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Renaissance der Verschwörungstheorien - Eine Klassifizierung

192 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesellschaft, Verschwörungstheorien, Psiram ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Renaissance der Verschwörungstheorien - Eine Klassifizierung

12.10.2020 um 08:22
Zitat von 1.21Gigawatt1.21Gigawatt schrieb:Der Markt ist, wie so viele menschliche Systeme, durchfressen von Pathologien,
Eben. Wie kann man aber, wenn man das begriffen hat, weiterhin auf "Marktwirtschaft" setzen, in der sich früher oder später wieder mächtige und weniger mächtige Akteure herausbilden, die dann wieder von egoistischen und pathologischen Motiven getrieben werden?
Ich denke, das Konzept " globale Marktwirtschaft" ist nicht in der Lage, etwas zu "heilen" oder zu verhindern, was es selbst erst verursacht hat.
Wir brauchen etwas ganz anderes (und nein, keine Planwirtschaft).

Aber das wird nun OT, müssen wir hier nicht weiter ausführen.
Zitat von monstramonstra schrieb:Ich meine, die Verschwörungstheorien sind nicht trotz Neoliberalismus existent, sondern gerade deshalb. Und wie bei so vielen Dingen findet sich ja auch immer ein Körnchen Wahrheit darin: Das Gebaren der Pharmaindustrie, Merkels Ideologielosigkeit, Zuwanderungs- und Integrationsprobleme, Energiewende, Klimakatastrophe, US-Imperialismus, Herrschaft der Konzerne usw. - Nur ins Groteske verzerrt...
Genau! Das sich irgendwelche Leute zum Kinderfressen verabreden, ist natürlich Schwachsinn, aber das sich "Eliten" Netzwerke schaffen, um ihre Interessen durch zu setzen, dürfte ja wohl niemand mit klarem Verstand bestreiten.
Und denen können abstruse VT, die von deren wahren Absichten ablenken, ja eigentlich nur Recht sein. Wer sich mit deren "Kinderfresserei" oder "Chemtrailversprühung" beschäftigt, interessiert sich nicht für das, was sie in Wirklichkeit betreiben.


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Renaissance der Verschwörungstheorien - Eine Klassifizierung

12.10.2020 um 10:43
Irgendein Psychologe hat zu den Corona-Demos festgestellt, dass vor allem Menschen anfällig für Verschwörungsglaube sind, denen es am Gefühl der Selbstwirksamkeit mangelt. Das sind Menschen, die den Eindruck haben, sie könnten nichts mehr bewegen. Nicht in ihrem Leben und nichts in Politik und Gesellschaft. Es können vom Job frustrierte Lehrer, Polizisten oder Beamte sein, Rentner ohne Daseinsberechtigung, Arbeitssuchende, die auf ihre Bewerbungen nur Absagen bekommen, Wohlhabende, vom Konsum ausgelaugt, die nicht wissen wohin mit ihrem Geld, usw.

Ein wichtiger Aspekt beim Phänomen Verschwörungsglaube ist die Politik.

1990: Der Sozialismus ist tot. Der Kapitalismus hat gesiegt. Zwar haben sich die Menschen in der DDR und Osteuropa den kapitalistischen Wohlfahrtsstaat 1950 bis 1980 gewünscht. Doch den hat es nur so lange gegeben, so lange es die Systemkonkurrenz gab. Stattdessen werden diese Länder mit gnadenlosen Wettbewerb und Konkurrenz überrollt. Die alte Wirtschaft bricht zusammen. Treuhand, Bereinigungsgesetze, Arbeitslosigkeit, Korruption. Auch im Westen wird die öffentliche Daseinsvorsorge (Bahn, Post und Telekom) privatisiert.

1998: In vielen Ländern kommt die Sozialdemokratie an die Regierung. Eine Alternative, die es noch gibt. Getragen vom Wunsch nach mehr als dem "Tropfen sozialen Öls" und umweltgerechterem Wirtschaften einerseits und einer Modernisierung (Flexibilisierung, Effizienzsteigerung, Tempo) andererseits. Der Euro kommt, der digitale Kapitalismus steht in den Startlöchern, das Internet ist bereits ein wichtiges Kommunikationsmedium geworden. Fortschrittsglaube und Optimismus sind groß.

2001: 9/11, die Mutter aller Verschwörungen. Der Glaube an den "American Dream" gerät ins wanken. Zwar hat "nur" das Sicherheitssystem der USA versagt, mit "Kreuzzügen gegen den Terrorismus" wird versucht, der Verunsicherung eine andere Richtung zu geben. Zuvor hat es in der Ära Bill Clinton einen gewaltigen wirtschaftlichen Boom gegeben, der aber an der Mittelschicht vorbeigegangen war. Ein typisches Phänomen des Neoliberalismus.

