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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.655 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wald, Entführung, München ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.02.2021 um 21:35
Aber warum sollte ein LEH Schüler am Anreisetag um diese Uhrzeit evtl. mit Gepäck alleine diesen Weg heruntergelaufen kommen? Woher käme er dann und wo würde er hin wollen?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.02.2021 um 22:34
Zitat von HeinzHaferkampHeinzHaferkamp schrieb:Laut MH stand die Telefonnummer 1981 noch im Telefonbuch
Ist noch bekannt wie der Eintrag aussah? In den 70ern bis in die 80er rein war es absolut üblich, den Beruf im Telefonbuch einzutragen. Da könnten die Erpresser diesen herhaben. Oder der verurteilte Erpresser wollte eine falsche Fährte legen, dass das Opfer unbekannt war und die Daten aus dem Telefonbuch entnommen wurden. Dazu müsste man aber wissen, inwieweit das Telefonbuch hier Auskunft gab. Gerade 2 Mio. Lösegeld und Lehrer passen ja nicht wirklich zusammen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.02.2021 um 22:40
Zitat von PhischPhisch schrieb:In den 70ern bis in die 80er rein war es absolut üblich, den Beruf im Telefonbuch einzutragen.
Das kenne ich auch so. Tja, wo findet man ein Landsberger Telefonbuch von 1981?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.02.2021 um 22:58
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Und wie hätte Mazurek die Wegfahrt Ursulas zum Turnen kontrollieren sollen, was noch absurder erscheint wenn man die Lage des Herrmann-Hauses kennt? Dort hätte er unmittelbar an der Auffahrt stehen müssen um sie zu sehen.
Er hätte sich ja nicht direkt am Herrmann-Haus postieren müssen. Am Seeweg hätte gereicht, oder sogar in Schondorf an der Turnhalle.
Zitat von monstramonstra schrieb:Das Gericht hat die schlichtere und Mazurek stärker belastende Variante gewählt
Umgekehrt. Das war natürlich keine Frage der Beliebigkeit. Es gibt nun mal viel Belastendes, was gegen Mazurek spricht. Das kann man nicht wegleugnen, auch wenn es hier gerne in der Diskussion unterschlagen bzw. nicht weiter darauf eingegangen wird.
Zitat von PhischPhisch schrieb:Ist noch bekannt wie der Eintrag aussah? In den 70ern bis in die 80er rein war es absolut üblich, den Beruf im Telefonbuch einzutragen. Da könnten die Erpresser diesen herhaben.
Die Adresse der Familie stand damals jedenfalls nicht im Telefonbuch. Ob wenigstens der Beruf da stand, möchte ich bezweifeln. Gewisse Berufsgruppen möchten nicht unbedingt so in Erscheinung treten, um nicht dauernd Opfer besserer oder schlechterer Scherze zu werden. Lehrer und Polizisten gehören sicher dazu.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.02.2021 um 23:04
Zitat von AndanteAndante schrieb:Er hätte sich ja nicht direkt am Herrmann-Haus postieren müssen. Am Seeweg hätte gereicht, oder sogar in Schondorf an der Turnhalle.
Das wurde hier so behauptet und ist leider absoluter Nonsens.

Ich frage dich nochmal: Haben wir ausser bloßen Behauptungen irgendeinen greifbaren Hinweis dass er Ursula ausgespäht hat?
Zitat von AndanteAndante schrieb:Die Adresse der Familie stand damals jedenfalls nicht im Telefonbuch.
Doch.

Beitrag von 2r2n (Seite 62)


