Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre
14.02.2021 um 17:31Es könnte aber ein Entwurf existiert haben bei dem später das Wort " Sohn "eingeklebt wurde. Benutzt hat man einen Entwurf mit dem Wort "Tochter".
Palio schrieb:Es könnte einmal sein, dass er die Zeitungen und Zeitschriften aufgehoben hat bis Ende Juni, es könnte aber auch sein, dass WM bereits im Mai vom Turnstundentag als festen Zeitpunkt ausging und eins der teilnehmenden Mädchen abgreifen wollte, vielleicht hatte er sogar schon ein anderes im Sinn und wechselte nochmal, als Ursula dazukam.könnte, könnte und vielleicht. - Plötzlich diese Ungewissheit, nachdem wir von @Andante belehrt wurden, dass es anders war.
Palio schrieb:Aber Ursula kam doch mit dem Rad zurück und nicht mit Auto, also genau wie einkalkuliert.Der gesamte Ablauf ist eine Folge von zwingenden Ereignissen. Es ist absolut undenkbar, dass es auch hätte anders laufen können. Und WM war der große Hellseher, der alles einkalkuliert hat.
robernd schrieb:Ach ja? Zu der Zeit war Ursula noch nicht beim Turnen. Trotzdem war offenbar ein Dienstag als Entführungstag vorgesehen (und Donnerstag als Telefontag)Erstaunlich. Vielleicht waren die Täter Hellseher und wussten schon vor den Eltern und Ursula, dass diese auf jeden Fall zum Turnen gegen würde....
meermin schrieb:Es könnte aber ein Entwurf existiert haben bei dem später das Wort " Sohn "eingeklebt wurde. Benutzt hat man einen Entwurf mit dem Wort "Tochter".Wenn Sohn oder Tochter doch sowieso eingeklebt wurden, reicht doch ein Exemplar aus. Die Lücke beweist doch aber auch, dass es nur um ein Kind ging, nicht Mal das Geschlecht feststand.
robernd schrieb:Dass sie mit dem Rad kam, ist sogar mir aufgefallen. Es ging aber darum, ob die Täter das WUSSTEN. Sie wussten es nicht.Natürlich wussten sie es. Sie haben doch nicht auf gut Glück hin um diese Zeit noch am Seeweg gelauert ins ständiger Hoffnung, dass bitte, bitte noch ein passendes Mädchen ohne Begleitung kommen würde.
Andante schrieb:Sie wussten, dass Ursula an diesem Dienstag von Eching nach Schondorf zur Turnstunde geradelt warDa wäre es doch viel raffinierter gewesen, sie auf dem Hinweg zu entführen. Bei der Turnstunde hätte man sich nichts dabei gedacht, außerdem war damals das Telefon noch nicht mit der Hand verwachsen. Das hätte einigen zeitlichen Vorsprung gebracht, weil Ursulas Verschwinden erst viel später aufgefallen wäre.
HeinzHaferkamp schrieb:Da wäre es doch viel raffinierter gewesen, sie auf dem Hinweg zu entführen. Bei der Turnstunde hätte man sich nichts dabei gedacht, außerdem war damals das Telefon noch nicht mit der Hand verwachsen. Das hätte einigen zeitlichen Vorsprung gebracht, weil Ursulas Verschwinden erst viel später aufgefallen wäre.Dann hätte man sich ja beim Hinweg schon mit der kompletten Mannschaft auf gut Glück postieren müssen und lief Gefahr, dass Ursula nach den Ferien doch nicht mehr zum Turnen ging. So ist WM mal eben nach 17.00 Uhr in die Kaagangerstraße rübergegangen, hat gesehen, dass Ursula tatsächlich losradelte und hat dann seine Leute informiert. Vielleicht war zur Zeit des Hinwegs auch noch mehr los und die einsetzende Dämmerung später erschien ihnen von Vorteil.
Palio schrieb:Es ist mir absolut unverständlich, wie man den Eindruck haben kann, es sei hier gar nicht ums Geld gegangen.Vor allem ist unverständlich, dass man einerseits vermutet, es sei gar nicht im Geld gegangen, sich aber andererseits wortreich Gedanken macht, wie die Entführer bloß auf ein Kind gekommen sein sollen, dessen Familie nach eigenen Angaben nicht vermögend ist.
HeinzHaferkamp schrieb:Ich würde ja als Täter ein paar Kilometer von meinem Wohnort entfernt auf die Suche gehen, wo nicht jeder, der mich sieht, sofort meinen Namen weiß.WM hat nach meinen Überlegungen die Turnhalle im Nachbarort ins Visier genommen. Das ist zwar immer noch nah, aber nicht direkt beim Wohnort. Die örtliche Nähe hatte andererseits auch Vorteile bei der Vorbereitung, bei der Tat selbst und bei der Kontaktaufnahme zum Opfer und bei der Beobachtung der Suche hinterher. Dass nun ausgerechnet Ursula diesen Weg langfuhr und so nah bei ihm wohnte, war wohl Zufall, einerseits praktisch, andererseits riskant. Die Ablenkungsmanöver mit den Briefen sollten einen ganz anderen, ortsunkundigen Täterkreis vortäuschen, so wähnte sich WM vermutlich auf der sicheren Seite.