2004: In den "neuen" sozialdemokratischen Regierungen haben sich die "Modernisierer" durchgesetzt. "Hartz IV" verdeutlicht: Der soziale Abstieg kann nun jeden treffen. Und wer dort gelandet ist, ist Müll, der nicht mehr gebraucht wird. Zugleich flächendeckende Privatisierung öffentlichen Eigentums: Autobahnen, Krankenhäuser, sozialer Wohnungsbau. Rechte und linke Parteien unterscheidet nicht mehr das "ob", sondern nur noch die Intensität des "wie". Absurderweise haben die SPD/Grüne radikalere Veränderungen durchgesetzt, als es CDU/FDP je gekonnt hätten. In der Folge sind breite Bevölkerungsschichten desillusioniert. Es gibt keine Wahl mehr, alle Parteien machen mehr oder weniger das Gleiche.

2008: Das neoliberale Wirtschaftswunderland ist abgebrannt. Der digitale Turbokapitalismus hat sich in die Pleite katapultiert. Der Euro wankt. Banken und Euro-Länder werden mit billigem Geld geflutet. Zugleich werden die Südeuropäer zu Gefangenen der neoliberalen Austeritätspolitik. Deutschland profitiert, aber vom Geld kommt bei den Menschen nichts an. In der Folge steigen die Immobilienpreise gewaltig an und allerorten bilden sich Blasen. Keine der etablierten Parteien sieht dazu Alternativen. Das Rad dreht sich weiter. Merkel hat schon lange vorher verstanden, dass es keine Sozialkürzungen mehr geben darf. Die "schwäbische Hausfrau" drückt sie lieber den Griechen aufs Auge.

2015: Eine neue Welle der Verunsicherung durch die "Flüchtlingskrise". Endlich kommt die Bedrohung von selbst und Nation nicht mehr durch Banken, Investmentfonds und internationale Konzerne, auch nicht durch die Chinesen, die uns so viele hübsche Dinge billig verkaufen, oder die organisierte Kriminalität. Nein, nun ist es wieder der Muslim, der geile junge Mann, der unsere blonden deutschen Mädchen missbraucht.

2016: Brexit, Trump, Ungarn, Polen, Brasilien. Der Irrsinn galoppiert. Weil die alten liberaldemokratischen, sozialdemokratischen und christdemokratischen Rezepte und Muster zerbröselt sind, suchen die Wähler ihr Heil in durchgeknallten Machos und Selbstdarstellern. Noch nie war das Maß an Irrationalität nach 1945 in der Politik so groß.

Und da wundern wir uns über Verschwörungstheorien???


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12.10.2020 um 11:21
Zitat von monstramonstra schrieb:Und da wundern wir uns über Verschwörungstheorien???
Eigentlich ja, die Aufklärung fordert ja die Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Eine Art Persilschein für die Verschwörungsspinner auszustellen nur weil die Welt halt kompliziert ist und mehr als Schwarzweissdenken benötigt, halte ich für verfehlt.

Wir hatten das ja schon mal als sich 80 Millionen Deutsche auf die Weltwirtschaftskrise rausgeredet haben.


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12.10.2020 um 11:46
Zitat von monstramonstra schrieb:Irgendein Psychologe hat zu den Corona-Demos festgestellt, dass vor allem Menschen anfällig für Verschwörungsglaube sind, denen es am Gefühl der Selbstwirksamkeit mangelt.
Ich kann das so nicht bestätigen, bis weit in die 2000er hinein hatte ich viele Bekannte in der Szene. Ein mangelndes Gefühl an Selbstwirksamkeit konnte ich da i.d.R. nicht erkennen, eher das Gegenteil.


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12.10.2020 um 11:50
Zitat von paxitopaxito schrieb:Ich kann das so nicht bestätigen
Bin da auch nicht ganz zufrieden mit.
Immerhin die aktuellen Protagonisten sind doch gerade sehr selbstwirksam und auch selbstbestimmt.
Vielleicht muss man zwischen Leit- und Folgeschafen unterscheiden.


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12.10.2020 um 14:39
Zitat von PergamonPergamon schrieb:Eine Art Persilschein für die Verschwörungsspinner auszustellen nur weil die Welt halt kompliziert ist und mehr als Schwarzweissdenken benötigt, halte ich für verfehlt.
Nun ja, das war nicht meine Absicht. Wie bei Straftaten auch gibt es eine individuelle Schuld bzw. Verantwortung. Aber das ist hier nicht das Thema, wenn wir über Ursachen und Gegenstrategien diskutieren wollen. Psychologische Erklärungen sind dabei sehr hilfreich.