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.02.2021 um 23:13
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:Aber warum sollte ein LEH Schüler am Anreisetag um diese Uhrzeit evtl. mit Gepäck alleine diesen Weg heruntergelaufen kommen? Woher käme er dann und wo würde er hin wollen?
Die kleineren Internatsschüler, die in die Kiste gepasst hätten, wären nach dem Abendessen wahrscheinlich eh nicht mehr draußen unkontrolliert, dh ohne Aufsicht herumgelaufen. Auf dem LEH-Gelände wäre genug Platz gewesen, falls man sich mit Freunden vor dem Schlafengehen noch mal draußen treffen wollte.
Zitat von roberndrobernd schrieb:Und eine Suche beginnt auch nicht bereits nach kurzer Zeit sondern erst am nächsten Tag.
Wieso das den nicht? In Internaten ist es üblich, dass die älteren sich sich um die jüngeren kümmern. Und da kaum jeder dort ein Einzelzimmer gehabt haben dürfte, wäre es nach am Abend bei der Kontrolle durch den zuständigen älteren Schüler aufgefallen, wenn ein Kind im Zimmer fehlt bzw. dessen Bett leer ist.
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Doch
Nein. Es geht nicht um die Nummer, sondern um die Adresse. Und die Adresse stand nicht im Telefonbuch.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.02.2021 um 23:17
Zitat von AndanteAndante schrieb:Nein. Es geht nicht um die Nummer, sondern um die Adresse. Und die Adresse stand nicht im Telefonbuch
Soll das ein Scherz sein? In welchem Telefonbuch steht nur die Nummer ohne Adresse? Wenn ja, gibt es dafür eine Quelle?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.02.2021 um 23:21
Zitat von AndanteAndante schrieb:Gewisse Berufsgruppen möchten nicht unbedingt so in Erscheinung treten, um nicht dauernd Opfer besserer oder schlechterer Scherze zu werden. Lehrer und Polizisten gehören sicher dazu
Das war früher durchaus anders. Ich habe hier ein Telefonbuch von 1970/71 rumliegen, da sind viele Studienräte und PolizeiObermeister etc. explizit genannt. Die Abkehr von dieser Offenheit fand offenbar erst später statt.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.02.2021 um 23:24
Zitat von AndanteAndante schrieb:Ob wenigstens der Beruf da stand, möchte ich bezweifeln. Gewisse Berufsgruppen möchten nicht unbedingt so in Erscheinung treten, um nicht dauernd Opfer besserer oder schlechterer Scherze zu werden. Lehrer und Polizisten gehören sicher dazu.
Der meines Vater stand ab 1975 im Telefonbuch. Zusammen mit Vorname, Nachname und dem Stadtteil. Bis heute. Er war Lehrer in einer Kleinstadt, sein Haus allgemein bekannt. Scherzanrufe? Kein einziger in über 30 Jahren Dienstzeit. Häufiger passierte es, dass Schüler unangemeldet vorbei kamen, wenn sie Hilfe brauchten.

Und hier befinden wir uns im Jahre 1981. Da war noch viel anders als heute.

Ob die Adresse im Telefonbuch stand, hat 2r2n nicht ausdrücklich bestätigt, aber das spielt m.E. auch keine große Rolle. Gezielt ein Lehrerkind zu entführen und 2 Mio. zu erpressen bedeutet jedenfalls, länger auf das Geld warten zu müssen und ggf. hingehalten zu werden mit Begründungen, es dauere länger, bis "Kirche oder Staat" das Geld zur Verfügung stellen.

Dann noch eine Familie auszuspähen, die ihn vielleicht schnell identifizieren konnte, bleibt ein Geheimnis für mich. Im Übrigen müssen nicht zwingend die Kinder im LEH auserkoren gewesen sein.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Die kleineren Internatsschüler, die in die Kiste gepasst hätten, wären nach dem Abendessen wahrscheinlich eh nicht mehr draußen unkontrolliert, dh ohne Aufsicht herumgelaufen.
Warst Du dort Schüler? ;-)


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.02.2021 um 23:25
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Soll das ein Scherz sein? In welchem Telefonbuch steht nur die Nummer ohne Adresse?
Doch, das ist heutzutage nicht unüblich. Damals aber schon eher, da war das die Ausnahme, kam aber durchaus vor. Wenn die Adresse von Familie H nicht im Telefonbuch war, wäre der Hinweis der Identifikation über die Berufsbezeichnung natürlich geschwächt, da die Täter dann diese anders hätten beschaffen müssen oder eben schon kannten.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

15.02.2021 um 23:52
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Soll das ein Scherz sein? In welchem Telefonbuch steht nur die Nummer ohne Adresse? Wenn ja, gibt es dafür eine Quelle?
Das Ding heißt Telefonbuch, nicht Adressbuch. Heute lassen sich viele Leute nur mit Namen und nicht mit Anschrift ins Telefonbuch eintragen. Ich übrigens auch. Früher war das nicht ganz so häufig, kam aber vor.
Zitat von monstramonstra schrieb:Warst Du dort Schüler? ;-)
Das nicht, aber ich vermute mal, dass bei den Kleinen schon noch genauer hingeguckt wurde, bis wie lange die abends raus und runter vom Gelände durften. Aber ich lasse mich da gerne über die Hausordnung belehren.
Zitat von monstramonstra schrieb:Im Übrigen müssen nicht zwingend die Kinder im LEH auserkoren gewesen sein.
Natürlich nicht. Aber jemandem, der aufs Lösegeld scharf war, kam es, so die von @robernd vorgestellte Theorie, auf ein Kind aus wohlhabendem Haus an, und das hätte er eher unter den LEH-Schülern gefunden (wo sicher auch ein paar Kinder aus mittellosem Haus mit Stipendium gewesen wären, die ein derartiger Täter, wenn er Pech gehabt hätte, auch hätte erwischen können, aber das lassen wir jetzt mal beiseite, bevor es hier von Zufällen nur so wimmelt ;)


