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Das Lexikon der Verschwörungstheorien
17.11.2004 um 03:18Bloß weil du nicht paranoid bist, heißt das noch lange nicht, daß sie nicht
hinter dir her sind.
ich finde das man dieses lexikon hier vorstelen solte:
Im September 1996 ergab eine telefonische Umfrage unter 800 erwachsenen Amerikanern,
daß 74 Prozent - praktisch also drei von vier Bürgern - glauben, die USRegierung
sei regelmäßig in geheime und verschwörerische Aktivitäten verstrickt.
Das muß nicht unbedingt eine zunehmende Flucht in die Phantasie oder die Verwechslung
von Fernsehen und Realität bedeuten: Die gleiche Studie fand heraus,
daß nur 29 Prozent an Hexerei glauben und gerade mal 10 Prozent denken, daß
Elvis Presley noch am Leben ist.1)
Wenn drei von vier Bürgern - eine weit größere Mehrheit, als sie je ein amerikanischer
Präsident in unseren Zeiten hinter sich hatte - die Regierung verbrecherischer
und ruchloser Aktivitäten verdächtigen, dann heißt das, daß inzwischen ganz normale
Leute etwas glauben, was vor hundert Jahren, in den 1890ern, nur erbitterte
Linksradikale behauptet haben (und was nur Berufszyniker wie H. L. Mencken
noch spät in den Zwanzigern geglaubt haben).
Inzwischen sehen nicht nur Linksextreme und Zyniker alle möglichen Arten von
Doppelzüngigkeit in Washington: Die Rechtsaußen-Fraktion hegt einen viel
schlimmeren Argwohn als alle anderen Trottel in der Republik zusammen. Niemand
in den Vereinigten Staaten von heute hat noch das gleiche blinde Vertrauen in unsere
Herrscher, das man uns in der Volksschule beigebracht hat, und die eingangs
erwähnten drei von vier trauen ihnen überhaupt nicht über den Weg.
Doch die Regierung hat keinerlei Monopol auf das untere Ende der Vertrauenskurve.
Wir leben in einer Zeit, in der mehr Menschen anderen Menschen mißtrauen
als jemals zuvor. Man kann sich kaum mehr eine Gruppe der Gattung Homo
sapiens vorstellen, die nicht das Objekt angstvoller Verdächtigungen einer anderen
Gruppierung geworden ist. Nach landläufiger Ansicht gehören Berufe wie die folgenden
zu den kriminellen Klassen:
TV-Reparaturleute, die uns ständig betrügen, genauso wie Automechaniker. Ärzte,Händler, Kirchenleute und sogenannte »Experten« aller Art sind von einem beinaheschon sichtbaren, dunklen Smog des Mißtrauens umgeben. Wir wissen alle,daß man »Experten« mieten kann, die für jede Seite jeden Falles Zeugnis ablegenkönnen.Auch die Akademiker haben ihre eigenen Arten von Verschwörungstheorien, oderetwas ganz Ähnliches. Die zwei führenden Schulen der Kunst- und Kulturkritik, bekanntals Dekonstruktivismus und Postmodernismus, suchen und finden auchmeist tiefere Beweggründe in allen »Denkmodellen« oder »Geschichten« über dieSituation des Menschen, egal ob es sich bei dieser »Geschichte« nun um das Stückeines Genies wie Shakespeare oder eine TV-Sitcom handelt oder um einen Roman,Film oder Dokumentarfilm, eine Skulptur, die große Oper, ein Gemälde oder einenangeblichen »Fund« der Sozialwissenschaften, um ein etabliertes Gesetz in derWissenschaft der harten Fakten oder eine politische oder religiöse Überzeugung. DieDekonstruktivisten, die ihre skeptische Methode auf den schlechtesten und bestenTendenzen von Freud bis Buddha aufbauen, lassen einen mit dem Gefühl zurück, daßman keiner Kommunikation zutrauen kann zu sagen, was sie bedeutet oder zubedeuten, was sie sagt. Postmodernisten scheinen sich oft zu weigern, überhaupt zukommunizieren (ich sage das ohne Arglist, denn man hat mich selbst auch einenPostmodernisten genannt; R. A. Wilson). Wahrscheinlich sind Hunde die einzigenLeute, die dem Menschen noch trauen, aber mir ist aufgefallen, daß selbst mancheHunde in letzter Zeit ihre Zweifel haben.
Quele:
Das Lexikon der Verschwörungstheorien / Robert Anton Wilson.
ISBN 3-8218-1595-7
Titel der Originalausgabe: Everything is under Control.