Antisemitismus und Faschismus bedurften keiner Weltwirtschaftskrise, die Grundlagen dafür gab es schon seit dem 19. Jahrhundert. Ab 1929 gab es genug "Gläubige", die in der Lage waren, einer Mehrheit zu suggerieren, eine "nationale Revolution" würde das Deutsche Reich zu alter Stärke zurückführen.
Zitat von NemonNemon schrieb:Immerhin die aktuellen Protagonisten sind doch gerade sehr selbstwirksam und auch selbstbestimmt.
Vielleicht muss man zwischen Leit- und Folgeschafen unterscheiden.
Wer sich in die Reihen der Verschwörungsgläubigen einreiht, der erlebt eben wieder Selbstwirksamkeit. Erst recht, wenn man auf einer Bühne steht und redet.


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12.10.2020 um 14:55
Zitat von monstramonstra schrieb:Wer sich in die Reihen der Verschwörungsgläubigen einreiht, der erlebt eben wieder Selbstwirksamkeit. Erst recht, wenn man auf einer Bühne steht und redet.
Gut, wie gesagt: Man kann niemandem in den Kopf sehen.
Bei XN jedenfalls war es ja immer schon gegeben, das einschlägige Sendungsbewusstsein.


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12.10.2020 um 15:02
Zitat von monstramonstra schrieb:Wer sich in die Reihen der Verschwörungsgläubigen einreiht, der erlebt eben wieder Selbstwirksamkeit. Erst recht, wenn man auf einer Bühne steht und redet.
Das passt eben einfach nicht auf die Menschen die ich aus der Szene kenne. Es gibt da keinen Wechsel von mangelnder Selbstwirksamkeit aber Realist zu Selbstwirksamkeit aber Verschwörungstheoretiker. Oft sind die Leute, lange bevor sie Verschwörungstheoretiker werden, von ihrer Wirksamkeit auf die Welt in einem völlig übersteigertem Maß überzeugt.
Was es aber fast immer gibt, ist eine Form von Erweckungserlebnis.


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12.10.2020 um 15:04
Zitat von paxitopaxito schrieb:Oft sind die Leute, lange bevor sie Verschwörungstheoretiker werden, von ihrer Wirksamkeit auf die Welt in einem völlig übersteigertem Maß überzeugt.
Aha, interessant!
Also doch eine gemeinsame Auffälligkeit und innere Abhängigkeit davon. Wie sie deren Verlust oder Wiedererlangung graduell empfinden, ist von außen aber auch wieder schwer zu bewerten.


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12.10.2020 um 15:14
@Nemon
Das ist aber nicht bei allen der Fall. Bei den durchaus charismatischen Führungspersönlichkeiten allerdings fast durchgehend. Du nanntest das Leitschaf, einer Rhetorik der ich mich nicht abschließen will. Der VTler sehen andere ja ebenfalls gerne als Schafe an, Hildmann blökt darum immer wieder in Mikros. Es hilft beim Verständnis wenig, wenn man VTler pathologisieren will.


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12.10.2020 um 15:16
Zitat von paxitopaxito schrieb:Der VTler sehen andere ja ebenfalls gerne als Schafe an
Eben deshalb. :note: Wer rennt denn Leitschafen hinterher. Nicht ich, der ich angeblich ein Schlafschaf bin. Passt schon. Das ist auch keine Pathologisierung.


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12.10.2020 um 16:06
Zitat von NemonNemon schrieb:Wer rennt denn Leitschafen hinterher
So ein Unding. Ein Schaf, das schläft, kann nicht rennen. Alleine schon per Definition nicht.


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12.10.2020 um 16:14
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:So ein Unding. Ein Schaf, das schläft, kann nicht rennen. Alleine schon per Definition nicht.
Als müssen sie doch recht haben? :aluhut:
Wäre damit ja logisch ultimativ bewiesen.


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1.21Gigawatt Diskussionsleiter
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12.10.2020 um 17:31
Zitat von Vomü62Vomü62 schrieb:Eben. Wie kann man aber, wenn man das begriffen hat, weiterhin auf "Marktwirtschaft" setzen, in der sich früher oder später wieder mächtige und weniger mächtige Akteure herausbilden
Wenn du denkst, dass Marktwirtschaft automatisch diesen Effekt hat, dann liegst du falsch.

Marktwirtschaft als System ist dynamisch, erlaubt den Teilnehmern Freiheit, Entfaltung, Ausdruck über Produktion und Konsum.
Es ist das ideale Systeme für freiheitliche Gesellschaften.