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

16.02.2021 um 00:53
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:Aber warum sollte ein LEH Schüler am Anreisetag um diese Uhrzeit evtl. mit Gepäck alleine diesen Weg heruntergelaufen kommen? Woher käme er dann und wo würde er hin wollen?
Das arme Kind aus reichem Hause musste samt Gepäck mit der Bahn fahren und dann vom Bahnhof zu Fuß über den Seeweg zum LEH laufen. Die reichen Eltern hätten es nicht mit dem Auto zum LEH gebracht bzw. vom Chauffeur bringen lassen.

Nein, irgendwie muss das reiche Kind doch an den Seeweg zu kriegen sein, damit die These vom Entführungsopfer aus dem LEH hinkommt. Und als, Überraschung!, kein solches Kind des Weges kam, nahmen die Täter eben Ursula. Die hatte zwar kein Gepäck dabei, dafür aber ein Fahrrad.

Ob die Täter sie überhaupt dem LEH zugeordnet haben oder wussten, dass sie dort nicht hingehört, sondern Ersatzopfer ist, dazu sagt die These nichts. Aber wenn die Täter wussten bzw. vermuteten, dass Ursula nicht zum LEH gehören kann, konnten sie auch nicht sicher sein, dass dieses Kind aus wohlhabendem Haus kam. Trotzdem nahmen sie sie mit ohne Garantie, Lösegeld zu bekommen.

Irgendwie, finde ich, ist die These, die @robernd da vorgestellt hat, noch nicht richtig rund....


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

16.02.2021 um 06:36
Zitat von AndanteAndante schrieb:Es gibt nun mal viel Belastendes, was gegen Mazurek spricht.
Ich interessiere mich schon einige Zeit für solche Fällen, wie diesen hier, wo im Nachhinein viele Zweifel bestehen bleiben. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die Ursachen dafür zum größten Teil darin begründet liegen, dass zwar massig Indizien für die Schuld eines Verdächtigen gesammelt werden, aber der Pflicht der Ermittlungsbehörden, auch Entlastendes zusammen zu tragen, nicht oder nur wenig nachgekommen wird.
Dafür gibt es auch keine Kontrollmechanismen. Wenn jemand nachfragt, dann wurde halt einfach nichts Entlastendes gefunden. Im Gegenteil, manchmal drängt sich mir der Eindruck auf, dass proaktiv diese Findung unterdrückt wird. Beispiel Tonbandgerät: Dieses wurde relativ frühzeitig über die Medien als das entscheidende Beweisstück für die Überführung des Mörders präsentiert. Wer es hat oder hatte, muss mit hoher Wahrscheinlichkeit der Täter sein. Anschließend wundert man sich natürlich nicht, dass sich kein Vorbesitzer meldet. Schlussfolgerung der Ermittler: Wir hatten Recht, er wars. Oder bei Geständnissen (in diesem Fall eher weniger) ist man froh, endlich eines zu haben und bei der Prüfung auf dessen Wahrheitsgehalt beschränkt man sich oft nur auf Plausibilitätsbetrachtungen. Hier, bei Pfaffinger lief es ein bisschen anders, er fand das Loch ja letztendlich nicht, aber man hatte es wenigstens versucht. Dass er auf dem Weg dorthin zusammen gebrochen ist, dafür können die Ermittler nichts und das spricht ja auch nur dafür, dass er es war, u. s. w....
Was ich damit sagen will ist, dass es meistens nicht irgendwelche Verschwörungen, katastrophale Fehler oder gar involvierte Ermittlungsbeamte sind, die am Ende zu diesen Zweifeln führen, sondern die verständlicherweise etwas verloren gegangene Neutralität der Ermittlungen. Je grausamer ein Verbrechen, desto höher auch der emotionale Druck auf die Beamten verstärkt durch Medien und Öffentlichkeit. Am Ende werden dann zu Recht Zweifel an der Fairness des ganzen Verfahrens laut, wenn man das Gefühl einer gewissen Voreingenommenheit der verantwortlichen Stellen bekommt.
Es geht mir nicht primär um die Schuld oder Unschuld des Täters. Darüber haben Gerichte zu urteilen. Voraussetzung dafür ist aber ein faires Ermittlungsverfahren und da sehe ich Verbesserungsbedarf in unserem System.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