Andante schrieb:Der erste Erpresserbrief, in dem das Wort „Tochter“ vorkommt, war bereits im Mai vollständig vorbereitet, wie die Analyse der verwendeten Zeitungsschnipsel ergeben hat. Der zweite Brief war - bis auf einen Satz - auch bereits vorbereitet.Nein. Man kann nicht sagen, die Erpresserbriefe seien bereits im Mai, Monate vor der Tat gefertigt worden. Das ergibt auch keinen Sinn. Das Gericht hat lediglich festgestellt, dass die Buchstaben aus Zeitungen stammen, die im Mai 1981 erschienen sind. Dementsprechend konnten die Epresserbriefe (theoretisch) frühestens (!) ab Mai gefertigt worden sein. Klar.
monstra schrieb:Nein. Man kann nicht sagen, die Erpresserbriefe seien bereits im Mai, Monate vor der Tat gefertigt worden. Das ergibt auch keinen Sinn. Das Gericht hat lediglich festgestellt, dass die Buchstaben aus Zeitungen stammen, die im Mai 1981 erschienen sind. Dementsprechend konnten die Epresserbriefe (theoretisch) frühestens (!) ab Mai gefertigt worden sein. Klar.Das stimmt natürlich. Die Schnipsel aus dem ersten Erpresserbrief stammen aus Zeitungen, die seit Mai erschienen waren. Das heißt nicht, dass der Brief schon im Mai „geschrieben“ (dh aus den Schnipseln gefertigt) wurde. Genau so ist möglich, dass der Täter, nachdem er im Juni auf Ursulas regelmäßige Fahrten zur Turnstunde aufmerksam geworden war, erst dann ins Altpapier griff oder greifen ließ, um den ersten Erpresserbrief zu fertigen.
monstra schrieb:Es wurde zurecht angemerkt, dass es reiner Zufall war, dass Ursula an diesem Tag mit ihrem Fahrrad den Weg befuhr.Es war kein Zufall, wenn man wusste, dass sie vor den Sommerzeiten begonnen hatte, die Turnstunde in Schondorf zu besuchen, und wenn man wusste, dass die Turnstunde in Schondorf etwas war, was regelmäßig zu Schulzeiten, also außethalb der Ferien immer dienstags stattfand (ein „Jour fixe“, wie die Zeugin sagte), UND wenn man beobachtet hatte, dass Ursula erwartungsgemäß an diesem Dienstag, 15.9., dem ersten Schultag nach den Ferien, per Fahrrad zur Turnstundenzeit Richtung Schondorf aufgebrochen war. Dann wusste man auch, dass sie irgendwann, nicht zu spät, aus Schondorf wieder zurückkommen musste.
monstra schrieb:Und warum Ursula, das kann man drehen und wenden, das bleibt ein Rätsel. Das Kind zu identifizieren,War vielleicht gar nicht so schwer, wenn man wusste, dass es das Kind gab. Dann musste man womöglich, weitläufige Nachbarschaft ist da ja nicht hinderlich, allenfalls mal hinschauen, wie es aktuell aussah. Und danach musste man schauen, wann und wo man dieses Kind erwischen konnte.
Palio schrieb:Ursula war das beste Opfer wegen der Stelle am Seeweg, an der sie gut allein abgefangen werden konnte.Da würde ich mal sagen, dass WM nur mehr wenig Zeit hatte. Finanziell stand ihm das Wasser bis zum Hals, der Offenbarungseid (heute eidesstattliche Versicherung) war bereits abgegeben. Ihm stand geldmäßig das Wasser bis zum Hals. Nicht mal den Strom konnte er offenbar mehr bezahlen.
Ansonsten hätte er weiter Turnstunden und andere Mädchenaktivtäten, evtl. Schulen beobachtet und ein anderes Opfer ausgewählt. Die Kiste wurde ja entsprechend für einen längeren Aufenthalt im Erdreich vorbereitet, so dass sie nicht so schnell verrottet, falls das nächste geeignete Opfer etwas auf sich warten lässt.
Die Sachen waren außerdem evtl. fast alle von z. B. Baustellen geklaut, hätten dann also auch nichts gekostet und Zeit hatte WM.