Man muss sie nur im Zaum halten, was gar nicht so schwierig ist.
Nur haben wir eben durch die neoliberalen Reformen absichtlich unsere Kontrollmechanismen, um den Markt im Zaum zu halten, abgegeben.
Zitat von Vomü62Vomü62 schrieb:Wir brauchen etwas ganz anderes (und nein, keine Planwirtschaft).
Ich denke es gibt da nichts anderes. Das ist ein Spektrum zwischen Planwirtschaft und freier Marktwirtschaft.
Wir brauchen kein anderes System. Nur schlaue Regulierung und vernünftige Zielsetzungen und Prioritäten.
Zitat von Vomü62Vomü62 schrieb:aber das sich "Eliten" Netzwerke schaffen, um ihre Interessen durch zu setzen, dürfte ja wohl niemand mit klarem Verstand bestreiten.
Der Name dafür ist Lobbyismus.
Meiner Meinung nach beziehen sich Verschwörungstheorien in den seltensten Fällen auf Lobbyismus.
Zitat von monstramonstra schrieb:Und da wundern wir uns über Verschwörungstheorien???
Ich glaube tatsächlich, dass wir die Ursache für die gestiegene Verbreitung von Verschwörungstheorien nicht in sozio-ökonomischen Umständen finden, die Verschwörungsglauben evtl. begünstigen.

Viel mehr wurde unsere Kommunikation miteinander über die letzten 2 Jahrzehnte komplett revolutioniert.
Die Art und Weise, wie sich Informationen heutzutage verbreiten, wie sich Menschen informieren, wie Menschen kommunizieren, ist vollkommen anders als sie noch vor 20-30 Jahren war.

Wem innerhalb dieser Kommunikationsmedien Aufmerksamkeit zukommt hängt von Algoritmen, vorraussichtlichen Klickzahlen und vielen weiteren Faktoren ab, die Blödsinn begünstigen.

Knapp 90% der deutschen finden die Coronamaßnahmen ausreichen oder wünschen sich noch strengere.
Bei wenigen Themen herrscht in Deutschland eine solche Einigkeit.
Trotzdem richtet sich die nationale Aufmerksamkeit ständig auf die 10%, die das ohne rationale Argumente anders sehen.
Die Welt und die BILD widmen diesen hirnrissigen Minderheitspositionen ihre Frontpages und auch seriöse Medien fühlen sich immer dazu hingerissen diese Themen aufzugreifen.


Während Corona sind diese alternativen Sichtweisen nun allgegenwärtig.
Früher war das nicht so. 1969 hätte kein Medium es für vertretbar gehalten Leute einzuladen, die die Mondlandung leugneten.
Nach 2001 wurden die Verschwörungstheorien auch nie als ernsthafte alternative Sichtweisen präsentiert.


Soziale Medien, Klick- und Engagement getriebener Journalismus, gesteuerte Misinformation, politisch geförderte Polarisierung.
All das sind Gründe für steigende Relevanz von Verschwörungserzählungen im öffentlichen Diskurs.

Uns stehen da komplizierte Debatten über Meinungsfreiheit und Medienkompetenz und Finanzierungsmodelle im Journalismus bevor.
Letztendlich sind aber massive Änderugen in diesen Bereichen nötig, wenn wir einen konstruktiven, demokratischen, öffentlichen Diskursraum erhalten wollen.


Ich hab das vor 2 oder 3 Jahren mal ausgeführt in einem kleinen Text.
SpoilerDie Rolle des Diskurses in der Demokratie

Jürgen Habermas’ Sprachphilosophie setzt einige Grundannahmen voraus. Zunächst nimmt Habermas an, dass der Mensch ein vernunftbegabtes Wesen ist. Es ist theoretisch in der Lage Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und mit Hinblick auf seinen sozialen Kontext und seine eigenen Interessen kritisch einzuordnen. Darauf basieren seine weitere Annahmen. So argumentiert er, dass jede Kommunikation Geltungsansprüche mit sich bringt. Die einfache Tatsache, dass kommuniziert wird, impliziert eine grundlegende Anerkennung des Gegenüber. Der Austausch von Informationen setzt voraus, dass der jeweils andere als Vernunftbegabtes Wesen mit validen Positionen angesehen wird, wäre das nicht der Fall hätte eine Debatte erst gar keinen Sinn. Die von Habermas definierten Geltungsansprüche sind:



- Verständlichkeit, die Annahme, dass die vom Sender beabsichtigte Information auch wie vorgesehen beim Empfänger ankommt und verstanden wird.

- Wahrheit, die Annahme, dass das Gesagte mit der objektiven Welt überein stimmt.



- Wahrhaftigkeit, die Annahme, dass die Kommunikationsteilnehmer eine Ehrlichkeit an den Tag legen.