16.02.2021 um 08:30
Zitat von AndanteAndante schrieb:Die kleineren Internatsschüler, die in die Kiste gepasst hätten, wären nach dem Abendessen wahrscheinlich eh nicht mehr draußen unkontrolliert, dh ohne Aufsicht herumgelaufen. Auf dem LEH-Gelände wäre genug Platz gewesen, falls man sich mit Freunden vor dem Schlafengehen noch mal draußen treffen wollte.
Würde mich stark wundern, wenn bei der Menge an Entführungen zu dieser Zeit, die Kleinen am Abend frei durch den Wald laufen durften! Aber es gab hier schon mal Ausgangszeiten. Ich weiß sie leider nicht mehr.
Zitat von schärlookschärlook schrieb:Dass er auf dem Weg dorthin zusammen gebrochen ist, dafür
Ist er das? Wo hast du das her? meinst du HW?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

16.02.2021 um 10:50
Zitat von AndanteAndante schrieb:Am Seeweg hätte gereicht, oder sogar in Schondorf an der Turnhalle.
Komm. Das ist unplausibel. Der Bruder des Opfers:
Zitat von 2r2n2r2n schrieb am 21.02.2018:- Ursula ist nach den Ferien zum ersten mal wieder zur Turnstunde nach Schondorf gegangen (Die Ferien waren gerade vorbei). Vorher nur im Juni und Juli fünf oder sechs mal. Da kann man sicherlich nicht vom Ausspähen regelmäßiger Gewohnheiten sprechen.
- Man stelle sich den dicken Mazurek vor, wie er im Juni und Juli regelmäßig im Unterholz am Seeweg hockt und schaut, wer da alles vorbeifährt. Da fahren und laufen ja jeden Tag hunderte vorbei. Und woher will er wissen, dass Ursula am 15.09. nach sechs Wochen Sommerferien abends zwischen 19.00 Uhr und 19.30 Uhr hier wieder vorbeiradelt? Diese Idee ist aus meiner Sicht wirklich absurd.
Oder der dicke Mazurek lungert vor der Turnhalle herum und kuckt sich genau die Kinder an, die da rein oder raus gehen. Das wäre auch 1981 aufgefallen. Ebenso absurd.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Aber jemandem, der aufs Lösegeld scharf war, kam es, so die von @robernd vorgestellte Theorie, auf ein Kind aus wohlhabendem Haus an, und das hätte er eher unter den LEH-Schülern gefunden (wo sicher auch ein paar Kinder aus mittellosem Haus mit Stipendium gewesen wären, die ein derartiger Täter, wenn er Pech gehabt hätte, auch hätte erwischen können, aber das lassen wir jetzt mal beiseite, bevor es hier von Zufällen nur so wimmelt ;)
Es gab in Eching offenbar ausreichend finanziell potente Bewohner, die dann der Familie Herrmann auch das Lösegeld zur Verfügung gestellt haben.

Der Bruder des Opfers zur Quelle des Lösegeldes in Höhe von 2 Mio. DM:
Zitat von 2r2n2r2n schrieb am 21.02.2018:Dass die Lösegeldsumme dann aber nach ein paar Tagen bereitgestellt werden konnte, lag an dem vermögenden Umfeld in der Nachbarschaft (Im südlichen Teil Echings, nahe des Ammersees wohnen einige reiche Leute). Mein Vater setzte sich wohl mit diesen Leuten (zu denen wir eigentlich keinen näheren Kontakt hatten) von denen bekannt war, dass sie mehr Geld besaßen als der Normalbürger, in Verbindung und von einem Teil dieser Leute kam dann die Bereitschaft.
Mazurek war das sicher bekannt. Warum hatte er nicht ein Kind dieser Familien im Visier? Weil das nicht seine Idee war? Weil die nicht entführt wurden?

Aber das sind doch alles Zirkelschlüsse: "Weil er es war, war es so. Und kann nur so gewesen sein." Und so wird aus dem Manko des Nichtwissens eine mehr oder weniger schlüssige Erklärung, die ihren Absolutsheitsanspruch aber noch nicht mal daraus entnehmen kann, dass sie objektiv wahrscheinlicher ist als andere Varianten. Sondern nur subjektiv als wahrscheinlicher bewertet wird.

