@Peter0167:
Peter0167 schrieb:... solche Ansätze, die es übrigens schon seit über 100 Jahren gibt ...
Dazu sollte man im hier betrachteten Zusammenhang erwähnen, dass diese älteren Ansätze -- deren prominentester Vertreter die
Kaluza-Klein-Theorie aus den 1920ern ist -- nichts mit dunkler Materie zu tun hatten, sondern meist Versuche waren, eine
einheitliche Feldtheorie ("Weltformel") aufzustellen, oder zumindest Elektromagnetismus und Gravitation zu vereinheitlichen.
Peter0167 schrieb:... nicht einfach als unseriös abtun ...
Die Forschungen sind sicherlich in dem Sinne seriös, dass die beteiligten Personen angemessen qualifiziert und die durchgeführten Arbeiten fachlich (im üblichen Rahmen) korrekt sind. Ich habe jedoch erhebliche Zweifel, ob sie
sinnvoll sind.
Die Beschäftigung mit Feldgleichungen macht Spass. Es ist intellektuell herausfordernd, und man kann sich immer neue Kombinationen und Varianten ausdenken. Ich sehe jedoch die folgende Gefahr, die -- im übertragenen Sinne -- auch aus dem
hier erwähnten Fermi-Zitat hervorgeht: Das Hinzufügen einer Dimension, verbunden mit dem ungeheuren mathematischen Apparat, der heute zur Verfügung steht, erhöht die Flexibilität des Modells so weit, dass sich nahezu
alles damit irgendwie abbilden lässt, sofern man genügend Aufwand in die Ausarbeitung steckt.
Mein Verdacht ist also, dass die Forschungsgruppe einige Jahre eine Menge Spass haben wird, vielleicht irgendwann auch ein
formal "passendes" Ergebnis abliefert, das eine Zeitlang gefeiert wird, an das sich jedoch -- wie es im Laufe der Zeit mit hunderten von anderen Theorien geschehen ist -- ein paar Jahre später kaum jemand erinnern wird, weil es letztendlich nur mathematische Sophisterei ist.
Auch die vorgeschlagene experimentelle Überprüfung sehe ich ziemlich kritisch. Diese soll "indirekt" erfolgen, was allerlei fragwürdigen Interpretationen Tür und Tor öffnet. Es würde mich nicht wundern, wenn Theorie einerseits, und Durchführung und Interpretation der entsprechenden Experimente andererseits solange hin und her gebogen werden, bis es irgendwie "passt". Die Entwicklung, dass Experimente dieser Art inzwischen zunehmend an die spezifische Versuchsanlage gebunden sind, d.h. sich andernorts kaum nachvollziehen lassen, könnte das Problem noch verschärfen.
Ich habe kein grundsätzliches Problem mit solchen Forschungen, begeistern kann ich mich dafür jedoch nicht. Meiner Ansicht nach brauchen wir nicht mehr Theorien, sondern mehr und präzisere Beobachtungen, und mehr aussagekräftige und sauber andernorts reproduzierbare Experimente.