@perttivalkonen perttivalkonen schrieb:Aha, Theologen sind Täuscher. Sie verpassen Anstriche, um nicht so viele Schäfchen auf einmal zu verlieren. Eigentlich wissen sie ja, daß ihr Glaube falsch ist, deswegen täuschen sie ja mit den Anstrichen. Junge, Du hast noch viel Arbeit vor Dir, viele Vorurteile abzubauen.
Wo habe ich denn geschrieben, Theologen seien Täuscher? In der Theologie gibt es genauso Strömungen wie in anderen Wissenschaften. Da gibt es die traditionellen Evangelikalen, genauso wie liberale Theologen, und alle betreiben sie Bibelforschung nach unterschiedlichen Gesichtspunkten. Während erstgenannten die Bibel untersuchen, um möglichst stichhalte Argumente dafür zu finden, dass dieses Buch ein Tatsachenbericht ist und wörtklich zu nehmen sei, gibt es auf der anderen Seite die
Wikipedia: Liberale Theologie . Dann gab es schon Anfang letzten Jahrhunderts Radikalkritiker innerhalb der christlichen Kirchen
https://www.google.de/search?q=Radikalkritik&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a , weiterhin andersrum auch noch traditionellere Strömungen als die Evangelikale. Dann gibt es noch das Kirchendogma, aber auch das ändert sich ja mit der Zeit. So z.B. mit der Anerkennung der Evolutionstheorie. Das hat auch nichts mit Täuschung zu tun, sondern mit Forschung und Interpretation der Schrift.
Die Theologie ist genau wie jede andere Wissenschaft ein Konglomerat aus verschiedenen Strömungen. Äußert sich auch darin, wenn man in den Nachrichten hört, jener Bischof und dieser Kardinal gehören der und der Gruppe (traditionell/liberal usw.) innerhalb der Kirche an. Oder wo der Priester der einen Stadtkirche einer traditionellen Strömung anhängen kann, während der Pastor der Kirche am anderen Ende der Stadt ein liberaler Theologe ist. Hab ich selbst schon erlebt. Vor einigen Jahren ging ein Pastor unseres Stadtteils in Rente, er war einer der alten Schule und hielt z.B. von Ökumene nicht viel. Im Gegensatz dazu sein Nachfolger, der die Annäherung der Konfessionen als sehr wichtig erachtete, da laut ihm die Gemeinsamkeiten die Unterschiede bei weitem überwögen. Seine Worte. Das hat nichts mit Täuschung zu tun, was ich oben schrieb, denke du hast es mißinterpetiert. Eher was mit Zeitgemäß/ unzeitgemäß und den verschiedenen Interpretationen der kirchlichen Lehre.
Es tut mir Leid, wenn du auf dieses Thema empfindlich reagierst, und es liegt mir fern, gläubige Christen, wie du einer zu sein scheinst, irgendwie als naive Kauze darzustellen. Ich schrieb doch, sehr viele Menschen sind heute auf der Suche nach einem "eigenen" Gott, bzw. konstruieren sich ihren "Glauben" selber. Ist doch egal, wo sie ihn suchen und ob sie sich selber ein Glaubensgebilde schaffen oder eine für sich glaubenswürdige Entität in einer der etablierten Religionen finden.
Ich habe nirgendwo gesagt, dass es keine gläubigen Christen/Moslems/Juden usw. mehr gibt. Denn bei welcher Religion (Nenne wir mal die menschliche spirituelle Denke so, egal ob große Kirche, kleine Glaubensgemeinschaft, oder was der einzelne glaubt) der Mensch sich letztendlich seinen Halt sucht oder sich Antworten auf Fragen erhofft, die die Naturwissenschaft ihm nicht liefern kann, ist doch letztendlich egal. Man muss aber Trennen zwischen (Kirchen-)Gott als allgemeingültigem Mechanismus zur Erklärung wissenschaftlicher Phänomene (z.B. der Welterschaffung), und der Glaubensebene, auf der der Mensch philosophische Fragen zu beantworten oder sich selbst Hoffung zu machen versucht. Die Verheißung eines Lebens nach dem Tod z.B., oder auch die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Das hier:
perttivalkonen schrieb:Aber Gott wegen Wissenschaft und Erkenntnis verlieren, das ist das Märchen der Dummen, der Nichtnachdenker, der Sichselbsttäuscher, die auf das Märchen von der Aufklärung hereingefallen sind.
halte ich übrigens für nicht so abwegig, wie du vielleicht glaubst.
Soll vorgekommen sein, dass Kinder in der Grundschule und in Teenagerjahren stark mit EINER (s.o. ) kirchlichen Lehre in Berührung kamen, und im Laufe ihres Bildungswegs für sich selbst festgestellt haben, dass es dann wohl doch recht unwahrscheinlich ist, z.B. in die Hölle zu kommen, wenn man sich nicht an die zehn Gebote hält
;) Damit stimme ich dir in Teilen zu, wenn du sagst,
perttivalkonen schrieb:Wer hingegen seinen Glauben verliert, obwohl ihm dieser Glauben bis dahin etwas bedeutet hat, der verliert den Glauben nicht, weil der Blitz naturwissenschaftlich erklärbar ist, sondern weil ihm das sinnstiftende Moment des Glaubens abhanden kommt
Denke aber es ist beides, nicht deine und nicht meine Meinung allein.
Denn der sinnstiftende Moment kann ebenso gut abhanden kommen, wenn man feststellt, dass man die kirchliche Lehre nicht mit seinem (naturwissenschaftlichen) Wissen in Einklang bringen kann und diese Lehre vielleicht auf einmal für unzeitgemäß hält. Vielleicht mögen die heutigen Möglichkeiten, sich die Welt zu erklären, nicht alleiniger, aber ein weiterer Auslöser dafür sein, sich von den Kirchen abzuwenden und seinen Halt woanders zu suchen. Denke diese Formulierung trifft eher zu. Ebenso gut mag jemand "Glauben" und "Wissen" fürs sich selbst sehr gut auseinanderhalten können, für denjenigen ergibt sich dann kein Konflikt, zwischen dem, was er in der Schule/Uni lernt und was einen einem ein Geistlicher erzählt. Gerne weiter per PN, finde dieses Thema sehr interessant.