Andante schrieb:Für die Unterstellung, Ursula sei ein Zufallsopfer gewesen, wird keinerlei Beleg bzw. Begründung geliefert.
Bitte nicht so maßlos übertreiben. Natürlich wurden entsprechende Begründungen genannt. Wurde hier doch alles schon diskutiert. Rein aus dem Kopf:
- Familie Herrmann war weder reich noch berühmt (wie in vielen anderen Entführungsfällen) und hätte niemals 2 Mio. DM aus eigenen Mittel begleichen können.
- Die Ausstattung der Kisten war nicht für ein Mädchen konzipiert, sie hätte genauso auf einen Jungen gepasst.
- Ob Ursula an diesem Tag auf diesem Weg unterwegs war, konnte Mazurek nicht sicher wissen, selbst wenn er sie schon im Sommer dabei beobachtet hätte, wie sie am Dienstag zur Turnstunde fuhr. Dazwischen lagen die Sommerferien. Und ab diesem Tag besuchte sie eine andere Schule in Landsberg.
- Auch wenn Ursula kein Zufallsopfer war, so war es an diesem Tag reiner Zufall, dass sie dort entlangfuhr.
Andante schrieb:Da die wenigsten Täter ihre Tatpläne in allen Einzelheiten schriftlich niederlegen oder anderen erzählen, ist man eben häufig bei unterstellten Tatplänen, falls, wie hier, der Angeklagte schweigt.
Vielen Dank für das Zugeständnis. Ja, so ist es.
Andante schrieb:Auch wer die Theorie vom Zufallsopfer favorisiert, unterstellt lediglich einen entsprechenden Tatplan.
In der Tat. Und die These, Ursula sei ein Zufallsopfer gewesen, ändert auch erst einmal nichts an der These, Mazurek könnte der Täter sein (historisch, rechtlich ist er das). Denn so hanebüchen, wie die ganze Entführung konzipiert und durchgezogen wurde, passt das nicht schlecht zu einer Bande, bestehend aus Mazurek (der immer den schnellsten Weg gehen möchte), einem dilettantischen Lochbuddler und wohl noch einer oder zwei Personen X.
Da stehen sie seit Juni im Wald herum, die Kohle ist knapp, Erpresserbriefe sind fertig, die Klingeldrähte in Bereitschaft, die Kiste verbuddelt - und es ist erster Schultag. Gespannt warten sie auf das erste potentielle Opfer. Es hätte auch ein anderes sein können, ich weiß nicht ob Ursula das einzige Kind war, dass diesen Weg benutzte. Vielleicht war eine ganz andere Familie ausbaldowert worden, viel wohlhabender. Aber die Kinder, die die Fichten passierten, die waren zu alt, nicht alleine oder sonst nicht opfertauglich. Und irgendwann hatten sie das Warten satt. Wollten schon einpacken. Und griffen bei erster Gelegenheit zu.
Das ist mindestens genauso möglich.
Andante schrieb:Vor allen Dingen war außer Mazurek keiner sonst angeklagt. Für nicht Angeklagte brauchte es keine Beweise. Dass
Tja. Dann ist die Tat halt nicht aufgeklärt. Und man braucht sich nicht wundern, dass es Zweifel daran gibt, dass es so war, wie es im Urteil steht, wenn das Tatpläne und -handlungen unterstellt, die man nicht kennt.
Dieses Unbehagen ist nun mal da, auch wenn sich der Jurist zurücklehnt und sagt: Einen haben wir. Ohne Zweifel.