@NoumenonWas führt denn hier zu dem Durcheinander?:
Observablen sind Kennzahlen, für die wir uns als Physiker interessieren, sie haben so keine physikalische Bedeutung. Sie sind nicht der Zustand des Systems. Ein Teilchen hat z.B. keinen "Ort". In einem Ensemble von vielen Teilchen kann eine solche Größe "Ort" aber aus statistischen Gründen ganz nützlich sein, darum überlegt man sich, wie man einem Zustand am besten eine Observable zuordnet. Dabei stellt sich dann raus, dass nur bestimmte Zustände sinnvoll mit einem Ort assoziierbar sind, das nennt man dann die Eigenzustände dieser Observablen.
Es gibt auch noch spezielle Zustände, die in einer gewissen Weise "stabil" sind, das sind dann z.B. Orbitale, in denen du Elektronen in freier Wildbahn begegnest.
Noumenon schrieb:Wie gesagt... Was stellte unmittelbar nach dem Urknall diese 'Umgebung' dar, welche den Rest zum Kollaps zwang...? :)
Der Kollaps der Wellenfunktion ist eine Abstraktion des Messvorgangs. Dabei wird postuliert, dass das Messgerät per Definition nicht quantenmechanisch ist, sondern ein klassisches Objekt. Weil du dann damit keine Dekohärenzeffekte mehr beschreiben kannst lässt du die Wellenfunktion "zufällig" in einen Eigenzustand fallen.
In der Realität ist natürlich auch das Messgerät ein Quantenobjekt, bloß halt viel zu komplex. Und Quantenobjekte haben eine "Wellenfunktion" als Zustand. Diese Wellenfunktion lässt sich mathematisch in einzelnen "Frequenzen" zerlegen. Um nun bestimmte "quantenmechanische Effekte" sehen zu können müssen diese Frequenzen in einer ganz bestimmten Phasenbeziehung zueinander stehen: Wellenberge müssen sich an den richtigen Stellen aufsummieren und an den richtigen Stellen auslöschen. Das System muss also "geordnet" sein.
Wenn das System aber komplex genug ist, dann wird das Verhalten chaotisch. Die Wechselwirkungen in dem System sorgen dafür, dass die Phasenbeziehungen sich verlaufen und damit verschwinden auch die "Quanteneffekte", die wir aus dem Alltag nicht kennen.
Der Grund für die Dekohärenz ist also rein die Komplexität des Systems. Dir sagt bestimmt das Drei-Körper-Problem etwas. Das sind drei Himmlskörper, die sich gegenseitig gravitativ anziehen. Das ist auch ein "chaotisches" System. Das heißt, es verhält sich nach einiger Zeit absolut unvorhersehbar. Und wenn du versuchst, die drei Körper in eine schöne Anordnung zu bringen, dann wird diese Ordnung früher oder später verschwinden, allein wegen der Komplexität des Systems.
Und genau so ist es auch mit großen Quantensystemen. Durch die Komplexität verlierst du bestimmte "Effekte". Natürlich gelten immer noch die Gesetze der Quantemechanik. Alles was du in der Natur siehst, sind letztlich Quantenobjekte die miteinander interagieren. Uns kommen die Dinge, die wir so sehen bloß nicht "komisch" vor, weil wir an sie gewöhnt sind. Was ist zum Beispiel dieses "Licht" und warum verhält es sich so eigenartig? Denkt keiner drüber nach, aber das sind letztlich die Eigenschaften von Photonen die wir beobachten können.
Nur so lustige Dinge wie "Tunnneleffekt" können wir halt leider nicht beobachten, weil das "zu speziell" ist. Aus dem gleichen Grund findest du nie 200 Murmeln, die exakt aufeinander balanciert sind.
Noumenon schrieb:Zweitens ging ich (bzw. wohl bereits der TE) davon aus, dass unmittelbar nach dem Urknall sämtliche Observablen in einem Superpositionszustand befanden. Damit gab es dann aber auch gar keine Umgebung, mit der interagiert werden konnte, um das ganze Gedöhns in Eigenzustände zu zwingen. Woraus sich dann schließlich meine Frage ergab...
Jetzt klarer? Das mit der Observable streichen wir erst mal. Und Superposition ist reine Ansichtssache. Wenn du z.B. die Position eines Elektrons misst, dann weißt du, dass es einen festen Ort hat. Es ist aber keine Superposition aus Orts-Zuständen. Dafür ist der Zustand schon eine Superposition aus Impuls-Zuständen. Du benutzt lediglich eine andere Basis zur Beschreibung des Zustands. Aber an sich gibt es keine "Superposition". Jeder Zustand ist gleichberechtigt.