- Richtigkeit, die Annahme, dass ein grundlegender Werte- und Normenkonsens besteht über den sich Diskussionsteilnehmer im Klaren sind



Diese Geltungsansprüche gilt es über den Diskurs zu erfüllen bzw. zu klären.
Diese theoretischen Ansätze führte Habermas 1992 in „Faktizität und Geltung“ am praktischen Beispiel des Staates aus und beschreibt hier sein Konzept einer deliberativen Demokratie. (Becker, M. 2007)
In dieser treffen im öffentlichen Diskurs freie und ehrliche Ansichten bzw. Argumente aufeinander, die sich auf Basis eines bestimmten und bekannten Wertekonsens, aneinander abarbeiten. Der Zugang zu diesem Prozess steht jedem offen und ist frei von Zwängen und sonstigen Einschränkungen. Möglichst zahlreiche Beteiligung von Mitgliedern der Gesellschaft, Bürger und Institutionen, ist wünschenswert und wird gefördert und darüber hinaus sollen Positionen von Mitgliedern, die ihre Ansichten nicht selbst einbringen können, rekonstruiert werden um auch berücksichtigen werden zu können.
Dieser Diskurs findet in der Öffentlichkeit statt und bildet sie ab, er soll in einem Rahmen ablaufen, der es ermöglicht den Konsens wachsen zu lassen und Dissens in der Debatte über Argumente aufzulösen. Habermas prägt hier die Phrase des „zwanglosen Zwangs des besseren Arguments.“
Mit steigender Diversität in den sogenannten „westlichen“ Demokratien und mit einer stetig steigenden Informationsbasis, die Positionen informiert, wird dieser Prozess des Diskurses immer wichtiger, da er die Kraft besitzt politische Kurse zu legitimieren. Stärker noch als Wahlen und Mehrheiten legitimieren, hat diese Art der Willensbildung die Möglichkeit zu Überzeugen und zwischen Perspektiven zu vermitteln. (Rosenberg, S., 2019, S.8)

Habermas’ Ausführungen beschreiben eine Idealsituation, die praktisch nie erreicht wird, aber dennoch angestrebt werden sollte.. Einer der zentralen Gründe warum dieses Ideal nicht erreicht wird, sind die verzerrenden Einflüsse von Machtstrukturen, die dazu führen, dass Akteure sich im Diskurs nicht auf Augenhöhe begegnen und ihre Positionen entsprechend unterschiedlich gewichtet werden bzw. verschieden große Reichweite haben.


Social Media und der Nutzer als Produkt

Als Soziales Netzwerk ist Facebook zwar eine öffentliche Plattform, aber letztendlich auch ein privatwirtschaftliches Produkt. Das zugrundeliegen Geschäftsmodell ist allerdings nicht der Verkauf oder eine sonstige Monetarisierung dieses Produktes - die Nutzung ist kostenfrei - sondern vielmehr das Ansammeln und kommerzielle Nutzen der Nutzerdaten. Dazu zählen auch jegliche Kommunikationen, die auf der Plattform statt finden - der Nutzer wird zum eigentlichen Produkt. Je eifriger die Social Media Plattform genutzt wird, umso umfassender sind hinterlassene Informationen, die dann wiederum einen Wert darstellen. Der britische Mathematiker Clive Humby behauptete 2006 im Zuge einer Promotion seiner Konsumentendatenanalysefirma Dunnhumby: „Daten sind das neue Öl. Sie sind wertvoll, aber können ohne Aufbereitung nicht genutzt werden. Öl muss verarbeitet werden [...] und genauso müssen Daten verarbeitet und analysiert werden um einen Wert zu haben.“ (Haupt, M. 2016)

Auch wenn dieser Vergleich von persönlichen Daten und einer Natur-Resource umstritten ist, dient er zumindest dazu den Wert von Daten zu betonen und den Umstand, dass der Wert erst dann entsteht, wenn die Daten angemessen aufbereitet und in Kontext gesetzt wurden um sie gewinnbringend nutzbar zu machen.

Die Nutzung findet in erster Linie im Kontext von Werbung statt. Datenmassen werden analysiert um Nutzerprofile zu erstellen, die anschließend einen effektiveren und zielgerichteteren „Beschuss“ der Nutzer mit Werbeinhalten ermöglichen. Aus Sicht der Betreiber ist eine Social Media Platform also ein Weg um Daten über Menschen zu sammeln um sie gezielter mit Werbenachrichten ansprechen zu können. Aus der Perspektive des Nutzers hingegen sind Social Media Plattformen ein Ort an dem soziale Kommunikation stattfindet, an dem ein Selbstbild für eine gefühlte Öffentlichkeit projiziert wird und an dem Information konsumiert wird. Genau wie das analoge soziale Umfeld hat Social Media seine eigenen Formen von sozialen Feedback Mechanismen(z.b Likes) und es konfrontiert Menschen über soziale Interaktionen mit Werten und Normen. Social Media sozialisiert also, allerdings findet das alles in einem technischen Rahmen statt, der diesen Sozialisationsprozess einem gewissen Bias unterwirf: Algorithmen bestimmen was gesehen wird. Im Grunde genommen passt sich das soziale Feedback Schrittweise dem Nutzer an, denn Kommunikation mit anderen Nutzer die zu einem positivem „Engagement“ führt wird gefördert. Der Nutzer schafft sich, durch eigenes Handeln und durch zutun von Algorithmen, seinen eigenen Diskursraum, der ihn mit positivem sozialen Reinforcement versorgt, egal welche Art von Kommunikation ausgesendet wird. Es entsteht eine sogenannte „Bubble“ und innerhalb dieser Bubble ist der Diskurs absolut individuell. Der Informationsmix, der gesehen wird ist persönlich angepasst, je reger das Nutzungsverhalten umso individueller die Anpassung der Inhalte.

