Phisch schrieb:Das stimmt nach meiner Erinnerung nicht ganz. Auch wurden wohl die abgehörten Telefongespräche des WM in die Wertung des Gerichts einbezogen. Hier sprach er von einem "Betriebsunfall", was wohl auch als erhebliches Indiz gewertet wurde. Und diese Wertung bei dieser Wortwahl kann ich durchaus nachvollziehen. Würde ein Unbeteiligter so sprechen? Für mich nicht einfach vorstellbar.
So ist es. Im Urteil spielt das eine grosse Rolle und nach meiner persönlichen Einschätzung eine weit grössere Rolle als das berühmte Gutachten.
Phisch schrieb:Den im Urteil fehlenden Mittäter hatte der Bruder des Opfers auch kritisiert. Dazu meine Frage: wenn Pfaffinger das Loch ausgehoben haben soll, wieso war er nicht dann auch bei der eigentlichen Tat zugegen?
Genau. Das ist eine durchaus plausible Frage.
Phisch schrieb:Noch was: es gab doch den ehemaligen Polizisten /Jäger, gegen den auch ermittelt wurde. Konnte eine Querverbindumg WM zu diesem eigentlich ausgeschlossen werden?
Nein, da hat sich für die Ermittler nichts ergeben.
Nachdem
@Andante mich freundlicherweise zitiert hat, möchte ich noch einmal betonen, dass es sich bei meinen Schlussfolgerungen freilich um meine persönliche Einschätzung handelt und meine Interpretation der Sprache des Gerichts im umfangreichen Urteil. Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass das Gericht mit den vorhandenen Indizien M. auch dann verurteilt hätte, wenn es das Tonbandgerät gar nicht gegeben hätte. Nun ist es aber aufgetaucht, und da muss sich das Gericht dann freilich damit befassen. Und die Gutachterin hat eben auch ein Gutachten erstellt, das eine Verbindung zur Tat für möglich und wahrscheinlich hält. Dem kann man widersprechen, aber das Gericht war vorsichtig genug, das Urteil eben nicht allein auf dieses Gutachten zu stützen.
Warum nicht früher Anklage erhoben wurde? Wie
@Andante richtig schreibt ist das immer auch eine Frage der Einschätzung der Staatsanwaltschaft und damit auch der Polizei. Es wurden erst spät noch wichtige Indizien gefunden. Ich kann nachvollziehen, dass man direkt nach der Tat zögerte, obwohl es recht klar ist, dass die Polizei schon früh den M. verdächtigt hat.
Wichtig ist auch, dass bei all den umfangreichen Ermittlungen sich eben keine tragfähige Spur ergeben hat, die auf einen anderen Täter hinweist. Das allein ist zwar kein Beweis der Schuld Mazureks, aber es ist schon akzeptabel, dass sich die Ermittler dann um so mehr auf einen Verdacht gegen ihn konzentriert haben. Die LEH Theorie dagegen steht auf extrem wackeligen Füssen. Weder ist ein Motiv, noch irgendeine konkrete Spur in diesen Kreis zu sehen, und vor allem: dann müsste man all die Indizien, die auf M. hinweisen, vor allem freilich Pfaffinger, aber auch alles andere, einschliesslich Mazureks Verhalten, komplett aussortieren. Das erscheint dann doch alles andere als plausibel. Und ja, ich kenne Klingeldraht und Bitumentheorie, aber das ist dann auch alles, was man irgendwie mit dem LEH verbinden kann. Konkret sieht für mich anders aus.
Mazureks Unterstützer werfen im Prinzip den Ermittlern vor, sich in eine Schuldtheorie Mazureks verrannt zu haben, aus der sie nicht mehr herauskommen. Umgekehrt ist das aber dann ebenso, man kann sich auch in eine Unschuldstheorie verennen, vor allem wenn man dann den Blick nur noch auf das Tonbandgutachten wirft. Das ist m.E. hier passiert.