der sterblichen Überreste Birgit Meiers" als Folgeindiz in einer bestehenden Abhängigkeit zueinander, entsteht ein erstes Bindeglied im Versuch der Staatsanwaltschaft eine Indizien- oder Beweiskette herzustellen.
Was wir jedoch alle nicht wissen (können), ist, welche Gründe oder Erklärungen Wichmann zu den Vorwürfen hätte abgeben können, ganz gleich, ob diese be- oder entlastende Wirkung gehabt hätten.
Eine Theorie bzgl. des Motivs und der Täterschaft Wichmanns im Fall Birgit Meier beschäftigt mich aber auch. Ich halte es für vorstellbar, dass Meier und Wichmann tatsächlich eine Affäre miteinander hatten und sich ggf. häufiger trafen. Einerseits spricht das m.E. auf den ersten Blick zunächst nicht für seine Täterschaft, denn durch den finanziellen Zugewinn, den Birgit Meier aufgrund der Scheidung zu erwarten hatte, steht der Tat m.M.n. dieser Umstand im Wege. Zumindest darf man annehmen, dass Sie als lebende Person für ihn interessanter gewesen wäre.
Harald Meier betonte ja in der NDR Doku, dass sich seine Frau am 14. August 1989, als er sie besuchte, um die finanziellen Belange der Scheidung abschließend mit ihr zu besprechen, besonders "hübsch" gemacht hatte. Er sagte, er wusste nicht, ob sie das seinetwegen tat oder ggf. noch eine Verabredung im Anschluss gehabt haben könnte.
Gehen wir mal davon aus, dass Birgit Meier tatsächlich vor hatte sich an diesem Abend noch mit Kurt Werner Wichmann zu treffen. Er holte sie ggf. im Laufe des späteren Abends mit dem Auto ab und beide fuhren zu dem geplanten Ort (Restaurant/Bar oder ähnliches). Auf der Fahrt bemerkt Birgit Meier Gegenstände, die im Fall der Göhrde Morde als gesucht gelten, wovon sie aus der Presse hätte erfahren können. Diese Fälle lagen ja gerade einmal einige Wochen zurück und die Zeitungen berichteten u. a. auch von Gegenständen, die der Täter mitgenommen hatte. Sie konfrontiert ihn möglicherweise damit und stellt ihn zur Rede, ob er etwas damit zu tun hat. Wichmann wird in diesem Moment bewusst, dass Birgit Meier für ihn ein unkalkulierbares Risiko darstellt und erinnert sich an seine Verurteilung, die er wegen Vergewaltigung Anfang der 70er Jahre bekam. Dort ließ er die Person, die gegen ihn aussagen konnte, laufen und ist in der Folge zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
Daraus resultierend könnte er m. E. den Entschluss gefasst haben, dass der 14. August 1989 einen anderen Verlauf nehmen wird, als sich beide ursprünglich vorgestellt haben. Aus einem ggf. geplanten, besinnlichen Abend wird ein Mord.
Vielleicht hat Birgit Meier ihn mit der Situation der Gegenstände im Auto, die er dort aus mangelnder Vorsicht liegen ließ, kontrontiert und es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung? Vielleicht ging sie aber auch auf ihn ein, möglicherweise aus Angst, und versicherte ihm, dass er von ihr nichts zu befürchten habe und sie das nicht ihrem Mann oder ihrem Bruder sagen würde? Ggf. wirkte aber ja genau dieser Versuch wie "Trigger-Punkte", die Wichmann nach der Vergewaltigung schon einmal gehört hatte und ihn im Nachklang ins Gefängnis brachten. Für mich passt da auch die Blutspur der Handschellen am ehesten rein. Sollte die Situation im Auto also eskaliert sein, könnten die Handschellen dazu gedient haben sie ruhig zu stellen.
Zweifelsfrei ist das nur eine Theorie. Aber sie führt verschiedene Aspekte zusammen, die bisher noch nicht so richtig zusammen passen wollten. Z.B. das Motiv für die mögliche Tötung Birgit Meiers und die Blutspuren an der Handschelle sowie der Zusammenhang zwischen den Göhrde Morden und Birgit Meier. Vielleicht ja sogar noch mehr Sachverhalte!?
Diese Überlegung setzt aber einen Ansatz voraus. Nämlich, dass Kurt Werner Wichmann der Täter im Fall der Göhrde Morde ist, woran ich noch erhebliche Zweifel habe.
Aber als Diskussionsansatz wollte ich meine Theorie zum Motiv bei Birgit Meier mal ins Gespräch bringen.