Diese Umstände machen die Social Media Plattform zu einer besonderen Art von Blackbox in der große Teile des gesellschaftlichen Diskurses heute stattfinden.
Ihre zentralen Eigenschaften sind die Uneinsehbarkeit und die fehlende Reflexion und Archivierung, aus öffentlicher Perspektive, im Gegenzug dazu allerdings die die absolute transparenz und konstruktive Aufbereitung(Inbezugsetzung mit Metadaten) jeglicher Kommunikation, aus Sicht des Plattform Betreibers. Eine weitere zentrale Eigenschaft ist der Umstand, dass in Form von personalisierter Werbung ein Zusätzlicher potentieller Diskursteilnehmer vorhanden ist, der insofern einzigartig ist, als das er klassische Diskursteilnehmer individuell ansprechen kann, während er für andere unsichtbar bleibt, was zur Folge hat, dass sein Input keiner kritische Betrachtung durch eine Allgemeinheit unterzogen wird. Hinzu kommt, dass er in einer speziellen Machtposition zu den anderen Teilnehmern steht, da er auf einen massiven Informationsschatz zurückgreift.

Ob man Werbeschaltungen als Diskursteilnehmer definieren kann ist sicherlich fragwürdig,

allerdings basiert öffentlicher Diskurs in unserer heutigen Informationsgesellschaft so sehr auf eben

dieser Namensgebenden Information, dass personalisierte Werbung bzw. personalisierter Content, ebenso wie Medienanstalten und ähnliche Institutionen, meiner Meinung nach, eine wichtige Rolle in der öffentlichen Debatte spielen und durchaus als Diskursteilnehmer angesehen werden sollten.



Die Konsequenzen für die Demokratie

Eine Demokratie steht und fällt mit ihren Bürgern. Seit Anbeginn demokratischer Institutionen thematisieren demokratische Theoretiker Bedenken hinsichtlicher der Eignung der Bürger für die Verantwortung, die ihnen in solchen Systemen zu kommt. Bereits im 19. Jahrhundert erkannten einige, dass die breite Bevölkerung ein Bildungs- und Informationsdefizit hat, dass sie daran hindert politische Probleme in ihrer Komplexität zu verstehen und entsprechende Positionen einzunehmen. Damals wurden Bildung und Redefreiheit als Lösungsansätze für dieses Problem suggeriert. Ob diese Ansätze in ausreichendem Maße funktioniert haben ist Kern vieler Debatten.

So argumentierten Schopenhauer und Arendt, im Kontext des 2. Weltkrieges, das viele Bürger schlicht nicht die kognitiven Fähigkeiten hätten, die in einer Demokratie nötig wären. Sie seien gedankenlos, unsicher und ängstlich und damit anfällig für Populisten und Demagogen und autoritäre Rhetorik.(Rosenberg, S, 2019, S. 19) Trotz negativen Einschätzungen wie diesen hat die Demokratie seit dem 2. Weltkrieg eine Art Erfolgswelle erlebt und seit 2002 sind die Mehrheit aller Länder auf der Welt zumindest demokratisch verfasst. (ourworldindata: Number of Democracies) Fest steht allerdings, dass Demokratie der Bevölkerung einiges abverlangt und in großem Maße von der Beschaffenheit des öffentlichen Diskurses abhängt, ebenso wie von dem Fluss und der Qualität von Information in der Gesellschaft.

Gerade die letzten Jahren, in denen ein internationaler Anstieg von rechtem Populismus deutlich wurde, zeigen auf wie fragil der Ansatz Demokratie nach wie vor ist.
Fragt man Politikwissenschaftler und Soziologen nach den Ursachen für den Erfolg von rechtem Populismus, gerade jetzt, so hört man von ökonomischem Niedergang, wachsender Ungleichheit und demographischem Wandel. All diese Faktoren spielen sicherlich ihre Rolle, wenn es darum geht Trends bei den grundlegende politischen Einstellungen der Bürger nachzuvollziehen. Sie bilden aber vor allen Dingen die Angriffspunkte für Demagogen, die mit den Sozialen Medien einen disruptiven neuen Nährboden für ihre Propaganda haben, der ihnen oben genannte ungeahnte neue Möglichkeiten bietet. Gleichzeitig hinken rechtliche Rahmenbedingungen hinterher, denn die sind nicht an die Realitäten der neuen Kommunikationsräume und Wege angepasst und sie erfassen längst nicht alle Arten auf die hier Missbrauch stattfinden kann.

