Optimist schrieb:Was spricht gegen die Übersetzung "Freitag (15. Nisan) des Passahfestes"?
Du kennst die Monatsnamen, gell? Die alten Südgermanen, noch die Menschen althochdeutsche Zunge, hatten aber andere Monatsbezeichnungen. Der Mai zum Beispiel hieß wunimanoth, neuhochdeutsch: Wonnemonat. Im 19. Jh, ja bis ins 20. hinein gab es Bestrebungen, die deutschen Monatsbezeichnungen wieder zu aktivieren. Mai wäre also "Wonnemonat". Jeder, der Wonnemonat hört oder liest, denkt sofort an den Monat, den wir Mai nennen.
Nun erzählt einer: "Unsere Flitterwochen, vier Wochen in XY, das war ein Wonnemonat!". Wieso sollte man das mit "das war ein Mai" übersetzen? Gemeint ist "ein Monat der Wonne", also genau das, was die Aussage der Vokabel ist. Das ist und bleibt die Grundbedeutung der beiden Terme des (zusammengesetzten =) Kompositums. "Mai" ist nur die Hauptbedeutung von "Wonnemonat", aber nicht die einzige, ausschließliche. Also mußt Du auf den Kontext achten, um herauszufinden, ob nun "Mai" gemeint ist oder "Monat der Wonne".
Und das selbe ist mit "paraskeuê tou pas'cha", "Vorbereitung(stag) des Passah(festes)". Es gibt keinen "Freitag des Passah", den gibt es schlicht nicht, weil Passah mit jedem Wochentag anfangen und enden kann, und kein "Freitag innerhalb des oder kurz vor dem Passah" eine bestimmte Bedeutung hätte.
Aber "Freitag vor Pfingsten" oder "Freitag nach Himmelfahrt", ja, das ist ein fixer, konkreter Tag, der eine wird oft als Start eines Kurzurlaubs genutzt, der andere als Brückentag genommen, für ein verlängertes Wochenende mit minimalem Aufwand an Urlaubstagen. Da ergibt es einen Sinn, von einem "Freitag des XY" o.ä. zu sprechen. Aber "Freitag des Passah" ist kein fixer Tag des Passahfestes, er hat keine fixe Bedeutung wie Gründonnerstag, Karfreitang, Ostersonntag im Osterfestzusammenhang. Gibt auch keinen "Freitag des Weihnachtsfestes, selbst wenn einer der Tage vom 24.-26. Dezember ein Freitag ist.
Nein, "paraskeuê" ist schon besser mit "Rüsttag" übersetzt. OK, heute wäre "Vortag" vielleicht sinniger.
Frag einfach mal, wieso Johannes an der Stelle überhaupt den "Rüsttag des Passah" anspricht, auf diesen verweist. Wird damit etwas ausgesagt?
Gut zu sehen die anderen beiden Stellen in Johannes19, wo nochmals von Rüsttag die Rede ist, diesmal im Sinne von Sabbat-Vortag, also Freitag:
V.31: Die Juden nun baten den Pilatus, damit die Leiber nicht am Sabbat am Kreuz blieben, weil es Rüsttag war
V.42: Dorthin nun legten sie Jesus, wegen des Rüsttags der Juden, weil die Gruft nahe war.
Da am Sabbat kein Toter hängen sollte, und da am Sabbat keine Arbeit wie Grablege geleistet werden sollte, ist der Verweis auf den besonderen Tag jetzt - und gleich! - sinnvoll, die Erwähnung erklärt die Ereignisse.
Wie aber soll "Rüsttag des Passah" die Ereignisse um V.14 herum erklären?
Von 18,18 bis 19,12 versucht Pilatus laut Johannes mehrfach, Jesus freizugeben oder es mit einer Geißelungsstrafe erledigt sein zu lassen, doch erfolglos. Ab 19,15 hingegen übergibt Pilatus Jesus der Hinrichtung am Kreuz. Und genau dazwischen heißt es "Es ist der Rüsttag des Passah". Und zwar ausdrücklich später Vormittag, gleich Mittag. Was aber passiert in den nächsten Stunden? Die einzige Erklärung, für die "Rüsttag des Passah" geeignet sein kann an dieser Stelle: Es ist Vortag des Passah, das Passahopfer wird gleich dargebracht.
Wenn Du also "übersetzen" willst, dann "Es ist der
14. Nisan mittags (, und nebenbei ist es Freitag)". Aber das in Klammern kannst Du weglassen, das ist hier nicht erheblich, das wird denn auch in den Versen 31 und 42 vorgebracht, wo genau diese Info dann erheblich ist.