Conspiracies, Cults, and Cover-ups
Credendo Vides
hinter dir her sind.
ich finde das man dieses lexikon hier vorstelen solte:
Im September 1996 ergab eine telefonische Umfrage unter 800 erwachsenen Amerikanern,
daß 74 Prozent - praktisch also drei von vier Bürgern - glauben, die USRegierung
sei regelmäßig in geheime und verschwörerische Aktivitäten verstrickt.
Das muß nicht unbedingt eine zunehmende Flucht in die Phantasie oder die Verwechslung
von Fernsehen und Realität bedeuten: Die gleiche Studie fand heraus,
daß nur 29 Prozent an Hexerei glauben und gerade mal 10 Prozent denken, daß
Elvis Presley noch am Leben ist.1)
Wenn drei von vier Bürgern - eine weit größere Mehrheit, als sie je ein amerikanischer
Präsident in unseren Zeiten hinter sich hatte - die Regierung verbrecherischer
und ruchloser Aktivitäten verdächtigen, dann heißt das, daß inzwischen ganz normale
Leute etwas glauben, was vor hundert Jahren, in den 1890ern, nur erbitterte
Linksradikale behauptet haben (und was nur Berufszyniker wie H. L. Mencken
noch spät in den Zwanzigern geglaubt haben).
Inzwischen sehen nicht nur Linksextreme und Zyniker alle möglichen Arten von
Doppelzüngigkeit in Washington: Die Rechtsaußen-Fraktion hegt einen viel
schlimmeren Argwohn als alle anderen Trottel in der Republik zusammen. Niemand
in den Vereinigten Staaten von heute hat noch das gleiche blinde Vertrauen in unsere
Herrscher, das man uns in der Volksschule beigebracht hat, und die eingangs
erwähnten drei von vier trauen ihnen überhaupt nicht über den Weg.
Doch die Regierung hat keinerlei Monopol auf das untere Ende der Vertrauenskurve.
Wir leben in einer Zeit, in der mehr Menschen anderen Menschen mißtrauen
als jemals zuvor. Man kann sich kaum mehr eine Gruppe der Gattung Homo
sapiens vorstellen, die nicht das Objekt angstvoller Verdächtigungen einer anderen
Gruppierung geworden ist. Nach landläufiger Ansicht gehören Berufe wie die folgenden
zu den kriminellen Klassen:
TV-Reparaturleute, die uns ständig betrügen, genauso wie Automechaniker. Ärzte,Händler, Kirchenleute und sogenannte »Experten« aller Art sind von einem beinaheschon sichtbaren, dunklen Smog des Mißtrauens umgeben. Wir wissen alle,daß man »Experten« mieten kann, die für jede Seite jeden Falles Zeugnis ablegenkönnen.Auch die Akademiker haben ihre eigenen Arten von Verschwörungstheorien, oderetwas ganz Ähnliches. Die zwei führenden Schulen der Kunst- und Kulturkritik, bekanntals Dekonstruktivismus und Postmodernismus, suchen und finden auchmeist tiefere Beweggründe in allen »Denkmodellen« oder »Geschichten« über dieSituation des Menschen, egal ob es sich bei dieser »Geschichte« nun um das Stückeines Genies wie Shakespeare oder eine TV-Sitcom handelt oder um einen Roman,Film oder Dokumentarfilm, eine Skulptur, die große Oper, ein Gemälde oder einenangeblichen »Fund« der Sozialwissenschaften, um ein etabliertes Gesetz in derWissenschaft der harten Fakten oder eine politische oder religiöse Überzeugung. DieDekonstruktivisten, die ihre skeptische Methode auf den schlechtesten und bestenTendenzen von Freud bis Buddha aufbauen, lassen einen mit dem Gefühl zurück, daßman keiner Kommunikation zutrauen kann zu sagen, was sie bedeutet oder zubedeuten, was sie sagt. Postmodernisten scheinen sich oft zu weigern, überhaupt zukommunizieren (ich sage das ohne Arglist, denn man hat mich selbst auch einenPostmodernisten genannt; R. A. Wilson). Wahrscheinlich sind Hunde die einzigenLeute, die dem Menschen noch trauen, aber mir ist aufgefallen, daß selbst mancheHunde in letzter Zeit ihre Zweifel haben.
Quele:
Das Lexikon der Verschwörungstheorien / Robert Anton Wilson.
ISBN 3-8218-1595-7
Titel der Originalausgabe: Everything is under Control.
Conspiracies, Cults, and Cover-ups
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