Letztendlich geht es um nicht weniger als die Funktionsfähigkeit liberaler Demokratien, die auf einen freien und einsehbaren öffentlichen Diskurs angewiesen sind und für die ein verdeckter Fluss von massenhafter höchstpersonalisierter Missinformationen eine existentielle Bedrohung darstellt.



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Renaissance der Verschwörungstheorien - Eine Klassifizierung

12.10.2020 um 18:33
Zitat von 1.21Gigawatt1.21Gigawatt schrieb:dann liegst du falsch.
Glaube ich nicht.
Zitat von 1.21Gigawatt1.21Gigawatt schrieb:Marktwirtschaft als System ist dynamisch, erlaubt den Teilnehmern Freiheit, Entfaltung, Ausdruck über Produktion und Konsum.
Und erlaubt es Einzelnen, Geld und damit Macht an zu häufen. Es sei denn, man reguliert sie so, das das nicht passieren kann. Aber dann dürfte es wohl keine mehr sein.

Aber lassen wir das, ist auch wieder OT. Ich will Dir Deinen Glauben an MW und liberale Demokratie nicht nehmen.
M.M. nach haben beide versagt.


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1.21Gigawatt Diskussionsleiter
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12.10.2020 um 18:43
Zitat von Vomü62Vomü62 schrieb:Glaube ich nicht.
Wie erklärst du dir dann die Zeit zwischen dem New Deal und 1980?
Zitat von Vomü62Vomü62 schrieb:Und erlaubt es Einzelnen, Geld und damit Macht an zu häufen. Es sei denn, man reguliert sie so, das das nicht passieren kann. Aber dann dürfte es wohl keine mehr sein.
Wieso sollte es keine Marktwirtschaft mehr sein, wenn Vermögen effektiv besteuert werden?
Zitat von Vomü62Vomü62 schrieb:Aber lassen wir das, ist auch wieder OT. Ich will Dir Deinen Glauben an MW und liberale Demokratie nicht nehmen.
M.M. nach haben beide versagt.
Ich denke du verwechselst Marktwirtschaft und liberale Demokratie mit dem Neoliberalen Status Quo, den wir seit 40 Jahren haben.


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12.10.2020 um 19:11
Zitat von 1.21Gigawatt1.21Gigawatt schrieb:Marktwirtschaft als System ist dynamisch, erlaubt den Teilnehmern Freiheit, Entfaltung, Ausdruck über Produktion und Konsum.
Es ist das ideale Systeme für freiheitliche Gesellschaften.
In der Tat. Der Sozialismus/Kommunismus marxistisch-leninistischer Prägung scheiterte an seiner Unfreiheit und fehlender Demokratie. Man hatte die "Diktatur des Proletariats" mit der "Diktatur der Partei" verwechselt.
Zitat von 1.21Gigawatt1.21Gigawatt schrieb:Wir brauchen kein anderes System. Nur schlaue Regulierung und vernünftige Zielsetzungen und Prioritäten.
Richtig. Der Markt ist kein Naturzustand. Wer den Dingen einfach ihren freien Lauf lässt (wie das neoliberale Ideal), der schafft Marktversagen. Doch Märkte brauchen einen Marktveranstalter. Schon im Mittelalter war das der Fürst oder der Magistrat, der sagte: "Jeden Samstag von 9 bis 16 Uhr ist Markt." Und dann wurde kontrolliert, ob die Maße und Gewichte nicht getürkt waren oder miese Ware angeboten wurde. Heute ist der Marktveranstalter der Staat. Markt, Eigentum und Freiheit sind staatliche Leistungen. Sie sind nicht gegen den Staat zu gewährleisten, sondern nur mit ihm.
Zitat von 1.21Gigawatt1.21Gigawatt schrieb:Viel mehr wurde unsere Kommunikation miteinander über die letzten 2 Jahrzehnte komplett revolutioniert. Die Art und Weise, wie sich Informationen heutzutage verbreiten, wie sich Menschen informieren, wie Menschen kommunizieren, ist vollkommen anders als sie noch vor 20-30 Jahren war.
Das trifft natürlich zu, dass diese Renaissance sehr stark mit dem Internet, den digitalen Medien, der Krise der klassischen Zeitungen, fehlenden Verdienstmöglichkeiten für Journalisten, den "sozialen Medien" mit ihrer Blasenbildung und permanenten Selbstreferenz und der rasenden Geschwindigkeit, mit der sich Neuigkeiten verbreiten, verbunden ist. Da es aber eben auch Verschwörungsglauben im 19. und 20. Jahrhundert auch ohne Internet gegeben hat, ist das nicht einzige Ursache. Solche Dinge sind ja immer multikausal. Ich habe die politische Seite beleuchtet.
Zitat von 1.21Gigawatt1.21Gigawatt schrieb:1969 hätte kein Medium es für vertretbar gehalten Leute einzuladen, die die Mondlandung leugneten.
Nach 2001 wurden die Verschwörungstheorien auch nie als ernsthafte alternative Sichtweisen präsentiert.
Corona und der Umgang mit "alternativen Sichtweisen" in den etablierten Medien sind mit der Mondlandung nicht so leicht vereinbar. Das liegt weniger an den Medien denn am "Nichtwissen" der Wissenschaft und deren Unsicherheiten bei der Bewertung von Maßnahmen, Ausbreitung und Gefährlichkeit. Und in diesen Raum fehlender Erkenntnis und widerstreitender wissenschaftlicher Ansichten sind die Verschörungsgläubigen vorgestoßen.