Und zur Beziehung der Familie Herrmann zur Familie Mazurek:
Zitat von 2r2n2r2n schrieb am 20.02.2018:Für uns war er 1981 ein Mitbewohner im Dorf, wir kannten ihn nicht persönlich. Und auch er hatte keinen Bezugspunkt zu uns. Dass seine Exfrau sechs oder sieben Jahre vorher (die Scheidung war wohl schon bald darauf) bei uns geputzt hat, war ihm vermutlich nicht bekannt.
Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass ich Mazurek für unschuldig halte. Es wurden einige Indizien gegen ihn gesammelt und durch die Gesamtschau befand ihn das Gericht im Strafverfahren für schuldig. Aber diese Indizien sind nicht so klar, dass sich der Fall plausibel darstellt.
Den letzten Absatz teile ich. Plausibel ist das alles nicht, auch wenn man sich - wie das Gericht - noch so bemüht, das Ding irgendwie gedanklich gerade zu rücken, durch Annahmen, Unterstellungen und möglichen, aber eben auch fragwürdigen Erklärungen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

16.02.2021 um 11:12
Was bedeutet in Zusammenhang mit der bei der Entführung verwendeten Kiste der Begriff " zu klein"? Wenn das Kriterium wäre, dass ein Mensch darin zumindest aufrecht hätte stehen können, dann wäre auch die 10jährige Ursula für die Kiste bereits "zu gross" gewesen. Die ausgewählten Beigaben literarischer Art deuteten allerdings darauf hin, dass das Entführungsopfer bereits längere Texte lesen und verstehen sollte, also an ein älteres Kind gedacht worden war.


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16.02.2021 um 11:22
Für John Sinclair beispielsweise findet man Altersempfehlungen die bei 16 Jahren liegen.


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16.02.2021 um 12:34
Zitat von monstramonstra schrieb:Komm. Das ist unplausibel.
Ich bleibe dabei: Das ist nicht unplausibel, jedenfalls sehr viel weniger als das Auflauern eines beliebigen LEH-Kindes am Anreisetag (!) nach den Ferien und der These von Ursula als „Ersatzopfer“. Wenn die Kinderturnstunde dienstags in Schondorf zu festen Uhrzeiten bei Familien mit schulpflichtigen Kindern - und Mazurek hatte solche - ein „Jour fixe“ war, wie eine Zeugin sagte, und wenn Ursula begonnen hatte, vor den Sommerferien diese Turnstunde zu besuchen, war damit zu rechnen, dass sie das nach den Sommerferien fortsetzen würde. Was soll daran unplausibel sein? Es ist im Gegenteil sehr plausibel, wenn man seine Scheuklappen mal ablegt.

Möglicherweise war das in Eching unter Müttern auch Gesprächsthema gewesen, Urulas Mutter hatte den Turnstundenbersuch irgendwo erwähnt, und die Info ist über Mazureks Frau bis zu WM gelangt. Jedenfalls ist es keineswegs unwahrscheinlich, dass Mazurek über Ursulas Wege dienstagsabends zu Schulzeiten informiert war.
Zitat von monstramonstra schrieb:Oder der dicke Mazurek lungert vor der Turnhalle herum und kuckt sich genau die Kinder an, die da rein oder raus gehen. Das wäre auch 1981 aufgefallen. Ebenso absurd.
Nein. Er musste, irgendwo versteckt, nur kurz nach der sich nähernden Ursula mit ihrem roten Fahrrad gucken, um sich zu vergewissern, dass sie wie erwartet zur Turnstunde ging, Da gingen nicht Hunderte von Kindern hin. Ein Blick hätte gereicht, und dann nichts wie wieder weg. Außerdem könnte er sich genau so gut am Seeweg oder am Ortseingang von Schondorf aufgehalten haben, halt da, wo sie vorbeikommen musste.