Die zur Vorgeschichte unter C.l. getroffenen Feststellungen zur Schuldenlast des Angeklagten im maßgeblichen Zeitraum beruhen auf den glaubhaften und überzeugenden Angaben des Zeugen dem früheren Filialleiter der Deutschen Bank in Landsberg/Lech. Danach seien dem Angeklagten, der damals die Fernsehklink in Utting betrieben habe, ein Kontokorrentkredit und ein Anschaffungsdarlehen gewährt worden. Ab Mitte 1979 sei es verstärkt zu Kontoüberziehungen gekommen. Wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage der Firma und der Überziehung des Kreditrahmens seißn die Kredite dann am 14.05.1980 zum 21.05.1980 gekündigt worden. Die offenen Forderungen der Bank hätten im Zeitpunkt der Kündigung (Kontostand) und (Anschaffungsdarlehen) betragen. Trotz Verkaufs der Fernsehklinik und Ven/vertung der Sicherheiten sei der Schuldenstand zum 30.06.1982 aufQuelle: Urteil S. 95, 96
inklusive Zinsen angewachsen. Dass der Angeklagte am 17.07.1980 die eidesstattliche Versicherung vor dem Amtsgericht Landsberg am Lech ablegen musste, ergibt sich aus dem verlesenen Protokoll in der
Zwangsvollstreckungssache Mazurek ./. Mazurek Werner. Wie die Zeugin die Ex-Ehefrau des Angeklagten, darlegte, habe sie sich zu Zwangsvollstreckungsmaßnahmen entschlossen, nachdem der Angeklagte, der ausweislich des verlesenen Endurteils des Amtsgerichts- Familiengerichts-Landsberg am Lech vom 09.11.1977 zu monatlichen Unterhaltszahlungen an seinen Sohn^^Hund seine Ehefrau aus erster Ehe von insgesamt verurteilt worden war, seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen sei. Dass die finanziellen Verhältnisse im Tatjahr 1981 marode waren, zeigen ferner die verlesenen Gerichtsvollzieherauskünfte, wonach allein im Jahr 1981 16 Vollstreckungsaufträge gegen den Angeklagten Mazurek eingingen und er durchgehend, auch hinsichtlich kleinerer Beträge, Pfandabstand erklären musste. So belegt ein Vollstreckungsauftrag der Isar-Amper-Werke vom 13.02.1981 über dass er offensichtlich nicht einmal seinen Stromverpflichtungen nachkommen konnte.
Andante schrieb:Da musste eine Lösung her, und zwar möglichst schnell und so, dass man nicht erwischt würde, dachte man. Sie hieß Ursula, wie alle Indizien zeigen.Und nichts einfacher als das man von einer im Ort bekannten Familie ihr Nesthäkchen entführt und Geld erpresst.
Andante schrieb:Immerhin hatte Mazureks Ex-Frau danach bei den Herrmanns mal geputzt, und Mazureks Tochter hatte als Kleinkind mit Ursula gespielt.. Mazurek wusste auch noch anzumerken, dass seine Ex ihren „spärlichen Putzlohn“ angeblich nicht immer pünktlich bekam. Das Vorhandensein der Familie Herrmann samt Ursula war ihm als nach eigenem Bekunden also nicht gänzlich unbekannt.Soll das ganze jetzt auch noch zum Racheakt deklariert werden, weil die Exfrau ihren spärlichen Putzlohn unpünktlich bekam von den Eltern des Opfers?
JagBlack schrieb:Der Effekt dieser Entführung eines Nesthäkchens liegt doch klar auf der Hand, das zahlt jeder jede Summe.Und bei anderen Kindern nicht?
ErwinKöster schrieb:Ich finde im Urteil nur die apodiktische Behauptung dass er es getan haben soll, wie üblich mit Hinweisen auf das "Indizienmosaik". Sonst nichts. Das blosse revisionsfeste Behaupten von nicht ganz denkunmöglichen Vorkommnissen ist aber mE keine redliche Arbeitsweise.Daraus besteht aber nunmal zu 75% das Urteil und viele finden das auch noch ganz ganz toll.
monstra schrieb:Es wurde zurecht angemerkt, dass es reiner Zufall war, dass Ursula an diesem Tag mit ihrem Fahrrad den Weg befuhr. Man kann nun unterstellen, das werde der Mazurek schon alles gewusst haben, aber es bleibt eine UnterstellungEs ging bei alledem um die Frage, ob die Annahme eines vorher ausgekundschafteten Opfers oder einer Tat "auf gut Glück" mit einem Zufallsopfer wahrscheinlicher ist.
JosephConrad schrieb am 22.12.2020:Nach den glaubhaften Angaben des Zeuge KHK X konnten trotz umfangreicher Befragungen der Anwohner keine Feststellungen getroffen werden, dass andere Kinder ohne Begleitung eines Erwachsenen noch zu so später Zeit allein durch das Weingartengebiet radeln durften und an diesem Abend auf dem Seeweg unterwegs waren ...
Palio schrieb:musste er nur mal kurz zu Fuß in die Kaagangerstraße (100-200 Meter)Vielleicht solltest du, so wie ich das getan habe, zuerst einen kleinen Ausflug nach Eching machen, um sich die Örtlichkeiten anzusehen, bevor du hier redundant die wildesten Theorien aufstellst?