Zugleich gibt es Gestalten wie Streeck oder Kekule, die vermutlich keine Verschwörungsgläubigen sind, die aber gemerkt haben, dass sie viel mehr Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie gegen den Strom schwimmen und Zweifel pointiert postulieren. Dass sie somit zu Kronzeugen der "Skeptiker" wurden, das haben sie für ihren Narzissmus in Kauf genommen. Gleiches gilt auch für eine Reihe von Politikern.


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12.10.2020 um 19:12
@paxito
Zitat von paxitopaxito schrieb:Oft sind die Leute, lange bevor sie Verschwörungstheoretiker werden, von ihrer Wirksamkeit auf die Welt in einem völlig übersteigertem Maß überzeugt.
Warum sollte man eine Verschwörung unterstellen, wenn man der Ansicht wäre eine hohe Wirksamkeit zu haben? Verschwörungstheorien sind doch dazu da einen scheinbaren Grund zu liefern, warum man diese Wirksamkeit nicht haben könne. Denn die Verschwörer verhindern, dass "das Volk" Einfluss auf Politik, Wissenschaft oder Medien nehmen könnte. Wer was dagegen sagt würde Mundtot gemacht und als "Verschwörungstheoretiker" abgestempelt. Das klingt für mich nach dem genauen Gegenteil von Selbstwirksamkeit. Zumindest in den Bereichen der Verschwörungstheorie betreffend. Verwechselst du das vielleicht mit Selbstbewusstsein?


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12.10.2020 um 20:20
@SpaceDemon
Ich spreche da nur von einem bestimmten Typ des VTlers, den charismatischen Führungspersönlichkeiten. Die hatten durchaus gesellschaftlichen Erfolg, einer hatte eine alternative Zeitung gegründet, ein anderer eine Art linkes Wohnprojekt aufgebaut. Sie hatten ein hohes Selbst- und Sendungsbewusstsein und sahen ihre Tätigkeiten meist als weltverändernd an.
Und das wie gesagt meist vor der Hinwendung zur Verschwörungstheorie. Attila Hildmann oder X. Naidoo hätten da bestens reingepasst.
Es gab auch den Typ "gescheiterter Wissenschaftler/Techniker" auf den deine Beschreibung passen würde, meist von anderen dann zu verkannten Genies hochstilisiert. Aber davon kenne ich vielleicht eine handvoll persönlich.
Zitat von SpaceDemonSpaceDemon schrieb:Verschwörungstheorien sind doch dazu da einen scheinbaren Grund zu liefern, warum man diese Wirksamkeit nicht haben könne
Ich wäre immer sehr vorsichtig den Verschwörungstheorien im Ganzen einen bestimmten Zweck oder Grund zu unterstellen, man macht es sich damit sehr einfach. Die meisten Parallelen bestehen für mich zur Religion, genauer zu Sekten.


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12.10.2020 um 20:41
@paxito
Zitat von paxitopaxito schrieb:Ich spreche da nur von einem bestimmten Typ des VTlers, den charismatischen Führungspersönlichkeiten.
Selbst die haben irgendwo wo das Gefühl, wenig Kontrolle zu haben. Trump würde nicht die Briefwahl mit Wahlbetrug in Zusammenhang bringen, wenn er es nicht für möglich halten würde zu verlieren. Er würde nicht gegen Medien wettern, wenn er die Möglichkeit sähe sie irgendwie kontrollieren zu können. Womöglich treffen sie solche Situationen sogar umso mehr, wenn sie sonst meinen die Kontrolle zu besitzen. Außerdem werden sie sowas nach Außen umso ungerner zugeben.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Ich wäre immer sehr vorsichtig den Verschwörungstheorien im Ganzen einen bestimmten Zweck oder Grund zu unterstellen, man macht es sich damit sehr einfach.
Man wird wohl kaum eine Verschwörung wittern, wenn man meint die volle Kontrolle zu haben. Außer vielleicht jemand hält die Verschwörer für absolut inkompetent.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Die meisten Parallelen bestehen für mich zur Religion, genauer zu Sekten
Ja. Die Parallelen gibt es.


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