Schwierigkeit der Längenkontraktion
22.10.2017 um 17:48pluss schrieb:Eben das ist nicht der Fall. Sollte auch klar sein warum deine Aussage nicht stimmen kann. Wenn dem so wäre müsste sich die Geschwindigkeit der Kugel, wird sie auf der y-Achse beschleunigt, auf der x-Achse aus Sicht von Alice ebenfalls verringern. Was hätte das zur folge wenn Bob seine Ur-Uhr erst startet wenn seine Rakete schon mit 0,8c unterwegs ist?Das Beispiel mit Alice, Bob und der Kugel ist ein bisschen heikel, weil wir in den Vorraussetzungen versteckt haben, dass die Kugel sich immer mit dem Ruhesystem von Bob in X-Richtung mitbewegt, auch wenn der beschleunigt. Wir haben aber nicht so recht klar gemacht, wie sie das tut, sprich welche Kraft das verursacht. Wir haben einfach gesagt, im Ruhesystem von Bob soll die Kugel +-0,6c in y-Richtung haben.
Eben, die Kugel müsste deiner Behauptung nach das Raumschiff verlassen.
Das ist ein wenig heikel, speziell eben in Bezug auf andere Beobachtersysteme. Es muss dann klar sein, dass 0,6c auf der Y-Achse aus Sicht von Alice etwas anderes sind, als 0,6c aus Sicht von Bob. Konkret:
Wenn Alice die zuerst nur mit Bob mitbewegte Kugel später startet, und sie also auf 0,6c beschleunigt, dann tut sie das aus ihrem Bezugssystem heraus. In dem Fall ändert sich tatsächlich (im Gegensatz zu dem Fall, dass Bob die Kugel startet) auch die Geschwindigkeit der Kugel in X-Richtung - aus Sicht von Alice UND Bob und die Kugel verlässt das Raumschiff.
Eine etwas einfachere Erklärung, die das Problem auf einen Blick erklärbar macht, bieten hier (vermutlich) Minkowsky-Diagramme. @mojorisin kann ja mal gucken, ob ich hier so aus dem Bauch heraus Stuss erzähle, aber ich probiere es trotzdem mal. :-)
Also im Minkowskydiagramm wird bei einer Bewegung in X-Richtung die X-Achse gedreht, so dass die X-Achsen 2er Systeme mit so einer X-Geschwindigkeitsdifferenz nicht mehr Senkrecht aufeinander stehen. Genau so auch die Zeitachse. Das sieht man wunderbar, im Minkowskydiagramm. Was ich jetzt aus dem Stehgreif nicht sicher sagen kann, ist ob und wenn ja welche Auswirkungen diese Drehung der X-T-Achsen auf die Y- und Z-Achse haben. Es wäre denkbar, dass die tatsächlich unbehelligt bleiben, und sich nur die beiden ersten verdrehen.
Aber sobald Alice - oder Bob - die 2. Komponente hinzufügen (also, dann wenn Alice oder Bob nach dem Beschleunigen von Bob die Ur-Uhr startet, oder wenn Bob nach dem starten der Ur-Uhr selber beschleunigt) gilt die Drehung eben nicht mehr für die X-Achse sondern es wird der effektive Vektor der Geschwindigkeit - wie auch immer sie gerade ist - + die Zeitachse gedreht. Da das auf jeden Fall ein Mix aus X- und Y-Komponenten ist, werden auf jeden Fall beide Achsen verdreht und stehen logischer weise nicht mehr senkrecht aufeinander. Und wenn Alice in eine Y-Richtung eine Kugel beschleunigt, die aus Bobs Sicht gar keine reine Y-Richtung mehr ist (sondern wegen der Drehung eine Linearkombination aus X und Y-Komponenten) dann ist logisch, dass sich für ihn gleichzeitig auch die X-Komponente ändern muss. Ohne jetzt eine quantitative Aussage machen zu wollen, wie stark, und für das reine Verständnis noch nicht mal, in welche Richtung. ;-)
@all
Mir wäre es lieb, wenn jeder, den das Thema interessiert mal ne kurze Notiz hinterlassen könnte, wie verständlich er meine Erklärung fand - ganz speziell, alle von der "Wir sind uns einig"-Fraktion. Danke :-)