@Heidi71 Das Phänomen der Phasenauslöschung betrifft nur den Direktschall. Wenn zwei Wellen, die um 180 Grad, also um eine halbe Welle verschoben sind, gleichzeitig schwingen, heben sie sich auf. Deswegen ist dieser Effekt bei einer Sinuswelle im schalltoten Raum so extrem, dass man tatsächlich nichts mehr hört. Bei Tönen mit Obertonstruktur in einem normalen Raum würde so ein Ton lediglich gedämpft werden. Das könnte also mit dem sechsten Ton der Tonfolge passiert sein, wenn das Mikro genau so vor einem Gerät stand, dass das Monosignal aus den beiden Lautsprechern eine Phasenauslöschung erfahren hat.
Der Raumklang besteht nun aus einer Mischung von Direktschall und Reflexionsschall und ist vom Phasenverhalten vollkommen diffus. Wir können hier keine Auslöschungen aufgrund von Phasenverschiebung erwarten. Es gibt an bestimmten Hörplätzen Absenkungen und an anderen Stellen Anhebungen im Frequenzgang, aufgrund von Resonanzen und absorbierenden Materialien. Der daraus resultierende Frequenzgang ist an jeder Stelle des Raums anders. Das ist also ein Phänomen, das alle Signale, die im Raum wiedergegeben werden, betrifft.
Deshalb werden bei einer Einmessung im Studio alle Frequenzen gleichzeitig (Rosa Rauschen/pink noise) über die Studiolautsprecher geschickt und vom Messmikrophon an einen Analyzer weitergegeben. Daraus lässt sich dann durch Anhebung und Absenkung der jeweiligen Frequenzen im Equalizer wieder ein gerader Frequenzgang herstellen. Aber leider nur an einem Platz. Nämlich dem Hörplatz des Toningenieurs. An allen anderen Stellen ist es so zerklüftet, wie in dem Beispiel unten.
Das heißt also, dass es bei deiner Frage um zwei verschiedene Dinge geht. Sie können zwar gleichzeitig auftreten, stehen aber sonst in keiner Verbindung. Wenn eine Phasenauslöschung stattgefunden hat, würde es bedeuten, dass das Signal rein rechnerisch vor dem Auftreten der Raumreflexion (also in den ersten 10 ms) ein wenig leiser ist. Aber das ist reine Theorie. Ich weiß nicht, ob so etwas in der Praxis messbar ist.
Hier ist ein möglicher Raumfrequenzgang inkl. Kammfiltereffekten im Obertonbereich ab 2 kHz. In diesem Beispiel wäre der oberste Ton der Tätertonfolge um 10 dB leiser als die anderen. Nur aufgrund der Raumakustik.
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