Generell: Es ist kaum eine Entführung vorstellbar, wo die Entführer erstens keinerlei Vorstellung von der Person haben, die sie entführen wollen, ind zweitens nicht ausgekundschaftet hätten, wo man sie am besten unbeobachtet erwischt. Daher ist die These von Zufalls- oder Ersatzopfer ziemlich absurd. Selbst wenn deutsche Touristen im Ausland von Rebellen oder sonstwem entführt werden, hat man sie vorher beobachtet und weiß, dass es Leute sind, bei denen sich eine Erpressung lohnt.
Zitat von monstramonstra schrieb:Und so wird aus dem Manko des Nichtwissens eine mehr oder weniger schlüssige Erklärung, die ihren Absolutsheitsanspruch aber noch nicht mal daraus entnehmen kann, dass sie objektiv wahrscheinlicher ist als andere Varianten. Sondern nur subjektiv als wahrscheinlicher bewertet wird.
Das wird durch ständige Wiederholung wirklich nicht richtiger. Es gibt objektive Anzeichen dafür, dass Ursula kein Zufallsopfer war und dass sie wegen des Lösegeldes entführt wurde, von dem der Täter wusste, dass es auf irgendeine Weise zusammenkommen würde. Wirklich abstrus ist hingegen die Theorie von der Entführung eines x-beliebigen Kindes aus „ennui“ durch ältere LEH-Schüler oder, unter den gegebenen Umstandes des Tattages, Ursula als Ersatzopfer für irgendein (!) jüngeres LEH-Kind, von dem die Täter lediglich vermuten konnten und Daumen drücken mussten, dass es aus wohlhabendem Hause kommen würde.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

16.02.2021 um 13:09
Zitat von AndanteAndante schrieb: Es gibt objektive Anzeichen dafür, dass Ursula kein Zufallsopfer war und dass sie wegen des Lösegeldes entführt wurde, von dem der Täter wusste, dass es auf irgendeine Weise zusammenkommen würde. Wirklich
Um ehrlich zu sein ist es doch dem Täter Wurscht, woher die Eltern das Geld bekommen! Das ist nun wirklich nicht sein Problem. Und ich glaube nach wie vor, dass Leute dieser Art eine völlig falsche Vorstellung davon haben, wie viel Geld ein „Gutverdiener“ auftreiben kann.


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16.02.2021 um 13:18
Zitat von AndanteAndante schrieb:Es ist kaum eine Entführung vorstellbar, wo die Entführer erstens keinerlei Vorstellung von der Person haben, die sie entführen wollen, ind zweitens nicht ausgekundschaftet hätten, wo man sie am besten unbeobachtet erwischt. Daher ist die These von Zufalls- oder Ersatzopfer ziemlich absurd
Das ist wahrscheinlich so. Nur die Frage, ob Ursula das Kind war, das ausgekundschaftet wurde, oder Ersatz war, das halte ich nicht für absurd.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Es ist im Gegenteil sehr plausibel, wenn man seine Scheuklappen mal ablegt.
Scheuklappengefahr besteht auch, wer buchstabengetreu an den Feststellungen des Urteils hängt.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Möglicherweise war das in Eching unter Müttern auch Gesprächsthema gewesen, Urulas Mutter hatte den Turnstundenbersuch irgendwo erwähnt, und die Info ist über Mazureks Frau bis zu WM gelangt. Jedenfalls ist es keineswegs unwahrscheinlich, dass Mazurek über Ursulas Wege dienstagsabends zu Schulzeiten informiert war.
QUED - "möglicherweise", "vielleicht nicht unwahrscheinlich" - Mazurek war 1981 von seiner Frau, die mal bei den Herrmanns gearbeitet hat, schon lange geschieden.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Er musste, irgendwo versteckt, nur kurz nach der sich nähernden Ursula mit ihrem roten Fahrrad gucken, um sich zu vergewissern, dass sie wie erwartet zur Turnstunde ging, Da gingen nicht Hunderte von Kindern hin. Ein Blick hätte gereicht, und dann nichts wie wieder weg. Außerdem könnte er sich genau so gut am Seeweg oder am Ortseingang von Schondorf aufgehalten haben, halt da, wo sie vorbeikommen musste.
Theoretisch denkbar. "Da gingen nicht Hunderte von Kindern hin" - aber ein oder zwei Dutzend andere. Und andere Kinder gingen zur Schule, zum Kindergarten, zum Spielen, in den Wald?

Wenn schon Kindern durch Mazurek nachgestellt wurde: Warum Ursula? Warum kein Kind der wohlhabenden Familien im Dorf, die Mazurek sicher kannte? Warum kein anderes Kind? Kam nur Ursula mit dem Fahrrad durch den Wald? Warum blieb das Fahrrad liegen, hatte sich Mazurek das überlegt, vorher?

Es bleibt ein Rätsel, Deine Erklärungsversuche bleiben dünn, so wie die Annahmen des Gerichts.


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